Sonntag, 26. Oktober 2008

Das Werk von G. Mensch

Ich danke ihnen Aristoquakes, für all ihre Müh.
Doch nun weiter in unserer Autoren-Revue.
Als nächster ist dran, einer der öfter genannt
Und als bescheidener Mensch ist bekannt.
Auch sein Name hört sich ziemlich human,
Wenn man ihn hört zum ersten Mal an.
G. Mensch ist gemeint. Konträr wird uns jetzt
Berichten, was er von ihm hat gelesen zuletzt.

Der angesprochene rückte seine Brille zurecht
Alle wussten, Konträr sah ziemlich schlecht.

„Das Buch“, so begann er, „heißt Froschmäusekrieg“
Nach kurzem Räuspern tiefer ins Werk er einstieg:

Froschmäuseler, frei bearbeitet für Jung und für Alt.
Die Bilder im Buch hat Gustav Süs ihm gemalt.













In der Vorrede weist G. Mensch auf den Sinn
Seiner Rollenhagen- Überarbeitung hin.

„Ich möchte“, so schreibt er, „in gebührender Weise
Rollenhagen einem größeren Leserkreise,
Der fortgeschrittenen Jugend zum Lernen und Lachen,
Als zeitgemäßes Lehrgedicht zugänglich machen“.



„Ich denke“, urteilte Aristoquakes, „dieses Unterfangen,
Ist für seine junge Leserschaft recht gut aufgegangen,
So dass ich nun zur Drittjahrtausendwende
Einen Teil der „menschlichen“ Dichtung verwende,
Um sie in mein eigenes Werk einzufügen.
Damit mich meine Leser später nicht rügen,
Werd ich die Zeilen, die von ihm ich verwende
Deutlich kennzeichnen alle am Ende.
So erspar ich mir auch die Bilderbeschreibung.
Doch pauschal schon hier und ohne Übertreibung:

Die Bilder von Süs im Tierkriegsjournale,
Sind graphische Spitzenkunst im Originale.


Ich hab davon so manches kopiert
Und in meinem Buch Aquarell koloriert.
Einzelheiten berichte ich später euch dann,
Wenn endlich mein Werk zur Besprechung ist dran.
Eines noch, was auch bei G. Mensch sonderbar:
Das Werk ist datiert am siebzehnten Januar
Achtzehnhunderteinundsiebzig, auch hier dieser Code
Welchen zu entschlüsseln G. Mensch uns gebot.
Und auch das „G“ vor Mensch gehört dazu.

„Ach geben sie doch endlich Ruh.
Sie mit Ihrer Zahlenspinnerei“
Polterte Max Schmäh und fügte noch bei.
„Sie sind ja schlimmer als die von der Urchristensekte,
Die ihre ganze Theologie hinter Zahlen versteckte“.

Doch dann mäßigte er sich und fuhr heiter
Im Programm als Moderator weiter.
Er sprach zu Madam Sinnierlich verschmitzt
Und schielte dorthin wo ihr Rock war geschlitzt.
„Darf ich bitten Madam, Friedrich Seidel ist dran.

Der Froschmäuseler, illustriert von Wiedemann“,
Begann sie und ordnete am Rock das Plissee.
Dann rückte sie zurecht gekonnt das Dekollete
Damit gegenüber ihr auch die drei Herrn
Aufmerksam zuhören konnten und gern.

Freitag, 24. Oktober 2008

Joachim Heinz Campe
Köln 1800

Der Angesprochene griff sich vom Tisch ein Pamphlet.
„Heldengedicht“ las er, „unter Froschmäusekrieg steht,
Tiefer gesetzt und kleiner gedruckt, Erstes Buch.
Ich erwähnte es schon, es blieb beim Versuch
Das umfangreiche Werk von Georg Rollenhagen
Auf modernere Sprache für uns zu übertragen.

Vom Anfang, den er achtzehnhundert gemacht,
Hab ich eigennützig und mit Bedacht,
In mein eigenes Buch, auf das wir noch kommen,
Ein paar der schönsten Seiten übernommen.

Sein Vorwort „An den günstigen Leser“ hab jetzt
Ich vor mein eigenes Machwerk gesetzt.
Ich tat dieses ganz in Heinz Campes Sinne
Dem homerischen Vorbilde nur zum Gewinne.

Die literarische Bewertung kann ich mit hier ersparen.
Die Handlung haben wir bei Rollenhagen ja schon erfahren.
Bleibt eines nur noch übrig um es euch schildern.
Ich spreche von den zwei herrlichen Bildern
Mit denen im Buch zum bessern Verstehen
Hat Campe den Text wohlweislich versehen.

Das erste Bild zeigt wie es Prinz Bröseldieb
Aus Neugier ins Land zu den Fröschen einst trieb.
Begleitet von seinen treuen Trabanten
Trifft er am Seeufer auf die imposanten
Froschkrieger der siebten Heeresdivision,
Welche die Fremden dort erwartete schon.


Bröseldieb, das muss ich hier nennen,
Ist an seiner Halskette gut zu erkennen.
Der Froschkrieger rechts, mit der Lanze in der Hand
Nennt sich Grünrock und ist des Königs Garde Leutnant.
Die anderen im Bilde, das ist leicht zu erraten,
Hinter den zwei Helden sind schlichte Soldaten
Die den Anführern durch ihre Gegenwart nützen
Um sie vor dem jeweils andern zu schützen.

Die andere Illustration, die zu beschreiben es gilt
Ist das auf Seite dreiundneunzig abgedruckte Bild.
Prinz Bröseldieb wird vom Froschkönig empfangen.
Vier Leibgardisten mit Lanzen gar langen
Bewachen den Herrscher, damit nichts passiert.
So ist es dort, wie es einst war, illustriert.


Zwei Diener küssen dem König die Füße.
Die weitere akademisch Bildanalyse
Ergibt erneut dieses 1/7 - Schlüsselsystem
Für das bezeichnend ist unser Poem.
Sieben Frösche und eine Maus:
Zwei Frösche mit Schüsseln! Was sagt das wohl aus?
Was bedeuten die Schlüssel am Gürtel der beiden?
Auf was verweisen die Zweige der Weiden?
Ein Rätsel, das es zu lösen noch gilt
Verbirgt sich ganz sicherlich in diesem Bild!

Damit bin ich mit Campe schon durch.
Was weiter dort steht über Maus oder Lurch
Werde ich euch, ich muss es noch dichten
In meinem eigenen Machwerk berichten.

Eines, zur Erklärung doch,
Füge ich schnell ein hier noch:

Campes Werk ist `ne Satire
Auf König Friedrich Wilhelm Zwo.
Und Rollenhagen im Papiere,
Wird parodiert dort ebenso
Wie der Mätressen- Spiritist
Welcher der Rex gewesen ist.

Donnerstag, 23. Oktober 2008


Werbepause

„Wir machen jetzt erst ganz kurz eine Pause“
Sprach Maxe Schmäh und reckte die Glieder.
„Vertreten sie sich die Beine zu Hause,
Bis nach der Werbung, dann sehen wir uns wieder“.

Auf dem Monitor ganz flott
Folgte Werbespot auf Werbespot.
So manches unbrauchbare Teil
Bot man nun per Bildschirm feil.

Mixturen für das Wohlbefinden,
Tabletten, Salben, Damenbinden,
Früchtejoghurt, Hundefutter,
Versicherungen, Kredite und Computer.
Einen schicken neuen Wagen,
Rasierwasser und Slipeinlagen.
Sekt und Wein und Bier und Most,
Fastfood, Zahnkrem, Tiefkühlkost.
Süßigkeiten, Aufwärmspeisen,
Sportartikel, Urlaubsreisen.
Waschpulver, Eiskrem, Buttertorten,
Zigaretten aller Sorten.
Alles was man nicht brauchen kann,
Bot man via Fernsehen an.
Mancher Sportler trat jetzt auf.
Steffi warb für Nudelkauf.
Boris für Nutellakrem
Weil die zur Stärkung so bequem,
Ohne lang zu kauen ist.
Jeder warb für seinen Mist.
Klinsmann für den Reebokschuh,
Franzi für die lila Kuh.
Anke Huber mit der Bitte,
„Kauft die Schokoladeschnitte“.
Henri Maske, Boxerstar,
Sprach, „Alpecin gehört ins Haar“.
Weltmeister, Olympiasieger,.
Filmstars, Idole, Überflieger,
Jeder warb für irgendwas,
Für Faber, Puma, Adidas.
Parfüm und Schmuck und Rum für Grog.
Alles bot der Werbeblock.

Es geht wieder weiter

Nach zehn Minuten dann zum Schluss
Erschienen noch die Mainzelmännchen
Und übergangslos ziemlich jäh,
Frisch geschminkt der Kritikus,
Nachschenkend sich aus einem Kännchen,
Den Rest Kaffee, endlich wieder Maxe Schmäh.
„Setzen wir die Sendung fort“
Sprach er und blickte in die Runde,
„Madam Sinnierlich hat das Wort“.
Die räkelte im Sessel sich,
Kauend noch den Keks im Munde
Und stotterte, „nun kommt Roderich
Benedix mit der Jobsiade.
Seine Froschmäusler- Ballade
Frei nach Georg Rollenhagen,
Las ich mit Freude und Behagen.

Das komisch didaktische Gedicht
Legt auf Gelehrsamkeit Gewicht.
Benedix, der das Werk verfasst,
Hat Rollenhagen angepasst
Der Neuen Zeit und neuen Sprache.
Marx Hupffinsholz vom Mäusebache
Wurde sacht und doch bestimmt,
Auf das neue Deutsch getrimmt,
So fuhr sie sicher fort danach,
Was man um achtzehnhundert sprach.

Roderich mir Akribie,
Setzte die Orthographie
Des sechzehnten Jahrhunderts um,
Gab ihr modernes Fluidum,
Passte das Alte Werk urban,
Dem neuen deutschen Wortschatz an.

Das Lesen jetzt im neuen Stil
Hat Spaß gemacht, ja es gefiel
Mir so, sprach Frau Sinnierlich nun,
Dass ich kein Auge zu konnt’ tun.
Ich las die ganze Nacht hindurch
Wie im Kriege Maus und Lurch
Sich umbrachten in Roderichs Poem.
„Ach Kinder“, sprach sie, „war das schön“.

„Vor mir hier auf dem Tische liegt
Das Buch, das gut zwei Kilo wiegt“,
Erwiderte Konträr darauf
Und hob das Werk schwer stöhnend auf.
„Ich hab es gelesen, letztes Jahr.
Obgleich es nicht sehr spannend war,
Doch denke ich, für seinen Fleiß,
Verdient der Autor einen Preis“.

Dann warf er das Buch auf seinen Platz grob retour
Und grinste verächtlich „ziemlich schwere Literatur“.


Aristoquakes hakte nun ein:
„Ihr Kommentar war dumm und gemein.
Was sie sich hier erneut erlauben
Ist eine Frechheit, kaum zu glauben.
Die Kritik, die sie hier wagen
Zielt auf Georg Rollenhagen,
Den vor der Pause alle wir
Gemeinsam ausgezeichnet hier“.

„Im Gegenteil“, sprach drauf Konträr.
„Das ist es was ich euch erklär.
Das Werk von Roderich Benedix
Ist gegen Rollenhagen nix.
Für mich ist schwer es nur zu fassen
Warum so viel wurd ausgelassen.
Die Sagen aus dem Altertum
Sind gestrichen all posthum.
Außerdem fehlt nun jedwede
Papsttum- Lutheraner-Fehde.
Der Streit der religiösen Tiere,
Die ganze Reformationssatire,
Alles was des Werk gewürzt,
Hat Roderich herausgekürzt“

„Das hat mit Absicht er gemacht
und vorher sicher gut durchdacht“
Gab Max Schmäh um einzulenken,
Den Kollegen zu bedenken.

„Ich gebe ihnen durchaus Recht.
Das war nicht glücklich, eher schlecht.
Doch andrerseits wurd klar gemacht,
Dass die Kirche in der Schlacht,
Weil zu höherem erkoren
Hat im Grunde nichts verloren“.

„Ja wenn man das so sieht wie sie,
Leuchtet ein es irgendwie“,
Sprachen wie aus einem Munde,
Die andern grinsend in der Runde.

Madam Sinnierlich drauf spontan,
Fügte das Folgende noch an.

„Was Roderichs Feder ist entsprungen
Halte ich für sehr gelungen.
Auch die Kürzung, denke ich,
War der Sache förderlich.
Da waren wir uns einig doch
Alle vor einer halben Stunde noch,
dass Rollenhagens Kriegsgesang
Ist selbst als Epos viel zu lang.
Zwanzigtausend Verse dick,
Nichts für einen Augenblick.
Das antike Werk autark,
Kam mit dreihundert Versen aus.
Sechsundsechzig mal so stark
War der Krieg von Frosch und Maus
Im Werk von Rollenhagen. Ausgeputzt
Wurde das Buch zurechtgestutzt
Von Benedix lesbar gemacht
Und auf ein rechtes Maß gebracht“.

„Ich stimme ihnen gerne zu“
Sprach Aristoquakes. Was sie sagen,
Dass Roderich dereinst partout,
Ganz bewusst und ohne Zagen,
Hat Rollenhagens Werk halbiert,
Ist etwas, das mir imponiert.

Übrigens, in meinem Buche,
Wird Benedix mehrmals zitiert.
Ich fand ihn auf der Quellensuche
Und habe mich nicht lang geziert
Seine Verse abzuschreiben.
Damit erhalten sie lang bleiben,
Hab ich sie etwas aufgefrischt
Doch vom Inhalt nichts verwischt.
Damit das Recht bleibt unverletzt
Wurden sie kursiv gesetzt…

Max Schmäh unterbrach. Er wirkte nun bös.
Was sie hier machen ist wenig seriös.
Das war schon der dritte oder gar vierte Versuch
Mit dem Meister zu werben für ihr schändliches Buch.
Schluss damit. Legen wir beides beiseite
Und wenden uns zu dem nächsten im Streite.

Das ist Campe, so steht es auf meiner Liste.
Also weiter im literarischen Zwiste.

Mit ihm hat sich unser hoch geschätzter Gast
Herr Aristoquakes sehr gründlich befasst,
Und damit er verdient seine Spesen,
Dessen Buch, so hoff ich, auch gründlich gelesen.





Mittwoch, 22. Oktober 2008

Literarische Bewertung Balde

Nachdem Konträr, ohne sich zu beeilen
Hatte vorgestellt die alten Zeilen,
Fragte er die andern vom literarischen Fache
Was sie hielten von der literarischen Sache.

Frau Sinnierlich sprach: „Der Balde - Poem
Ist zwar brutal, doch wunderschön.
So wie der Schwedenkrieg gewesen,
Beschrieb Balde ihn für uns all zu lesen.

Wie der Jesuit, der fromme
Im Kloster zu solcher Schreibkunst komme.
Die bis heut konnt’ nicht verblassen,
Ist wirklich schwer nur zu erfassen.

Manchmal hat er übertrieben
Wenn er das Morden hat beschrieben.
Doch ansonsten, wie gesagt,
Hat mir sein Werk recht gut behagt“.

Aristoquakes stimmte zu:
„Aus dem X macht er kein U.
Beschreibt den Krieg, so wie er ist.
Dreckig, hinterhältig, Mist.

Grausam, sinnlos, verroht und dumm
Bringen sich die Völker um.
Morden, marodieren, rauben.
Man könnt beim Lesen beinah glauben,
Dass Balde selbst sich im Ornat
Im Kriege schlug als Frontsoldat.

Lebendig schreibt er und gewagt.
Das unterstreicht was Logau sagt:

„Über seinen Schatten springen
Kann dem Leisen nicht gelingen.
Dichtern aber kann gelingen
Über ihren Tod zu springen“!

Dass Jacob dieser Sprung gelang
Ist uns längst klar! Als Abgesang
An sein Werk, das uns erhalten blieb,
Füge ich an was er selbst schrieb:

„Dass ich einen grimmigen Tierkrieg besungen,
Ist nicht meine alleinige Schuld.
Doch wenn ihr einst sagt, es wär’ mir gelungen,
Dank ich Euch allen und Ihm für die Huld“.

Titelblatt und Illustrationen






Dann setzte in Prosa, Konträr jetzt putzmunter,
Die Vorrede des deutschen Horaz darunter.
Er las aus dem alten Buche sie vor.
Selbst Schmäh, der Nörgler, war diesmal ganz Ohr.




Max Schmäh war beeindruckt! "Das ist Literatur,
Wie sie hervorbringt das Kriegselend nur".
Dann gab er als Wertung, alle hörten es gern,
Baldes Tierkrieg Note eins mit 'nem Stern.

Dienstag, 14. Oktober 2008

Jakob Balde

Nicht ganz so lang ein andrer Skalde
Besingt den Krieg uns: Er heißt Balde.

Die Batrachomyomachia
Nahm er als Stimulantia
Und hat uns so ein Werk gedichtet
Welches vom Schwedenkrieg berichtet.

Die Frösche stellen, das ist klar,
Die Seemacht Schweden darin dar.
Vor ihnen galt es sich zu schützen.
Auf dem Schlachtfelde bei Lützen
Schlugen diese erstmals Wallenstein.
Der ging in die Geschichte ein
Als Herzog und als Pfiffikus
Und als Maus-Generalissimus.

„So steht es bei Balde ungefähr“,
Führte im Studio aus Konträr.
Sechzehnhundertsiebenunddreißig
Reimte der deutsche Horaz fleißig
Die „Batrachomyomachia
Tuba Romana Cantatia” .


Zweitausend und sechshundert Verse lang
Ist Jacob Baldes Kriegsgesang.

Auch er, wie könnt es anders sein,
Schrieb über Sinn und Widersinn
Des Krieges. Er schrieb in Latein,
Denn das war damals in.

Zwei Jahrhunderte danach
Bracht Berchem unter Dach und Fach
Baldes Werk. Für uns und jetzt
Hat er das Epos übersetzt
Ins Deutsche wo man es sodann
In unsrer Sprache lesen kann.

Der übersetzte Urtext nun,
Lässt uns zurück den Blick heut tun
Und auf drei Jahrzehnte schauen,
Die angefüllt von Leid und Grauen.

Jakob Balde nichts verschwieg
Vom Drama Dreißigjähriger Krieg.


Er prangerte an das Mordgeschehen
Welches täglich er gesehen.
Er forderte auf, den Verstand zu gebrauchen
Damit Völker und Länder im Krieg nicht verrauchen.
Er schrieb in die Batrachomyomachie
Viele Weisheiten im Poetenesprit,
Darauf sei heute noch hingewiesen.
Zum Beispiel einen Vers so wie diesen:

„Einmal erretten sich noch vor den Kriegen
Ist mehr aus tausend und einmal zu siegen“.

So und so ähnlich steht es bei Balde bisweilen
Zwischen den Frosch- und Mäusekriegzeilen.

Selbst Goethe, der sonst zu andern war grob,
Zollte Jacob Balde ausdrückliches Lob.

„Die Sprache gewandt und gerade im Flusse
Bleibt lebendig sogar beim Wiedergenusse“.

So preist er das Werk des Ordens-Jesuiten
Und anerkennt Baldes Dichtermeriten.

„Auch ich bin der Meinung“, unterstrich nun Konträr,
„Das Werk Jakob Baldes ist revolutionär.
Das vierte Buch ist besonders gelungen.
Wunderschön wird die Schlacht dort besungen.
Ein Hauen, Stechen, Bluten und Sterben hinterdrein,
Genau so wie es im Kriege halt eben muss sein.
Geschildert poetisch, in der Sprache gewandt,
Wird das Gemetzel den Lesern brillant.

Ich füge hier an und übernehm’ die Gewähr,
Dass authentisch sind die Quellen,
So sprach von Balde begeistert, Konträr,
Ein paar der interessantesten Stellen,
Übersetzt ins deutsche aus dem Latein.
So schön kann Krieg und Sterben sein.





wird fortgesetzt



Freitag, 10. Oktober 2008

Abschießende Bewertung
von Rollenhagen

Dann sprach er an Madam Sinnierlich gewandt:
„Was sie da vorhin als Anstoß genannt,
Den Froschmeuseler ins Hochdeutsche zu übertragen
Ist eine Sache, die würde mir durchaus behagen.
Doch denk ich an Joachim Campe dabei,
Geht der Anflug von Behagen schnell wieder vorbei.

Leider konnte Joachim H. Campe nur noch dss erste Buch
seines Werkes vollenden. Schade!

Er ist gestorben beim Übersetzungsversuch.
Von Rollenhagens Werk schaffte er nur ein Buch.

Roderich Benedix, zehn Jahre danach,
Auch er ein Mann vom Schulmeisterfach,
Brachte Rollenhagens Batrachomyomachie
Auf den Stand der damaligen Orthographie.


Das Werk wog ein Kilo und bracht ihm kein Brot,
Und Roderich selbst ist inzwischen längst tot.

Ich aber möchte leben, denn ich find es so nett
Mit ihnen zusammen in Literatenquartett“.

Max Schmäh unterbrach das Gelächter sofort
Und erteilte dem Kollegen Konträr nun das Wort.

Der hatte zum Froschmeusler nicht viel zu sagen:
„Ich mag ihn nicht den Rollenhagen.
Er war ein Pauker und Lehrer liegen mir nicht
Und das allermeiste über sein Gedicht
Wurde ja so wortreich bereits vorgetragen.
Den Rest, so wie ich sie kenne, Herr Schmäh,
Werden sie ja bestimmt auch gleich noch sagen.

So war es: Es folgte des Moderators Essay:
Als erstes putzte Max Schmäh Meister Goethe herunter:
„Was der sich erlaubte, zu sagen mitunter,
Grenzt an Frechheit, gehört aus den Analen entfernt.
Gerade Herr von Goethe hatte allen Grund
Hierzu zu schweigen denn so mancher Schund
Wird noch heut in seinem Nachlass entdeckt,
Welchen er besser hätte im Ofen versteckt.

Das einzige was am Dichter Rollenhagen
Ich kritisieren vor euch hier heut muss,
Ohne die Pauker allgemein anzuklagen,
Ist das lateinische Wörtchen Amen am Schluss.


Da fehlt eine Zeile: „In Gottes Namen“
So würde sich reimen auch noch das „Amen“.

Ansonsten eine Glanzleistung der Literatur.
Anlage, Aufbau, Sprachgewalt und Nomenklatur,
Das hab ich erkannt, sofort gleich beim Lesen,
Sind zuvor in der Dichtkunst noch nie da gewesen.
Ein Werk, wie das von Rollenhagen,
Um es noch einmal deutlich zu sagen,
Bereichert die Welt und Ihre Kultur.
Ein Lesevergnügen durch und durch. Nur
Ist der Gesang in manchen Kantaten,
Doch etwas lang dem Meister geraten.
wird fortgesetzt

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Georg Rollenhagen

Besprechung des Werks
von
Georg Rollenhagen
Fortsetzung

„Das war es, was ich einleitend vortragen wollt“,
Sprach Max Schmäh und fügte dann
Als Aufforderung an alle an:
„Eure Meinung zum Epos ihr jetzt sagen sollt!

Fangen wir bei ihnen, Frau Sinnierlich gleich an“.
„Natürlich, Herr Schmäh, sie sind ein Galan.
Die Dame voraus, wir sind ja zu dritt“.
„Ganz recht“, grinste der und „nun fassen sie Tritt“.

Frau Sinnierlich setzte sich keck im Sessel zurecht
Und zeigte dabei, dass ihre Kurven sind echt.
Dann schlug sie gekonnt das eine über das andere Knie
Danach begann sie: „Die Batrachomyomachie
Scheint unterzugehen, das ist meine Sicht,
In Rollenhagens so lehrreichen Tierkriegsbericht.
Ansonsten finde ich den ein bisschen zu langen Poem
Ganz niedlich geschrieben, gut lesbar und schön.
Die Metaphern, mit welchen der Altmeister spricht,
Und mit denen er das Volk erreichen wollte,
Machen sein Werk zu einem Gedicht,
Das auch heute noch jedermann lesen mal sollte.

Am besten haben mir die Bilder gefallen.
Das Titelbild ist das schönste von allen.
Die Könige beritten, es ist eine Pracht
Wie sie mutig galoppieren hinein in die Schlacht.


Die Schwerte zum Kampfe aus der Scheide gezogen,
Die Schilde schützend vor die Brüste gehoben,
Und hinter den Kriegsherrn, mit Lanzen bewehrt,
Die Truppen marschierend noch ganz unversehrt.


Das zweite Bild zeigt die Frösche bei Hofe.


Passend dazu die folgende Strophe“.

„Wie nun anfing der gruene Mey,
Wolt der Koenig von sorgen frey,
Mit seines Hoffes Dienern all,
Ein freudenspiel halten ein mahl.
Und satzt sich aus dem Sonnenschein,
Besonders hin von der Gemein,
Auff eim Huegel mit gruenen moß.
Uberwachsen, schoen weich und loß,
Das die Bachmuetzen und Poley,
Auch schatten gnug machten dabey.
Und ließ fuer jhm seine Trabanten,
Und die seine Herrschafft erkanten,
Sich da ueben im Ritterspiel,
Da kurtzweil auch treiben gar viel.
Mit Wassertreten, untersincken,
Mit offnem maul, doch nicht ertrincken.
Ein Mueck in einem sprung erwischen,
Kuenstlich ein rotes Wuermlein fischen,
Auff gradem Fuß auffrichtig stehen,
Und also einen kampff angehen.
Ein ander mit tantzen und springen.
Ji grossen vortheil uberwinnen.



Ein anderer Stich, sie erwähnten ihn schon,
Zeigt das Froschvolk zur Zeit der Reformation.
Der Beißkopf als Schildkrott wird zum Teufel gejagt.
Der Elbmarx, mit der Bibel in der Hand war gefragt.
Tiara und Mitra liegen auf den Boden.
Rau waren des Froschreformators Methoden.

Das dritte Bild zeigt die Frösche beim Gebet,
So wie es bei Äsop im Fabelbuch steht.


Sie turnen auf dem Klotze und bitten zu Gott.
„Schick uns einen König der unseren Spott
nicht hinnimmt und zu regieren versteht“.

Gott schickte den Storch, wie im Bilde ihr seht.
Die Geschichte ist simultan dargestellt.
Die Frösche haben sich selber geprellt.

Der nächste Holzschnitt, Seite fünfhundertacht,
Zeigt wie der König der Mäuse bei Hofe es macht.


Das Herrscherpaar sitzt auf dem Thron.
Der Hofstaat links und rechts davon.
Das Militär steht treu ergeben
Im Halbkreis aufgestellt daneben.
Im Hintergrund kommt anmarschiert,
Das Volk, das man hat rekrutiert,
Damit, was man hat ausgeheckt,
Der kleine Mann im Feld vollstreckt.


Im dritten Buche, viertes Kapitel
Findet sich ein Stich mit dem folgenden Titel:
„Schiffrüstung“. Im alten Schnitt ist das Geschehen
Auf einer Mäuse-Schiffbauwerft zu sehen.


Abgebildet ein Segler der mausgrauen Flotte
Beim Stapellauf. Vorgespannt ist eine Rotte
Kräftiger Mäuse, die anderen schieben.
Durch einen Trompeter zur Tat angetrieben,
Legen sich die Mäuse kraftvoll hinein in die Seile.
Nachdem man entfernt unter den Rollen die Keile,
Läuft das stolze Schiff vom Helgen am Deich,
Hinunter ins Wasser und hinein in den Teich.


Als letzte der fünfzehn Illustrationen
Hab ich ein Bild von der Schlacht ausgewählt.


Darauf, über den Truppen im Himmelreich thronen
Blitze schleudernd die Götter, das wird drauf erzählt.
Die Marine ist schon Anker auf gegangen.
Sieben Wassergeister vom Geschehen gefangen,
Flehen zum Göttervater in den Himmel hinauf,
Dass der, denn nur er allein hat die Macht,
Verhindern möge den Krieg und die Schlacht.
Doch der lässt den Dingen nun seinen Lauf.


Das war es, was ich zu den Bildern wollt sagen.
Wer sie geschnitten einst hat, werdet ihr fragen.
Des Holzschnitters Name steht nirgends genannt.
Schade, denn seine Bilder sind hoch interessant.

Damit bin ich mit der Kritik schon am Ende.
Ein Klassikerstoff, den zur Jahrtausendwende,
So habe ich stillschweigend bei mir gehofft,
Ein Schriftsteller aufgreift und übersetzt
In die Gegenwart und ins Deutsche von jetzt.
Doch das war wohl ein Wunschtraum von mir, wie so oft.

Nach einer kurzen Pause des Schweigens,
In der deutlich wurde der Konsens
Der anderen im literarischen Kreise
Äußerte sich der Moderator in lobender Weise.



„Bravo, liebe Dame“, applaudierte Max Schmäh:
„Das war wahrlich ein treffendes Portrait.
Besser hätte ich das auch nicht getroffen.
Bleibt eines nur jetzt für mich noch zu hoffen,
Dass Konträr und Aristoquakes, ihre Kollegen,
Nicht was sie uns sagten, sofort widerlegen.

Herr Aristoquakes, sie haben das Wort:
Am Besten fahren sie gleich da weiter fort,
Wo die Kollegin, er schielte auf ihr Knie,
Endete mit der Batrachomyomachie“.

Aristoquakes griff umständlich nach seinem Konzept.
„Für Rollenhagen gibt es kein Kritik-Rezept.
Fest steht für mich, wie er selber ja auch schreibt,
Dass seine Lehre gültig auch weiterhin bleibt.
Fest steht weiter für mich, dass er mit dem Gedichte
Einen ehrenvollen Platz verdient in der Geschichte.
Literatur, die so universell ist verfasst
Wie der Froschmeuseler, niemals verblasst.

Die Kritikermeinungen sind gespalten wie immer,
Ähnlich wie bei Homer, vielleicht gar noch schlimmer.
Der eine nennt den Dichter „den deutschen Fontaine“
Der andere ist in der Kritik nicht so mondän.
Viele lobpreisen den Dichter als Meister.
Ein einzelner Herr, J.W. von Goethe heißt er,
Ist völlig anderer Meinung darüber.
Er steht dem Werke verständnislos gegenüber.

Ich will nicht noch all die andern zitieren.
Dazu kann man die literarische Wertung studieren,
Welche als Anhang in der Ausgabe von Peil,
Rollenhagens Jahrhundertwerk wurde zuteil.

Ich selbst finde das Buch außergewöhnlich und toll.
Von Weisheit, Humor, Spott und Gleichnissen voll.
Die Anthropomorphisierung der Tiere
Vom König über Fürsten und Knechte bis zum Offiziere,
Gibt dem Epos einen unvergleichlich schönen Schliff.
Ich sehe das Werk als Inbegriff
Fabelhaft bildlicher Lehrliteratur
Und gebe dem Buch Note “Eins“ als Zensur
.

Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.