Sonntag, 19. Februar 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 10 – 11

Achilles als Poet


hr kennt

mich alle“, schrie Achill

Und wer mich kennt, weiß lieber will

Ich tausend Schlachten nochmal schlagen

Als ein Gedicht hier vorzutragen.

Ich bin ein Krieger, kein Poet

Und denke dass ihr es versteht,

Dass ich, was mit dem Schwert ich schuf,

Mir erhalten will. Mein Ruf

Steht auf dem Spiel. Ich kann doch nicht

Über die Frösche ein Gedicht

Aufsagen hier: Mein Name wär

Nichts mehr wert beim Militär.

Wenn ich, der Göttin Thetis Sohn

Vor euch hier im Elysion

Von euch mich zwingen dazu ließe

Es nachher überall doch hieße

Der ist nicht besser als die Frösche!

Ihr könnt mir glauben lieber drösche

Ich nochmal tausend Gegner nieder

Als vor euch redend mich zu plagen

Um ein Gedicht hier aufzusagen.

Grad weil die Frösche mir zuwider

Sind seit meiner frühsten Kindheit an

Ich, was ihr da verlangt, nicht kann.

Ließ ich schultern mir die Bürde

Einen Poem hier vorzutragen,

Verlöre ich meine Soldatenwürde.

Was würde die Welt dann von mir sagen?

Ganz Griechenland würd mich verlachen

Und Witze über mich nur machen.

Selbst die Frösche, gerade jene

Würden meine pfeildurchtrennte Sehne

Nicht mehr Achillesferse nennen“!

„Die Welt würd Deine Verse kennen“

Konterte der andre da.

“Achilles ist dran, Heureka“

Skandierte lauthals nun im Chor

Das gesamte Seelen-Korps.

„Ihr könnt mich allesamt einmal“

Wetterte Achill im Zorn.

„Nehmt einen andern euch aufs Korn“:

Doch Helenas dreister Ex-Gemahl

Gab keine Ruh. „Du feiger Hund

Mach uns dein Gedicht nun kund.

Wenn nicht dann sollst du dafür blechen.

Ich werde dir die Knochen brechen

Wenn du denkst du wärest hier

Etwas Besseres als wir.

Also mach, tu deine Pflicht

Und trag uns vor dein Froschgedicht“.

Da hatte Achill die Faxen dick:

„Ich brech‘, du Schwein dir das Genick.“

Schrie er und wollte sich den andern greifen.

Da begann der Mob wütend zu pfeifen.

„Auch Du solltest hier endlich nun

Was unser aller Pflicht ist tun“

Raunte währenddessen weise

Homer ihm fordernd zu und leise

Fügte er an. „Nun mach es doch

Sonst nennt man dich gar Feigling noch“!

Da hat Achill trocken geschluckt

Und mit den Schultern kurz gezuckt.

Wäre Helena nicht gewesen

Hätt ohne langes Federlesen

Er sich auf alle dort gestürzt

Und ihnen die Ewigkeit verkürzt.

Doch Helena, die gute Haut

Hat sich vor ihnen aufgebaut.

Sie hob die Hand. „Seid endlich still“.

Und dann sprach sie zu ihm. „Achill

Liebling, stell dich nicht so an.

Jeder ist von uns mal dran.

Auch Menelaos gibt nachher,

Du wirst es hören, uns die Ehr.

Er kennt ein geiles Frosch-Gedicht.

Er hat, als wir waren vermählt

Vertraulich es mir einst erzählt.

Also mein Liebling streng dich an:

Nach Dir ist dann mein Ex-Mann dran“.

„Ach mein geliebter Augenstern,

Du schönste Frau von allen“

Hat Achill bei sich gedacht

Und es dann schließlich doch gemacht.

Er trug vom Frosche Hüpfegern

Nun vor, Helena zum Gefallen.


Hüpfegern


Hüpfegern, ein ziemlich schlauer

Frosch lag auf der Fliegenlauer

Denn sein Portemonnaie war leer.

Er hatte keine Mücken mehr

Da erregte Krötchens Stimme

Und ihre Kurven ihn zur Minne.

Doch die quakte zu ihm stur:

„Ich mache das für Mücken nur“!

Obwohl der Frosch war mittellos

War seine Liebe ziemlich groß.

So musste er für ihr Verlangen

Die Mücken sich erst einmal fangen.

Von Lust getrieben jagte er

Gleich der ersten hinterher,

Denn es musste ihm gelingen

Zwanzig davon ihr zu bringen.

Zwanzig Mücken, so der Preis

Für das Krötchen das er heiß

Begehrte und auch haben wollte.

Manch Mücke deshalb sterben sollte.

Der ersten gab er eine Watsche

Mit seiner nassen Fliegenklatsche.

Als nächster Summ, der Mückenjunge

Bekam `nen Nackenschlag per Zunge.

Doch wollte er das Krötchen drücken

Musste es ihm weiter glücken

Achtzehn Stück der Liebe wegen

Zuvor erst mal noch erlegen.

Die nächste Mücke ließ ihr Leben

Als sie wollt‘ Muck sich hin grad geben.

Und auch der geile Mückenmann

Erfuhr wie ein Frosch killen kann.

Als er grad um Muck wollt werben

Traf es ihn und er musst sterben

Weil der Frosch sich keine Schlappe

Gab und traf mit seiner Klappe.

Vier Mücken waren schon gejagt;

Doch es waren mehr gefragt

Denn bis zwanzig war‘s noch weit.

Hüpfegern blieb wenig Zeit.

Wollte er das Krötchen klammern

Half kein Zagen und kein Jammern;

Erst mal mussten fürs Begehr

Sechzehn weitere noch her.

Nummer fünf wurde ganz sacht

Mittels Faustschlag umgebracht.

Danach, nach langer Rauferei

Erlagen kämpfend weit’re zwei

Hüpfegern mit viel Geschick

Brach ihnen den Rückgrat am Genick.

Sieben Mücken schon erlegt;

Frosch Hüpfegern war aufgeregt.

Er dacht bei sich: „Nur dreizehn noch“

Als er schon die nächste roch.

Nummer acht endete im Flug

Als er `nen Knüppel auf sie schlug

Und Nummer neune die verschied

In seinem Würgegriff rapid.

Elf Mücken musste er noch töten

Und er tat was war vonnöten

Und jagte weiter liebesblind

Mücken für das schöne Kind

Die sich Krötchen Krotte nannte

Und kein Erbarmen mit ihm kannte

Und nur für Liebe gegen bar

Für den Frosch zu haben war.

Der kleine Muck ist jäh verstummt.

Als er hat gerad gesummt

Traf ihn jäh ein Zungenschlag.

Für Muck war es der jüngste Tag.

Und das Krötchen Krott sah zu

Wie Hüpfgern landete den Cup.

Sie verfolgte das Gescheh’n gespannt

Und dacht bei sich „wie interessant

Was Frösche auf der Jagd in Sachen

Punkto Liebe alles machen“.

Die Hälfte vom gewünschten Soll

War inzwischen bereits voll.

Zwanzig Mücken, so der Preis;

Da lohnte Mühe sich und Fleiß.

Als nächstes an der Reihe war

Ein eng umschlung’nes Mückenpaar

Das zur Vermehrung war gewillt.

Es wurde mittleidlos gekillt

Und dem Frosch in seiner Lust

War dabei nicht mal bewusst

Dass auch den Kleinen ab und zu

Was er so gern wollt‘ stand mal zu.

Ein Dutzend war bereits geschafft;

Von Hüpfegern dahingerafft

Um das Krötchen zu bekommen.

Zwölf Mückenleben schon genommen.

Muck dreizehn ist im Schlaf gestorben.

Der Frosch, er war ja so verdorben.

Sie nahm den Mord ganz still in Kauf

Doch sie wachte nie mehr auf.

Frosch Hüpfegern, der Lumpenhund

Dachte nur „Ach was, na und

Ich werde heut das Krötchen lieben.

Jetzt fehlen mir ja nur noch sieben“!

So jagte er gar wild entschlossen

Und hat die nächste abgeschossen.

Nach gezieltem Zungenkuss

War mit Mücke vierzehn Schluss.

„Sechs Tiere noch, dann ist‘s so weit,

Dann ist das Krötchen auch bereit,

Sich mir für zwanzig Mückenleben

Im Sumpfe endlich hinzugeben“.

So dacht der Frosch in seinem Wahn.

Ihm ging’s wie auf der Reeperbahn

Es manchem Froschmann schon erging

Bevor er rankam an das Ding

Nach welchem trachtend er

Rannte den Mücken hinterher.

Dem Frosche war’s schon ziemlich heiß.

Von seiner Froschstirn perlte Schweiß

Denn die Mückenjagd strengt an

Wenn man die Muck nicht kriegen kann.

Sechs Mücken noch; "verflucht nochmal".

Schimpfte der Jäger und radikal,

Schlug jagend er zwei weit'r tot.

Vom Blut bespritzt war er ganz rot.

Doch er quakte gar verwegen:

„Nur noch vier sind zu erlegen,

Dann wird das Krötchen, oh wie fein,

Mir zu Willen endlich sein.

Doch die Mückenjagd ist schwer

Wenn die Luft ist mückenleer.

Alle hatten sich verkrochen

Weil sie die Gefahr all rochen

Die von diesem Frosch ausging

Welcher alle Mucken fing.

Der Jäger indes auf ihrer Spur

Dachte an das Eine nur

Und er fand für diesen Zweck

Eine Mücke im Versteck.

Klein Mucki war’s, die so geendet.

Als sich hat das Blatt gewendet

Unter dem sie saß versteckt

Wurde sie vom Frosch entdeckt.

Nur die Kröte hat gesehen,

Was aus Sehnsucht ist geschehen

Und was Hüpfgern mit ihr machte.

Drei Mücken noch! „Gequakt, getan“

So dachte sich der Jägersmann.

„Dann grade recht zur Abendröte

Halt ich im Arme meine Kröte“!

So hat er es sich vorgenommen

Doch es sollte anders kommen.

Die Jagd war arg beschwerlich jetzt

Denn er war sehr abgehetzt

Und alle Mücken vorgewarnt

Hatten bestens sich getarnt

Und hielten beim Nachmittagstanz

Respektvoll allesamt Distanz

Zum Verliebten auf der Jagd.

Der Frosch, obgleich schon arg betagt,

Pirschte weiter hopp, hopp, hopp,

Fährtenlesend Froschgalopp

Und entdeckte auf der Pirsch

Im tiefen Gras den Mückenhirsch.

Jenen hat er dann beherzt

Als Herdenleittier ausgemerzt.

Nach einem Boxhieb ins Gesicht,

Ausgeführt vom grünen Wicht

Ist das Tier im hohen Bogen

Auf den Hauf sogleich geflogen

Auf welchem siebzehn Mückenleiber

Tot lagen, Männer wie auch Weiber.

Mit Ihnen wollte Hüpfegern

Ohne sich dann noch zu zieren

Seinem holden Augenstern

Der Kröt‘, die Liebe honorieren.

Doch für solche Liebelei

Fehlten Mücken ihm noch zwei.

Der geile Frosch, schon halb benommen

Versuchte sie noch zu bekommen.

Unten dann am Schilfrohrrand

Erwischte er mit flinker Hand

Klein Muckse die am Wasser saß.

Er drückte sie ganz fest zum Spaß.

Die Kleine wurd vor Schmerz ganz rot.

Er ließ sie los, da war sie tot.

Sein Nachruf: „Es tut leid mir Kleine“.

Jetzt brauch zu Glück ich nur noch eine“!

Das Mückenjagen ward ihm nun

Ziemlich beschwerlich. Er wollt ruh’n

Denn beim Jagen, leicht zu fassen,

Hatte er viel Kraft gelassen.

Er spürte es mit Weh und Ach

Wie ihm die Beine wurden schwach.

Doch sein Trieb der sagte ihm:

„Bald wirst du mit ihr intim.

Eine musst du noch erjagen

Dann kannst du das Krötchen fragen

Ob du sie für zwanzig Mücken

Herzen darfst und innig drücken“.

„Eine Mücke noch zu haschen

Dann kannst du am Glücke naschen“

So dacht der Jäger auf der Jagd.

Verloschen war bereits die Glut.

Von Stress und Müdigkeit geplagt

War ihm inzwischen flau zumut.

Immer schneller schwand die Kraft

Und mit ihr die Leidenschaft

Aus seinen grünen Lenden.

Mit dem letzten Rest von Mumm

Um die Sache zu beenden,

Brachte er Mück Summse um

Die am Teiche altersschwach

Ihren letzten Stich grad stach.

Erschöpft sank Hüpfergern ins Gras

Wo er all die geilen Sachen

Während er einschlief schnell vergaß

Die mit dem Krötchen er wollt machen.

Kräftesparend träumte er

Was real er konnt“ nicht mehr.

Dem Krötchen jedoch unterdessen

Kam seine Müdigkeit gelegen;

Sie hat die Mücken aufgefressen

Die er gejagt der Liebe wegen

Und hat sich aus dem Staub gemacht

Bevor er wieder ist erwacht.

Als sich dann beim Morgenrot

Eine andere Kröte laichbereit

Kostenlos zur Laich anbot

Hat er nach verträumter Nacht

Nicht mehr lang erst nachgedacht

Sondern sie sogleich gefreit.

So die Moral von dem Gedicht

Gesehen aus des Frosches Sicht:

Selbst einem, wenn er mittellos

Öffnet die Liebe ihren Schoß

So meine ich erzählerisch

Wenn er ist nicht wählerisch.

( R.W. Aristoquakes )

***

Als nächster in der Reihe dann

Kommt Helenas Gatte dran.

Was vorträgt der im Heldensaal

Berichte ich das nächste Mal


wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.