Montag, 6. Februar 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 9 – 9

Die Jagd nach Mäuseschwänzen


ährend

Hippe-Hepint solches dacht‘

Tobte rings um ihn die Schlacht.

Neben ihm, zu rechten Hand

Der grüne Recke Pöggert stand.

Der hatte an ihrem überlangen

Schwanze eine Maus gefangen

Und hielt daran sie, mon dieu,

Mit starkem Arme in die Höh‘.

Der Mauser, er hieß Griefenruch,

Brach sich den Schwanz beim Fluchtversuch.

„Verflucht“ dacht er mein Mausestert,

Nun ist er hin und steht nicht mehr.

Ach was wird mein Leben schwer.

Was wird da nur mein Mäuschen sagen“?

Da traf ihn Pöggert’s Buckelschwert.

Er konnte und musst‘ sie nicht mehr fragen.

Der Tod nahm ihm die Sorge ab.

Er fand im Teich ein kühles Grab.

Ein and‘rer Mauser, Griesbreischlecker

Traf auf Jan Quark-Koldüx-Käcker.

Nach kurzem Kampf traf dessen Speer

Die Maus ins rechte Nasenloch.

Sie sank zu Boden tränenschwer

Und wollte nur das Eine noch.

„Gott im Himmel mach ein Ende“

Flehte sie zu Smintheus.

Jan Quark-Koldüx drauf behände

Kam dem zuvor. Mit Impetus

Stieß er den Speer ihr via Stirn

Tief hinein ins Mausehirn.

Ach was war das für ein Graus.

Ihr ganzes Wissen lief heraus.

Das Großhirn blieb am Speerschaft kleben-.

Der Frosch zog es dem Mausepheben

Durch das Nasenloch heraus.

„Schade um die tapf‘re Maus“

Dachte Jan Quark-Koldüx-Käcker,

„Schade um Maus Griesbreischlecker“.

Jan Quarks Bruder Kadux Gacker

Kämpfte gegen Nusskernknacker.

Dem war im Streit sein Schwert zerbrochen.

Unbewaffnet griff er an.

Der graue, langgeschwänzte Mann

Wurde vom Froschkrieger erstochen.

Die Lanze drang ihm in die Scham.

Als hinten sie zum Vorschein kam

Hing nebst `nem Pelzfetzen vom Kleide

An ihr ein Stück vom Eingeweide.

Nusskernknacker so verletzt

Schrie wütend und vor Schmerz entsetzt

„Du verdammter Quaker du“.

Dann fielen ihm die Augen zu.

Bewusstlos sank ins Gras er nieder.

Zu Besinnung kam er niemals wieder.

So wie ihm ging’s mancher Maus.

Die Frösche tobten sich nun aus.

Moschkeck-Schollekrot, ein grüner

Wasserplotscher ein gar kühner

Spießte den Mauser Nagebiss

So brutal auf seinen Speer,

Dass der den letzten Kötel schiss.

Maus um Maus im Mauseheer

Ist im Kriege nun gefallen.

Pausbacks glitschige Vasallen

Zogen mordend durch das Land.

Weil sie ihm im Wege stand

Spannte Quabbel seinen Bogen

Und hielt auf Maisbrotkrümler an.

Die Maus von schlimmer Angst bewogen

Quiekte wimmernd gleich spontan.

„Tu’s nicht“ bat sie, ach lass mich leben

Ich habe Frau und Kind zu Haus“.

Da schoss der Frosch. Es ging daneben.

„Ich danke dir“ Piepste die Maus,

„Dass du vorbeigeschossen hast.

Ich bin vor Angst gestorben fast.

Als ich dich auf mich zielen sah

Dacht‘ ich es wäre Ultima“.

„Dass du nur flunkerst“ sprach sie laut,

Das hätt ich dir nicht zugetraut.

Du bist wie ich ein Ehrenmann

Und nicht wie Pausback ein Tyrann.

Fürwahr ein bisschen Edelmut

Steht uns im Kriege allen gut“.

Da legte der andre ungezogen

Erneut `nen Pfeil in seinen Bogen.

Diesmal traf er und zwar so,

Dass, was die Maus zuvor gedacht

Hatte wurde wahr gemacht.

Nun ward es wirklich Ultimo.

Sie sah den Pfeil, dann sah sie rot

und dacht' im Schmerze währenddem:

Trau, schau, wem"!

Sie spuckte Blut, dann war sie tot.

Noch schlechter erging es Kandislutscher.

Der dreiste Kampffrosch Itschke Utschker,

Ein glorreicher Soldat und Held,

Hatte die Maus zum Kampf gestellt.

„Heil Pausback“ ins Metall getrieben

Stand auf seinem Schild geschrieben.

Für König und das Vaterland

Trug der Frosch das Kriegsgewand.

Als Einzelkämpfer der Armee

Kannte er jeden Kniff und Dreh

Um eine Maus im Allkampfringen

Möglichst schonend umzubringen;

Wobei das Wörtchen „schonend“ er

Auf sich bezog und seinen Speer.

Er war zum Zweikampf stets bereit

Und auch zum Töten gern gewillt.

Er diente ja schon lange Zeit

Und wusste wie man Feinde killt.

So mancher Maus hatt‘ in der Schlacht

Er den Garaus schon gemacht.

Nun war Kandislutscher dran.

Im kriegerischen Tötungswahn

Stieß er ohn‘ jegliches Getu‘

Mit seiner Rohrstocklanze zu.

Die Waffe fuhr, es war ein Graul,

Durch Kandislutschers off’nes Maul

Und trat am andern End‘ der Maus

Blutig unterm Schwänzchen aus.

Selbst der Fliege, die das sah,

Ging die Sache ziemlich nah.

Sie dacht‘ bei sich „O je“ spontan,

„Das hat sicher weh getan“!

Der Mauser, so vom Frosch getroffen

War innerlich gar schwer verletzt.

Er ist am eignen Blut ersoffen.

Selbst seine Seele ward zerfetzt.

Sie konnte nicht zum Hades fliegen

Und blieb tot vor der Leiche liegen.

Ähnlich wie Kandislutscher starb

Noch manche Maus im Krieg verdarb.

Strohhalmspalter beispielsweise

Trat seine allerletzte Reise

Nach einem schlimmen Zweikampf an.

Paddux- Quadux- Padderan

Hieß sein Gegner. Dieser war

Bekannt am Froschteich als Barbar.

Er war Soldat seit vielen Jahren

Und entsprechend kampferfahren.

Er hatte in vielen Schlachten schon

Gesiegt für Pausback und den Thron.

Auch jetzt warf er den Gegner nieder.

„Du grauer Wüstling kämpfst nie wieder

Gegen einen Frosch wie mich“

Schrie er, „denn ich töte dich“.

Dann schlug er mit dem Schwerte zu.

Der Mauser dacht bei sich „Nanu“

Als plötzlich er mit Weh und Ach

Vor Padderan zusammenbrach.

Sein rechtes Bein war abgeschlagen;

Des Feindes Schwert stak ihm im Magen;

Sein Schwanz war nach dem Waffengang

Gestutzt und nur noch halb so lang

Als vor drei Sekunden noch.

Die Maus, die auf den Knien kroch

Verfluchte ihn und schrie im Schock:

„Du verdammter Warzenpogg;

Du schleimig glatter Hetschenlorch;

Der Teufel hol‘ dich und der Storch

Soll dich fressen samt der Haut“.

Ihr Gezeter war so laut,

Dass Paddux die Geduld verlor.

Er griff zu seinem Lanzenrohr

Und schob der Maus im Waffenstreite

Mit starkem Arm den Schild beiseite.

Dann stieß er mit der Lanze zu

Da gab der andre endlich Ruh.

Ein Mauser nach dem andern jetzt

Wurde getötet. Schwer verletzt

Konnte Musaka entkommen

Den Paddex sich hatt‘ vorgenommen.

Bevor er flüchten konnt‘ ins Loch

Schnitt der Frosch den Schwanz ihm noch

An der Wurzel ab. Die Maus

Kam total frustriet nach Haus.

Sein Mäuschen Mausi Musaka

Hat ihn daheim gefunden.

Nichts ging mehr mit Erotica.

Sie hat ihn schnell verbunden.

Dann rannte sie ins Nachbarhaus

Und weinte sich bei Krysa aus,

Deren Mann am Tag zuvor

Ebenfalls den Schwanz verlor.

So klagten beide sich ihr Leid.

Später dann zur Abendzeit,

Als die Dämmerung setzte ein

Sprach Krysa: „Nur nicht traurig sein“

Zu ihrer Freundin Musaka

Und küsste ihr die Wangen.

Was Sappho einst in Lesbia

Getan hat aus Verlangen,

Tat sie, was sollte sie sonst tun,

Mit ihrer besten Freundin nun.

So manche Maus wie Musaka

Verlor im Kriege ihren Stert.

Wie Alexander einst in Phrygia

Löste den Knoten mittels Schwert,

(gemeint ist der gordische Knoten, den Alexander

der Große mit einem Schwerthieb gelöst hat)

So haben die Frösche in der Schlacht

Es mit Mausschwänzen gemacht.

Wie wir des Großen Taten rühmen

So rühmten einst die ungestümen

Jungen tapferen Froschsoldaten

Im Kriege ihre Heldentaten.

„Ich hab schon siebzig Stück zu Haus“

Tauschte sich Wüpp mit Hupper aus

Und zeigte seinem Kameraden

Die letzten drei der Schwänze

Welche er in Gänze

Um dem Feind zu schaden

Entgegen allen guten Sitten

Hatte den Feinden abgeschnitten.

Die armen Mäuse so geschunden

Leckten sich daheim die Wunden

Und tauschten kriegsversehrt zu Haus

Ihre Kriegsgeschichten aus.

„So ein verdammter grüner Quäcker“

Schimpfte da Maus Schokoschlecker

„Hat mir meinen Schwanz gestutzt.

Ich hab mein Fell gerad geputzt,

Da schlich der dreiste Scharlatan

Sich durchs Schilf von hinten an.

Bevor ich merkte was geschah

Hatte der schleimige Hoppssassa

Mir mein Schwänzchen in der Mitten

Mit einem Messer angeschnitten“.

„Ach ja, die Frösche sind gemein“

Hakte Fadenbeißer ein;

„Auch mir hat so ein feiger Hund

Den Schwanz geraubt zu früher Stund‘

Als ich mich grad wusch am Teich“.

„Auch mir“ ergänzte Körnerbeißer

Vor Wut noch immer kreidebleich,

„Hat so ein feister Wasserscheißer

Den Schwanz, der mir gerade stand

Abgenommen weil er fand,

Dass er ihm bergauf, bergab

Nutzen könnt als Wanderstab.

Zwei andre Mäus‘ indessen saßen.

Jammernd über alle Maßen,

Am Eridanos. Das Verlangen

Nach Krieg war ihnen längst vergangen.

Weinend zogen sie Bilanz:

„Mein schöner langer Mauseschwanz

Ist hin, als ich damit hab zugestochen,

Sprach Maus Wackelzahn

Ein kriegsversehrter Veteran,

„Ist das Ende abgebrochen“.

„Doch wir hatten beide Glück“

Ergänzte sein Kumpel Tortenklau

Der mit abgeschlag’ner Hand

Ihm traurig gegenüber stand.

„Wir kommen lebend Heim zurück

Zu Weib und Kind in unsern Bau“.

Er trug den Arm in einer Schlinge

Und fluchte: „Uhlepadde’s Klinge

Hat mir im Kampfe ganz behänd

Die Hand vom linken Arm getrennt.

Es ging ruck zuck. Unten am See

Trafen wir auf die Frosch-Armee.

Die Kameraden sind gefallen.

Mir, dem Tapfersten von allen,

Ist der Frontdurchbruch gelungen.

Ich bin ins Schilf hinein gesprungen

Und hielt mich dort flach hingestreckt

Im dichten Rohrgestrüpp versteckt.

Als die Frösche in die Wogen

Ihres Teiches sich verzogen

Griff ich mir am Schilfrohrstrand

Meine abgeschlag’ne Hand“.

„Ich hab sie“ sprach er „aus der Schlacht

Mir deshalb extra mitgebracht.

Ich hoffe, es ist nicht zu spät,

Dass sie wird wieder angenäht“.

„Ach“ sprach der andre drauf verroht:

„Der Doktor ist ja selber tot.

Ich sah wie ihn zwei Sanitäter

Nach Haus trugen. Zuviel Äther

Hat er im Lazarett gerochen.

Nie wieder flickt er uns die Knochen.

Er starb, es tut mir für dich leid,

Bei seiner liebsten Tätigkeit.

Schwänze und Beine amputieren

Das konnte er. Da war er groß.

Doch im Verarzten und Kurieren

Da hatte er nicht sehr viel los.

Er griff zum Messer wohlbedacht.

Sein Schwager, der die Krücken macht

Und die Rollstühle lässt bauen,

Konnt‘ auf den Doktor stets vertrauen.

Seine Werkstatt kam kaum nach.

Als Meister im Prothesenfach

Kam ihm der Krieg durchaus gelegen.

Für ihn ist unser Leid ein Segen“.

„Ich werde“ sprach er weiter dann,

Für meinen Stummel irgendwann

Wohl auch bei ihm was machen lassen“.

„Er wird dir einen Schwanz verpassen“

Witzelte Wackelzahn beredt,

„Der besser als dein alter steht“!

So saßen sie am Wegesrand

Und haben es ein Glück genannt

Dass sie noch lebten. Griesverächter,

Dem armen Teufel ging’s viel schlechter.

Er hatte Bein und Schwanz im Feld

Verloren. Als gar lächerlicher Held

Wurd er im Rollstuhl aus der Schlacht

Von einem Sani Heim gebracht.

Der einst so stolze General

Trug sein Schwänzchen nun als Schal

Und zollte Fallenhasser Lob,

Weil der für ihn den Wagen schob.

„Du bekommst daheim von mir

Als Lohn ein großes Stückchen Speck“

Sprach zum Sani der Off’zier.

Dass du die Karre aus dem Dreck

Zu schieben hast, das tut mir leid.

Ich weiß, ich trag am Krieg die Schuld

Und dank dir, dass du mit Geduld

Mich Heim bringst jetzt so dienstbereit.

Ich werde dir das nie vergessen.

Du bleibst doch sicherlich zum Essen.

Mein Mäuschen wartet sicher schon“.

Der Sani sagte keinen Ton

Und tat als ob er es nicht hörte.

Ihm ging die Puste langsam aus.

Er schob den General nach Haus

Weil das zu seiner Plicht gehörte

Und so als Sanitäter er

Dem König diente weitaus mehr

Als mancher tapf‘re Offizier

An der Front mit dem Rapier.

In Mausheim, Löchergasse sieben,

Vor dem Loch auf einem Schild

Stand „Grießverächter“ groß geschrieben.

Darunter ein Zwei-Herzen-Bild.

„Hier wohn ich“ rief der General

Und winkte mit dem Mausschwanz-Schal.

„Mäuschen“ rief er „ich bin da“.

Sein Weib, als sie den Ihren sah

Schlug die Händ‘ über die Ohren.

„Ihr habt die Schlacht wohl heut verloren“,

Begrüßte sie den Ehegatten.

„Wer wird dir deinen Schwanz erstatten“

War bereits die nächste Frage.

„Was wird aus mir in dieser Lage“?

Dachte sie weiter sorgenvoll.

„Ein Ehemann ohn‘ Schwanz und Bein

Taugt nicht mehr viel zum Glücklich sein“!

Dann sah sie den andern. Wie Apoll

Stand er da. Sie dacht bei sich

„Das wär der rechte Mann für mich“

Und wie er aussieht, einfach toll“!

Sie sprach den Helfer freundlich an:

„Ich dank dir, dass du meinen Mann

Zu mir nach Hause hast gebracht.

Ich hoff, du bleibst bei uns heut Nacht“!

……

Was in Grießverächters Loch

Geschehen ist am Abend noch

Mit dem braven Sanitäter,

Das berichte ich hier später

Und zwar so, wie es gewesen

Für alle hier zum Weiterlesen.


wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.