Samstag, 4. August 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
   Teil 10 - 203
  Märchenerzähler im Olymp

Noch niemals hatte es bis eben
Solch einen Beifallssturm gegeben.
Hochrufe wurden ausgebracht,
Ja Geschenke gar gemacht.
Ein paar Seelen, feurig kühne,
Warfen ihr Rosen auf die Bühne.
"Lang soll sie leben" rief Achill.
Die alte Dame saß ganz still
Oben vor dem Rednerpult
Und nahm entgegen all die Huld
Die ihr das Seelen-Publikum
Darbracht' im Elysium.
Müde griff sie zum Mikrophon.
"Ich wusste es auf Kreta schon
Wohin mich Zeus dereinst als Stier
Auf seinem Rücken hat gebracht,
Dass ich letztendlich einmal hier
Enden werde. Doch nun gebt Acht
Was ich euch noch zu sagen habe.
Ich sah heut Nacht am eignen Grabe
Mich in meinem Traume steh'n.
Gar Schreckliches musst ich da seh'n.
Wo Achill und Hektor stritten,
Von Ilion am Hellespont
Läuft durch Europa in der Mitten
Bis nach Murmansk eine Front
Die unser großes Land halbiert
Und Reiche von Armen isoliert.
Phryger und Lydier streiten sich
(Türken und Griechen)
Mit Achäern; es ist fürchterlich.
Und die Ilyrer und Epeier
(Serben und Kroatan)
Wüten im Westen. Wie die Geier
Hacken sie aufeinander ein.
Als würden sie besessen sein,
Bringen sie, was sind sie dumm,
Die eig'nen Nachbarn sogar um.
Die Chaonier haben's schwer.
(Albanier)
Sie springen zu Tausenden ins Meer
Und schwimmen nach Brudisium.
(Südliches Italien)
Hunderte kommen täglich um.
In Troja, wo ihr euch geschlagen
Einst habt ist heut der Hund begraben.
Karer und Myser ziehen von dort
(Bewohner von Kleinasien)
In Massen nach Nordwesten fort.
Die ganze Troas liegt verwaist.
Die Helden sind all abgereist.
In Kreuzberg zählt man heut schon mehr
Als östlich vom Ägäis-Meer.
Die Städte der Troas sind verlassen.
Ich konnte es erst gar nicht fassen,
Zeleia, Pedaion, Apaisos
(Ilias 2/824; 13/172; 2/828;)
Perkote und selbst Pergamos,
(lias, 2/835; 6/30; 11/229; 15/548;
4/508; 5/446, 460; 6/512; 7/21;)
Glaubt mir, ich will euch nicht verunken,
Sind für alle Zeit versunken.
In Ilion ist nichts mehr los.
Der Hügel Hissarlik liegt bloß.
In Lykien, in der Aleischen Flur
(Ilias 6/202; Ebene in Lylien)
Sah ich deutsche Touristen nur.
Sie lagen nackt am Strand in Wonne
Und räkelten sich in der Sonne.
Ich sage euch, die Deutschen die,
Sind komisch alle irgendwie.
Sie wollen unserm Volk erklären,
Dass, falls sie kein Geld uns leihen
Bankrott wir Griechen alle wären
Und zu retten nicht mehr seien.
Ihre Kanzlerin, auch das ist wahr,
Sagt über mein großes Reich sogar
Welchem ich den Namen gab
Dass es mit uns geht bergab
Und Europa niemals - - --"
Hätt' Minos seine Mutter nicht
Gestoppt in ihrem Traumbericht
Und sie an seine Hand genommen,
Um sie an ihren Platz zu bringen,
Wär' manches noch ans Licht gekommen
Das besser wir hier überspringen.

Rhadamanthys, Minos Bruder,
Übernahm sogleich das Ruder.
"Eurydamas" rief er laut;
(Ilias 5/149; Traumdeuter in Troja; Vater des Abas)
"Du bist, wie es notiert hier steht,
Der nächste nach dem Alphabet.

Der Traumdeuter nicht grad erbaut
Darüber stieg aufs Podium.
"Sehr verehrtes Publikum"
Begann er noch ziemlich müd' zu reden;
Ich hab `ne Story hier die jeden
Von euch sicher interessiert".
Und dann begann er routiniert
Den Seelen, was so nie gewesen,
Lächelnd und flüssig vorzulesen.


Der Eisenofen


 

 

 

wird fortgesetzt








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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.