Machwerk
R.W. Aristoquakes
Teil 31 - 125
- Im Elysium -
"Sagen
gibt's noch jede Menge,"
Lachte Athene und
spontan
Fügte sie gleich
die nächste an,
Von einem Frosch,
der offenbar,
Weil er zu träge
und zu dick
Und auch zu unvorsichtig war,
In Bautzen erlitt
ein Missgeschick
In eines Rohres
Enge.
Dem nicht genug, von zwei bösen Knaben,
Denen Frösche aus den Hälsen wuchsen
Weil ihren Vater sie verspottet haben,
Erzählte sie, ohne die andern zu verjuxen.
Die Sage vom Frosch in der Leitung
- Sage der Stadt Bautzen -
Um viele
Bauwerke Bautzens ranken sich Sagen und Legenden. So natürlich auch um die Alte
Wasserkunst. Eine Sage bezieht sich auf den Bau der Wasserkunst durch den
Franziskanermönch Martin Gregor.
Diese
besagt, dass der Mönch mit seinem Kopf haftete, für den Fall, dass die
Wasserkunst kein Wasser fördere. Im Gegenzug erhielt er als Entlohnung ein Jahr
frei Essen und Trinken sowie 220 ungarische Gulden. Nach reichlich einjähriger
Bautätigkeit sollte am Abend Allerheiligen (1. November) 1496 das Wasser vor
Barthel Schneiderreißers Haus auf dem Fleischmarkt fließen. Aber es floss kein
Wasser. Aus lauter Verzweiflung flüchtete der Mönch aus der Stadt um kam erschöpft
in der Nähe von Ebendörfel, auf dem Drohmberg (volkstümlich auch Traumberg),
zur Ruhe. Eingeschlafen träumte ihm, ein Tier verstopfe die Röhren der
Wasserkunst. Er schlich sich zurück, überprüfte noch einmal alle Röhren und
fand einen Frosch in der Leitung sitzen.
Als er
diesen entfernt hatte, floss das begehrte Wasser endlich bis auf den
Fleischmarkt.
Die
bösen Söhne zu Leisnig.
Als
viertes Wahrzeichen der Stadt Leisnig betrachtet man den Stein an der
Stadtkirche, auf welchem ein Mann ausgehauen steht, der beide Arme in seine
Seiten stemmt. Auf seinen beiden Seiten ist je ein Knabe abgebildet zu sehen,
zur Erinnerung an seine zwei ungeratenen Söhne, welche ihren Vater stets sollen
angespieen haben, und die Gott also gestraft hat, dass ihnen eine Kröte aus dem
Munde gewachsen ist.
Die beiden Kröten
Zu Leisnig, einem Städtlein zwischen
Lucka und Meißen, das, so klein es ist, eine Schmalzgrube des Meißnerlandes
hieß, war lange an der Stadtkirche ein Steingebild zu sehen, ein Mann, der, die
Arme in die Seite gestemmt, gegen zwei Knaben gewendet erschien. Davon geht
diese Sage. Es war ein Vater, der hatte zwei sehr ungeratene Buben zu Söhnen,
das kam all daher, daß er ihnen nicht genug Schillinger und Plätzer aufgezählt
hatte, wenn sie ungezogen und trotzig waren, wie es sich gehört, denn das
Sprüchwort sagt: Wer seinen Kindern die Rute gibt, spart dem lieben Gott eine
Mühe. Da ist es denn geschehen, daß eines Tages, als der Vater die beiden
Knaben schalt, weil sie wieder böse Dinge getrieben hatten, sie wieder schalten
und widerbellten, recht wie die Klaffhunde; damit ließen sie es aber nicht einmal
bewenden, sondern sie trieben ihre verruchte Auflehnung so weit, daß sie, was
kaum zu denken und niederzuschreiben ist, ihrem Vater ins Angesicht spuckten.
Da schrie der alte Mann zu Gott im Himmel hinein, daß der solche Untat rächen
wolle, und verfluchte seine Söhne mit einem entsetzlichen Fluche. Und da
wollten die nichtsnutzen Jungen ihren Vater auch wieder verfluchen, aber
plötzlich stammelten sie, und es quoll und schwoll ihnen im Munde so dick, so
dick, und so eiskalt, und biß entsetzlich wie ätzendes Gift, und kroch aus dem
Mund hervor lebendig, und war eines jeden Zunge ihm im Munde zu einer
scheußlichen lebendigen Kröte geworden; konnten fortan weder spucken noch
schlucken, weder gellen noch widerbellen – mußten verstummen und verzweifeln
und im grausen Elend zur Hölle fahren. Des zum Wahrzeichen hat man hernach die
drei an der Kirche in Stein abgebildet und die Kröten aus der Knaben Maul
hervorgucken lassen, als welches anzusehen sehr schrecklich.
Quelle: Ludwig Bechstein: Deutsches
Sagenbuch. Meersburg und Leipzig 1930, S. 412-413.
***
wird
fortgesetzt
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