Machwerk
R.W. Aristoquakes
Teil 31 - 127
- Im Elysium -
Als Athene
schließlich geendet hatte
Sprach Hera:
"Zeus, mein lieber Gatte,
Hat, als er noch
jünger war,
Wenn sich hat sonst
nichts zugetragen,
Und er fand ein
bisschen Ruh,
Falls er grad Lust
hatte dazu,
Weil er selbst
auf so was schwor,
Mir auch erzählt
davon ein paar
Von diesen
sonderbaren Sagen."
Und die trug sie
auch gleich vor.
Das Weib und die Kröte
(Lechthal. Chr. Schneller.)
Ein Weib
von Holzgau ging einmal an der Lechbrücke von Dürenau vorbei und sah eine
abscheulich dicke Kröte am Wege liegen. Das Weib stieß sie mit dem Fuße ein
wenig an und sagte: "Dir will ich auch pflegen, wenn du niederkommst."
Nach einiger Zeit wurde das Weib zu einer Kindbetterin nach Hägerau gerufen und
musste dort die Pflegedienste tun. Als die Zeit um war, gab ihr die
Kindbetterin einen vollen Sack als Lohn, mit dem Verbote, denselben zu öffnen,
bevor sie zu Hause sei. Auf dem Heimwege aber wunderte sich das Weib, was denn
in dem ziemlich schweren Sacke sein möge, und machte denselben auf. Da fielen
Kohlen heraus. Unwirsch ließ das Weib die Kohlen liegen, nahm aber den leeren
Sack mit nach hause. Als sie dann zu hause nachsah, fand sie im Sacke noch
einige Goldflitter; hätte sie das Verbot beachtet, so hätte sie statt der
vermeintliche Kohlen lauter Gold und reichen Lohn gehabt. Sie machte sich wohl
auf und gieng die Kohlen suchen, aber sie fand nichts mehr.
Quelle: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol,
Gesammelt und herausgegeben von Ignaz Vinzenz Zingerle, Innsbruck 1891, Nr.
328, Seite 196.
***
Die Kröte zu Einsiedeln.
Vor der
Kirchentüre zu Maria-Einsiedeln erschien früher viele Jahre lang täglich eine
dicke, große Kröte und watschelte und hüpfte herum. Wenn man sie auch
wegschleuderte oder sie zertrat, am folgenden Tag war sie wieder da und trieb
sich herum, als ob sie in die Kirche gelangen wollte. Endlich vermutete man, es
möchte mit der Kröte eine ganz besondere Bewandtnis haben, und sagte, man wolle
sie einmal machen lassen, was sie wolle, und die Kirchentür ihr auftun.
Sogleich watschelte sie durch dieselbe hinein und den Gang vor bis zum
Muttergottesaltar, wo gerade Messe gelesen wurde, und wo sie verblieb. Bei der
Wandlung geschah nun das Wunder, dass sich die hässliche Kröte mit einemmal in
eine schneeweiße Taube verwandelte und gen Himmel flog. Die Kröte war aber die
arme Seele einer vornehmen Frau weit drin in Frankreich gewesen, die zu
Lebzeiten einen Wallfahrtsgang nach Maria-Einsiedeln versprochen, dann aber
nicht gehalten hatte, und die zur Strafe nun so lange als Kröte geistern
musste, bis sie ihr Gelöbnis erfüllte und so ihre Erlösung fand.
Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen,
Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus"
***
Der Faule und das
Steinkreuz
in Weitersdorf
In
Weitersdorf lebte einmal eine Botenfrau mit ihren Kindern; wie viele es waren,
habe ich vergessen; aber ein Junge war darunter, der war, wie man so sagt, zum
Essen zu faul. Alles Schelten half nichts. Es ging bei ihm: „ Komm ich heute
nicht, so komm ich morgen!“ Selbst zur Widerrede war er zu faul, und seine
Mutter hatte viel Sorge mit ihm.
Nun steht in Weitersdorf eine kleine
Kapelle und dicht daneben ein Steinkreuz. Wer früher dort vorbei kam, kriegte
mit Sicherheit eine derbe Ohrfeige, dass er über Stock und Stein rannte. Das
wusste die Botenfrau, dachte bei sich, das Kreuz könnte ihren Faulen wenigstens
einmal auf den Trab bringen und schickte ihn eines Abends hinaus.
„ Ich habe“, sagte sie, „beim Jäten mein
Kopftuch am Steinkreuz liegen gelassen. Geh hin und hol mir's!“
Der Faule stand auf, setzte sachte ein Bein vors andere und ging ganz
gemächlich in die Nacht hinaus. Er stieß gerade auf das Kreuz zu und fing an zu
überlegen:
„Gehst du nun rechts vorbei oder links?“ Da
holte das Kreuz aus und hieb ihn eine herunter, dass die hellen Funken ihm vor
den Augen tanzten und der Kopf brummte wie eine Bassgeige. Verdutzt war der
Faule schon, nahm deshalb noch lange nicht die Hände aus den Taschen und dachte
nicht die Spur daran, auch etwas schneller zu gehen. Er sah sich nur sachte um:
da saß eine Erdkröte vor ihm.
„Junger Mann“, sagte sie, „ich freue mich, dass du kommst und mich heiraten
willst!“
Der Faule war zu träge, um zu widersprechen; erblickte die Kröte nur groß an.
„Komm mit mir“, fuhr die Kröte fort.
Unangenehm war ihn die Kröte schon; da sie aber auf ihren kurzen und schwachen
Hinterbeinen vorausging, langsam wie er es gewöhnt war, gratschte er
hinterdrein. Mit einem Mal ging's plumps – , er saß in einem tiefen Loch, und
rund um ihn auf dem Boden hockten lauter Kröten, große und kleine. Sie hatten
alle Blätter vor sich und Nacktschnecken drauf, die sie verzehrten.
„Du siehst, wir sind schon beim Hochzeitsmahle. Ich will mich neben dich
setzen!“
Wieder war der junge Mann zu faul, zu widersprechen. Er ließ es geschehen; nur
für die Nacktschnecken dankte er, ob aus Faulheit oder Ekel, wer weiß es.
„Nun will ich dir den Hochzeitskuss geben“, sagte die Kröte. Der Faule wehrte
sich nicht. Wie aber die Kröte aber seinen Mund berührte, da verwandelte sie
sich in ein bildschönes Mädchen mit lichtbraunen Augen, in denen alle
Sternenlichter vom Himmel flammten. So schön war sie, dass er seine Faulheit
vergaß unter der heißen Liebe, die in seinem Herzen empor brannte.
Er fasste das Mädchen um und wirbelte mit ihm
durch das Erdloch so schnell und so fröhlich, wie er sich sein Lebtag noch
nicht bewegt hatte. Inzwischen waren auch die anderen Kröten zu Mädchen
geworden. Mit jeder tanzte unser fauler, und seine junge Frau stand dabei und
heftete Augen voll Liebe und Zärtlichkeit auf ihn. Als er schließlich außer
Atem wieder vor ihr stand, sagte sie:
„Du lieber, du hast uns erlöst, weil du nicht widersprochen hast. Nun wollen
wir bei deiner Mutter das Hochzeitsfest weiter feiern!“ Damit fasste sie ihren
Mann um den Hals, sprang mit ihm ins Dorf, und die Schar der Mädchen tollte
hinterdrein.
Bei der Botenfrau gab's ein Fest, das hätten wir alle gern mitgemacht, so
lustig ging's dabei zu.
Der Flinkste von allen aber war der
Bräutigam.
Seit die Mädchen erlöst sind, hat das Kreuz nie wieder um sich geschlagen.
Wer's nicht glaubt mag's ausprobieren!
(Karl Henniger - Thüringer Sage und Märchen, Rudolstadt
1925)
***
Die Traumbuche auf dem Venusberg
Wer, von der Stadt kommend, der
Langenhorner Chaussee nach Norden folgt, stößt eine Viertelstunde Fußwegs vor
dem Ochsenzoll zur Linken auf eine Flur, die von alten Anwohnern
„Venusberg" genannt wird. Sie liegt unweit der Stelle, an der der
Neubergerweg in die Chaussee einmündet. Allerdings kann man heute dort keinen Berg,
nicht einmal einen Hügel entdecken; nur eine leichte Bodenwelle deutet noch den
Ort an, wo sich einst ein Hügelgrab erhob, eben jener Venusberg. Früher wurden
nämlich auch Hügel als Berge bezeichnet. Dabei hieß dieser Hügel am Tükkobsmoor
wohl ursprünglich der Veensbarg das ist Sumpf - oder Moorberg, und war -
wie der Lustberg in Fuhlsbüttel- eine vorgeschichtliche Grabanlage längs des
alten Heer- und Ochsenweges. In christlicher Zeit brachte die Kirche die
Stätten heidnischen Ahnenkults in Verruf, und die Gläubigen mieden sie, weil
sie sich vor Zauberei und bösem Geisterspuk fürchteten. So wurde auch aus dem
Veensbarg ein Venusberg, ein Berg der Zauberin Venus, auf dem es nicht immer
mit rechten Dingen zuging. Auf diesem Berge, so erzählt die Sage, wuchs vor
Zeiten eine mächtige Buche, an derem Stamme stets eine dicke Kröte saß, die
niemand anders als die verzauberte Frau Venus selbst war.
Die Buche aber war eine richtige
Traumbuche. Die Jungfrau nämlich, die in der ersten Frühlingsnacht unter ihren
Zweigen von ihrem Liebsten träumt, wird unversehens Macht über ihn gewinnen und
als Ehgemahl heimführen.
Doch währt das Glück nur kurze Zeit, nur
bis zum nächsten Neumond, dann müssen die Liebenden dafür mit dem Leben zahlen.
Man schreibt das Jahr 1591. Pawel Knacke
hat Anna Krohn, die Witwe vom Vogtshof geheiratet und wird nun selbst Vogt in
Langenhorn. Seine Tochter Lena kommt mit ihm auf den Hof. Sie ist drall und
kräftig und so breit wie ein Heuwagen; ja, sie ersetzt ihm einen Knecht, weil
sie unverdrossen und unermüdlich bei der Feldarbeit zupackt und mit den jungen
Männern wetteifert. Und doch wird sie von den Burschen gemieden, keiner fordert
sie beim Erntefest zum Tanze auf, kein Freier hält um sie an, denn sie ist mall
und dösig im Kopfe.
Wie aber doch einmal der Nachbarsohn Gerd
Framheim, der schmuckste Bursche im Dorfe, zum Scherze die Polka mit ihr tanzt,
ist sie sofort in ihn verliebt, ohne jedoch von seiner Seite auf Erwiderung
ihres Gefühls zu stoßen.
Alle
Versuche, seine Zuneigung zu erringen, schlagen fehl, und schon kommt sie ins
Gerede, dem Burschen nachzulaufen. Da hofft sie, auf dem Venusberg Hilfe zu
finden. In jeder ersten Frühlingsnacht schleicht sie hinaus, um unter der Buche
den Zauber zu probieren. Aber alle Bemühungen sind vergeblich, immer träumt sie
nur von Kühen und Schweinen und von der Arbeit auf den Feldern und leider nie
von dem Liebsten.
Endlich, nach vielen enttäuschenden Versuchen,
stellt sich doch der ersehnte Traum ein, und sie träumt wirklich von ihrem
Gerd.
Überglücklich wacht sie am nächsten Morgen
auf, legt die Kröte behutsam in ihren Korb und rennt den Heerweg hinab ins
Dorf. Aufgeregt berichtet sie dort über den wunderbaren Traum auf dem
Venusberg. Doch alle lachen sie nur aus und lassen es auch nicht an höhnischen
Bemerkungen über ihren Geisteszustand fehlen. Wie sie aber die dicke Kröte in
ihrem Korbe erblicken, die zur Bekräftigung der Erzählung dauernd mit dem Kopfe
nickt, verstummt ihr Lachen, und Zweifel werden laut.
Ungeheuer aber wird ihr Erstaunen, als just in
diesem Augenblicke Gerd Framheim daherkommt, vor Lena niederkniet und sie küsst.
Stumm ergreift er ihre Hand und führt sie hinweg auf seinem Hof. Dort wird
alles zur Vermählung gerüstet und kurz darauf die Hochzeit gefeiert.
Es
ist fürwahr eine große Hochzeit. Drei Tage und Nächte hält das Tanzen,
Schmausen und Trinken schon an. Die dicke Kröte von der Traumbuche sitzt in
ihrem Korb auf dem Tanzboden und nickt immer noch mit dem Kopfe. Keiner kümmert
sich um sie, auch der Venusberg ist längs vergessen. In ihrem großen Glück will
Lena nicht mehr an den Zauber glauben; was kümmert sie die Spökelei.
Die vierte Nacht, die Neumondnacht, bricht
an. Vom Westen her türmen sich dunkle Wolken über dem Schattbrook auf, und
kurze, heftige Windstöße jagen über das Moor. Ein böses Unwetter zieht herauf.
Die Tanzmusik verstummt, und die Hochzeitsgäste drängen nach Hause. Da zuckt
der erste Blitz auf und schlägt gleich in das Hochzeitshaus ein.
Im
Nu steht das Dach in Flammen, und das Haus brennt lichterloh. Es brennt bis zu
den Grundmauern nieder, nichts kann gerettet werden, auch Lena und Gerd kommen
im lodernden Feuer um. Augenzeugen, die zum Löschen herbeieilen, berichten später,
dass nur eine dunkle Gestalt aus der feurigen Glut in die Wolken emporgestiegen
und dann entschwunden sei.
Vom
Ende der Traumbuche erzählt die Überlieferung nichts; den Venusberg aber haben
Schatzsucher aufgegraben und nach Gold durchwühlt. Noch hundert Jahre später
ist er als auffälliger Hügel vorhanden, und der Hamburger „Constabler und
Kartograph“ Georg Ferdinand Hartmann zeichnet ihn 1750 als markanten
Geländepunkt in seine Karte von Langenhorn ein.
Im 19. Jahrhundert wird er beim Ausbau der
Langenhorner Chaussee vollends abgetragen, und heute kündet nur noch ein Flurname
von den Ereignissen, die dort einst ihren Anfang nahmen.
***
Das weiße
Fräulein
Sagen und
Legenden um Enkenbach-Alsenborn. Aus der Tageszeitung "Die
Rheinpfalz" vom 06.01.2001.
Drei
Gesellen machten sich in einer finsteren Nacht von Enkenbach aus auf den Weg
nach der dicken Eiche. Dem einen hatte geträumt, dass dort ein Schatz vergraben
liege. Um die Mitternachtsstunde gruben sie in die Erde hinab und stießen gar
bald auf den Deckel einer eisenbeschlagenen Truhe. Sie waren schon dabei, diese
freizulegen und zu öffnen. Da erschien ihnen in der schwarzen Nacht eine weiße
Frauengestalt und sprach: "Halt! Ehe ihr den Schatz hebt, müsst ihr drei
Bedingungen erfüllen: Zum ersten: Ich erscheine in der folgenden Nacht als
Kröte; dann müsst ihr mich küssen. Zum zweiten: In der weiteren Nacht bin ich
ein schwarzer Pudel mit glühenden Augen. Auch den sollt ihr küssen. Zum
dritten: In der nächsten Nacht bin ich wieder wie jetzt ein weißes Fräulein.
Wenn ihr mich dann küsst, bin ich erlöst, und ihr sollt den Schatz haben. Tut
ihr aber nicht so, wie ich gesagt, so werdet ihr in der Truhe nicht ein
Krümchen finden.
Am
folgenden Abend fanden sich die drei Burschen zusammen. Ehe sie den Gang zum
Wald antraten, tranken sie noch einen Krug voll Wein und nahmen einen weiteren
gefüllt mit. Sie spürten in sich den nötigen Mut. In Enkenbach schlug es auf
dem Turm der Klosterkirche gerade zwölfmal, als sie bei der dicken Eiche
anlangte. Sie fanden die Grube und darin die eisenbeschlagene Truhe. Da kam auf
sie zu eine Kröte gehüpft, so groß wie ein Backofen und ganz feurig. Ja, nun
war der erste Auftrag fällig.
Aber
den Gesellen grauste es, sie verloren allen Mut, so schaurig war das Ungeheuer
anzusehen. Sie rannten dorfwärts. Der Schatz in der eisenbeschlagenen Truhe
versank tief in die Erde, und keiner hat ihn mehr gesehen.
***
Die
Kröte im Michaeliskirchlein
Im Michaelskirchlein
zu Schwaz ist ein wundertätiges Bild, das Christus im Elend darstellt. Das Volk
hat zu diesem Gnadenbilde ein großes Vertrauen, und selbst im strengsten Winter
finden sich dort spät abends noch fromme Beter. In dieser Kapelle sah man an
gewissen Tagen, gewöhnlich an Vorabenden hoher Feste, eine große Kröte. Sie
kroch zum Altare, richtete sich dort auf ihren Hinterfüßen auf, hielt die
Vorderfüße zusammen und hielt sie in die Höhe, als ob sie beten wollte. Diese
Kröte ist schon seit langer Zeit nicht mehr gesehen worden; das Volk erzählt
sich aber oft davon und sagt, sie sei eine arme Seele gewesen. (Schwaz.)
Wie in mehreren Kapellen Tirols befindet sich auch
im St.-Michael-Kirchlein zu Schwaz ein Christus im Elend (ein
Ecce-Homo-Bildnis), welchem der Bart wachsen soll, und welches eifrig besucht
wird. Man sah vorzeiten an gewissen Tagen, gewöhnlich an den Vorabenden hoher
Festtage, eine große Kröte zum Altar kriechen, wo sie sich auf den Hinterfüßen
aufrichtete und die Vorderfüße so zusammenhielt und in die Höhe hob, als ob sie
dieselben zum Gebete gefaltet hätte.
Diese Kröte war nach dem Volksglauben eine arme
Seele, und dieser Glaube wurzelt noch tief im Volke. Überhaupt spielt die Kröte
noch jetzt eine bedeutende Rolle im Dreißing oder Dreißgen, d. i. von Maria
Himmelfahrt bis Maria Geburt.
Man fängt während dieser Zeit eine Kröte, bindet
sie an einem Hinterfuße an (oder spießt sie an einen Pfahl oder Stock) und
hängt sie an einen Baum unter freiem Himmel auf, bis sie verhungert und
ausgedörrt ist. Dann hängt man sie innerhalb der Stalltüre auf und läßt sie das
ganze Jahr hindurch hängen, bis eine andere sie ablöst. Man heißt sie Dreißing-
oder Dreißgenkröte; sie soll Seuchen, Verwünschungen und Hexereien vom Vieh
abhalten, nur gegen Verfluchung soll sie nicht wirksam sein. Auch haarwachsende
Christuskreuze in den Kapellen und Kirchen waren einst allenthalben zu schauen
und sind deren noch, wie z. B. im Seekirchlein zu Seefeld ob Zirl, das
Sautnerkreuz bei Sautens im Ötztale u. a. m.
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und herausgegeben von Johann
Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 90
***
Warum die Kröte totgeschlagen
und aufgehängt wird
- Estnische Volkserzählung -
Wie
das Volk erzählt, hätten sowohl die Vögel als auch die Tiere früher die gleiche
Sprache gesprochen, an der auch die Menschen teilgenommen hätten. So sei es
denn geschehen, damals zu dieser teuren Leidenszeit, als das Licht mit der
Finsternis kämpfte, oder besser zu sagen, als der Welterlöser Christus ans
Kreuz geschlagen wurde, das auch die Kröte gesprochen habe. Sie sei zum Kreuz
gekommen und habe gesagt: "Seht, die rechte Hand ist noch frei, schlagt
auch die fest!" Da wurde festgestellt, dass man es tatsächlich vergessen
hatte, die rechte Hand anzuschlagen. Nun sei daraus für viele Leute der Glaube
erwachsen, dass man, wenn man eine Kröte findet, sie mit einer scharfen
Stangenspitze durchschlagen und hoch zum Trocknen legen müsse. Dabei erzählt
man von jenem Ereignis, dass sie also einmal die Hand Jesu festzuschlagen
befohlen habe.
***
Die Kröte in der Wallfahrtskirche
Eine Bäuerin aus
Bayern, welche dicht an der tirolischen Grenze wohnte, verlobte sich nach der
Wallfahrtskirche zur Muttergottes in Absam. Sie gelangte aber niemals dazu, zu
gehen, ob aus Nachlässigkeit oder aus Mangel an Zeit, das erwähnt die Sage
nicht. Dafür ist es aber der Bäuerin übel ergangen; denn als sie gestorben war,
musste sie den Weg zur Kirche nach Absam in Gestalt einer Kröte machen und
hatte dabei viel zu leiden. Ein Bauer am Wege wollte sie erschlagen, ein
anderer sie zertreten, ein dritter schleuderte sie über einen hohen Felsen, und
der Mesner von Absam ließ sie nicht in die Kirche hinein. Zweimal schleuderte
er sie zur Vorkirche hinaus, bis es ihr dennoch gelang, zum Gnadenbilde zu
kommen, wo die Kröte die vordem Füßlein wie zum Gebete faltete, betete und dann
als lichter Streifen zum Fenster hinausflog, worüber die Leute in der Kirche
nicht wenig erstaunten. So ist also die arme Seele erlöst worden.
Ähnliche Krötensagen wiederholen sich häufig in Tirol, so
in Seefeld, auf der Hohen Salve, in der Totenkapelle zu Meran, in Schwaz usw.
Eine bekannte Krötenmär, welche gern erzählt wird, lautet so: Eine Witwe wollte
vor dem Sterben ihr Gut einem von ihren drei Söhnen übergeben, die sie ganz
gleich liebte, so dass sie keinen bevorzugen, sondern den Zufall walten lassen
wollte. Sie gab jedem ihrer Söhne etwas Flachs und sprach: "Wer von euch
das schönstgesponnene Garn zurückbringt, der soll Häuschen und Gut zu eigen
bekommen." Hierauf zogen die drei Brüder in die Welt. Der jüngste
derselben war aber gar traurig vom Mütterlein gegangen, und wie er in einem
großen, dunklen Wald sich verirrte, ward er noch trauriger; er kam an einen
See, um den See ging er rundherum, um einen Ausgang zu suchen, und fand den See
voll Kröten, Fröschen und andern Tieren. Und eine große Kröte kroch gegen ihn
her, die sprach: "Warum so traurig? Fürchte dich nicht vor mir." Da
erzählte der junge Mann, der Hansl hieß, seine Geschichte und sein Anliegen von
wegen des Flachses. Die Kröte nahm ihm den Flachs ab, hüpfte in den See hinein
und brachte alsbald das Garn zurück, welches sie selbst vom Flachse gesponnen
hatte. Er bedankte sich schönstens und wollte heimwärts gehen; allein die Kröte
befahl ihm, aus Dankbarkeit ein anderes Mal zum See zu kommen, eine goldene
Rute, welche er neben dem See finden werde, aufzuheben, damit auf sie (die
Kröte) drei Streiche zu schlagen, hernach noch dreimal in den See zu schlagen.
Hierauf verschwand sie im Wasser. Hansl kam mit dem Garn zur Mutter, wo die
anderen zwei Brüder lange schon seiner warteten. Er hatte weitaus das schönste
Garn und erhielt Häuslein und Gut, worüber die zwei älteren Brüder gar keine
Freude hatten. Aber Hansl eilte sogleich zum See, um voll Dankbarkeit dem
Gebote der Kröte nachzukommen, und fand dort die goldene Rute. Er nahm sie auf,
sah die Kröte und schlug sie dreimal tüchtig übern Rücken und - aus der Kröte
ward auf einmal die schönste Jungfrau, mit einem prächtigen, weißen Silberkleid
angetan, welches glänzte wie die Sonne, und noch schöner waren ihre Augen.
Allein der Hansl sah nicht lange hinein, sondern schlug dreimal in den See, und
statt der dunklen Wasser stand ein ländliches Schloss mit blühenden Auen und
Wiesen vor ihm, auf welchem viele hundert Schafe und Milchkühe weideten. Und
das Schloss hatte viele Türme, auf denen weiß-rote und weiß-grüne Fähnlein
wehten, wie es bei den Schützenfesten der Brauch ist. Und als der Hansl noch
immer zu träumen vermeinte und sich auf das Aufwachen fürchtete, da nahm ihn
die holdselige Jungfrau bei der Hand, führte ihn ins Schloss, wo viele hundert
Diener, Knechte, Jäger und Hirten ihm entgegenkamen und sich für die Erlösung
bedankten. Der Hansl hatte sie alle errettet, denn seit 300 Jahren war das
reiche Besitztum, nebst Schloss und Leuten, durch eine mächtige, neidische Hexe
verzaubert worden. Die Besitzerin war eine Prinzessin und versäumte nicht,
ihren Erretter zu heiraten, wozu seine Mutter und Brüder eingeladen wurden. Da
schenkte er ihnen die Heimat und noch viel Geld dazu, und es war Glück und
Segen und Freude viel Stunden in der Umgebung. Wo diese Begebenheit
stattgefunden, wo der See gelegen hat, das weiß kein Mensch zu sagen, nur das
weiß man, dass der Schauplatz Nordtirol gewesen sei.
Quelle: Deutsche Alpensagen. Gesammelt und
herausgegeben von Johann Nepomuk Ritter von Alpenburg, Wien 1861, Nr. 115
***
Die Kröte auf
der Hohen Salve
Es war
einmal ein schöner Jüngling von guten Gaben, aber allzu weichlich erzogen und
gewöhnt, blindlings nach dem Gelüst des Augenblicks zu tun. So vergeudete er
das Seine, geriet in verderbte Gesellschaft und ward schließlich ein
Straßenräuber, ja der Anführer einer ganzen Räuberbande. Als solcher ward er
von den Häschern eifrig gesucht, und sie trieben ihn so in die Enge, dass er
Gefängnis und Galgen schon vor Augen sah. In solcher Bedrängnis tat er das
Gelübde: wenn ihm Gott hülfe, dem Gericht zu entrinnen und irgendwo ein neues,
ehrbares Leben anzufangen, so wollte er eine Wallfahrt zum Johanniskirchlein
auf der Hohen Salve tun. Da half ihm Gott wunderbar, dass es ihm wirklich
gelang, den Schergen zu entwischen und in Sicherheit zu kommen. Wie er nun der
Angst ledig war und unangefochten leben konnte, vergaß er sein Gelöbnis, und es
blieb unerfüllt, bis er starb. Zur Buße aber musste er nach seinem Tode in
Gestalt einer Kröte geistern, bis es ihm gelänge, von Baiern, wo er verstorben
war, auf die Hohe Salve zu kriechen.
Die arme
Kröte kam langsam vorwärts, hatte oftmals zu rasten und oftmals sich vor den
Misshandlungen unverständiger Menschen zu verbergen. Endlich erreichte sie
doch, nach Jahr und Tag, den Gipfel der Hohen Salve. Aber nun handelte es sich
darum, in die Kirche zu kommen, und das war das Schwerste; denn die Leute
wollten die Kröte um keine Welt hineinlassen. Immer wieder ward sie mit
Fußtritten von der Schwelle weggestoßen. Zuletzt gelang es ihr dennoch,
unbemerkt in das Kirchlein zu schlüpfen; und dort kroch sie dreimal um den Altar.
Da stand plötzlich vor den erstaunten Betern ein schöner Mann, der erzählte
ihnen alles von seinem Räuberleben und seiner Rettung, und wie er sich darnach
zwar gebessert und Buße getan, aber die gelobte Wallfahrt unterlassen habe. Und
da er ihnen alles bis zum letzten kundgetan hatte, verschwand er, denn nun war
denn nun war er erlöst.
Quelle: Tiroler Legenden,
Helene Raff, Innsbruck 1924, S. 182ff
***
Die verwunschene Kröte
Unweit Mistelbach war früher ein stattliches Schloss, Von einem
Raubritter bewohnt. Einst zog ein Fuhrmann vorbei, der von den wilden
Raubgesellen überfallen und ermordet wurde; sterbend aber drohte er ihnen, dass
sein und seiner Kinder Fluch sie verfolgen werde.
Einige Jahre waren seit diesem Vorfalle verflossen, und der große Aufwand
hatte des Ritters Vermögen schon bedeutend vermindert. In seiner Not ließ er
sich mit dem Teufel ein, der schaffte Geld herbei und der Ritter lebte zehn
Jahre darauf los, dann aber erwartete er ängstlich die Stunde, an welcher ihn
der Teufel abholen würde.
Diese kam und der Teufel fuhr mit ihm in den Berg, auf welchem sich die
Burg befand.
Und seit jener Zeit sah man von Zeit zu Zeit eine ungewöhnlich große
Kröte aus dem Berge hervorkommen. In diese Kröte war der grausame Ritter
verwandelt. Die Burg verfiel, und als im Tale ein ziemlich großes Dorf sich
erhob, machte man den Vorschlag, eine Kirche in der Nähe von der Schlossruine
zu erbauen, damit der in die Kröte verwandelte Ritter erlöst werde.
Alle Vorkehrungen waren getroffen, und die Grundfesten des Turmes waren
bereits angelegt; da kam zur Nachtzeit die Kröte aus dem Berge, und zerstörte
alles, was man gebaut hatte.
Mehrmals wurde der Grund gelegt, aber wieder zerstört. So geschah es
dreimal. Schon wollte man den Bau aufgeben, und die Kirche auf einer anderen
Stelle erbauen; da ging ein Priester mit dem hochwürdigen Gute, in Begleitung
der Dorfbewohner zur Mitternachtsstunde auf den Berg und erschoss, mit einer
geweihten, gläsernen Kugel die verwunschene Kröte.
In kurzer Zeit darauf ward die
Kirche erbaut, und dem heiligen Martin geweiht. Heutzutage sieht man noch die
Wassergräben der Burg, die mit hohem Grase bewachsen sind.
Zum Andenken an jene Begebenheit befindet sich eine aus Stein gehauene
Kröte am äußeren Gesimse der Kirche.
Quelle: Carl Calliano,
Niederösterreichischer Sagenschatz. Bd. V, 1927
***
Der Krötenstuhl
Auf Notweiler, einer elsässischen Burg im Wasgau, lebte vor alten
Zeiten die schöne Tochter eines Herzogs, die aber so stolz war, das sie keinen
ihrer vielen Freier gut genug fand und viele umsonst das Leben verlieren mussten.
Zur Strafe wurde sie dafür verwünscht und muss so lange auf einem öden Felsen
hausen, bis sie erlöst wird. Nur einmal die Woche, nämlich den Freitag, darf
sie sichtbar erscheinen, aber einmal in Gestalt einer Schlange, das zweite mal
als Kröte und das dritte mal als Jungfrau in ihrer natürlichen Art. Jeden
Freitag wäscht sie sich auf dem Felsen, der noch heutigen Tages Krötenstuhl
heißt, an einem Quellborn und sieht sich dabei in die Weite um, ob niemand nahe,
der sie erlöse. Wer das Wagstück unternehmen will, der findet oben auf dem
Krötenstuhl eine Muschel mit drei Wahrzeichen: einer Schlangenschuppe, einem
Stück Krötenhaut und einer gelben Haarlocke. Diese drei Dinge bei sich tragend,
muss er einen Freitagmittag in die wüste Burg steigen, warten, bis sie sich zu
waschen kommt, und sie drei Wochen hintereinander in jeder ihrer Erscheinungen
auf den Mund küssen, ohne zu entfliehen. Wer das aushält, bringt sie zur Ruhe
und empfängt alle ihre Schätze. Mancher hat schon die Merkzeichen gefunden und
sich in die Trümmer der alten Burg gewagt, und viele sind vor Furcht und Gräuel
umgekommen. Einmal hatte ein kühner Bursch schon den Mund der Schlange berührt
und wollte auf die andre Erscheinung warten, da ergriff ihn Entsetzen und er
rannte bergab; zornig und raschelnd verfolgte sie ihn als Kröte bis auf den
Krötenstuhl. Sie bleibt übrigens die Länge der Zeit hindurch, wie sie war, und
altert nimmer. Als Schlange ist sie am grässlichsten und nach dem Spruch des
Volks »groß wie ein Wieschbaum (Heubaum), als Krott groß wie ein Backofen, und
da spaucht sie Feuer«.
***
Die Kröte und der Fuhrmann
Einst war ein Innsbrucker Fuhrmann durch Leithen unterwegs, da sprang ihm
eine Kröte auf den Wagen. Sooft er sie auch zu vertreiben suchte, sie saß immer
wieder neben ihm. Als er schließlich auf dem Kirchplatz von Seefeld hielt, saß
plötzlich ein bildhübsches Mädchen neben ihm. Sie habe, so erzählte sie, zu
ihren Lebzeiten eine Wallfahrt nach Seefeld versprochen, aber dieses Versprechen
nicht gehalten. Nach dem Tode habe sie sich nun als Kröte auf den Weg machen
müssen. Jetzt sei sie erlöst, da sie ein mitleidiger Mensch mitgenommen habe.
Sie bedankte sich beim Fahrer, verschwand in die Kirche und wurde nie mehr
gesehen.
***
Die
Burgkröte von Heldrung
Es wird erzählt, dass ein reicher Herr
die Wasserburg zu Heldrungen bauen ließ. Als sein Schloss endlich fertig war,
waren allerdings auch seine Kassen leer.
"Ganz traurich war d ́n Herrn d ́r Sinn,
denn im Bittel war nischt me als nur e einzjer Heller drin", heißt es.
Mit dem letzten Geldstück verließ er
also die Burg und ging bis zu einem kleinen Bach, wo eine Kröte auf einem Stein
saß. Als er diese sah, warf ihr der
Edelmann voller Wut den letzten Heller
nach.
"Un wie er wedder heime geht, do
ließ er nach kurzer Ziet e Kretenbild in de Muer mache, so wie me ́s hiete noch
sieht", besagt die Überlieferung.
Der Bach, in den der verarmte Burgherr
den Heller warf, bekam zu jener Zeit auch seinen Namen weg und wird seit dem
"Hellerbach", oder heute Helderbach genannt.
***
"Die Kröte auf dem Brotlaib"
- eine Sage aus Neustadt an der Orla in
Thüringen -
wird die Sage erzählt
***
Die Kröte unter dem Breitenstein
Vor vielen
Jahren lebte im Saargau unterhalb der Burg Montclair ein sehr reicher Bauer.
Dieser war so geizig, dass er keinem Bettler was abgab. Er glaubte auch nicht
an Gott, sondern an den Teufel...
Sonntags,
wenn die anderen zur Kirche gingen, zählte er seine Silbermünzen. An einem
Sonntag verwandelten sich alle Silbermünzen in böse Ratten, die den Bauer mit
Haut und Haaren auffraßen.
Der böse
Geist des Bauern aber blieb in dem Haus und machte jede Nacht einen
fürchterlichen Lärm, der die Dorfbewohner erschreckte. Ein alter Mann, der in
einer Höhle unter der Burg Montclair lebte, sollte den Spuk beenden. Er kam in
das Geisterhaus und trug etwas schweres zurück in seine Höhle. Niemand sah, was
er dort tat.
Von da an
konnte man aber in der Nähe des Breitensteins ein seltsames "Quaken"
hören. Es kam von einer riesigen Kröte, die der Geist des alten Bauern sein
sollte, die so fürchterlich stank, dass sie alle Menschen und Tiere vertrieb.
Selbst die Pflanzen verdorrten und die Fische in der Saar starben. Schließlich
floh auch der Graf von Montclair. Mit dem Grafen verschwand auch der alte Mann
aus der Höhle, der nämlich ein Bruder des Grafen gewesen sein soll, der um sein
Erbe betrogen wurde.
Nach einem
langen Winter kam auch wieder die Kröte aus der Höhle hervor. Da sie aber von
dem vielen Schnee so geblendet wurde rutschte sie den Abhang hinunter und
versank in den eisigen Fluten der Saar. Der böse Geist war endlich verschwunden
und die Burgherren kamen wieder zurück auf die Burg Montclair. Der Berg
schmückte sich wieder mit frischem Grün und Mensch und Tier freuten sich.
***
Kröten
werden zu Geld
Drei Männer aus Oberleinach wussten wo
ein Schatz brannte. Sie verabredeten sich, den Schatz abends zu holen, aber der
eine ging schließlich doch nicht mit. Die zwei anderen fanden den Schatz wieder
und wollten die Kohlen auf ein mitgebrachtes Tuch streifen. Aber als sie mit
der Arbeit anfingen, waren es lauter Kröten. Sie nahmen darum bloß drei Kröten
mit und wickelten sie in das Tuch. Um dem Dritten einen Schabernack zu spielen,
warfen sie ihm die Kröten beim Heimgehen in die Stube. Am anderen Tag fragten
sie den Beschenkten, ob er in seiner Stube etwas gefunden habe. Der lachte und
sagte: „So was dürft ihr mir alle Tage bringen.“ Das war den anderen doch stark
und sie eilten hinaus und suchten nach den übrigen Kröten. Aber sie fanden
keine mehr. Zum Spott hat man ihnen Frösche und Kröten an das Fenster gehängt.
Quelle:
Ortschronik Leinach, Christine Deme
***
Die Domkröte
In alter
Zeit befand sich auf jenem Hügelrücken, wo heute die Mistelbacher Kirche steht,
eine Raubritterburg. Der Herr dieser Burg zog mit seinen Mannen raubend und
brennend durch die Lande; bei einem seiner Raubzüge ermordete er sogar einen
unschuldigen Fuhrmann. Dieser aber verfluchte seinen Mörder noch, ehe er starb.
Von nun an
hatte der grausame Ritter kein Glück mehr. Er wurde ärmer und ärmer und in
kürzester Zeit musste er fürchten, um nicht als Bettler zu enden. So ließ sich
der gottlose Mann für zehn Jahre mit dem Teufel ein, um seine Schulden zu
tilgen und gleichzeitig auch sein prasserisches Leben weiterführen zu können.
Als die Frist um war, verschwand der Rittersmann mit dem Teufel im Burgberg.
Seit dieser Zeit sahen Leute nächtens eine ochsengroße Kröte aus dem Burgberg
hervor kriechen, die anfing, das Gemäuer zu zerstören. Sie bohrte Löcher in die
Grundmauern, so dass das dicke Gemäuer baufällig wurde, bis das Gebäude
schließlich gänzlich zerfiel und aus der einst stolzen Burg eine Ruine wurde.
Bei der
Besiedelung der Zayaniederung wollte man an der Stelle der alten Burgruine eine
Kirche errichten, um den in eine Kröte verwandelten Ritter zu erlösen. Doch
kaum hatte man mit dem Werk begonnen, wurde es in der darauf folgenden Nacht
auch schon wieder zerstört. Da sich der Spuk Nacht für Nacht wiederholte,
legten sich einige beherzte Männer auf die Lauer, um Genaueres zu erfahren.
Siehe da, um Mitternacht kroch die dicke, große Kröte hervor und zerstörte das
Mauerwerk, das die Männer tagsüber mühsam errichtet hatten. Schlag ein Uhr war
der Spuk auch wieder zu Ende.
In der
nächsten Nacht kamen sie mit dem Pfarrer wieder. Der Gottesmann erschoss das
Untier mit einer geweihten gläsernen Kugel, so dass von nun an Ruhe herrschte.
Die tote Kröte mauerte man in den Kirchenbau ein, wo sie heute noch zu
bewundern ist. Die mühsam vollendete Kirche weihte man schließlich dem Hl.
Martin.
Quelle: Das Weinviertel in seinen Sagen, Thomas
Hofmann, Weitra 2000, S. 178
***
Der Abt
mit der Kröte im Leib
In der Klosterkirche von Alpirsbach befindet
sich der Grabstein des einstigen Abtes Alexius (1505-1523). Er zeigt den
Klostermann als Gerippe mit einer Kröte im Leib. Man sagt, der Abt habe sich
eines Tages vom Kloster entfernt. Die einen sagen, er habe genug vom
Klosterleben gehabt und sei sündigend und frevelnd durchs Land gezogen, die
anderen er sei lediglich spazieren gegangen. Es sei jedoch so heiß gewesen,
dass ihm der Schweiß aus allen Poren rann. Daher stürzte sich der Klostermann
auf die nächste Quelle und trank so hastig und viel, dass er in seiner Gier
nicht bemerkte, wie er ein Krötenei hinunter schluckte. Die Kröte schlüpfte in
seinem Magen und wuchs und wuchs und verzehrte dabei des Abtes ganze
Lebenskraft.
***
Die Loba
Zwischen
der heutigen Umfahrungsstraße von Seefeld und dem Bahndamm nahe dem Seefelder
See liegt ein Moorgebiet, die Loba. Man erzählt sich darüber folgendes:
Eines Abends kamen betrunkene Burschen von Reith kommend nach Seefeld. Sie
wussten, dass bei Dämmerung nicht selten eine Schatztruhe, bewacht von einer
Kröte mit einem goldenen Schlüssel im Mund, zu sehen war. Auch an diesem Abend
tauchte das seltsame Bild auf und die frechen Burschen wollten die Kröte
erschlagen und den Schatz bergen. Noch während einer der Burschen zum Schlag
ausholt verwandelten sich Schatz und Kröte in einen Sarg mit einem Kreuz
darauf. Voller Schreck liefen die Burschen ins Dorf weiter.
***
wird fortgesetzt
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