Fing an aus vollem Hals zu schreien,
Um Dorchen, die dort Wiesenblumchen las,
Durch den Gesang, wie er vermeinte, zu erfreuen.
Allein sie blieb in guter Ruh
Und suchte fort. - Indes ließ sich dem Lenz zu Ehren
Die Nachtigall im nahen Busche hören.
Gleich eilte sie vergnügt ihr zu,
Und stund und horcht' und war ganz Ohr,
Bis sie zuletzt sich in Gedanken so verlor,
Dass sie das Schürzchen mit den Blumen allen,
Die sie gesammelt, ließ aus ihrem Patschchen fallen.
Der Frosch war nachgeflitscht, und voller Neubegier,
Setzt er das gute Kind zur Rede:
"Gar wunderseltsam dünket mir
Jetzt dein Erstaunen, Jungfer Spröde!
Ich sang vorhin und mein Geschrei,
So lieblich es gewiss geklungen,
Flog unbemerkt dein Ohr vorbei?
Jetzt stehst du vom Gefühl der Wonne ganz durchdrungen,
Und horchest auf die Gurgelei,
Des Dideldum und Dudeldei
Des Dinges? - Ha! als ob, bei meiner Ehre!
Der Unterschied nicht Kleinigkeit nur wäre.
Nur Kleinigkeit? sprach Dorchen voll Verdruss,
Dass er sie ihrer Lust entrissen;
So möcht' ich, mein Herr Quacker, wissen,
Wo man die Ähnlichkeit bei dir wohl suchen muss?
Und ich, sprach Meister Frosch - ich möchte wissen,
Worin ich nicht dem Vogel ähnlich bin?
Er kehret mit dem Frühling wieder;
Ich auch: den Tag bringt er im Stillen hin;
Ich auch: singt nur des Nachts gern seine Lieder;
Ich auch: lasst gern sich im Gesträuche nieder;
Ich auch: nährt von Insekten sich;
Ich auch. Doch schwatzest du vielleicht vom Kleide,
So bitt ich: sieh die Nachtigall und mich!
Mein's grasegrün, weich wie die schönste Seide,
Und glänzend, wie ein Musenalmanach:
Sein's weißgrau, wie ein Regenfrack.
Und ihr Gesang vor allen Dingen? -
Auch hier - welch große Ähnlichkeit!
Sie singet kurze Zeit, ich quake kurze Zeit,
Um schön zu quacken, ich; und sie, um schön zu singen.
Und wenn sie singt, ich quack; ist dies nicht Kleinigkeit? -
Bei dir mag es wohl sein, sprach Dorchen unter Lachen:
Allein wir blöden Menschenkinder machen
Noch zwischen Philomelens Lied
Und einem Froschgequack den größten Unterschied.
Ein Frosch bleibt Frosch, es quake seine Kehle
Kurz oder lang, Tag oder Nacht:
Glaubt er, er sei drum Philomele,
So wird er billig ausgelacht.
Meint Fritz, wenn er vor einem Buche sitzet,
Mit seinem Arm sein Köpfchen stützet,
Er sei gelehrt wie sein Papa.
Und Hannchen, wenn sie einen Schlepprock traget,
Ihr Püppchen schilt und mit der Rute schlaget,
Sie sei so klug, als die Mama;
So steht das ganze Kind in seiner Einfalt da.
Doch sollten welche sein, die, weil sie so geboren,
Wie andre sind, den Kopf so drehn,
So liegen, sitzen, oder gehn,
Wie sie's an großen Männern sehn,
In sich selbst große Männer sehn;
So sind sie Kindern ähnlich – Toren!
***
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