Dienstag, 21. Februar 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 10 – 13

Der erlöste Frosch


un

drängten die Seelen wunderlich

Allesamt nach vorne sich.

Jede wollt ohn‘ lang zu fragen

Nun ein Froschgedicht aufsagen.

Rhadamanthys hatte nun

Alle Hände voll zu tun.

„Stellt euch auf in Reih und Glied“

Schrie er, wobei er es vermied,

Handgreiflich wie einst auf Erden,

Im Elysium zu werden.

Minos und Aiakos, die zwei

Halfen so gut es ging dabei.

Des Achilles Großpapa,

Der gute alte Aiakos

Stand ganz dicht bei Helena

Und fragte sie: „Was mach ich bloß,

So haben sie noch nie gedrängt.

Von allen Seiten eingezwängt

Sprach des Kroniden Töchterlein:

„Hier bringen wir nur Ordnung rein

Wenn es überhaupt noch geht,

Mittels unserm Alphabet.

Gesagt, getan, wie vorgeschlagen

Hat Aiakos es vorgetragen:

„Stellt euch auf von A bis O

Hintereinander und zwar so“.

So schrie der alte Mann beredt,

„Dass das Alpha vorne steht

Und das Omega zuletzt“.

„Du bist als nächster dran gleich jetzt“

Nahm er Abas sich beiseite,

„Nun im Frosch-Gedicht-Wettstreite“!

Dem armen Abas fiel nichts ein.

Er blickte arg verdattert drein.

Da schob A‘quakes, der Filou,

Ihm heimlich einen Zettel zu.

„Nun mach schon“ sprach er „sei kein Thor,

Und lese, was darauf steht vor“.

Dem Angesprochenen fiel ein Stein

Vom Herzen. Er ließ sich drauf ein

Und las von einem Frosche vor

Der auf wahre Wunder schwor.


Der erlöste Frosch

Es war einmal ein Frosch

Der bildete sich ein,

Trotz seiner garstig breiten Gosch

Ein Märchenprinz zu sein.

Er saß am Brunnenrand verdöst;

Ach was war er hässlich klein,

Und träumte, dass er würd erlöst

Von `ner Prinzessin hold und rein.

Doch so etwas gibt’s heut nicht mehr,

Fürwahr es ist ein Graus;

Auch wenn man sucht heut noch so sehr,

Man sagt die starben aus.

Es heißt, die letzte wär vor Jahren

Gestorben am Gelüst,

Weil sie anstatt sich aufzusparen,

Einen Kröter hätt geküsst.

Aus dem, als er ward so umworben,

Erzählt man, wurd ein grüner Prinz.

Wenn er nicht auch ist längst gestorben

Dann lebt er in der Froschprovinz.

Drum wenn du auf dem Land einmal

`Nen Burschen siehst mit breiter Gosch

Nimm ihn nicht gleich dir zum Gemahl,

Es sei denn du willst einen Frosch.

Doch wenn du einmal auf dem Land

Ein Mädchen siehst am Brunnenrand,

Prüf vorher ob’s nicht jene ist

Die den Frosch hat wachgeküsst.

Wenn du jedoch am Brunnenrand

Hocken siehst ein grünes Tier

Dann reich ihm freundlich deine Hand

Denn ihm geht es so wie Dir.

Es bildet sich gerade ein

Jener Märchenprinz zu sein

Von welchem, ach so wunderbar

Ganz oben schon die Rede war.

(R.W. Aristoquakes)

Wieder brauste Beifall auf.

Abas ging nicht ein darauf

Denn Ableros der Troer kam

Und machte ihn drauf aufmerksam,

Dass er als Froschreferendar

Als nächster an der Reihe war.

***

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.