Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 10 – 38
Märchenerzähler im Olymp
Um Aktaia zu belohnen
Stand man auf zum Applaudieren.
Nach Jubelrufen und Ovationen
Wollt sich auch Aktor nicht mehr zieren.
(Ilias 11/ 785, 16/14 Vater des Menoitios,
Großvater des Patroklos)
Der Papa von Menoitios
Und Großvater von Patroklos
War nach dem Alphabete nun
Als nächster dran, wie es Pflicht
Ward im Olymp und ein Gedicht
Den Heldenseelen kund zu tun.
Er erzählte höchst amüsabel
Von zwei Grünen eine Fabel
Welche Krott hießen mit Namen
Und aus Japan beide kamen.
Die beiden Frösche auf Wanderschaft
"Es waren einmal zwei Frösche, von denen der eine ganz nahe bei der Küstenstadt Osaka in einem Graben, der andere dicht bei der schönen Hauptstadt Kyoto in einem klaren Bach wohnte. Beide kamen auf den Gedanken, eine Reise zu machen, und zwar wollte der Frosch, der in Kyoto wohnte, sich einmal Osaka ansehen, und der andere, der in Osaka wohnte, hatte Sehnsucht, die Kaiserstadt Kyoto, wo der Mikado residierte, zu besuchen. Ohne dass sie sich kannten oder auch nur voneinander gehört hatten, machten sich daher beide zu derselben Stunde auf den Weg und begannen ihre mühsame Wanderung. Die Reise ging nur langsam vonstatten, denn ein Berg, dessen Höhe die Hälfte des Weges war, musste überschritten wird, und diesen Berg zu erklimmen, war für die Frösche ein mühsames Stück Arbeit. Doch endlich war die Spitze erreicht, und siehe da, beide trafen sich, glotzten sich im ersten Augenblick einander an und fingen dann an, sich zu unterhalten.
Als nun einer dem anderen den Beweggrund seiner Reise mitteilte, da lachten sie beide vor Vergnügen, setzten sich zusammen in das hohe Gras und beschlossen, erst ein wenig auszuruhen, ehe sie sich trennten. "Wenn wir nur größere Tiere wären", sprach der eine, "dann könnten wir von hier aus beide Städte sehen und könnten schon jetzt beurteilen, ob es sich der Mühe lohnt, noch weiter zu wandern."
"O, dem ist abzuhelfen", entgegnete der zweite, "wenn wir das Ziel unserer Reise von hier aus sehen wollen, so können wir uns aneinander aufrichten, und jeder blickt nach der Stadt hin, die er noch nicht kennt."
Dieser Vorschlag leuchtete dem anderen gewaltig ein, und gesagt, getan, die beiden kleinen Kerlchen stellten sich auf ihre langen Hinterfüße und hielten sich mit den Armen umschlungen, damit sie nicht umfielen. Der Frosch, welcher aus Kyoto kam, richtete seine Nase nach Osaka zu, und der, welcher aus Osaka kam, wandte die seine nach Kyoto. Und so standen sie da, ganz steif, still und versunken in ihre Betrachtungen. Nun hatten die dummen Frösche aber gar nicht bedacht, dass ihre großen Augen, wenn sie den Kopf so hoch in die Luft reckten, wie sie es taten, auf dem Rücken lagen und nach rückwärts blickten, und dass sie daher beide ihre eigene Heimat und die Stadt, von wo sie ausgegangen waren, zu Gesicht bekamen.
"Ach, was sehe ich?" rief der Frosch aus Osaka; "ich kann mir den Weg ersparen!" Und ganz dasselbe sagte der Frosch aus Kyoto, und wie beide zu dieser Erkenntnis gekommen waren, da ließen sie einander los, und plumps fielen sie in das Gras. Dann machten die beiden Frösche eine Verbeugung, sagten einander Lebewohl und wanderten heim. Bis an ihr Lebensende haben sie geglaubt, dass die Städte Kyoto und Osaka, die doch so grundverschieden sind, einander so ähnlich wären, wie ein Ei dem anderen, und nie haben sie ihren Irrtum, der aus ihrer Dummheit entsprang eingesehen."
wird fortgesetzt