Sonntag, 15. Juli 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 10 - 163
Märchenerzähler im Olymp

Das letzte Wort war kaum verklungen
Da sind die Seelen aufgesprungen.
Doch von Applaus war nicht die Rede.
Im Gegenteil, Protest wollt jede
einlegen. Peleus in der großen Halle
(Ilias 21/189; 18/84 f und an vielen anderen Textstellen,
Sohn des Aiakos, Gemahl der Thetis, Vater des Achill)
Formulierte es für alle.
"Patroklos" sprach er, "dein Platt
Haben wir hier alle satt.
Wir sind im Gros nur Griechenseelen.
Ich möcht dir dringend drum empfehlen,
Dass du uns allen hier und jetzt.
Die Story bitte übersetzt"!
Patroklos darauf im Hohn:
"Thetis ich und auch dein Sohn
Sprechen diese Sprache gern.
Sie ist im Norden nun modern.
Jetzt zur Dritt-Jahrtausendwende
Nimmt mit Griechisch es ein Ende.
Vom Dollart bis zum Großen Haff
Spricht jeder Bauer heute Platt.
Selbst Phrygier, die dort nun leben,
Sich entsprechend Mühe geben
Denn unser Reich ist pleite nun.
Was sollen sie da andres tun?
Sie lernen Platt und das macht Sinn
Denn Platt und Englisch sind dort in.
Wenn die Friesen sich erfrechen
Englisch und Platt nur noch zu sprechen,
Dann sollten auch wir uns drauf besinnen
Und mit dem Sprachstudium beginnen.
Wollen mit der Zeit wir gehen
Muss im Elysium was geschehen"!
Nach dieser Red von Patroklos
War die Ratlosigkeit groß.
Alle wirkten arg schockiert.
Keiner wusste was nun wird.
Doch Achilles so wie immer,
Ergriff das Wort: "Es wird noch schlimmer
Mit unserm Griechen-Reich auf Erden
Und auch hier oben mit uns werden
Wenn wir nichts dagegen tun,
Dass unser Anseh'n wie auch unser Geld
Auf Ramsch-Niveau demnächst verfällt.
Ich denke, es ist Zeit und opportun
Dass wir, die wir uns Griechen heißen,
 Allesamt einmal zusammenreißen
Damit was Zeus als Stier entführt,
So wie der Schönen es gebührt,
Im Sinn von unserm guten alten
Göttervater bleibt erhalten"!

Die Seelen staunten als Achill
Um nachzudenken plötzlich schwieg.
Doch der blieb nicht lange still.
"Es wär' für uns ein Pyrrhussieg
Wenn  auf unserm Lorbeer wir
Uns nur still weiter ausruh'n hier.
Auch wir müssen ins Internet!
Doch dazu müssen das Korsett
Der Geschichte, unserer Zukunft wegen,
So denk ich, schnell beiseite fegen.
Altgriechisch so wie einst Homer
Schrieb für uns die Odyssee
Ist in Europa heut passee.
Ein neues Denken muss schnell her
Damit, was keinem von uns passt,
Unser aller Ruhm verblasst"!

Da mischte sich Rhadamanthys ein:
"Auch ich mach lange mir schon Sorgen.
Um weiter mit dabei zu sein
Lernen Platt wir all ab morgen".

"Dann darf ich mich ja jetzt wohl setzen"
Grinste Patroklos befreit,
"Und ich muss nicht übersetzen
Denn dann seid ihr ja bald selbst so weit,
Dass ihr Plattdeutsch könnt verstehen".
Und dann schon im Nachuntengehen
Rief laut er durchs Elysium:
"Ich wünsch viel Spaß beim Studium".

Da trat erneut und ganz spontan
Der Pelide auf den Plan.
"Hört zu" sprach er, "ich bin bereit
Ab morgen euch zu unterrichten.
Glaubt mir, es wird höchste Zeit
Uns von den blöden Froschgeschichten
zu trennen. Mein Freund Patroklos,
Des Menoitios tapfrer Spross,
Hat Recht, ich stimm ihm zu darin.
Englisch und Plattdütsch ist heut in.
"Okay, die Sache ist entschieden"
Sprach Rhadamanthys zum Peliden.
"Du machst ab morgen Unterricht".
"Ich hab hier noch ein Froschgedicht"
Meldete sich da Drakios
(Ilias 13/692; Führer der Epeier)
Und dann legte er schon los.
Die Heroen schwiegen. Still
Lauschten sie dem Froschidyll.

Frosch Idyll


 

 

wird fortgesetzt




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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.