Montag, 29. Oktober 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
   Teil 10 - 469
  Märchenerzähler im Olymp

Des Kampaneus tapferer Spross,
Der Wagenlenker Sthènelos
(Ilias 2/564; 4/367; 5/108; 8/114; 9/48; 23/511;
Sohn des Kampaneus, Gefährte des Diomedes)
Musste als nächste Seele nun
Seine Erzählerpflicht auch tun.
Des Diomedes Kampfgefährte
Trug dem erlauchten Seelenkorps
Die uralte und viel bewährte
Fabel vom Ochsenfrosche vor.

Vom Ochsenfrosch



 
Als er damit fertig war
Wurde ihm ganz plötzlich klar,
Weil kein Beifall folgen wollte,
Dass er noch mehr erzählen sollte.
Da hat Sthènelos routiniert
Ein Gedicht noch rezitiert
Das von den Seelen keine kannte.
Das hatte er von seiner Tante
Gelernt als er in einer Bar
Mit ihr einst zu Besuche war.




Der eingemachte
Froschprinz
R.W. A.

Am Teichufer in einem Glas
Einst ein grüner Laubfrosch saß.
Ein Junge hatte ihn gefangen
Und war ohne ihn nach Haus gegangen.

Da kam des Königs Töchterlein
Die so gern geküsst wollt sein
Und sah den Frosch im Glase sitzen.

"Du musst deine Lippen spitzen"
Quakte der Laubfrosch mit Bedacht
Hoffend dass sie das Glas aufmacht.
Und ihn zum Knutschen nimmt heraus.
So wollt entwischen er nach Haus
Zu seinesgleichen in den Teich
In sein Unterwasserreich.

"Ich bin, das weißt du sicher schon,
Ein verwunschener Königssohn"
Quakte der Frosch erneut im Glas,
"Lass mich raus ich zeig dir was."

Die brave Maid, die dacht bei sich
Der Frosch quakt wahrlich königlich
Doch küssen auf die nasse Gosch
Das traute sie sich nicht den Frosch.
Und andrerseits hätt' mit Gelüst
Sie einen auch mal gern geküsst
Um endlich wie das ist, zu wissen.
So bedachte sie gar bieder
Am Teichesrand das Für und Wider
Und war hin und her gerissen.

Ihr war nicht so recht bewusst
Was sie tun sollt in der Lage.
Es war schwierig keine Frage.
Doch weil nach Haus sie wieder musst,
Tat sie was noch nie sie machte!
Sie ging ran ans Eingemachte,
Küsste den Frosch und warf im Nu
Sofort den Deckel wieder zu.
Danach lief froh sie voller Glück
Ins königliche Schloss zurück
Wo sie noch heut an jenen denkt
Der ihr den ersten Kuss geschenkt.

***

"Und was ist mit dem Frosch passiert"
Wollte Achilles gar gerissen,
Sogleich von Sthènelos noch wissen.


"Das hat Aristoquakes illustriert
Ich hoffe, dass es euch gefällt,
Auf diesem Bilde dargestellt!"


Dabei hielt er mon dieu
Das Gemälde in die Höh'.


"Ach was ist das für ein Spaß.
"Ein König in `nem Einweckglas.
Das könnte, wenn nicht trügt der Schein,
Durchaus der schöne Paris sein"
So spottete Achilles da.
"Vermutlich war es Helena,
Weil er bei ihr ist angeeckt,
Die ihn ins Glas hat eingeweckt."

So lästerte gar froh und heiter
Achilles der Pelide weiter.
Und auch die andern Seelen dann
Schlossen sich nun stante pede
Seinem Beifall fröhlich an.
Nun klatschen alle. Wirklich jede
Der Seelen im Elysium.
Manche brüllten laut "Hurra"
Und andre lauthals "Heureka".

"Das hoch verehrte Publikum"
So dachte Sthenelos gar froh,
"Passt zu jenem Dicht-Niveau
Das eben ich hab vorgetragen."

Doch das durfte er nicht sagen.

***

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.