Machwerk
R.W. Aristoquakes
Teil 31 - 143
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Im Elysium -
Nach Hera folgte wieder Hebe.
"Was ich euch nun zum Besten gebe,"
Begann sie fröhlich und gar heiter,
"Gebe ich gerne an euch weiter.
Ich habe es vor ein paar Jahren
Von meinem Herkules erfahren.
(Herkules war im griechischen Mythos Hebe's Gatte)
Der Krötenkönig vom Hetschenmäärchen
- Alois Mayer -
Der kleine Klaus aus
dem Nachbarort ganz nahe am Holzmaar hatte es schwer. Nicht weil er der
kleinste von zahlreichen Geschwistern war, nicht weil seine Eltern sehr arm
waren und in einem kleinen windschiefen Häuschen am Rande des Dorfes lebten,
sondern weil er von Mutter Natur nicht mit körperlichen Schönheiten gesegnet
war. Das mit seinen rötlichen Haaren konnte er noch ertragen, auch wenn ihn die
Kinder im Dorf hänselnd „Rotfuchs“ riefen. Auch seinen kleinen Buckel wusste er
mit Stolz zu tragen, auch wenn viele ihm darauf klopften, um zu hören, ob er
innen hohl sei. Großmutter tröstete ihn stets und sagte, das hat der liebe Gott
ganz bewusst so gemacht. Unter deinem Buckel verbergen sich jetzt schon kleine
Engelflügel, die dich dereinst zu einem der schönsten im ganzen Engelreich
machen werden. Aber dass er so viele hässliche Warzen auf den Händen und im
Gesicht hatte, das war für Klaus gar schier unerträglich.
Was lachten ihn da
alle aus, nannten ihn eine „Warzenkröte“, hatten Angst ihm die Hand zu reichen,
um nicht auch Warzen zu bekommen und schüttelten sich mit einem Ausdruck, dem
man deutlich Ekel ansehen konnte. So sehr Klaus auch seine Hände versteckte,
tief in den Hosentaschen vergrub, die Warzen im Gesicht ließen sich nicht
verbergen. Und wie oft hatte er Tränen in den Augen, wenn die Dorfkinder ihm
Steine nachwarfen und Spottlieder sangen:
„Ene,
mene, drex,
geküsst hat ihn die Hex,
vergessen wird er's nicht,
hat ihre Warzen im Gesicht!“
Als es eines Tages
wieder ganz schlimm war mit dem Spott der Kinder, sah dies ein alter
Scherenschleifer, der gerade im Dorf weilte. Er rief den kleinen Klaus zu sich
und ließ sich von ihm den Grund seines Kummers erzählen. „Da weiß ich Rat“,
meinte der Scherenschleifer. „Da hilft dir eine Kröte. Such dir eine solche und
reib dir dann deren Blut über alle Warzen und du wirst sehen, sie werden
verschwinden.“
Hoffnung erwachte
wieder in Klaus. Das wollte er unbedingt ausprobieren. Und so machte er sich
auf zu dem sumpfigen Moor, das die Leute „Hetschenmäärchen“ nannten. Dort, das
wusste er genau, gab es viele Frösche und Kröten. Wie oft hatte er sie quacken
und hüpfen gesehen, wenn seine Eltern mit ihm und den Geschwistern in der Nähe
ihre kleine Wiese mähten und Heu machten.
Es dauerte auch nicht lange, und Klaus war am Rande des Sumpfes angekommen.
Still und ruhig war es. Sanft rauschte der Wind in den Kronen der mächtigen
Buchen im nahen Walde. Vögel sangen ihre Sommerfreude hinaus in die warme und
klare Luft. Und dann hörte Klaus auf einmal ganz deutlich ein Quaken, nicht so
knarrend und laut wie sonst, viel lieblicher und melodienreicher. Aber dennoch,
es war ein Hetsch, eine Kröte. Langsam und vorsichtig näherte sich Klaus jener
Stelle und dann sah er das kleine Tier. Auf einem kleinen Maulwurfhügel saß es,
schien die Sonne zu genießen und hatte die kleinen Augen verschlossen. Ab und
zu blies es seine Bäckchen auf wie kleine durchsichtige helle Blasen und ließ
dann seinen Froschgesang ertönen.
Mit einem Sprung warf
sich Klaus auf die Kröte und spürte ihr Zappeln in seinen Händen. Klaus freute
sich. Nun würde es nicht mehr lange dauern, und das Blut dieser Kröte würde ihn
endlich von seinen hässlichen Warzen befreien. Und Klaus sah sich die Kröte an
und überlegte, wie er an ihr Blut kommen könnte. Totschlagen? Aufschneiden?
Beine ausreißen? Und je mehr Klaus sich das Tierchen ansah, umso besser gefiel
es ihm.
Viel
hübscher als andere Kröten sah es aus. Nicht braun, nein golden schimmerte
seine Haut, und die kleinen schwarzen Augen waren goldgelb umrahmt. Die Beine
so zart und klein mit blassrosa Schwimmhäuten. Und auf dem Kopf ein rötlicher
Punktekreis, so als säße ein kleines Krönchen darauf. Ein Prachtkerl diese
Kröte, so schön, wie Klaus noch keine gesehen hatte. Und die sollte er töten?
Allerdings, so überlegte Klaus, gab es der Kröten viele und wenn das Blut einer
ihn von den Warzen befreien würde, es würde sich doch lohnen, sie zu zerreißen.
Andererseits, wenn es nicht half? Und wie er so grübelte, hörte er die leise
knarrende Stimme der Kröte: „Lass mich leben. Mein Volk braucht mich, denn ich
bin ihr König. Was nützt es dir denn, wenn du mich tötest?“
Und Klaus schaute dem
Krötenkönig in die kleinen Augen und meinte: „Du hast Recht, meine kleine
Kröte. Ich hätte dich auch nicht getötet. Denn was nützt neues Leid gegen mein
Leid.“ Und dann erzählte er ihm all seinen Kummer. Und als Klaus endete und die
kleine Kröte ganz behutsam am Wasserrande des Sumpfes niedersetzte, sprach
diese: „Ich und mein ganzes Volk danken dir, denn du bist ein guter Mensch.
Mitleid bedeutet mit mehr als Leid. Siehst du dort hinten am Waldrand die drei
dicken Buchen, die aus einem Stamm hervorgehen. Grab dort.“ Und mit einem kräftigen
Satz platschte der Krötenkönig ins Wasser und tauchte unter.
Klaus ging zu den
drei Buchen, die aus einem Stamm emporwuchsen und grub mit seinen Händen an den
Wurzeln. Es dauerte nicht lange, und er fand einen kleinen Beutel mit vielen
Goldmünzen. Und hinter sich hörte er das freudige Knarren und Quaken unzählig
vieler Frösche und Kröten. Klaus jubelte vor Freude und rannte so schnell er
konnte nach Hause. Freudetrunken trat er ein, fiel Vater und Mutter um den
Hals, drückte ihnen den Goldbeutel in die Hand. Nun hatte die Not ein Ende, nun
konnten seine Eltern endlich ihre Schulden bezahlen und noch etwas Land kaufen.
Die Mutter herzte
ihren Klaus und rief dann ganz verwundert. „Klaus, was ist denn mit dir
geschehen!?“ Und da erst bemerkte es auch Klaus. Seine Warzen waren fort, seine
Haut so rein und sauber wie mit Schnee gewaschen. Und Klaus erzählte alles, was
er erlebt hatte und er und alle seine Nachkommen waren fortan die größten
Beschützer aller Tiere, besonders der Frösche und Kröten.
***
wird fortgesetzt
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