Ein Storch wollt' einen Frosch verschlingen;
»Ach, schone meiner«, sagte der,
»Was treibt dich an? Wo rührt es her,
Dass du mich jetzt suchst umzubringen?
Ich tat dir ja nie was zuleid,
Drum denk doch an die Billigkeit.«
»Ja,« sprach der Storch, »ich muss gestehen,
Du hast mir nichts zuleid getan;
Allein, mich kommt der Hunger an,
Der soll mir nun durch dich vergehen?
Warum verzehrst du denn die Schnecken;
Warum schluckst du die Mücken ein,
Die dir doch nie zuwider sein?«
Hier blieb dem Frosch die Rede stecken,
An diesen Einwurf dacht' er nicht;
Doch konnt' er nichts dagegen sagen.
Drauf schlang ihn, als ein gut' Gericht,
Der Storch in seinen leeren Magen.
Dies ist in die Natur gegeben
Und jederzeit der Welt ihr Lauf,
Der eine muss vom andern leben,
Der Größre frisst den Kleinern auf.
Wer nicht die Macht hat, sich zu wehren,
Der lass' sich mit Geduld verzehren.
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