Teil 10 – 11
Achilles als Poet
mich alle“, schrie Achill
Und wer mich kennt, weiß lieber will
Ich tausend Schlachten nochmal schlagen
Als ein Gedicht hier vorzutragen.
Ich bin ein Krieger, kein Poet
Und denke dass ihr es versteht,
Dass ich, was mit dem Schwert ich schuf,
Mir erhalten will. Mein Ruf
Steht auf dem Spiel. Ich kann doch nicht
Über die Frösche ein Gedicht
Aufsagen hier: Mein Name wär
Nichts mehr wert beim Militär.
Wenn ich, der Göttin Thetis Sohn
Vor euch hier im Elysion
Von euch mich zwingen dazu ließe
Es nachher überall doch hieße
Der ist nicht besser als die Frösche!
Ihr könnt mir glauben lieber drösche
Ich nochmal tausend Gegner nieder
Als vor euch redend mich zu plagen
Um ein Gedicht hier aufzusagen.
Grad weil die Frösche mir zuwider
Sind seit meiner frühsten Kindheit an
Ich, was ihr da verlangt, nicht kann.
Ließ ich schultern mir die Bürde
Einen Poem hier vorzutragen,
Verlöre ich meine Soldatenwürde.
Was würde die Welt dann von mir sagen?
Ganz Griechenland würd mich verlachen
Und Witze über mich nur machen.
Selbst die Frösche, gerade jene
Würden meine pfeildurchtrennte Sehne
Nicht mehr Achillesferse nennen“!
„Die Welt würd Deine Verse kennen“
Konterte der andre da.
“Achilles ist dran, Heureka“
Skandierte lauthals nun im Chor
Das gesamte Seelen-Korps.
„Ihr könnt mich allesamt einmal“
Wetterte Achill im Zorn.
„Nehmt einen andern euch aufs Korn“:
Doch Helenas dreister Ex-Gemahl
Gab keine Ruh. „Du feiger Hund
Mach uns dein Gedicht nun kund.
Wenn nicht dann sollst du dafür blechen.
Ich werde dir die Knochen brechen
Wenn du denkst du wärest hier
Etwas Besseres als wir.
Also mach, tu deine Pflicht
Und trag uns vor dein Froschgedicht“.
Da hatte Achill die Faxen dick:
„Ich brech‘, du Schwein dir das Genick.“
Schrie er und wollte sich den andern greifen.
Da begann der Mob wütend zu pfeifen.
„Auch Du solltest hier endlich nun
Was unser aller Pflicht ist tun“
Raunte währenddessen weise
Homer ihm fordernd zu und leise
Fügte er an. „Nun mach es doch
Sonst nennt man dich gar Feigling noch“!
Da hat Achill trocken geschluckt
Und mit den Schultern kurz gezuckt.
Wäre Helena nicht gewesen
Hätt ohne langes Federlesen
Er sich auf alle dort gestürzt
Und ihnen die Ewigkeit verkürzt.
Doch Helena, die gute Haut
Hat sich vor ihnen aufgebaut.
Sie hob die Hand. „Seid endlich still“.
Und dann sprach sie zu ihm. „Achill
Liebling, stell dich nicht so an.
Jeder ist von uns mal dran.
Auch Menelaos gibt nachher,
Du wirst es hören, uns die Ehr.
Er kennt ein geiles Frosch-Gedicht.
Er hat, als wir waren vermählt
Vertraulich es mir einst erzählt.
Also mein Liebling streng dich an:
Nach Dir ist dann mein Ex-Mann dran“.
„Ach mein geliebter Augenstern,
Du schönste Frau von allen“
Hat Achill bei sich gedacht
Und es dann schließlich doch gemacht.
Er trug vom Frosche Hüpfegern
Nun vor, Helena zum Gefallen.
Hüpfegern
Hüpfegern, ein ziemlich schlauer
Frosch lag auf der Fliegenlauer
Denn sein Portemonnaie war leer.
Er hatte keine Mücken mehr
Da erregte Krötchens Stimme
Und ihre Kurven ihn zur Minne.
Doch die quakte zu ihm stur:
„Ich mache das für Mücken nur“!
Obwohl der Frosch war mittellos
War seine Liebe ziemlich groß.
So musste er für ihr Verlangen
Die Mücken sich erst einmal fangen.
Von Lust getrieben jagte er
Gleich der ersten hinterher,
Denn es musste ihm gelingen
Zwanzig davon ihr zu bringen.
Zwanzig Mücken, so der Preis
Für das Krötchen das er heiß
Begehrte und auch haben wollte.
Manch Mücke deshalb sterben sollte.
Der ersten gab er eine Watsche
Mit seiner nassen Fliegenklatsche.
Als nächster Summ, der Mückenjunge
Bekam `nen Nackenschlag per Zunge.
Doch wollte er das Krötchen drücken
Musste es ihm weiter glücken
Achtzehn Stück der Liebe wegen
Zuvor erst mal noch erlegen.
Die nächste Mücke ließ ihr Leben
Als sie wollt‘ Muck sich hin grad geben.
Und auch der geile Mückenmann
Erfuhr wie ein Frosch killen kann.
Als er grad um Muck wollt werben
Traf es ihn und er musst sterben
Weil der Frosch sich keine Schlappe
Gab und traf mit seiner Klappe.
Vier Mücken waren schon gejagt;
Doch es waren mehr gefragt
Denn bis zwanzig war‘s noch weit.
Hüpfegern blieb wenig Zeit.
Wollte er das Krötchen klammern
Half kein Zagen und kein Jammern;
Erst mal mussten fürs Begehr
Sechzehn weitere noch her.
Nummer fünf wurde ganz sacht
Mittels Faustschlag umgebracht.
Danach, nach langer Rauferei
Erlagen kämpfend weit’re zwei
Hüpfegern mit viel Geschick
Brach ihnen den Rückgrat am Genick.
Sieben Mücken schon erlegt;
Frosch Hüpfegern war aufgeregt.
Er dacht bei sich: „Nur dreizehn noch“
Als er schon die nächste roch.
Nummer acht endete im Flug
Als er `nen Knüppel auf sie schlug
Und Nummer neune die verschied
In seinem Würgegriff rapid.
Elf Mücken musste er noch töten
Und er tat was war vonnöten
Und jagte weiter liebesblind
Mücken für das schöne Kind
Die sich Krötchen Krotte nannte
Und kein Erbarmen mit ihm kannte
Und nur für Liebe gegen bar
Für den Frosch zu haben war.
Der kleine Muck ist jäh verstummt.
Als er hat gerad gesummt
Traf ihn jäh ein Zungenschlag.
Für Muck war es der jüngste Tag.
Und das Krötchen Krott sah zu
Wie Hüpfgern landete den Cup.
Sie verfolgte das Gescheh’n gespannt
Und dacht bei sich „wie interessant
Was Frösche auf der Jagd in Sachen
Punkto Liebe alles machen“.
Die Hälfte vom gewünschten Soll
War inzwischen bereits voll.
Zwanzig Mücken, so der Preis;
Da lohnte Mühe sich und Fleiß.
Als nächstes an der Reihe war
Ein eng umschlung’nes Mückenpaar
Das zur Vermehrung war gewillt.
Es wurde mittleidlos gekillt
Und dem Frosch in seiner Lust
War dabei nicht mal bewusst
Dass auch den Kleinen ab und zu
Was er so gern wollt‘ stand mal zu.
Ein Dutzend war bereits geschafft;
Von Hüpfegern dahingerafft
Um das Krötchen zu bekommen.
Zwölf Mückenleben schon genommen.
Muck dreizehn ist im Schlaf gestorben.
Der Frosch, er war ja so verdorben.
Sie nahm den Mord ganz still in Kauf
Doch sie wachte nie mehr auf.
Frosch Hüpfegern, der Lumpenhund
Dachte nur „Ach was, na und
Ich werde heut das Krötchen lieben.
Jetzt fehlen mir ja nur noch sieben“!
So jagte er gar wild entschlossen
Und hat die nächste abgeschossen.
Nach gezieltem Zungenkuss
War mit Mücke vierzehn Schluss.
„Sechs Tiere noch, dann ist‘s so weit,
Dann ist das Krötchen auch bereit,
Sich mir für zwanzig Mückenleben
Im Sumpfe endlich hinzugeben“.
So dacht der Frosch in seinem Wahn.
Ihm ging’s wie auf der Reeperbahn
Es manchem Froschmann schon erging
Bevor er rankam an das Ding
Nach welchem trachtend er
Rannte den Mücken hinterher.
Dem Frosche war’s schon ziemlich heiß.
Von seiner Froschstirn perlte Schweiß
Denn die Mückenjagd strengt an
Wenn man die Muck nicht kriegen kann.
Sechs Mücken noch; "verflucht nochmal".
Schimpfte der Jäger und radikal,
Schlug jagend er zwei weit'r tot.
Vom Blut bespritzt war er ganz rot.
Doch er quakte gar verwegen:
„Nur noch vier sind zu erlegen,
Dann wird das Krötchen, oh wie fein,
Mir zu Willen endlich sein.
Doch die Mückenjagd ist schwer
Wenn die Luft ist mückenleer.
Alle hatten sich verkrochen
Weil sie die Gefahr all rochen
Die von diesem Frosch ausging
Welcher alle Mucken fing.
Der Jäger indes auf ihrer Spur
Dachte an das Eine nur
Und er fand für diesen Zweck
Eine Mücke im Versteck.
Klein Mucki war’s, die so geendet.
Als sich hat das Blatt gewendet
Unter dem sie saß versteckt
Wurde sie vom Frosch entdeckt.
Nur die Kröte hat gesehen,
Was aus Sehnsucht ist geschehen
Und was Hüpfgern mit ihr machte.
Drei Mücken noch! „Gequakt, getan“
So dachte sich der Jägersmann.
„Dann grade recht zur Abendröte
Halt ich im Arme meine Kröte“!
So hat er es sich vorgenommen
Doch es sollte anders kommen.
Die Jagd war arg beschwerlich jetzt
Denn er war sehr abgehetzt
Und alle Mücken vorgewarnt
Hatten bestens sich getarnt
Und hielten beim Nachmittagstanz
Respektvoll allesamt Distanz
Zum Verliebten auf der Jagd.
Der Frosch, obgleich schon arg betagt,
Pirschte weiter hopp, hopp, hopp,
Fährtenlesend Froschgalopp
Und entdeckte auf der Pirsch
Im tiefen Gras den Mückenhirsch.
Jenen hat er dann beherzt
Als Herdenleittier ausgemerzt.
Nach einem Boxhieb ins Gesicht,
Ausgeführt vom grünen Wicht
Ist das Tier im hohen Bogen
Auf den Hauf sogleich geflogen
Auf welchem siebzehn Mückenleiber
Tot lagen, Männer wie auch Weiber.
Mit Ihnen wollte Hüpfegern
Ohne sich dann noch zu zieren
Seinem holden Augenstern
Der Kröt‘, die Liebe honorieren.
Doch für solche Liebelei
Fehlten Mücken ihm noch zwei.
Der geile Frosch, schon halb benommen
Versuchte sie noch zu bekommen.
Unten dann am Schilfrohrrand
Erwischte er mit flinker Hand
Klein Muckse die am Wasser saß.
Er drückte sie ganz fest zum Spaß.
Die Kleine wurd vor Schmerz ganz rot.
Er ließ sie los, da war sie tot.
Sein Nachruf: „Es tut leid mir Kleine“.
Jetzt brauch zu Glück ich nur noch eine“!
Das Mückenjagen ward ihm nun
Ziemlich beschwerlich. Er wollt ruh’n
Denn beim Jagen, leicht zu fassen,
Hatte er viel Kraft gelassen.
Er spürte es mit Weh und Ach
Wie ihm die Beine wurden schwach.
Doch sein Trieb der sagte ihm:
„Bald wirst du mit ihr intim.
Eine musst du noch erjagen
Dann kannst du das Krötchen fragen
Ob du sie für zwanzig Mücken
Herzen darfst und innig drücken“.
„Eine Mücke noch zu haschen
Dann kannst du am Glücke naschen“
So dacht der Jäger auf der Jagd.
Verloschen war bereits die Glut.
Von Stress und Müdigkeit geplagt
War ihm inzwischen flau zumut.
Immer schneller schwand die Kraft
Und mit ihr die Leidenschaft
Aus seinen grünen Lenden.
Mit dem letzten Rest von Mumm
Um die Sache zu beenden,
Brachte er Mück Summse um
Die am Teiche altersschwach
Ihren letzten Stich grad stach.
Erschöpft sank Hüpfergern ins Gras
Wo er all die geilen Sachen
Während er einschlief schnell vergaß
Die mit dem Krötchen er wollt machen.
Kräftesparend träumte er
Was real er konnt“ nicht mehr.
Dem Krötchen jedoch unterdessen
Kam seine Müdigkeit gelegen;
Sie hat die Mücken aufgefressen
Die er gejagt der Liebe wegen
Und hat sich aus dem Staub gemacht
Bevor er wieder ist erwacht.
Als sich dann beim Morgenrot
Eine andere Kröte laichbereit
Kostenlos zur Laich anbot
Hat er nach verträumter Nacht
Nicht mehr lang erst nachgedacht
Sondern sie sogleich gefreit.
So die Moral von dem Gedicht
Gesehen aus des Frosches Sicht:
Selbst einem, wenn er mittellos
Öffnet die Liebe ihren Schoß
So meine ich erzählerisch
Wenn er ist nicht wählerisch.
( R.W. Aristoquakes )
***
Als nächster in der Reihe dann
Kommt Helenas Gatte dran.
Was vorträgt der im Heldensaal
Berichte ich das nächste Mal
wird fortgesetzt
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