Samstag, 4. Februar 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 9 – 8

Die Übermacht der Frösche


ie arme

Maus, jetzt war sie tot.

Zu Ende war nun alle Not

Sie brauchte sich nun um das Morgen

Und um den König nicht mehr sorgen.

Ganz friedlich lag sie nun im Gras,

Mitten auf dem Feld der Ehr,

So als träumte sie grad was

Doch das konnte sie nicht mehr.

Nebenan zu beiden Seiten

Waffenklirren, Morden, Streiten.

Keiner nahm die Tote wahr.

Jedem drohte selbst Gefahr.

Im Krieg zu fallen und zu sterben

Ohn‘ großen Ruhm sich zu erwerben

War normal an jenem Tage.

Immer heikler wurd die Lage.

Dem Mauser Rattus von Guzgan

Stieß Krötenmolch der Grobian

Den Rohrkolben in seinen Magen,

Dass der, ohn‘ noch etwas zu sagen

Mausetot zusammenbrach.

Des Krieges schlimmste Ungemach

Musst auch Nussner nun erfahren.

Wie Patroklos einst Sarpedon,

( Ilias 16, 480 )

Des Kroniden tapf‘ren Sohn

Vor vielen, vielen hundert Jahren

Tötete mit seinem Speer,

So tat Murgäcker es nunmehr.

Durchs Zwerchfell drang der Speer ihm ein.

Er sank zu Boden. In seiner Pein

Schrie er „Du verfluchter Hund“

Dann war’s vorbei. Mit off‘nem Mund

Starb er. Seine rechte Hand

Grad noch recht das Schwänzchen fand.

Er zog nach oben es empor.

Während das Leben er verlor

Entfloh die Seele aus dem Loch

Das nach dem Hades bereits roch.

Murgäcker der Mörder trat,

So wie Patroklos es tat,

Forsch heran und selbstbewusst.

Stehend auf des Toten Brust

Zog er den Speer nun aus der Leiche.

Rot quoll das Gedärm ihr aus der Weiche.

Das Bild war grausam welches sich ihm bot.

Ihr war es gleich denn sie war tot.

Ein and’rer Mauser in der Schlacht

Wurde von Hutsche aufgebracht.

Der zog die feige graue Maus

Samt Speer aus einem Busch heraus

In welchem sie versteckt sich hatte.

„Du verdammte elendigliche Ratte

Ergib dich“ schrie er „feiger Hund“

Und nannte ihr sogleich den Grund;

„Sonst blas ich dir das Leben aus“!

Da ergab sie sich die Maus.

„Schwör mir, dass du niemals mehr

Zum Schwerte greifst oder zum Speer“

Herrschte er die schon besiegte an.

Die Maus hat, was er wollt‘ getan.

„Ich schwör‘ so wahr ich vor dir liege,

Dass niemals wieder ich im Kriege

Eine Waffe nehm‘ zur Hand“!

„Hau ab“ rief er, „verlass das Land

Bevor ich es mir überlege“.

Die Maus lief los. Hutsches Kollege

Käkler, als die Maus er sah

Dacht‘ bei sich „Nanu Nana,

Da will wohl eine desertieren;

Da muss ich sofort reagieren“!

Er griff sich einen Hinkelstein

Und warf der Maus ihn hinterdrein.

Der Mauser dacht‘ „Verfluchte Zucht“!

Da traf es ihn mit voller Wucht.

Der Fels hat ihm nebst ein paar Knochen

Das Rückgrat siebenmal gebrochen.

Auch sein Schädel war gequetscht.

Er hat den Nagezahn gefletscht

Und Käkler dabei bös verflucht.

Dann hat zu beten er versucht:

„Gott im Himmel“ sprach er „du

Siehst in aller Ruhe zu

Wie man mich steinigt. Großer Gott

Tu‘ was dagegen sapperlot.

Warum stehst du den Fröschen bei?

Wir Mäus‘ sind dir wohl einerlei?

Verflucht noch mal, so hilf mir doch

Sonst lass mein Leben ich gar noch

Unter diesem Felsen hier.

Lieber Gott, so glaube mir,

Wenn du mich rettest werde ich

Dich verehren ewiglich.

Hilf mir, mach schon, steh mir bei

Damit ich lebend komm hier frei“.

Er hatte grad zu End gesprochen

Da sind die Augen ihm gebrochen.

Die Sinne schwanden ihm und er

Fühlte und empfand nichts mehr.

Wenig später ging er ein.

Sein Grabmal wurd der Hinkelstein.

`Ne andre Maus hatt‘ `nen Disput

Mit Murkser-Murks. Der Tunichtgut,

Der mit dem Schwerte vor ihr stand

Bewarf mit Dreck sie und mit Sand.

Als sie die Augen schützte, da

Stach er zu. Weil sie nichts sah

Konnt‘ sie den Angriff nicht parieren.

Die Klinge fuhr ihr durch die Nieren

Und trat unter ihrer Achsel aus.

Murkser zog das Schwert heraus

Und säuberte an ihrem gepelzten Kleide

Der Klinge blutig rote Schneide.

Er dacht bei sich: „Das dumme Tier

Ist selber schuld an ihrem Tod.

Nun streckt sie von sich alle vier.

Der Anblick den der Leichnam bot

Ergötzte den Frosch und tat ihm gut.

„Der Tod im Krieg ist der Tribut“,

So dachte er, „den ein Soldat

An der Front zu zahlen hat

Wenn er zum Kämpfen ist zu dumm

Oder es ihm fehlt an Mumm.

Selber Schuld die blöde Maus.

Warum blieb sie nicht zu Haus“!

Als er so dacht, der Froschmajor

Nahm er sich schon Soarece vor.

Er hat am Schwanze sie erhascht.

Die Maus war ziemlich überrascht.

„Oh weh“ dacht sie, „der bringt mich um“

Denn Murkser zog bereits das Schwert.

„Nun ist mein Leben nichts mehr Wert“.

In diesem Zweikampfstadium

Waren ihre Sorgen groß.

Dann wurde sie besinnungslos.

Murkser grinste als er’s sah.

„Die Blöde Maus“ dacht er im Hass

„Bringt mich um den ganzen Spaß.

Er wollte mit jucheirassa

Der Maus gerad den Kopf abschlagen;

Da hat sich etwas zugetragen

Was den tapferen Froschsoldat

Abhielt von der Mausmordtat.

Zwei Graue stürmten aus dem Rohr

Ihn anzugreifen frech hervor.

Da hat der Frosch nur laut geflucht

Und in der Flucht sein Heil gesucht.

Die Maus aus seiner linken Hand

Entglitt ihm; landete im Sand.

Sie ist viel später in der Nacht

Aus ihrer Ohnmacht erst erwacht.

Murkser den grünen Bösewicht

Traf es noch bei Tageslicht.

Von hinterrücks in aller Ruh

Stachen die beiden Mäuse zu.

In seiner Leber unter’m Magen,

Der Schmerz war schwer nur zu ertragen,

Kreuzten sich die beiden Speere.

Der Frosch hat auf dem Feld der Ehre,

Ermordet von zwei Maus-Epheben

Pausback sein Leben hingegeben.

Die Frösche in Murksers Todessache

Nahmen fürchterliche Rache.

Hepint-Hippe aus Kleinkoschen

Hat Maus um Maus im Feld verdroschen.

Mit einem Katzenunterkiefer

Trieb er das Graupelz-Ungeziefer

Vor sich her. So mancher Maus

Löschte er das Leben aus.

Den Mauser Raffzahn-Fallenspeck

Warf zornig er zum Tötungszweck

Vor sich auf einem Baumstumpf nieder.

„Ich brech‘ im Leib dir alle Glieder“

Schrie er den Mäusekrieger an.

Dann schlug der grüne Grobian

Der armen Maus den Schädel ein.

In wilder Mordlust wie einst Kain

Hat Hipp mit Raffzahn es gemacht.

Zeus im Olymp in aller Ruh

Sah dem feigen Morde zu.

Nach der Mordtat schrie spontan

Er den Frosch von oben an:

„Nun ist’s genug Gefreiter Hippe!

Das war der Hundertste der Sippe

Den du heut erschlagen hast.

Ich weiß, die Mäus‘ sind dir verhasst.

Das Blut den Nager klagt dich an.

Frosch Hepint, was hast du getan“?

Der Mörder dacht‘ indes bei sich:

„Weshalb ist der so zimperlich?

Zeus war doch früher ebenso

Wie ich im Kriege heut so roh.

Keinen Kampf hat er gescheut

Und stets am Kriege sich erfreut.

Nun wird er langsam alt Gott Zeus,

Was sind im Krieg schon hundert Mäus

Gegen das was er verbrach.

Der Alte hat vergessen wie

Er in der Titanomachie

Zehn Jahre lang gewütet hat

Und was er danach

In seinen Flegeljahren tat.

Mir scheint, er will es nicht mehr wissen.

Vermutlich plagt ihn sein Gewissen

Im Alter jetzt, denn die Titanen

Waren schließlich seine Ahnen,

Oder aber er

Hat schon Alzheimer.

Damals in der Titanen-Schlacht

Har er fast alle umgebracht.

Er warf sie alle dann zum Schluss

Nachdem die Herrschaft sie verloren

Hinunter in den Tartarus

Wo sie noch heute schmoren.

Doch nun ist nichts mehr los mit ihm.

Er ist am End‘ mit dem Regime

Weil er korrupt ganz offenbar

Wie mancher andrer Herrscher war“!

„Der alte Zeus“ so dachte er,

„Gibt als Gottheit nichts mehr her.

Er scheut den Krieg. Der Veteran

Taugt nicht mehr für den Untertan!

Als Vorbild ist er längst passee

Denn das Volk und die Armee

Will keinen der mehr auf den Schein

Achtet als auf das eig’ne Sein.

Es ist vorbei mit Biss und Schliff

Er hat das Reich und auch die Macht

Mit seinen Weibern durchgebracht.

Er sucht zwar noch nach einem Kniff

Um sein Amt so zu gestalten

Dass er sich an der Macht kann halten.

Doch als Herrscher für Frösch und Mäus

Taugt er nicht mehr der alte Zeus“.

„Ihm geht es so“ dacht sie spontan,

„Wie Christian Wulff es momentan

Im Reich der Deutschen grade geht.

Wer gern im Vordergrunde steht

Wie der Möchtegern in Berlin

Der sollte betend auf den Knien

Und um Gnade wimmelnd bitten

Dass sein Volk nicht in der Mitten

Seiner Amtszeit ungefragt

Ihn wütend aus dem Amte jagt.

Mach endlich einem andern Platz.

Ganz sicher findet sich Ersatz,

Denn du, und das ist der Skandal

Das weißt du selbst, bist dritte Wahl“.

So flehte Hepint aus Kleingoschen.

„Am Ende könnte wie in Goschen

(Gen 45,10; 46,28ff. 34; 47, 1.4.6. 50,8 Ex 8,18; 9,26)

Es zurzeit gerad passiert

Einer von unten auf den Thron

Steigen der bisher in Fron

Die Drecksarbeit für dich musst“ tun

So wie ich grad eben nun“!

Und er fügte gleich spontan

Einen Nachsatz auch noch an.

„Vielleicht geht’s Dir dann ebenso

Wie am Nil dem Pharao“.

------

Wie Zeus darauf hat reagiert,

Es war wirklich ein Skandal

Und ob sein Amt er hat quittiert

Berichte ich das nächste Mal.

wird fortgesetzt

Keine Kommentare:

Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.