Samstag, 26. August 2017

Die Muse und der Dichterling




Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 48
Die Muse und der Dichterling
Buch II
Auf getrennten Wegen
- Teil 1 -

Der Dichter, urplötzlich ganz allein mit sich,
In der Dämmerung im fernem Land,
Am Nilufer zurückgeblieben,
Fand zu seinem Missbelieben,
Keine Bleibe dort mehr für die Nacht.

An des Stromes steilem Strand,
Doch er war nicht zimperlich
Hat er acht Stunden zugebracht.

Zum Schlafen, wie er sich's hatte vorgenommen,
Ist er im Schlafsack nicht gekommen,
Denn im Flusse schwammen viele
Darauf lauernde Krokodile.

In der Dämmerung am Morgen dann,
Sprach er einen Ägypter an,
Denn er wollte ja nicht laufen,
Wo ein Kamel er könnte kaufen.

Der Alte Fischer, er hieß Seth,
Hat ihm den Esel angedreht,
Der einen Steinwurf entfernt nur,
Vor seiner alten Hütte graste.



"Der ist zwar manchmal etwas stur,"
Er, bevor er einschlug spaßte,
"Aber sonst ein braves Tier.
Ich denke, er passt gut zu dir!"

Schnell war der Handel abgemacht.
"Fünfzig Euro ist nicht teuer,"
Dachte der Dichter und war froh,
Dass ohne jedes Risiko,
Er sparen konnt' die Mehrwertsteuer.

Es war am Morgen kurz nach acht,
Als er sich, vor einem Ritt nicht bang
Auf des Esels Rücken schwang.

Doch der Graue, was er sollte
Offenbar nicht so recht wollte.

Den Dichter samt Gepäck zu tragen
War offensichtlich nicht sein Ding.
Er hat gebockt und ausgeschlagen,
Was dem arg auf dem Nerven ging.

"Du blöder Esel" fluchte er.
Da wollte der gleich gar nicht mehr,
Und hat nur laut "I a" geschrieen.




Weder mit Schieben oder Ziehen,
Noch durch sanftes Handauflegen
Ließ das Tier sich fortbewegen.


Da hat der Dichterling verrucht
Es mit einem Trick versucht.

"Ich bin Jesus, du kennst mich doch
Sicherlich von damals noch,
Als mit Maria, meiner Frau Mama
Und Josef meinem Herrn Papa,
Wir auf der Flucht am Ufer hier,
Entlang geritten sind auf Dir,"



Flüsterte leise und im Tone sonor,
Dem Grauen er ins Eselsohr.

Und siehe da, das Tier verstand.
Es wendete auf der Hinterhand,
Und trabte sofort willig an.

Der Dichter erstaunt darüber sehr
Und von dem Esel angetan,
Nannte den neuen Gefährten fortan Sultan,
Und hat verflucht ihn niemals mehr.

***

Die beiden kamen recht gut dann
Miteinander aus und auch voran.

Am Museum wegen der schweren Last,
Die sein Esel musste tragen,
Gönnte der Dichter ihm ne Rast
Und sich drei Feigen für den Magen.


Sultan hat sich in der Mittagsglut
Im Schatten der Palme ausgeruht,
Die sein Gönner für ihn fand
Und an welche er ihn band.

Während sein Herr der Dichterling
Hinein in das Museum ging,
Um für seine Bildung was zu tun,
Musste das Tragtier opportun,
Sich seinem neuen Dasein fügen
Und sich mit trocknem Gras begnügen.


Drinnen gab's nicht viel zu sehen.
Ein Verbrechen war geschehen.
Jammernd laut mit Weh und Ach,
Der Museumsdirektor zum Dichter sprach.

"Hier wurde erneut vor ein paar Wochen,
Zum x-ten Male eingebrochen.
Es gibt nun nichts mehr viel zu holen.
 Über tausend Objekte hat man mir gestohlen.
Alle Froschmumien sind weg.
Nur das Bild der Götteracht
Sicher verwahrt in einem Versteck,
Rechtzeitig in Sicherheit gebracht,
Mit Amun und den andern sieben
Göttern ist mir noch geblieben."

"Ach es ist wahrlich eine Schande
Was die Banditen hierzulande,
Sich seit Jahren schon erlauben
Und uns unserer Kultur berauben!"

So hat der gute Mann geklagt.

"Schlimm", hat der Dichterling gesagt,
"Doch Gott sei Dank gibt es ja nun
Von der Achtheit und Amun,
In Kairo eine virtuelle Schau
In der geschildert ist genau,
Im Museum wunderbar,
Wie es hier am Nil einst war."


Und dabei klickte er spontan,
Den Link im Handy dazu an.


So sprach er weiter stolzgeschwellt,
"Nicht wahr, da bist du platt,
All das mit mir ins Netz gestellt."

***

Wie die Geschichte weitergeht
In unsrer nächsten Folge steht.


wird fortgesetzt



Mittwoch, 16. August 2017

Die Muse und der Dichterling

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 47 - 95
Die Muse und der Dichterling
Buch I

Auf Spurensuche
 - Teil 50 -

"Wir haben viel herausgefunden,
Dem Reichsgott Amun auf der Spur,
Über den einst so populären Frosch!
Doch leider von Jesus und den Seinen nur
Nicht mehr als jene synoptischen Geschichten,
Die die Apostel schon berichten,"
Gab, ohne dass er erst lang Phrasen drosch,
Der Autor zu, ganz unumwunden.

"Aber", so fügte er spontan,
Er tat sich dabei sichtlich schwer,
Die Schultern zuckend, relativierend an,
"Greifbar sind beide heut nicht mehr!"

"Ihre Spuren sind zu gut verwischt!"

"Deshalb, denke ich, aus meiner Sicht,
Sollten wir es dabei lassen!"

"Mehr zu finden gibt's hier nicht!"

"Sollen sich jüngre nun mit dem befassen,
Was wir für sie aufgetischt,
Damit sie sich dran laben,
In dieser Sache haben!"

Zustimmend nickend, die andern zwei,
Pflichteten dem Vorschlag bei.

"Wir haben unsre Pflicht getan!"
Sprach darauf der Dichterling
Indem er zum Tempelwächter ging,
Um dem Alten Dank zu sagen.

"Sie haben sehr viel dazu beigetragen,"
So sprach er zu ihm dienstbeflissen,
"Dass wir jetzt so vieles wissen,
Über Amun und den Neuen."

"Jetzt sind die andern erst mal dran!"
Ergänzte er und sah Maxima die Muse an,
Als er ohne jedes Weh und Ach,
Dann ruhig und gelassen weiter sprach:

"Dass auch junge Leute sich nicht scheuen,
Anstatt sich schlicht nur anzupassen,
Sich mit dem Thema zu befassen,"
So gab er den andern zu verstehen,
"Kann man im Netz heut recht gut sehen!"

Dabei öffnete auf seinem Smartphone er
Ein paar Bilder. "Hier, seht her,"
Rief er und hielt das Handy hoch,
Um anhand von Online-Bildern,
Die Situation nun so zu schildern,
Wie sie im Netz ganz offenbar,
Rund um den Globus derzeit war.




 








 
































"Es gibt viele, viele davon noch!"
Unter Frosch und Pepe findet ihr,
Was wir vergebens suchten hier!"

"Ja, mir scheint die jungen Leute,"
Hakte der Autor nochmals ein,
"Warum sollt es auch anders sein,
Suchen, so wie wir noch heute
Es hier im hohen Alter tun,
Nach den Spuren von Amun,
Der hier am Nil, in Theben,
Sich selbst schuf und alles Leben."
Amun entstand aus sich selbst und stand an der Spitze
 der Achtheit von Hermopolis. Er begab sich wie Re in
 den Himmel, erschuf Götter und Menschen und ordnete
die Welt. Auf dem Urhügel gründete er die erste Stadt Theben,
nach deren Vorbild alle anderen Städte gebaut wurden.

"Dass Jesus, als er hierher kam,"
So fuhr mit jedem Wort
Überzeugend süffisant,
Er noch einmal erklärend fort,
"Ihn später sich zum Vorbild nahm,
Ist heute hinreichend bekannt!"

"Er stellte sich selbst als einer dar
Die friedfertig wie Amun war."

"Mancher deshalb wie einst Bosch,
Erlaubt sich heut noch seinen Spott,
Online mit ihm, dem neuen Gott,
Und zeichnet ihn als Frosch,
So wie dereinst ganz offenbar
Der Schöpfer selber einer war."

Weiterführende Literatur siehe hier, hier, hier und hier
 
"Man treibt feinsinnig sublim,
Doch manchmal nicht gerade fein,
Ohne vor ihm bang zu sein,
Sogar Schabernack mit ihm."

"Ja", erwiderte ihm der Dichter drauf,
Und hat ihn dabei angelacht.
"Die Götter allesamt im Zeitenlauf,
Haben den Respekt verloren
Der ihnen war einst zugedacht."

Vom Schicksal und den Genen,
So wie wir drei sind auserkoren,
Denker und Dichter alles tun,
Um zu vermitteln dies auch jenen,
Welche seelisch hart gesotten,
Amun immer noch verspotten."


Statt dessen wär' es angebracht,
Sich zu besinnen auf die Acht,
Die uns all so akkurat,
Wie wir drei es sind, erschaffen hat."

***

Da haben alle froh gelacht
Und sich auf den Weg gemacht,
Zurück zum Schiff um sich dann dort,
Am Nil an dessen Abfahrtsort,
Für alle unabänderlich,
Doch sie mussten es ertragen,
Weil ihre Wege trennten sich,
Traurige Herzens tschüß zu sagen.

Hüppauf ist an Bord geblieben.
Er wollte ja weiter bis zum Katarakt.

"Macht es gut ihr Lieben,
Wir sehen uns wieder, sicherlich."
Rief er den andern lauthals zu,
Indem er beide Arme winkend hob,
Als die alte "Sudan" sich
Ratternd langsam stromauf schob.

Der Dichterling, gar schwer bepackt,
Nahm seine hübsche Muse in den Arm
Und sprach traurig voller Harm,
Mit einer Trän im Aug zu ihr:


"Es war wunderschön mit Dir!
Machs gut mein Mädchen, tschüß bis dann,
Wir sehn' uns wieder irgendwann.
Ich brauche dringend Urlaub jetzt,
Doch einen andern als zuletzt,
Als wir nach alten Spuren schauten
Und dabei Krötenzäune bauten."

"Drum reit ich durch die Wüste quer
 Nach Osten nun ans Rote Meer,
Das mein ich ernst, ganz ohne Faxen,
Um dort ein wenig zu relaxen."

Die Muse hat nicht nachgefragt
Sondern nur "leb wohl " gesagt,
Und entschwebte, ihre Pflicht zu tun
In den Olympos zu Amun,
Um den ins Amt dort einzuführen
Und zum Alleinherrscher zu küren.

Ob sie das auch verwirklicht hat,
Steht auf einem andern Blatt.

***


Ihre Tränen im Fluge still vergossen,

Fielen als Regen auf die Erde,
Auf  dass die Wüste fruchtbar werde
Und in ihr rote Rosen sprossen.


***

Wie die Sache weitergeht
In unsrer nächsten Folge steht.

wird fortgesetzt




Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.