Donnerstag, 5. März 2015

Im Elysium


Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 31 - 127
- Im Elysium -

Als Athene schließlich geendet hatte
Sprach Hera: "Zeus, mein lieber Gatte,
Hat, als er noch jünger war,
Wenn sich hat sonst nichts zugetragen,
Und er fand ein bisschen Ruh,
Falls er grad Lust hatte dazu,
Weil er selbst auf so was schwor,
Mir auch erzählt davon ein paar
Von diesen sonderbaren Sagen."
Und die trug sie auch gleich vor.


Das Weib und die Kröte
(Lechthal. Chr. Schneller.)


Ein Weib von Holzgau ging einmal an der Lechbrücke von Dürenau vorbei und sah eine abscheulich dicke Kröte am Wege liegen. Das Weib stieß sie mit dem Fuße ein wenig an und sagte: "Dir will ich auch pflegen, wenn du niederkommst." Nach einiger Zeit wurde das Weib zu einer Kindbetterin nach Hägerau gerufen und musste dort die Pflegedienste tun. Als die Zeit um war, gab ihr die Kindbetterin einen vollen Sack als Lohn, mit dem Verbote, denselben zu öffnen, bevor sie zu Hause sei. Auf dem Heimwege aber wunderte sich das Weib, was denn in dem ziemlich schweren Sacke sein möge, und machte denselben auf. Da fielen Kohlen heraus. Unwirsch ließ das Weib die Kohlen liegen, nahm aber den leeren Sack mit nach hause. Als sie dann zu hause nachsah, fand sie im Sacke noch einige Goldflitter; hätte sie das Verbot beachtet, so hätte sie statt der vermeintliche Kohlen lauter Gold und reichen Lohn gehabt. Sie machte sich wohl auf und gieng die Kohlen suchen, aber sie fand nichts mehr.

Quelle: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz Vinzenz Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 328, Seite 196.

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Die Kröte zu Einsiedeln.


Vor der Kirchentüre zu Maria-Einsiedeln erschien früher viele Jahre lang täglich eine dicke, große Kröte und watschelte und hüpfte herum. Wenn man sie auch wegschleuderte oder sie zertrat, am folgenden Tag war sie wieder da und trieb sich herum, als ob sie in die Kirche gelangen wollte. Endlich vermutete man, es möchte mit der Kröte eine ganz besondere Bewandtnis haben, und sagte, man wolle sie einmal machen lassen, was sie wolle, und die Kirchentür ihr auftun. Sogleich watschelte sie durch dieselbe hinein und den Gang vor bis zum Muttergottesaltar, wo gerade Messe gelesen wurde, und wo sie verblieb. Bei der Wandlung geschah nun das Wunder, dass sich die hässliche Kröte mit einemmal in eine schneeweiße Taube verwandelte und gen Himmel flog. Die Kröte war aber die arme Seele einer vornehmen Frau weit drin in Frankreich gewesen, die zu Lebzeiten einen Wallfahrtsgang nach Maria-Einsiedeln versprochen, dann aber nicht gehalten hatte, und die zur Strafe nun so lange als Kröte geistern musste, bis sie ihr Gelöbnis erfüllte und so ihre Erlösung fand.
Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus"

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Der Faule und das Steinkreuz
in Weitersdorf


In Weitersdorf lebte einmal eine Botenfrau mit ihren Kindern; wie viele es waren, habe ich vergessen; aber ein Junge war darunter, der war, wie man so sagt, zum Essen zu faul. Alles Schelten half nichts. Es ging bei ihm: „ Komm ich heute nicht, so komm ich morgen!“ Selbst zur Widerrede war er zu faul, und seine Mutter hatte viel Sorge mit ihm.

Nun steht in Weitersdorf eine kleine Kapelle und dicht daneben ein Steinkreuz. Wer früher dort vorbei kam, kriegte mit Sicherheit eine derbe Ohrfeige, dass er über Stock und Stein rannte. Das wusste die Botenfrau, dachte bei sich, das Kreuz könnte ihren Faulen wenigstens einmal auf den Trab bringen und schickte ihn eines Abends hinaus.

 „ Ich habe“, sagte sie, „beim Jäten mein Kopftuch am Steinkreuz liegen gelassen. Geh hin und hol mir's!“

Der Faule stand auf, setzte sachte ein Bein vors andere und ging ganz gemächlich in die Nacht hinaus. Er stieß gerade auf das Kreuz zu und fing an zu überlegen:

 „Gehst du nun rechts vorbei oder links?“ Da holte das Kreuz aus und hieb ihn eine herunter, dass die hellen Funken ihm vor den Augen tanzten und der Kopf brummte wie eine Bassgeige. Verdutzt war der Faule schon, nahm deshalb noch lange nicht die Hände aus den Taschen und dachte nicht die Spur daran, auch etwas schneller zu gehen. Er sah sich nur sachte um: da saß eine Erdkröte vor ihm.

„Junger Mann“, sagte sie, „ich freue mich, dass du kommst und mich heiraten willst!“

Der Faule war zu träge, um zu widersprechen; erblickte die Kröte nur groß an.
„Komm mit mir“, fuhr die Kröte fort.

Unangenehm war ihn die Kröte schon; da sie aber auf ihren kurzen und schwachen Hinterbeinen vorausging, langsam wie er es gewöhnt war, gratschte er hinterdrein. Mit einem Mal ging's plumps – , er saß in einem tiefen Loch, und rund um ihn auf dem Boden hockten lauter Kröten, große und kleine. Sie hatten alle Blätter vor sich und Nacktschnecken drauf, die sie verzehrten.
„Du siehst, wir sind schon beim Hochzeitsmahle. Ich will mich neben dich setzen!“

Wieder war der junge Mann zu faul, zu widersprechen. Er ließ es geschehen; nur für die Nacktschnecken dankte er, ob aus Faulheit oder Ekel, wer weiß es.

„Nun will ich dir den Hochzeitskuss geben“, sagte die Kröte. Der Faule wehrte sich nicht. Wie aber die Kröte aber seinen Mund berührte, da verwandelte sie sich in ein bildschönes Mädchen mit lichtbraunen Augen, in denen alle Sternenlichter vom Himmel flammten. So schön war sie, dass er seine Faulheit vergaß unter der heißen Liebe, die in seinem Herzen empor brannte.

 Er fasste das Mädchen um und wirbelte mit ihm durch das Erdloch so schnell und so fröhlich, wie er sich sein Lebtag noch nicht bewegt hatte. Inzwischen waren auch die anderen Kröten zu Mädchen geworden. Mit jeder tanzte unser fauler, und seine junge Frau stand dabei und heftete Augen voll Liebe und Zärtlichkeit auf ihn. Als er schließlich außer Atem wieder vor ihr stand, sagte sie:

„Du lieber, du hast uns erlöst, weil du nicht widersprochen hast. Nun wollen wir bei deiner Mutter das Hochzeitsfest weiter feiern!“ Damit fasste sie ihren Mann um den Hals, sprang mit ihm ins Dorf, und die Schar der Mädchen tollte hinterdrein.

Bei der Botenfrau gab's ein Fest, das hätten wir alle gern mitgemacht, so lustig ging's dabei zu.

Der Flinkste von allen aber war der Bräutigam.

Seit die Mädchen erlöst sind, hat das Kreuz nie wieder um sich geschlagen.

Wer's nicht glaubt mag's ausprobieren!


(Karl Henniger - Thüringer Sage und Märchen, Rudolstadt 1925)


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Die Traumbuche auf dem Venusberg


Wer, von der Stadt kommend, der Langenhorner Chaussee nach Norden folgt, stößt eine Viertelstunde Fußwegs vor dem Ochsenzoll zur Linken auf eine Flur, die von alten Anwohnern „Venusberg" genannt wird. Sie liegt unweit der Stelle, an der der Neubergerweg in die Chaussee einmündet. Allerdings kann man heute dort keinen Berg, nicht einmal einen Hügel entdecken; nur eine leichte Bodenwelle deutet noch den Ort an, wo sich einst ein Hügelgrab erhob, eben jener Venusberg. Früher wurden nämlich auch Hügel als Berge bezeichnet. Dabei hieß dieser Hügel am Tükkobsmoor wohl ursprünglich der Veensbarg  das ist Sumpf - oder Moorberg, und war - wie der Lustberg in Fuhlsbüttel- eine vorgeschichtliche Grabanlage längs des alten Heer- und Ochsenweges. In christlicher Zeit brachte die Kirche die Stätten heidnischen Ahnenkults in Verruf, und die Gläubigen mieden sie, weil sie sich vor Zauberei und bösem Geisterspuk fürchteten. So wurde auch aus dem Veensbarg ein Venusberg, ein Berg der Zauberin Venus, auf dem es nicht immer mit rechten Dingen zuging. Auf diesem Berge, so erzählt die Sage, wuchs vor Zeiten eine mächtige Buche, an derem Stamme stets eine dicke Kröte saß, die niemand anders als die verzauberte Frau Venus selbst war.

Die Buche aber war eine richtige Traumbuche. Die Jungfrau nämlich, die in der ersten Frühlingsnacht unter ihren Zweigen von ihrem Liebsten träumt, wird unversehens Macht über ihn gewinnen und als Ehgemahl heimführen.

Doch währt das Glück nur kurze Zeit, nur bis zum nächsten Neumond, dann müssen die Liebenden dafür mit dem Leben zahlen.

Man schreibt das Jahr 1591. Pawel Knacke hat Anna Krohn, die Witwe vom Vogtshof geheiratet und wird nun selbst Vogt in Langenhorn. Seine Tochter Lena kommt mit ihm auf den Hof. Sie ist drall und kräftig und so breit wie ein Heuwagen; ja, sie ersetzt ihm einen Knecht, weil sie unverdrossen und unermüdlich bei der Feldarbeit zupackt und mit den jungen Männern wetteifert. Und doch wird sie von den Burschen gemieden, keiner fordert sie beim Erntefest zum Tanze auf, kein Freier hält um sie an, denn sie ist mall und dösig im Kopfe.

Wie aber doch einmal der Nachbarsohn Gerd Framheim, der schmuckste Bursche im Dorfe, zum Scherze die Polka mit ihr tanzt, ist sie sofort in ihn verliebt, ohne jedoch von seiner Seite auf Erwiderung ihres Gefühls zu stoßen.

 Alle Versuche, seine Zuneigung zu erringen, schlagen fehl, und schon kommt sie ins Gerede, dem Burschen nachzulaufen. Da hofft sie, auf dem Venusberg Hilfe zu finden. In jeder ersten Frühlingsnacht schleicht sie hinaus, um unter der Buche den Zauber zu probieren. Aber alle Bemühungen sind vergeblich, immer träumt sie nur von Kühen und Schweinen und von der Arbeit auf den Feldern und leider nie von dem Liebsten.

 Endlich, nach vielen enttäuschenden Versuchen, stellt sich doch der ersehnte Traum ein, und sie träumt wirklich von ihrem Gerd.

Überglücklich wacht sie am nächsten Morgen auf, legt die Kröte behutsam in ihren Korb und rennt den Heerweg hinab ins Dorf. Aufgeregt berichtet sie dort über den wunderbaren Traum auf dem Venusberg. Doch alle lachen sie nur aus und lassen es auch nicht an höhnischen Bemerkungen über ihren Geisteszustand fehlen. Wie sie aber die dicke Kröte in ihrem Korbe erblicken, die zur Bekräftigung der Erzählung dauernd mit dem Kopfe nickt, verstummt ihr Lachen, und Zweifel werden laut.

 Ungeheuer aber wird ihr Erstaunen, als just in diesem Augenblicke Gerd Framheim daherkommt, vor Lena niederkniet und sie küsst. Stumm ergreift er ihre Hand und führt sie hinweg auf seinem Hof. Dort wird alles zur Vermählung gerüstet und kurz darauf die Hochzeit gefeiert.
 Es ist fürwahr eine große Hochzeit. Drei Tage und Nächte hält das Tanzen, Schmausen und Trinken schon an. Die dicke Kröte von der Traumbuche sitzt in ihrem Korb auf dem Tanzboden und nickt immer noch mit dem Kopfe. Keiner kümmert sich um sie, auch der Venusberg ist längs vergessen. In ihrem großen Glück will Lena nicht mehr an den Zauber glauben; was kümmert sie die Spökelei.

Die vierte Nacht, die Neumondnacht, bricht an. Vom Westen her türmen sich dunkle Wolken über dem Schattbrook auf, und kurze, heftige Windstöße jagen über das Moor. Ein böses Unwetter zieht herauf. Die Tanzmusik verstummt, und die Hochzeitsgäste drängen nach Hause. Da zuckt der erste Blitz auf und schlägt gleich in das Hochzeitshaus ein.

 Im Nu steht das Dach in Flammen, und das Haus brennt lichterloh. Es brennt bis zu den Grundmauern nieder, nichts kann gerettet werden, auch Lena und Gerd kommen im lodernden Feuer um. Augenzeugen, die zum Löschen herbeieilen, berichten später, dass nur eine dunkle Gestalt aus der feurigen Glut in die Wolken emporgestiegen und dann entschwunden sei.

 Vom Ende der Traumbuche erzählt die Überlieferung nichts; den Venusberg aber haben Schatzsucher aufgegraben und nach Gold durchwühlt. Noch hundert Jahre später ist er als auffälliger Hügel vorhanden, und der Hamburger „Constabler und Kartograph“ Georg Ferdinand Hartmann zeichnet ihn 1750 als markanten Geländepunkt in seine Karte von Langenhorn ein.

Im 19. Jahrhundert wird er beim Ausbau der Langenhorner Chaussee vollends abgetragen, und heute kündet nur noch ein Flurname von den Ereignissen, die dort einst ihren Anfang nahmen.

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Das weiße Fräulein

Sagen und Legenden um Enkenbach-Alsenborn. Aus der Tageszeitung "Die Rheinpfalz" vom 06.01.2001.
Drei Gesellen machten sich in einer finsteren Nacht von Enkenbach aus auf den Weg nach der dicken Eiche. Dem einen hatte geträumt, dass dort ein Schatz vergraben liege. Um die Mitternachtsstunde gruben sie in die Erde hinab und stießen gar bald auf den Deckel einer eisenbeschlagenen Truhe. Sie waren schon dabei, diese freizulegen und zu öffnen. Da erschien ihnen in der schwarzen Nacht eine weiße Frauengestalt und sprach: "Halt! Ehe ihr den Schatz hebt, müsst ihr drei Bedingungen erfüllen: Zum ersten: Ich erscheine in der folgenden Nacht als Kröte; dann müsst ihr mich küssen. Zum zweiten: In der weiteren Nacht bin ich ein schwarzer Pudel mit glühenden Augen. Auch den sollt ihr küssen. Zum dritten: In der nächsten Nacht bin ich wieder wie jetzt ein weißes Fräulein. Wenn ihr mich dann küsst, bin ich erlöst, und ihr sollt den Schatz haben. Tut ihr aber nicht so, wie ich gesagt, so werdet ihr in der Truhe nicht ein Krümchen finden.
Am folgenden Abend fanden sich die drei Burschen zusammen. Ehe sie den Gang zum Wald antraten, tranken sie noch einen Krug voll Wein und nahmen einen weiteren gefüllt mit. Sie spürten in sich den nötigen Mut. In Enkenbach schlug es auf dem Turm der Klosterkirche gerade zwölfmal, als sie bei der dicken Eiche anlangte. Sie fanden die Grube und darin die eisenbeschlagene Truhe. Da kam auf sie zu eine Kröte gehüpft, so groß wie ein Backofen und ganz feurig. Ja, nun war der erste Auftrag fällig.

Aber den Gesellen grauste es, sie verloren allen Mut, so schaurig war das Ungeheuer anzusehen. Sie rannten dorfwärts. Der Schatz in der eisenbeschlagenen Truhe versank tief in die Erde, und keiner hat ihn mehr gesehen.

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Die Kröte im Michaeliskirchlein


Im Michaelskirchlein zu Schwaz ist ein wundertätiges Bild, das Christus im Elend darstellt. Das Volk hat zu diesem Gnadenbilde ein großes Vertrauen, und selbst im strengsten Winter finden sich dort spät abends noch fromme Beter. In dieser Kapelle sah man an gewissen Tagen, gewöhnlich an Vorabenden hoher Feste, eine große Kröte. Sie kroch zum Altare, richtete sich dort auf ihren Hinterfüßen auf, hielt die Vorderfüße zusammen und hielt sie in die Höhe, als ob sie beten wollte. Diese Kröte ist schon seit langer Zeit nicht mehr gesehen worden; das Volk erzählt sich aber oft davon und sagt, sie sei eine arme Seele gewesen. (Schwaz.)

Wie in mehreren Kapellen Tirols befindet sich auch im St.-Michael-Kirchlein zu Schwaz ein Christus im Elend (ein Ecce-Homo-Bildnis), welchem der Bart wachsen soll, und welches eifrig besucht wird. Man sah vorzeiten an gewissen Tagen, gewöhnlich an den Vorabenden hoher Festtage, eine große Kröte zum Altar kriechen, wo sie sich auf den Hinterfüßen aufrichtete und die Vorderfüße so zusammenhielt und in die Höhe hob, als ob sie dieselben zum Gebete gefaltet hätte.

Diese Kröte war nach dem Volksglauben eine arme Seele, und dieser Glaube wurzelt noch tief im Volke. Überhaupt spielt die Kröte noch jetzt eine bedeutende Rolle im Dreißing oder Dreißgen, d. i. von Maria Himmelfahrt bis Maria Geburt.
Man fängt während dieser Zeit eine Kröte, bindet sie an einem Hinterfuße an (oder spießt sie an einen Pfahl oder Stock) und hängt sie an einen Baum unter freiem Himmel auf, bis sie verhungert und ausgedörrt ist. Dann hängt man sie innerhalb der Stalltüre auf und läßt sie das ganze Jahr hindurch hängen, bis eine andere sie ablöst. Man heißt sie Dreißing- oder Dreißgenkröte; sie soll Seuchen, Verwünschungen und Hexereien vom Vieh abhalten, nur gegen Verfluchung soll sie nicht wirksam sein. Auch haarwachsende Christuskreuze in den Kapellen und Kirchen waren einst allenthalben zu schauen und sind deren noch, wie z. B. im Seekirchlein zu Seefeld ob Zirl, das Sautnerkreuz bei Sautens im Ötztale u. a. m.
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 90

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Warum die Kröte totgeschlagen

 und aufgehängt wird

- Estnische Volkserzählung -


Wie das Volk erzählt, hätten sowohl die Vögel als auch die Tiere früher die gleiche Sprache gesprochen, an der auch die Menschen teilgenommen hätten. So sei es denn geschehen, damals zu dieser teuren Leidenszeit, als das Licht mit der Finsternis kämpfte, oder besser zu sagen, als der Welterlöser Christus ans Kreuz geschlagen wurde, das auch die Kröte gesprochen habe. Sie sei zum Kreuz gekommen und habe gesagt: "Seht, die rechte Hand ist noch frei, schlagt auch die fest!" Da wurde festgestellt, dass man es tatsächlich vergessen hatte, die rechte Hand anzuschlagen. Nun sei daraus für viele Leute der Glaube erwachsen, dass man, wenn man eine Kröte findet, sie mit einer scharfen Stangenspitze durchschlagen und hoch zum Trocknen legen müsse. Dabei erzählt man von jenem Ereignis, dass sie also einmal die Hand Jesu festzuschlagen befohlen habe.

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Die Kröte in der Wallfahrtskirche


Eine Bäuerin aus Bayern, welche dicht an der tirolischen Grenze wohnte, verlobte sich nach der Wallfahrtskirche zur Muttergottes in Absam. Sie gelangte aber niemals dazu, zu gehen, ob aus Nachlässigkeit oder aus Mangel an Zeit, das erwähnt die Sage nicht. Dafür ist es aber der Bäuerin übel ergangen; denn als sie gestorben war, musste sie den Weg zur Kirche nach Absam in Gestalt einer Kröte machen und hatte dabei viel zu leiden. Ein Bauer am Wege wollte sie erschlagen, ein anderer sie zertreten, ein dritter schleuderte sie über einen hohen Felsen, und der Mesner von Absam ließ sie nicht in die Kirche hinein. Zweimal schleuderte er sie zur Vorkirche hinaus, bis es ihr dennoch gelang, zum Gnadenbilde zu kommen, wo die Kröte die vordem Füßlein wie zum Gebete faltete, betete und dann als lichter Streifen zum Fenster hinausflog, worüber die Leute in der Kirche nicht wenig erstaunten. So ist also die arme Seele erlöst worden.

Ähnliche Krötensagen wiederholen sich häufig in Tirol, so in Seefeld, auf der Hohen Salve, in der Totenkapelle zu Meran, in Schwaz usw. Eine bekannte Krötenmär, welche gern erzählt wird, lautet so: Eine Witwe wollte vor dem Sterben ihr Gut einem von ihren drei Söhnen übergeben, die sie ganz gleich liebte, so dass sie keinen bevorzugen, sondern den Zufall walten lassen wollte. Sie gab jedem ihrer Söhne etwas Flachs und sprach: "Wer von euch das schönstgesponnene Garn zurückbringt, der soll Häuschen und Gut zu eigen bekommen." Hierauf zogen die drei Brüder in die Welt. Der jüngste derselben war aber gar traurig vom Mütterlein gegangen, und wie er in einem großen, dunklen Wald sich verirrte, ward er noch trauriger; er kam an einen See, um den See ging er rundherum, um einen Ausgang zu suchen, und fand den See voll Kröten, Fröschen und andern Tieren. Und eine große Kröte kroch gegen ihn her, die sprach: "Warum so traurig? Fürchte dich nicht vor mir." Da erzählte der junge Mann, der Hansl hieß, seine Geschichte und sein Anliegen von wegen des Flachses. Die Kröte nahm ihm den Flachs ab, hüpfte in den See hinein und brachte alsbald das Garn zurück, welches sie selbst vom Flachse gesponnen hatte. Er bedankte sich schönstens und wollte heimwärts gehen; allein die Kröte befahl ihm, aus Dankbarkeit ein anderes Mal zum See zu kommen, eine goldene Rute, welche er neben dem See finden werde, aufzuheben, damit auf sie (die Kröte) drei Streiche zu schlagen, hernach noch dreimal in den See zu schlagen. Hierauf verschwand sie im Wasser. Hansl kam mit dem Garn zur Mutter, wo die anderen zwei Brüder lange schon seiner warteten. Er hatte weitaus das schönste Garn und erhielt Häuslein und Gut, worüber die zwei älteren Brüder gar keine Freude hatten. Aber Hansl eilte sogleich zum See, um voll Dankbarkeit dem Gebote der Kröte nachzukommen, und fand dort die goldene Rute. Er nahm sie auf, sah die Kröte und schlug sie dreimal tüchtig übern Rücken und - aus der Kröte ward auf einmal die schönste Jungfrau, mit einem prächtigen, weißen Silberkleid angetan, welches glänzte wie die Sonne, und noch schöner waren ihre Augen. Allein der Hansl sah nicht lange hinein, sondern schlug dreimal in den See, und statt der dunklen Wasser stand ein ländliches Schloss mit blühenden Auen und Wiesen vor ihm, auf welchem viele hundert Schafe und Milchkühe weideten. Und das Schloss hatte viele Türme, auf denen weiß-rote und weiß-grüne Fähnlein wehten, wie es bei den Schützenfesten der Brauch ist. Und als der Hansl noch immer zu träumen vermeinte und sich auf das Aufwachen fürchtete, da nahm ihn die holdselige Jungfrau bei der Hand, führte ihn ins Schloss, wo viele hundert Diener, Knechte, Jäger und Hirten ihm entgegenkamen und sich für die Erlösung bedankten. Der Hansl hatte sie alle errettet, denn seit 300 Jahren war das reiche Besitztum, nebst Schloss und Leuten, durch eine mächtige, neidische Hexe verzaubert worden. Die Besitzerin war eine Prinzessin und versäumte nicht, ihren Erretter zu heiraten, wozu seine Mutter und Brüder eingeladen wurden. Da schenkte er ihnen die Heimat und noch viel Geld dazu, und es war Glück und Segen und Freude viel Stunden in der Umgebung. Wo diese Begebenheit stattgefunden, wo der See gelegen hat, das weiß kein Mensch zu sagen, nur das weiß man, dass der Schauplatz Nordtirol gewesen sei.
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 115

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Die Kröte auf der Hohen Salve


Es war einmal ein schöner Jüngling von guten Gaben, aber allzu weichlich erzogen und gewöhnt, blindlings nach dem Gelüst des Augenblicks zu tun. So vergeudete er das Seine, geriet in verderbte Gesellschaft und ward schließlich ein Straßenräuber, ja der Anführer einer ganzen Räuberbande. Als solcher ward er von den Häschern eifrig gesucht, und sie trieben ihn so in die Enge, dass er Gefängnis und Galgen schon vor Augen sah. In solcher Bedrängnis tat er das Gelübde: wenn ihm Gott hülfe, dem Gericht zu entrinnen und irgendwo ein neues, ehrbares Leben anzufangen, so wollte er eine Wallfahrt zum Johanniskirchlein auf der Hohen Salve tun. Da half ihm Gott wunderbar, dass es ihm wirklich gelang, den Schergen zu entwischen und in Sicherheit zu kommen. Wie er nun der Angst ledig war und unangefochten leben konnte, vergaß er sein Gelöbnis, und es blieb unerfüllt, bis er starb. Zur Buße aber musste er nach seinem Tode in Gestalt einer Kröte geistern, bis es ihm gelänge, von Baiern, wo er verstorben war, auf die Hohe Salve zu kriechen.
Die arme Kröte kam langsam vorwärts, hatte oftmals zu rasten und oftmals sich vor den Misshandlungen unverständiger Menschen zu verbergen. Endlich erreichte sie doch, nach Jahr und Tag, den Gipfel der Hohen Salve. Aber nun handelte es sich darum, in die Kirche zu kommen, und das war das Schwerste; denn die Leute wollten die Kröte um keine Welt hineinlassen. Immer wieder ward sie mit Fußtritten von der Schwelle weggestoßen. Zuletzt gelang es ihr dennoch, unbemerkt in das Kirchlein zu schlüpfen; und dort kroch sie dreimal um den Altar. Da stand plötzlich vor den erstaunten Betern ein schöner Mann, der erzählte ihnen alles von seinem Räuberleben und seiner Rettung, und wie er sich darnach zwar gebessert und Buße getan, aber die gelobte Wallfahrt unterlassen habe. Und da er ihnen alles bis zum letzten kundgetan hatte, verschwand er, denn nun war denn nun war er erlöst.
Quelle: Tiroler Legenden, Helene Raff, Innsbruck 1924, S. 182ff

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Die verwunschene Kröte


Unweit Mistelbach war früher ein stattliches Schloss, Von einem Raubritter bewohnt. Einst zog ein Fuhrmann vorbei, der von den wilden Raubgesellen überfallen und ermordet wurde; sterbend aber drohte er ihnen, dass sein und seiner Kinder Fluch sie verfolgen werde.
Einige Jahre waren seit diesem Vorfalle verflossen, und der große Aufwand hatte des Ritters Vermögen schon bedeutend vermindert. In seiner Not ließ er sich mit dem Teufel ein, der schaffte Geld herbei und der Ritter lebte zehn Jahre darauf los, dann aber erwartete er ängstlich die Stunde, an welcher ihn der Teufel abholen würde.
Diese kam und der Teufel fuhr mit ihm in den Berg, auf welchem sich die Burg befand.
Und seit jener Zeit sah man von Zeit zu Zeit eine ungewöhnlich große Kröte aus dem Berge hervorkommen. In diese Kröte war der grausame Ritter verwandelt. Die Burg verfiel, und als im Tale ein ziemlich großes Dorf sich erhob, machte man den Vorschlag, eine Kirche in der Nähe von der Schlossruine zu erbauen, damit der in die Kröte verwandelte Ritter erlöst werde.
Alle Vorkehrungen waren getroffen, und die Grundfesten des Turmes waren bereits angelegt; da kam zur Nachtzeit die Kröte aus dem Berge, und zerstörte alles, was man gebaut hatte.
Mehrmals wurde der Grund gelegt, aber wieder zerstört. So geschah es dreimal. Schon wollte man den Bau aufgeben, und die Kirche auf einer anderen Stelle erbauen; da ging ein Priester mit dem hochwürdigen Gute, in Begleitung der Dorfbewohner zur Mitternachtsstunde auf den Berg und erschoss, mit einer geweihten, gläsernen Kugel die verwunschene Kröte.
 In kurzer Zeit darauf ward die Kirche erbaut, und dem heiligen Martin geweiht. Heutzutage sieht man noch die Wassergräben der Burg, die mit hohem Grase bewachsen sind.
Zum Andenken an jene Begebenheit befindet sich eine aus Stein gehauene Kröte am äußeren Gesimse der Kirche.
Quelle: Carl Calliano, Niederösterreichischer Sagenschatz. Bd. V, 1927

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Der Krötenstuhl




Auf Notweiler, einer elsässischen Burg im Wasgau, lebte vor alten Zeiten die schöne Tochter eines Herzogs, die aber so stolz war, das sie keinen ihrer vielen Freier gut genug fand und viele umsonst das Leben verlieren mussten. Zur Strafe wurde sie dafür verwünscht und muss so lange auf einem öden Felsen hausen, bis sie erlöst wird. Nur einmal die Woche, nämlich den Freitag, darf sie sichtbar erscheinen, aber einmal in Gestalt einer Schlange, das zweite mal als Kröte und das dritte mal als Jungfrau in ihrer natürlichen Art. Jeden Freitag wäscht sie sich auf dem Felsen, der noch heutigen Tages Krötenstuhl heißt, an einem Quellborn und sieht sich dabei in die Weite um, ob niemand nahe, der sie erlöse. Wer das Wagstück unternehmen will, der findet oben auf dem Krötenstuhl eine Muschel mit drei Wahrzeichen: einer Schlangenschuppe, einem Stück Krötenhaut und einer gelben Haarlocke. Diese drei Dinge bei sich tragend, muss er einen Freitagmittag in die wüste Burg steigen, warten, bis sie sich zu waschen kommt, und sie drei Wochen hintereinander in jeder ihrer Erscheinungen auf den Mund küssen, ohne zu entfliehen. Wer das aushält, bringt sie zur Ruhe und empfängt alle ihre Schätze. Mancher hat schon die Merkzeichen gefunden und sich in die Trümmer der alten Burg gewagt, und viele sind vor Furcht und Gräuel umgekommen. Einmal hatte ein kühner Bursch schon den Mund der Schlange berührt und wollte auf die andre Erscheinung warten, da ergriff ihn Entsetzen und er rannte bergab; zornig und raschelnd verfolgte sie ihn als Kröte bis auf den Krötenstuhl. Sie bleibt übrigens die Länge der Zeit hindurch, wie sie war, und altert nimmer. Als Schlange ist sie am grässlichsten und nach dem Spruch des Volks »groß wie ein Wieschbaum (Heubaum), als Krott groß wie ein Backofen, und da spaucht sie Feuer«.


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Die Kröte und der Fuhrmann


Einst war ein Innsbrucker Fuhrmann durch Leithen unterwegs, da sprang ihm eine Kröte auf den Wagen. Sooft er sie auch zu vertreiben suchte, sie saß immer wieder neben ihm. Als er schließlich auf dem Kirchplatz von Seefeld hielt, saß plötzlich ein bildhübsches Mädchen neben ihm. Sie habe, so erzählte sie, zu ihren Lebzeiten eine Wallfahrt nach Seefeld versprochen, aber dieses Versprechen nicht gehalten. Nach dem Tode habe sie sich nun als Kröte auf den Weg machen müssen. Jetzt sei sie erlöst, da sie ein mitleidiger Mensch mitgenommen habe. Sie bedankte sich beim Fahrer, verschwand in die Kirche und wurde nie mehr gesehen.

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Die Burgkröte von Heldrung

  

Es wird erzählt, dass ein reicher Herr die Wasserburg zu Heldrungen bauen ließ. Als sein Schloss endlich fertig war, waren allerdings auch seine Kassen leer.
 "Ganz traurich war d ́n Herrn d ́r Sinn, denn im Bittel war nischt me als nur e einzjer Heller drin", heißt es.

Mit dem letzten Geldstück verließ er also die Burg und ging bis zu einem kleinen Bach, wo eine Kröte auf einem Stein saß. Als er diese sah, warf ihr der
Edelmann voller Wut den letzten Heller nach.

"Un wie er wedder heime geht, do ließ er nach kurzer Ziet e Kretenbild in de Muer mache, so wie me ́s hiete noch sieht", besagt die Überlieferung.

Der Bach, in den der verarmte Burgherr den Heller warf, bekam zu jener Zeit auch seinen Namen weg und wird seit dem "Hellerbach", oder heute Helderbach genannt.


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"Die Kröte auf dem Brotlaib"

- eine Sage aus Neustadt an der Orla in Thüringen -

Hier

wird die Sage erzählt

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Die Kröte unter dem Breitenstein


Vor vielen Jahren lebte im Saargau unterhalb der Burg Montclair ein sehr reicher Bauer. Dieser war so geizig, dass er keinem Bettler was abgab. Er glaubte auch nicht an Gott, sondern an den Teufel...

Sonntags, wenn die anderen zur Kirche gingen, zählte er seine Silbermünzen. An einem Sonntag verwandelten sich alle Silbermünzen in böse Ratten, die den Bauer mit Haut und Haaren auffraßen.
Der böse Geist des Bauern aber blieb in dem Haus und machte jede Nacht einen fürchterlichen Lärm, der die Dorfbewohner erschreckte. Ein alter Mann, der in einer Höhle unter der Burg Montclair lebte, sollte den Spuk beenden. Er kam in das Geisterhaus und trug etwas schweres zurück in seine Höhle. Niemand sah, was er dort tat.
Von da an konnte man aber in der Nähe des Breitensteins ein seltsames "Quaken" hören. Es kam von einer riesigen Kröte, die der Geist des alten Bauern sein sollte, die so fürchterlich stank, dass sie alle Menschen und Tiere vertrieb. Selbst die Pflanzen verdorrten und die Fische in der Saar starben. Schließlich floh auch der Graf von Montclair. Mit dem Grafen verschwand auch der alte Mann aus der Höhle, der nämlich ein Bruder des Grafen gewesen sein soll, der um sein Erbe betrogen wurde.
Nach einem langen Winter kam auch wieder die Kröte aus der Höhle hervor. Da sie aber von dem vielen Schnee so geblendet wurde rutschte sie den Abhang hinunter und versank in den eisigen Fluten der Saar. Der böse Geist war endlich verschwunden und die Burgherren kamen wieder zurück auf die Burg Montclair. Der Berg schmückte sich wieder mit frischem Grün und Mensch und Tier freuten sich.

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Kröten werden zu Geld


Drei Männer aus Oberleinach wussten wo ein Schatz brannte. Sie verabredeten sich, den Schatz abends zu holen, aber der eine ging schließlich doch nicht mit. Die zwei anderen fanden den Schatz wieder und wollten die Kohlen auf ein mitgebrachtes Tuch streifen. Aber als sie mit der Arbeit anfingen, waren es lauter Kröten. Sie nahmen darum bloß drei Kröten mit und wickelten sie in das Tuch. Um dem Dritten einen Schabernack zu spielen, warfen sie ihm die Kröten beim Heimgehen in die Stube. Am anderen Tag fragten sie den Beschenkten, ob er in seiner Stube etwas gefunden habe. Der lachte und sagte: „So was dürft ihr mir alle Tage bringen.“ Das war den anderen doch stark und sie eilten hinaus und suchten nach den übrigen Kröten. Aber sie fanden keine mehr. Zum Spott hat man ihnen Frösche und Kröten an das Fenster gehängt.

Quelle: Ortschronik Leinach, Christine Deme

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Die Domkröte


In alter Zeit befand sich auf jenem Hügelrücken, wo heute die Mistelbacher Kirche steht, eine Raubritterburg. Der Herr dieser Burg zog mit seinen Mannen raubend und brennend durch die Lande; bei einem seiner Raubzüge ermordete er sogar einen unschuldigen Fuhrmann. Dieser aber verfluchte seinen Mörder noch, ehe er starb.
Von nun an hatte der grausame Ritter kein Glück mehr. Er wurde ärmer und ärmer und in kürzester Zeit musste er fürchten, um nicht als Bettler zu enden. So ließ sich der gottlose Mann für zehn Jahre mit dem Teufel ein, um seine Schulden zu tilgen und gleichzeitig auch sein prasserisches Leben weiterführen zu können. Als die Frist um war, verschwand der Rittersmann mit dem Teufel im Burgberg. Seit dieser Zeit sahen Leute nächtens eine ochsengroße Kröte aus dem Burgberg hervor kriechen, die anfing, das Gemäuer zu zerstören. Sie bohrte Löcher in die Grundmauern, so dass das dicke Gemäuer baufällig wurde, bis das Gebäude schließlich gänzlich zerfiel und aus der einst stolzen Burg eine Ruine wurde.
Bei der Besiedelung der Zayaniederung wollte man an der Stelle der alten Burgruine eine Kirche errichten, um den in eine Kröte verwandelten Ritter zu erlösen. Doch kaum hatte man mit dem Werk begonnen, wurde es in der darauf folgenden Nacht auch schon wieder zerstört. Da sich der Spuk Nacht für Nacht wiederholte, legten sich einige beherzte Männer auf die Lauer, um Genaueres zu erfahren. Siehe da, um Mitternacht kroch die dicke, große Kröte hervor und zerstörte das Mauerwerk, das die Männer tagsüber mühsam errichtet hatten. Schlag ein Uhr war der Spuk auch wieder zu Ende.
In der nächsten Nacht kamen sie mit dem Pfarrer wieder. Der Gottesmann erschoss das Untier mit einer geweihten gläsernen Kugel, so dass von nun an Ruhe herrschte. Die tote Kröte mauerte man in den Kirchenbau ein, wo sie heute noch zu bewundern ist. Die mühsam vollendete Kirche weihte man schließlich dem Hl. Martin.
Quelle: Das Weinviertel in seinen Sagen, Thomas Hofmann, Weitra 2000, S. 178


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Der Abt mit der Kröte im Leib


In der Klosterkirche von Alpirsbach befindet sich der Grabstein des einstigen Abtes Alexius (1505-1523). Er zeigt den Klostermann als Gerippe mit einer Kröte im Leib. Man sagt, der Abt habe sich eines Tages vom Kloster entfernt. Die einen sagen, er habe genug vom Klosterleben gehabt und sei sündigend und frevelnd durchs Land gezogen, die anderen er sei lediglich spazieren gegangen. Es sei jedoch so heiß gewesen, dass ihm der Schweiß aus allen Poren rann. Daher stürzte sich der Klostermann auf die nächste Quelle und trank so hastig und viel, dass er in seiner Gier nicht bemerkte, wie er ein Krötenei hinunter schluckte. Die Kröte schlüpfte in seinem Magen und wuchs und wuchs und verzehrte dabei des Abtes ganze Lebenskraft.


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Die Loba

Zwischen der heutigen Umfahrungsstraße von Seefeld und dem Bahndamm nahe dem Seefelder See liegt ein Moorgebiet, die Loba. Man erzählt sich darüber folgendes:

Eines Abends kamen betrunkene Burschen von Reith kommend nach Seefeld. Sie wussten, dass bei Dämmerung nicht selten eine Schatztruhe, bewacht von einer Kröte mit einem goldenen Schlüssel im Mund, zu sehen war. Auch an diesem Abend tauchte das seltsame Bild auf und die frechen Burschen wollten die Kröte erschlagen und den Schatz bergen. Noch während einer der Burschen zum Schlag ausholt verwandelten sich Schatz und Kröte in einen Sarg mit einem Kreuz darauf. Voller Schreck liefen die Burschen ins Dorf weiter.

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wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.