Montag, 20. Februar 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 10 – 12


Menelaos als Aufklärer


ls

Achill geendet hatte

Sprach Helenas erster Gatte:

„Donnerwetter dies Gedicht

Kannte sogar ich noch nicht“.

Die Seelen allesamt im Kreise

Klatschten Beifall zum Beweise

Dass das Werk war angekommen.

Selbst Homer hat sich die Zeit genommen

Um Achill zu gratulieren.

„Du darfst keine Zeit verlieren;

Dein „Hüpfgern“ ist ein Meisterwerk.

Richte fortan dein Augenmerk

Vollends auf die Dichtkunst, dann

Wird dein Name irgendwann

Heller strahlen als der meine.

Auch Helene kam; die Seine,

Und sprach „Achill ich liebe dich“

Worauf Menelaos säuerlich

Sagte „Du bist als Dichter groß“!

Ähnlich äußerte sich Aischylos

Und auch Aristophanes sprach

Sich ziemlich lobend aus danach.

Euripides meinte sogar

Dass es das allerbeste war

Was jemals er gehört bisher.

„Bei wem gingst du denn nur zur Lehr“

Wollt er von Achilles wissen.

Da hat Menelaos ganz gerissen,

Achilles fand es unerhört,

Die Unterhaltung kurz gestört.

„Es könnte“, sprach er „durchaus sein“

So hat für mich es hier den Schein,

Dass Achill ein Plagiat,

Nach der Guttenberg-Methode

Die unten ist gerade in Mode

Uns hier vorgetragen hat“.

Nach diesen Worten die perfide

Gesprochen hatte der Atride.

Trug als nächster eben der

Ein Froschgedicht vor vom Verkehr.


Aufklärung

Um ihre Tochter aufzuklären

Wollte Frau Kröte sich bewähren

Denn ihr liebes Töchterlein

Wollt nicht mehr alleine sein.

So wollte sie für das Verlangen

Der Tochter fix ein Fröschlein fangen

Das in Sachen Herzenspein

Passte zu ihrem Töchterlein.

„Wir suchen einen, nicht zu alt

Der von Farbe und Gestalt

Gut zu dir passt. Du wirst seh’n,

Wenn wir gemeinsam suchen geh’n

Finden wir einen der zu dir

Passt zwecks Liebe und Begier.

„Wir machen uns erst einmal fein“

Sprach weiter sie zum Töchterlein.

Und dann fügte sie spontan

Ein paar Sätze schnell noch an

Die sie in dieser Variante

Noch aus ihrer Jugend kannte.

„Man malt sich an, man macht sich schick;

Das ist ein altbewährter Trick

Um ein Froschmann sich in Sachen

Trieb und Liebe anzulachen.

Um die Frösche anzulocken

Muss man sich an den Wegrand hocken

Und ein bisschen quarren

Dann kommen sie die Narren.

Wenn man dann die Lippen spitzt

Und die Augen ganz verschmitzt

Versteckt indem man ihre Lider

Schlägt verschämt zu Boden nieder

Dann werden all die Frommen

Aus ihren Pfützen kommen

Um dich in Amplexus-Sachen

Und zwecks Vermählung anzumachen.

Hab keine Angst, wer es auch sei,

Du weißt mein Kind ich steh dir bei.

Und wenn dich einer anquakt dann

Lässt du, um ihn zu verführen

Deine Leidenschaft ihn spüren

Dass er gar nicht anders kann,

Als mit dir von Herzen

Erst liebevoll zu scherzen

Und nach zögerlichem Zagen

Ob du ihn hüpfen lässt, zu fragen.

Wie vorbesprochen und gedacht

Haben die beiden es gemacht.

So setzten sich in aller Ruh

Die beiden Schönen Hand in Hand

Zwecks Krötchens erstem Rendezvous

Am Froschteich an der Wegesrand

Um abzuwarten wer da käme

Und Krötchen sich zum Weibe nähme.

Es dauerte auch gar nicht lang

Da hüpfte mit lautem Froschgesang

Ein hübscher, junger grüner Mann

Auf Brautschau offenbar heran.

Die Kröten, die ihn kommen hörten,

Mit spitzen Lippen ihn betörten.

Sie fragten sich beide mit Gelüst

„Ob er wohl eine von uns küsst“?

Und jede dacht bei sich im Stillen

„Ach dem wär gerne ich zu Willen“

So hofften beide und hockten still.

Weil jeder mal geküsst sein will

Dachten sie bei sich

„Sicher nimmt er mich“.

Die Tochter dachte obendrein

„Ganz sicher werde ich es sein.

Wenn er mich zuerst wird sehen

Ist es bestimmt um ihn geschehen.

Dann küsste er mich, denn ich bin jung;

Dann wagt er einen Seitensprung“.

Die Mutter dacht: „Der ist gescheit

Und setzt auf die Erfahrenheit.

Er wird mich küssen, weil er weiß,

Dass ich ihn wiederküsse heiß“!

Der Frosch der Lage sich bewusst,

Wusste nicht recht welche von beiden

Er mochte zum Hüpfen besser leiden.

Er hatte auf beide plötzlich Lust.

„Auf die Junge weil sie war so zierlich,

Auf die Alte weil sie so begierlich.

Doch als er sah, dass beide Unken

Schmachteten vor Lieb trunken

Da nutzte er die Gunst der Stunde

Und küsste sie mit heißem Munde.

Es war mehr als nur ein Nippen.

Er genoss die breiten Lippen

Und zwar von beiden Damen.

Weil beide ihm entgegenkamen

Küsste er wie sie’s begehrt,

Erst links, dann rechts und umgekehrt

Und hat von Lustbarkeit berauscht

Die beiden mehrmals ausgetauscht.

Die Kröte dacht: „Was für ein Mann;

Der zieht mich voll in seinen Bann;

Bei dem würde bei mir nichts rosten,

Bei dem komm ich auf meine Kosten“!

Die Tochter, sie war ganz von Sinnen,

Ließ vor Glück ein Tränchen rinnen.

Sie hätte niemals sich gedacht,

Was so ein Fröschlein alles macht.

So waren alle beide froh

Und der Frosch ja sowieso.

Der hat ans Ziel zweimal gekommen

Reißaus danach sogleich genommen

Und sprang am Ende voller Glück

In seinen Hetschenteich zurück

Wo er fürs erste erst mal blieb

Und es mit jenen weitertrieb

Die er dort nebst seiner Tante,

Noch besser als die beiden kannte,

Welche auf dem Weg zum Pfuhl

Er vernascht hatte so cool.

Wenn man die Kröte heute fragt

Was sie zu diesem Vorfall sagt

Dann quakt sie schnell: „Aus meiner Sicht

Ist unmoralisch dies Gedicht.

Ich ließ den Frosch ja nur gewähren

Um meine Tochter aufzuklären“!

Doch die Moral aus meiner Sicht;

„Ich glaube dieser Kröte nicht“!


Wieder brandete darauf

Tosend lauter Beifall auf.

Verflucht noch mal seid endlich still

Wetterte im Zorn Achill

Und er fügte noch hinzu.

„Du dreister Erzhalunke du“

Wo hast Du denn das abgeschrieben.

Doch Menelaos ist ruhig geblieben.

„Den Autor hab ich nicht genannt

Weil der ja hier ist längst bekannt.

Und dann nannte er den Namen:

„Aristoquakes heißt er. Amen“ !

***

Wie im Olymp es weitergeht

In der nächsten Folge steht


wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.