Teil 9 – 9
Die Jagd nach Mäuseschwänzen
Hippe-Hepint solches dacht‘
Tobte rings um ihn die Schlacht.
Neben ihm, zu rechten Hand
Der grüne Recke Pöggert stand.
Der hatte an ihrem überlangen
Schwanze eine Maus gefangen
Und hielt daran sie, mon dieu,
Mit starkem Arme in die Höh‘.
Der Mauser, er hieß Griefenruch,
Brach sich den Schwanz beim Fluchtversuch.
„Verflucht“ dacht er mein Mausestert,
Nun ist er hin und steht nicht mehr.
Ach was wird mein Leben schwer.
Was wird da nur mein Mäuschen sagen“?
Da traf ihn Pöggert’s Buckelschwert.
Er konnte und musst‘ sie nicht mehr fragen.
Der Tod nahm ihm die Sorge ab.
Er fand im Teich ein kühles Grab.
Ein and‘rer Mauser, Griesbreischlecker
Traf auf Jan Quark-Koldüx-Käcker.
Nach kurzem Kampf traf dessen Speer
Die Maus ins rechte Nasenloch.
Sie sank zu Boden tränenschwer
Und wollte nur das Eine noch.
„Gott im Himmel mach ein Ende“
Flehte sie zu Smintheus.
Jan Quark-Koldüx drauf behände
Kam dem zuvor. Mit Impetus
Stieß er den Speer ihr via Stirn
Tief hinein ins Mausehirn.
Ach was war das für ein Graus.
Ihr ganzes Wissen lief heraus.
Das Großhirn blieb am Speerschaft kleben-.
Der Frosch zog es dem Mausepheben
Durch das Nasenloch heraus.
„Schade um die tapf‘re Maus“
Dachte Jan Quark-Koldüx-Käcker,
„Schade um Maus Griesbreischlecker“.
Jan Quarks Bruder Kadux Gacker
Kämpfte gegen Nusskernknacker.
Dem war im Streit sein Schwert zerbrochen.
Unbewaffnet griff er an.
Der graue, langgeschwänzte Mann
Wurde vom Froschkrieger erstochen.
Die Lanze drang ihm in die Scham.
Als hinten sie zum Vorschein kam
Hing nebst `nem Pelzfetzen vom Kleide
An ihr ein Stück vom Eingeweide.
Nusskernknacker so verletzt
Schrie wütend und vor Schmerz entsetzt
„Du verdammter Quaker du“.
Dann fielen ihm die Augen zu.
Bewusstlos sank ins Gras er nieder.
Zu Besinnung kam er niemals wieder.
So wie ihm ging’s mancher Maus.
Die Frösche tobten sich nun aus.
Moschkeck-Schollekrot, ein grüner
Wasserplotscher ein gar kühner
Spießte den Mauser Nagebiss
So brutal auf seinen Speer,
Dass der den letzten Kötel schiss.
Maus um Maus im Mauseheer
Ist im Kriege nun gefallen.
Pausbacks glitschige Vasallen
Zogen mordend durch das Land.
Weil sie ihm im Wege stand
Spannte Quabbel seinen Bogen
Und hielt auf Maisbrotkrümler an.
Die Maus von schlimmer Angst bewogen
Quiekte wimmernd gleich spontan.
„Tu’s nicht“ bat sie, ach lass mich leben
Ich habe Frau und Kind zu Haus“.
Da schoss der Frosch. Es ging daneben.
„Ich danke dir“ Piepste die Maus,
„Dass du vorbeigeschossen hast.
Ich bin vor Angst gestorben fast.
Als ich dich auf mich zielen sah
Dacht‘ ich es wäre Ultima“.
„Dass du nur flunkerst“ sprach sie laut,
Das hätt ich dir nicht zugetraut.
Du bist wie ich ein Ehrenmann
Und nicht wie Pausback ein Tyrann.
Fürwahr ein bisschen Edelmut
Steht uns im Kriege allen gut“.
Da legte der andre ungezogen
Erneut `nen Pfeil in seinen Bogen.
Diesmal traf er und zwar so,
Dass, was die Maus zuvor gedacht
Hatte wurde wahr gemacht.
Nun ward es wirklich Ultimo.
Sie sah den Pfeil, dann sah sie rot
und dacht' im Schmerze währenddem:
Trau, schau, wem"!
Sie spuckte Blut, dann war sie tot.
Noch schlechter erging es Kandislutscher.
Der dreiste Kampffrosch Itschke Utschker,
Ein glorreicher Soldat und Held,
Hatte die Maus zum Kampf gestellt.
„Heil Pausback“ ins Metall getrieben
Stand auf seinem Schild geschrieben.
Für König und das Vaterland
Trug der Frosch das Kriegsgewand.
Als Einzelkämpfer der Armee
Kannte er jeden Kniff und Dreh
Um eine Maus im Allkampfringen
Möglichst schonend umzubringen;
Wobei das Wörtchen „schonend“ er
Auf sich bezog und seinen Speer.
Er war zum Zweikampf stets bereit
Und auch zum Töten gern gewillt.
Er diente ja schon lange Zeit
Und wusste wie man Feinde killt.
So mancher Maus hatt‘ in der Schlacht
Er den Garaus schon gemacht.
Nun war Kandislutscher dran.
Im kriegerischen Tötungswahn
Stieß er ohn‘ jegliches Getu‘
Mit seiner Rohrstocklanze zu.
Die Waffe fuhr, es war ein Graul,
Durch Kandislutschers off’nes Maul
Und trat am andern End‘ der Maus
Blutig unterm Schwänzchen aus.
Selbst der Fliege, die das sah,
Ging die Sache ziemlich nah.
Sie dacht‘ bei sich „O je“ spontan,
„Das hat sicher weh getan“!
Der Mauser, so vom Frosch getroffen
War innerlich gar schwer verletzt.
Er ist am eignen Blut ersoffen.
Selbst seine Seele ward zerfetzt.
Sie konnte nicht zum Hades fliegen
Und blieb tot vor der Leiche liegen.
Ähnlich wie Kandislutscher starb
Noch manche Maus im Krieg verdarb.
Strohhalmspalter beispielsweise
Trat seine allerletzte Reise
Nach einem schlimmen Zweikampf an.
Paddux- Quadux- Padderan
Hieß sein Gegner. Dieser war
Bekannt am Froschteich als Barbar.
Er war Soldat seit vielen Jahren
Und entsprechend kampferfahren.
Er hatte in vielen Schlachten schon
Gesiegt für Pausback und den Thron.
Auch jetzt warf er den Gegner nieder.
„Du grauer Wüstling kämpfst nie wieder
Gegen einen Frosch wie mich“
Schrie er, „denn ich töte dich“.
Dann schlug er mit dem Schwerte zu.
Der Mauser dacht bei sich „Nanu“
Als plötzlich er mit Weh und Ach
Vor Padderan zusammenbrach.
Sein rechtes Bein war abgeschlagen;
Des Feindes Schwert stak ihm im Magen;
Sein Schwanz war nach dem Waffengang
Gestutzt und nur noch halb so lang
Als vor drei Sekunden noch.
Die Maus, die auf den Knien kroch
Verfluchte ihn und schrie im Schock:
„Du verdammter Warzenpogg;
Du schleimig glatter Hetschenlorch;
Der Teufel hol‘ dich und der Storch
Soll dich fressen samt der Haut“.
Ihr Gezeter war so laut,
Dass Paddux die Geduld verlor.
Er griff zu seinem Lanzenrohr
Und schob der Maus im Waffenstreite
Mit starkem Arm den Schild beiseite.
Dann stieß er mit der Lanze zu
Da gab der andre endlich Ruh.
Ein Mauser nach dem andern jetzt
Wurde getötet. Schwer verletzt
Konnte Musaka entkommen
Den Paddex sich hatt‘ vorgenommen.
Bevor er flüchten konnt‘ ins Loch
Schnitt der Frosch den Schwanz ihm noch
An der Wurzel ab. Die Maus
Kam total frustriet nach Haus.
Sein Mäuschen Mausi Musaka
Hat ihn daheim gefunden.
Nichts ging mehr mit Erotica.
Sie hat ihn schnell verbunden.
Dann rannte sie ins Nachbarhaus
Und weinte sich bei Krysa aus,
Deren Mann am Tag zuvor
Ebenfalls den Schwanz verlor.
So klagten beide sich ihr Leid.
Später dann zur Abendzeit,
Als die Dämmerung setzte ein
Sprach Krysa: „Nur nicht traurig sein“
Zu ihrer Freundin Musaka
Und küsste ihr die Wangen.
Was Sappho einst in Lesbia
Getan hat aus Verlangen,
Tat sie, was sollte sie sonst tun,
Mit ihrer besten Freundin nun.
So manche Maus wie Musaka
Verlor im Kriege ihren Stert.
Wie Alexander einst in Phrygia
Löste den Knoten mittels Schwert,
(gemeint ist der gordische Knoten, den Alexander
der Große mit einem Schwerthieb gelöst hat)
So haben die Frösche in der Schlacht
Es mit Mausschwänzen gemacht.
Wie wir des Großen Taten rühmen
So rühmten einst die ungestümen
Jungen tapferen Froschsoldaten
Im Kriege ihre Heldentaten.
„Ich hab schon siebzig Stück zu Haus“
Tauschte sich Wüpp mit Hupper aus
Und zeigte seinem Kameraden
Die letzten drei der Schwänze
Welche er in Gänze
Um dem Feind zu schaden
Entgegen allen guten Sitten
Hatte den Feinden abgeschnitten.
Die armen Mäuse so geschunden
Leckten sich daheim die Wunden
Und tauschten kriegsversehrt zu Haus
Ihre Kriegsgeschichten aus.
„So ein verdammter grüner Quäcker“
Schimpfte da Maus Schokoschlecker
„Hat mir meinen Schwanz gestutzt.
Ich hab mein Fell gerad geputzt,
Da schlich der dreiste Scharlatan
Sich durchs Schilf von hinten an.
Bevor ich merkte was geschah
Hatte der schleimige Hoppssassa
Mir mein Schwänzchen in der Mitten
Mit einem Messer angeschnitten“.
„Ach ja, die Frösche sind gemein“
Hakte Fadenbeißer ein;
„Auch mir hat so ein feiger Hund
Den Schwanz geraubt zu früher Stund‘
Als ich mich grad wusch am Teich“.
„Auch mir“ ergänzte Körnerbeißer
Vor Wut noch immer kreidebleich,
„Hat so ein feister Wasserscheißer
Den Schwanz, der mir gerade stand
Abgenommen weil er fand,
Dass er ihm bergauf, bergab
Nutzen könnt als Wanderstab.
Zwei andre Mäus‘ indessen saßen.
Jammernd über alle Maßen,
Am Eridanos. Das Verlangen
Nach Krieg war ihnen längst vergangen.
Weinend zogen sie Bilanz:
„Mein schöner langer Mauseschwanz
Ist hin, als ich damit hab zugestochen,
Sprach Maus Wackelzahn
Ein kriegsversehrter Veteran,
„Ist das Ende abgebrochen“.
„Doch wir hatten beide Glück“
Ergänzte sein Kumpel Tortenklau
Der mit abgeschlag’ner Hand
Ihm traurig gegenüber stand.
„Wir kommen lebend Heim zurück
Zu Weib und Kind in unsern Bau“.
Er trug den Arm in einer Schlinge
Und fluchte: „Uhlepadde’s Klinge
Hat mir im Kampfe ganz behänd
Die Hand vom linken Arm getrennt.
Es ging ruck zuck. Unten am See
Trafen wir auf die Frosch-Armee.
Die Kameraden sind gefallen.
Mir, dem Tapfersten von allen,
Ist der Frontdurchbruch gelungen.
Ich bin ins Schilf hinein gesprungen
Und hielt mich dort flach hingestreckt
Im dichten Rohrgestrüpp versteckt.
Als die Frösche in die Wogen
Ihres Teiches sich verzogen
Griff ich mir am Schilfrohrstrand
Meine abgeschlag’ne Hand“.
„Ich hab sie“ sprach er „aus der Schlacht
Mir deshalb extra mitgebracht.
Ich hoffe, es ist nicht zu spät,
Dass sie wird wieder angenäht“.
„Ach“ sprach der andre drauf verroht:
„Der Doktor ist ja selber tot.
Ich sah wie ihn zwei Sanitäter
Nach Haus trugen. Zuviel Äther
Hat er im Lazarett gerochen.
Nie wieder flickt er uns die Knochen.
Er starb, es tut mir für dich leid,
Bei seiner liebsten Tätigkeit.
Schwänze und Beine amputieren
Das konnte er. Da war er groß.
Doch im Verarzten und Kurieren
Da hatte er nicht sehr viel los.
Er griff zum Messer wohlbedacht.
Sein Schwager, der die Krücken macht
Und die Rollstühle lässt bauen,
Konnt‘ auf den Doktor stets vertrauen.
Seine Werkstatt kam kaum nach.
Als Meister im Prothesenfach
Kam ihm der Krieg durchaus gelegen.
Für ihn ist unser Leid ein Segen“.
„Ich werde“ sprach er weiter dann,
Für meinen Stummel irgendwann
Wohl auch bei ihm was machen lassen“.
„Er wird dir einen Schwanz verpassen“
Witzelte Wackelzahn beredt,
„Der besser als dein alter steht“!
So saßen sie am Wegesrand
Und haben es ein Glück genannt
Dass sie noch lebten. Griesverächter,
Dem armen Teufel ging’s viel schlechter.
Er hatte Bein und Schwanz im Feld
Verloren. Als gar lächerlicher Held
Wurd er im Rollstuhl aus der Schlacht
Von einem Sani Heim gebracht.
Der einst so stolze General
Trug sein Schwänzchen nun als Schal
Und zollte Fallenhasser Lob,
Weil der für ihn den Wagen schob.
„Du bekommst daheim von mir
Als Lohn ein großes Stückchen Speck“
Sprach zum Sani der Off’zier.
Dass du die Karre aus dem Dreck
Zu schieben hast, das tut mir leid.
Ich weiß, ich trag am Krieg die Schuld
Und dank dir, dass du mit Geduld
Mich Heim bringst jetzt so dienstbereit.
Ich werde dir das nie vergessen.
Du bleibst doch sicherlich zum Essen.
Mein Mäuschen wartet sicher schon“.
Der Sani sagte keinen Ton
Und tat als ob er es nicht hörte.
Ihm ging die Puste langsam aus.
Er schob den General nach Haus
Weil das zu seiner Plicht gehörte
Und so als Sanitäter er
Dem König diente weitaus mehr
Als mancher tapf‘re Offizier
An der Front mit dem Rapier.
In Mausheim, Löchergasse sieben,
Vor dem Loch auf einem Schild
Stand „Grießverächter“ groß geschrieben.
Darunter ein Zwei-Herzen-Bild.
„Hier wohn ich“ rief der General
Und winkte mit dem Mausschwanz-Schal.
„Mäuschen“ rief er „ich bin da“.
Sein Weib, als sie den Ihren sah
Schlug die Händ‘ über die Ohren.
„Ihr habt die Schlacht wohl heut verloren“,
Begrüßte sie den Ehegatten.
„Wer wird dir deinen Schwanz erstatten“
War bereits die nächste Frage.
„Was wird aus mir in dieser Lage“?
Dachte sie weiter sorgenvoll.
„Ein Ehemann ohn‘ Schwanz und Bein
Taugt nicht mehr viel zum Glücklich sein“!
Dann sah sie den andern. Wie Apoll
Stand er da. Sie dacht bei sich
„Das wär der rechte Mann für mich“
Und wie er aussieht, einfach toll“!
Sie sprach den Helfer freundlich an:
„Ich dank dir, dass du meinen Mann
Zu mir nach Hause hast gebracht.
Ich hoff, du bleibst bei uns heut Nacht“!
……
Was in Grießverächters Loch
Geschehen ist am Abend noch
Mit dem braven Sanitäter,
Das berichte ich hier später
Und zwar so, wie es gewesen
Für alle hier zum Weiterlesen.
wird fortgesetzt
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