Freitag, 12. Oktober 2012


Machwerk R.W. Aristoquakes
   Teil 10 - 398
  Märchenerzähler im Olymp

Nach Peneleos durfte nun
Auch der Papa von Deikoon
Das auf was er lange schon
Gewartet hatte, endlich tun.
Schnell schritt er durchs Publikum
Nach vorne hin zum Podium
Und hastig voller Ungeduld
Gleich hinauf ans Rednerpult.
Dort stieg der brave Pergasos
(Ilias 5/535; Vater des Deikoon)
Denn seine Seele war nicht groß,
Auf einen Stuhl. Am Mikrophon
In gekonnter Rezitation
 Trug dort er dem Heroen-Korps
Von einem Frosch Brummbass was  vor.


Frosch-Idyll
A. Hegeler 1903


Das Poem nannte sich Frosch-Idyll.
Beifall gab es und Gebrüll.
Beifall weil die Sache allen
Anfänglich hat gut gefallen.
Gebrüll deshalb weil das Gedicht
So schien es, ward zu End noch nicht.
"Es tut mir leid" sprach Pergasos
Auf dem Stuhle fassungslos
Und mit ratlosem Gesicht:
"Es ist ja schon so lange her
Dass ich lernte das Gedicht.
Den Rest erinner' ich nicht mehr."


Als Buh-Rufe  dann wurden laut
Und Ambrosia ist geflogen,
Hat er sich selbst nicht mehr getraut
Und sich gar schnell verzogen.

Paris im Besserwisser-Ton
Schrie laut: "Das hatten wir doch schon.
Das Poem wurd' heut schon vorgelesen."
So schimpfte zornig nun Achill,
"Der mittags uns das Frosch-Idyll,
Wir sollten dessen Seele fragen,
Uns ungekürzt hat vorgetragen."
Drakios, der Epeier rief:
"Ich vermut' Pergasos schlief
Oder aber in der Tat,
Er beging ein Plagiat.
Ich schlage vor, der dreiste Wicht
Soll uns ein eigenes Gedicht
Zur Strafe nun zum Besten geben."
"Das würd' ich auch sehr gern erleben"
Fügte Achilles, der Pelide an;
Worauf zu suchen man begann.
Unter dem Podium verschwunden
War Pergasos Seele schnell gefunden.
Sie hat gesträubt sich und geplärrt
Als man sie hat hervorgezerrt.
Achill und Patroklos, die zwei
Zogen nach kurzer Rauferei
Die arme Seele an den Flügeln
Quer durch das Elysium
Erneut nun auf das Podium.
Um ihr Vergehen auszubügeln
Trug sie sogleich dem Seelenkorps
Was ihr alles einfiel vor.
Aus dem Stehgreif, Spruch um Spruch,
Begleitet von manchem Gedanken-Fluch,
Tat sie nun ihre Dichterpflicht.
So manches schöne Frosch-Gedicht,
Wie alle Zuhörer empfanden,
Ist im Elysium so entstanden.

Pergasos aus dem Steggreif

Der Zipfelfrosch

Der Zipfelfrosch, Herr Megophrys
Hat braungeringelt früne Füß'.
Er lebt auf einem Hochplateau
Auf der Insel Borneo.
***

Der Sandkröter

Der Sandkröter Arenarum
Benutzt gern ein Narkotikum
Wenn ihm auf der Frühstücksjagd
Eine Flieg'  nicht recht behagt
Weil sie ihm zu groß erscheint
Oder dass sie sticht er meint.
***

Frosch Floppi

Frosch Floppi jagt gar einfallsreich
Ein Mückenrudel um den Teich.
Er erlegte davon sieben.
Den Rest hat er vertrieben.
***

Mit Gewalt

Eine Prinzessin aus Verlangen
Hatte sich einen Frosch gefangen.
Aus diesem wollt sie mit Gewalt
Erküssen menschliche Gestalt.
Man hätte es ihr sagen sollen:
"Das geht nur dann wenn beide wollen!"

Ein Froschkollege, der von nah
Beobachtete was dann geschah,
Sah was das böse Weibsbild machte.
Sie ging ohne lang zu Zagen
Und ohn den armen Kerl zu fragen
Mit Gewalt ans Eingemachte.

Der Prinz auf den sie war erpicht
Wurde aus dem Frosch zwar nicht
Das hat die Natur vermieden.
Doch der Frosch der war zufrieden.

***

Froschregen

Zwei Fröschlein schwebten einstmals vor
Auf Wolken vor dem Himmelstor
Und baten um Einlass zu der Wiese
Hinter dem Tor, im Paradiese.
Doch der Engel an der Pforte
Sprach nur kopfschüttelnd die Worte:
"Ich seid beide Sünderlein,
Kommt in den Himmel nicht herein."
Da ließen sich die beiden wieder
Gemütlich auf der Wolke nieder.
Seither hört man an lauen Tagen
Vorm Himmelstore mit Behagen,
Frohlockend quaken im Duett,
Die Fröschlein dort im Wolkenbett.
Und jedes Kind hier auf der Welt
Weiß was dann vom Himmelszelt
Tröpfelt herab auf unsre Wiese:
Froschregen aus dem Paradiese
Ist es nicht! Doch könnt es sein
Dass die beiden Fröschelein
Die zwei kleinen, ach so lieben
Es zu weit dort oben trieben.

***

Gernquak der Frosch


Frosch Gernquak stellt gar oft zur Schau
Sein Äußeres so wie der Pfau.
Stolziert herum und zeigt sich eitel
Von der Sohle bis zum Scheitel.
Er schwellt die Brust vor Arroganz.
Verbirgt im Anzug den Popanz
Und bläht sich auf zum Gernegroß.
Weil sonst er ist bedeutungslos
Versucht er es auf eine Art
In der sich Stolz mit Dummheit paart.
Er kennt den Dreh und weiß Bescheid.
Glänzt gern im fremden Federkleid.
Doch wird es nie auf Dauer glücken
Mir fremden Federn sich zu schmücken
Denn wer auf Fassaden nur vertraut
Wird irgendwann bestimmt durchschaut.

***

 Kröter Quarre

Der Kröter Quarre auf der Reise
Zurück zu seinem Heimatteich
Traf die Kröte Hoppelleise
Welche wollt zu einer Laich.
Er sagte zu ihr "Guten Quak,
Du weißt ja was ich mag!"
Sie sagte nichts, drehte sich stumm
Und beleidigt scheinbar um.
Doch Quarre der stieg auf sogleich.
Gemeinsam reisten sie zum Teich.
So hatte er `ne gute Zeit
Und ihr wurde der Weg nicht weit.
Und weil er ihr die Richtung wies
War sie glücklich über dies.

***

Frosch mit Kropf

Frosch Rana Temporaria
Stammt aus Süd-Bavaria
Aus Einödsbach am Krottenkopf
Und er ist stolz auf seinen Kropf.

***

Der Geizfrosch

Der geizige Hyla Warzenreich
Ist der reichste Frosch im Teich,
Hat tausend Warzen und noch mehr.
Doch er gibt nicht eine her
Weil er denkt gar neunmalklug
Dass seine schöne Warzenhaut
Dann für einer Wasserbraut
Ist nicht mehr attraktiv genug.
***

Die Mucken der Frösche

Frosch Moorhupf sprach zu einer Fliege:
"Du bist meine große Liebe.
Ich habe dich zum Fressen gern.
Du bist fürwahr mein Augenstern,"
Er neckte sie: "Sei lieb zu mir
Dann schenke ich was Süßes dir."
Die Antwort war gar zornig "Summ,
Du hältst mich wohl für reichlich dumm.
Und hinter meinem Rücken
Flirtest du mit Mücken!"
Das quakte er mit Schulterzucken.
"Auch Frösche haben ihre Mucken."

***

Küssen will gelernt sein

Zwei Frösche die als leckren Happen
Eine Flieg sich wollten schnappen,
Verfingen sich mit ihren Zungen
Weil das Zielen war misslungen.
Da ihre Zungen klebrig waren
Haben die Grünen so erfahren,
Dass nicht jeder Zungenkuss
Unbedingt ist ein Genuss.
Und die Fliege sowieso
Ist auch ohne Froschkuss froh.
***

Der grimmsche Frosch

Der grimmsche Frosch am Brunnenrand
Dereinst ne goldne Kugel fand.
Unweit von dort wo er geboren
 Hat ne Prinzessin sie verloren.
Der Frosch dachte bei sich gerissen:
Weil sie ihre Kugel liebt
Wird das Gör sie bald vermissen.
Mal seh'n was sie mir dafür gibt.
Vielleicht ein Küsschen oder mehr?
Umsonst gebe ich sie nicht her."
So dacht der Frosch in seiner List!
Doch ward die Kugel nicht vermisst.
So sitzt der Frosch mit seinem Pfand
Noch heute dort am Brunnenrand
Und wartet, dass sie endlich kommt
Um ihr zu geben was ihr frommt.
Er wär' so gern ihr Prinz gewesen.
Und hätt' gern das von ihr bekommen
Was längst ein andrer ihr genommen.
So ähnlich steht's bei Grimm zu lesen.

***

All zu dreist

Ein dreister Teichfrosch namens Quark
Fühlte sich mutig einst und stark.
Er quakte prahlerisch und dreist
Eine jede fette Fliege an
Und hat in seinem Größenwahn
So manche schon verspeist.
Doch just grad als er wieder quakte
Weil eine wieder ihm behagte
Schnappte der Adebar ihm keck
Die Flieg und dann ihn selber weg.


***


Das junge grüne Paar

Zwei grüne Frösche sind als ein Paar
Noch quppenlos im dritten Jahr
Denn die beiden ganz geschickt,
Vermeiden, dass der Storch sie zwickt.
Und auch in Zukunft, das ist beiden klar,
Verzichten sie auf den Adebar.
Und stellt sich der dann doch mal ein
Und beißt die Fröschin in ihr Bein
Bleiben sie weiter kinderlos.

***

Poem auf Poem, gar froh und heiter
Dichtete Pergasos weiter.

Das nächste Werk, das er ersann.
Er nannt' es "Immer wieder"
Bot er den Seelen mehrmals an
Als schönstes seiner Lieder.

Immer wieder

Der Lustfrosch sah Frau Kröte *
Sich in der Abendröte
Einmal genauer an.
Sein Blutdruck sich erhöhte.
Er hatte keine Nöte,
Er war ein Don Juan.
Er tat was war vonnöten
Ohne zu erröten
Sich und der Kröte an.
Bis hin zur Morgenröte
Umarmte er die Kröte
Und spielte den Galan.
Dann gab er ihr die Pföte
Und sprach dass es sich böte
Am Abend wieder an..
Als dann die Abendröte
Des Nachmittages spöte
Zog am Horizont heran
Sah der Lustfrosch sich die Kröte
Bei der Abendröte
Einmal genauer an.
Sein Blutdruck sich erhöhte.....
(und so weiter und so fort)


Der Singsang-Vers von ihm erdacht
X-mal zu Gehör gebracht
Stimmte Pergason gar froh.
Nicht jedoch die andern so.

Es wäre lang noch so gegangen.
"Ich habe doch grad erst angefangen"
Der Dichterling beleidigt sprach
Als eine Seel ihn unterbrach.

"Es war uns eine große Ehr"
Lobte der Dichterfürst Homer.
"Noch nie hatt' ich Gelegenheit
Hier oben in der Ewigkeit
Zu genießen wie grad eben.
Ich würd' den Nobelpreis dir geben
Denn was du vortrugst war gar feine
Dichtung, besser fast als meine.
Danach brachte als Applaus
Er einen Hochruf sogleich aus.
"Lang leb die Seel von Pergasos !"
Dem Hochruf neben Aischylos
Schlossen alle sich spontan
Beglückt erleichtert sofort an.

Solchen Beifall gab's noch nie.
Die Seelen all in Euphorie
Hüpften klatschend durch den Saal.
"So was gibt es nicht noch mal"
Musste sogar Achill bekennen.
"Noch lange nach der Ewigkeit
Wird man dienen Namen nennen"
Rief er laut und grinste breit.

wird fortgesetzt

Keine Kommentare:

Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.