Freitag, 3. Februar 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 9 – 7

Der Gefreite Plumpitsch Peit



ann
gegen Mittag irgendwann,

Der Rauch war gerade abgezogen,
Griffen die Frösche wieder an.
Dem Feinde nicht grad wohlgewogen
Stürzten sich auch die Mäus, mit Recht,
Und voller Zorn nun ins Gefecht.
Jede Maus die schwimmen konnt‘
Schickte Troxartes an die Front.
Ein paarhundert wagten sich
Ins Wasser unerschütterlich
Und schwammen der Froscharmee verwegen



Im Mäuseschwimm-Kraulstiel entgegen.
Die Gegner auf der andern Seite
Formierten sich erneut zum Streite.
Die fünfte Wasserfrosch-Armee
Marschierte auf in Pausbacks See.
Bisher im Schilfe disloziert
Hat sie nach vorn sich orientiert.
Halb getaucht, in Reih und Glied
Rückten sie vor nun aus dem Ried.



Im Flachwasser der Muschelbank
Die vor Pausbacks Insel lag,
Setzte sich der blutige Zank
Dann fort. So wie am Vormittag
Ließen Frosch- und Maus-Epheben
Zu hunderten erneut ihr Leben.
Wie einst in des Skamandros Fluten
Mussten nun beide Völker bluten.
Die Frosch-wie auch die Maussoldaten
Kämpften zäh wie Flusspiraten.
Einer bracht den andern um.
Keiner fragte sich warum.
Jedermann im Archipel
Mordete strikt nach Befehl.
Die Wasserschlacht zog ihre Kreise.
Die Krieger starben dutzendweise.
Der nasse Tod ging nun reihum.
Zu Hunderten kamen sie um.
Die Mäus‘, im Wasser bis zum Kragen,
Wurden allesamt erschlagen.
Doch hatten vorher in der Schlacht
Sie tausend Frösch` schon umgebracht.
Leichen, Freund und Feind beisammen,
Haufenweis im Wasser schwammen.
Jenes war vom Blut durchzogen.
Die Toten wurden mit den Wogen
Zu Hunderten, all unterkühlt,
Rings um den Teich an Land gespült.
Die restlichen, als er sie fand,
Warf der Teichgott selbst an Land.
Zornig über all des Blut
In seinem Teiche und in Wut
Darüber dass, was er ja trank,
Jetzt nach Leichensäften stank,
Schleuderte mit starker Hand



Er die Toten an den Strand.
Wie Xanthos in der Iliade
Vor Troja in der Götterschlacht,
Warf er die Leichen ans Gestade
Und hat Reinschiff nun so gemacht.
Der Krieg indessen tobte weiter.
Plumpitsch Peit ein Frosch-Gefreiter
Trug am Seeufer `nen Strauß
Mit einem grauen Langschwanz aus.
Die Maus, die er Podgana nannte,
Saß auf des Ufers Abbruchkante
Und wehrte sich mit letzter Kraft
Gegen den Frosch der heldenhaft
Im Wasser stand bis zu den Knien.
„Du darfst mich nicht ins Wasser ziehen“
Schrie die Maus, „ich kann nicht schwimmen“!



Der Frosch grinste schäbig: „Das mag ja stimmen;
Was gibst du mir, wenn ich dich schone“?
Der Mauser darauf sprach: „Zum Lohne
Sollst leck’ren Käs‘ und Speck du haben
Um deinen Gaumen dran zu laben.
Und wenn du willst, schenk ich dir noch
`Ne Flieg die ich vor kurzem krallte
Und zur Mästung dort gefangen halte“.
„Abgemacht“ sprach Plumpitsch Peit,
„Begraben wir hier unsern Streit;
Du gehst voraus, ich folge dir“!
„Es ist nicht weit“ sprach sie „zu mir,
In fünf Minuten sind wir dort.
Er ist das erste Loch im Ort“.
So zogen die beiden schließlich los.
Die Vorfreud‘ auf die Flieg“ war groß.
Dem Grünen knurrte schon der Magen.
Da hörte er den Mauser sagen:
„Dort vorne ist es, wir sind da“.
Der Frosch dacht‘ nur das eine noch,
An die Flieg im Mauseloch.
Plötzlich pfiff die Maus „Hurra,
Ich bin zu Haus“ und dann im Sprung,
Zeitgleich mit dieser Äußerung,
Schlüpfte sie ins Loch hinein.
Von drinnen nach gelung’nem Sprunge
Zeigte dem Frosch sie dreist die Zunge.



Plumpitsch dacht „Das war gemein“.
Eine Viertelstunde etwa noch
Stand er zornig vor dem Loch.
Er war geprellt und hatte den Schaden.
Da kamen seine Kameraden.
Peit erläuterte ihnen die Lage.
„Die Maus muss sterben, keine Frage“
So hörten ihn die andern quarren.
„Wir lassen uns von ihr nicht narren.
Es muss uns irgendwie gelingen
Den dreisten Mauser umzubringen“!
Alle nickten, keiner sprach.
Alle dachten still nur nach.
Dann nach einer läng’ren Weile
Quakte Hutschke ohne Eile:
„Ich hab darüber nachgedacht
Und schon einen Plan gemacht“.
„Erzähl, erzähl, lass es uns wissen;
Dein Plan ist sicher ganz gerissen“,
Quakte Plumpitsch aufgeregt.
„Wie hast du ihn denn angelegt“?
Als Hutschke den Plan erläutert hatte
Gingen, nach einer kurzen Debatte
Die fünf sogleich ohn‘ sich zu hetzen
Daran die Sache umzusetzen.
Quadde wurde anbefohlen
Was man brauchte herzuholen
Und Polldux wurd dazu gebracht,
Dass er den Notausgang bewacht.
Somit saß die böse Maus
Gefangen nun im eignen Haus.
Dann kam Quadde und brachte mit
Was er besorgt hatte, Dynamit.
Eine Stange ganz gerissen
Hat Urks ins Mäuseloch geschmissen!
Die Lunte brannte und Urks lachte
Weil er wusste, was geschieht.



Doch es sollte anders kommen
Als er es sich vorgenommen,
Denn noch bevor es drinnen krachte,
Traf ihn von hinterrücks ein Speer.
Verletzt am Hinterteil gar schwer
Fluchte im Schmerze er laut „Schiet
Und wiederholte das Wörtchen noch
Zweimal; dann fiel er in das Loch.
Von dort aus, nach der Explosion
Und einem schrecklich lautem Knall,
Flog ganz plötzlich er davon
Mit Tempo zweimal Überschall.
Von der Explosion zerfetzt
War noch schlimmer er verletzt
Als durch dem Speerstich kurz zuvor.
Doch er ertrug es mit Humor
Während zerfetzt zu sieben Teilen er
Aus dem Loch im hohen Bogen
Ist wie ein Geschoß geflogen.
Sehr lange lebte er nicht mehr!
Ob man die Fetzen jemals fand
Welche verstreut im ganzen Land
Nach dem tragischen Unglück lagen
Können wir hier noch nicht sagen.
Ob jemand sie zu guter Letzt
Zusammen wieder hat gesetzt,
So wie man es auf Isis Rat
Mit deren Mann Osiris tat
Ist nicht bekannt. Selbst bei Homer
Steht darüber nicht viel mehr
Als dass von allen Sorgen frei
Inzwischen er im Hades sei.
Am Tode von Urks das Kuriose
War, dass selbst Frau Meta-Morphose
Sich nicht geäußert hat und schwieg.
Doch so ist’s nun mal im Krieg.
Da bleibt so mancherlei geheim
Über das von Schlacht zu Schlacht
Man besser sich `nen eignen Reim
Wenn etwas schief ging, selber macht.
Der Mauser bei der Explosion,
Als sein Hausflur wurd gesprengt
Hat zwar den Schwanz sich arg versengt
Doch kam er lebend noch davon.
Entsetzt rannte den dunklen Gang
Zum Notausgang er schnell entlang.
Dort standen die Frösche im Quartett.
Hutchke mit dem Bajonett
Drohte. „Du verdammte Maus“.



Die andern zogen ihn heraus.
Wie Josef einst in Kanaan
( 1 Mose 37, 23-36 und Gen 37, 23-36)
Aus der Zisterne wurd gezogen,
Hat man es mit der Maus getan
Die Plumpitsch hatte so belogen.
Man hat nicht lang mit ihr gerauft.
Wie Josef wurd auch sie verkauft.
Als Sklave musste sie erst ihnen
Und später dann dem König dienen.
Jeder der tapf’ren Froschsoldaten
Bekam von Pausback eine Fliege
In Mückensaft gut durchgebraten,
Wie’s üblich war bei Hof im Kriege.
Auch sind die vier befördert worden.
Dazu gab es auch noch den Orden
Für Tapferkeit und Mäuseraub
Samt Brillant und Hasellaub.
Während die Vier bei Hofe saßen
Und ihre gegrillten Fliegen aßen,
Als Ehrengäste im Palast
Tobte draußen zum Kontrast
Der Krieg im Lande rings umher.
Quakus Puschpogg mit dem Speer,
Wie er’s gelernt hat als Rekrut
Griff umsichtig aber resolut
Den Mauser Wurstverzehrer an.
Bevor der Graupelz sich besann
Fuhr ihm die Lanze in sein Fell.
Er wollte fliehen. Puschpogg schnell
Trat dem dummen Mauspopanz,
Dies zu verhindern, auf den Schwanz.



Dann stach der Frosch in aller Ruh
Nochmal, doch nun gezielter zu.
Diesmal ging es böse aus.
Der Speer durchdrang das Herz der Maus.
Nie wieder hat sie Wurst verzehrt.
Dazu war sie zu kriegsversehrt.
Als es sie traf war es punkt Drei.
Um Drei Uhr eins war es vorbei.
`Ne lange Zeit für den Epheben
Zurückzublicken auf das Leben,
Das nun am seid‘nen Faden hing
Und wie sie wusst‘ zu Ende ging.
So manches schoss dem armen Tropf
Zu Tode getroffen durch den Kopf.
Er dacht an Mausi Parmesan,
Die seine erste Liebe war.
Wehmütig dachte er daran
Wie sie als jung verliebtes Paar
Zusammen sich im Koch vergruben.
Acht Kinder hatten sie, all Buben.
Er dachte an die Frau Mama
Und den sel’gen Herrn Papa,
Der im Krieg sein kostbar Leben
Für Pternotroctes hatt‘ hingegeben.
(Griechischer Name für Troxartes Parteckfresser,
König Pausbacks Vater bei Rollenhagen)

„Mir“, so dacht er, „geht’s nicht besser
Ich sterbe nun für Parteckfresser.
Nur weil sein Sohn nicht schwimmen konnt‘
Schickte der König uns zur Front.
Alles nur für Krümeldieb
Der vermisst bis heute blieb.
Vielleicht ist der gar durchgekommen
Und hat die Change wahrgenommen
Vor seinem Alten zu entfliehen
Um erst mal um die Welt zu ziehen,
Bevor vom Vater er den Thron
Erben sollte und die Kron“.
Das war das letzte was er dacht.
Dann schlief er ein. Es war vollbracht!
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Der Krieg war nach dem Tod der Maus,
Ihr ahnt es sicher, noch nicht aus.
Wie das Morden weitergeht
In der nächsten Folge steht.

wird fortgesetzt


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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.