Mittwoch, 11. Juli 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 10 - 142
Märchenerzähler im Olymp

Keiner hatte was verstanden
Aber allesamt empfanden
Dass das Gedicht von Dardanos
Vorgetragen so grandios,
Was ganz besond'res musste sein.
Der ganze Froschmärchenverein
Brachte nebst Beifall und Applaus,
Geschlossen einen Hochruf aus:
"Hurra, hurra, das war famos;
Lang leb die Seel' von Dardanos"!

Die nächste, die von Deikoon
(Ilias 5/533 ff; Troer, Sohn des Pergasos,
von Agamemnon getötet)
Stand wartend auf dem Podium schon.
Nach dem zehnten Hochrufschrei
War es mit seiner Geduld vorbei.
"Ihr tut als ob ihr Bayrisch könnt.
Dabei hat keiner was kapiert.
Dardanos sei es vergönnt.
Er denkt ihr wäret kultiviert,
Denn wer klatscht gibt sich den Schein,
Dass gebildet er würd' sein.
Doch glaubt mir, ich hab euch durchschaut.
Wer Hurra schreit hier, wie ihr so laut,
Mit dem denk ich, ist's nicht weit her.
Nachzudenken stünd' euch besser
Schreihälse gibt' wie Sand am Meer.
Und dann wurde er noch kesser:
Mit den Wölfen heulen kann
Ein jeder Narr, das ist nicht schwer.
Doch zu erkennen wem und wann
Man erweisen sollte diese Ehr
Steht auf der Rückseite der Medaille.
                                                 Für den Frosch, den die Kanaille
Von einem Weib hat umgebracht
Als es am schönsten ward im Bett,
Für den war es fürwahr a Gfrett
Denn er musst heiraten o je.
Seit dem ist's nimmer ganz so schee.

Wieder grölten alle laut.
Deikoon war dies vertraut.
Er wartete kurz ab doch dann
Mit seinem Vortrag er begann.
 
     
Die Kröte auf der Hohen Salve

Es war einmal ein schöner Jüngling von guten Gaben, aber allzu weichlich erzogen und gewöhnt, blindlings nach dem Gelüst des Augenblicks zu tun. So vergeudete er das Seine, geriet in verderbte Gesellschaft und ward schließlich ein Straßenräuber, ja der Anführer einer ganzen Räuberbande. Als solcher ward er von den Häschern eifrig gesucht, und sie trieben ihn so in die Enge, dass er Gefängnis und Galgen schon vor Augen sah. In solcher Bedrängnis tat er das Gelübde: wenn ihm Gott hülfe, dem Gericht zu entrinnen und irgendwo ein neues, ehrbares Leben anzufangen, so wollte er eine Wallfahrt zum Johanniskirchlein auf der Hohen Salve tun. Da half ihm Gott wunderbar, dass es ihm wirklich gelang, den Schergen zu entwischen und in Sicherheit zu kommen. Wie er nun der Angst ledig war und unangefochten leben konnte, vergaß er sein Gelöbnis, und es blieb unerfüllt, bis er starb. Zur Buße aber musste er nach seinem Tode in Gestalt einer Kröte geistern, bis es ihm gelänge, von Baiern, wo er verstorben war, auf die Hohe Salve zu kriechen.
Die arme Kröte kam langsam vorwärts, hatte oftmals zu rasten und oftmals sich vor den Misshandlungen unverständiger Menschen zu verbergen. Endlich erreichte sie doch, nach Jahr und Tag, den Gipfel der Hohen Salve. Aber nun handelte es sich darum, in die Kirche zu kommen, und das war das Schwerste; denn die Leute wollten die Kröte um keine Welt hineinlassen. Immer wieder ward sie mit Fußtritten von der Schwelle weggestoßen. Zuletzt gelang es ihr dennoch, unbemerkt in das Kirchlein zu schlüpfen; und dort kroch sie dreimal um den Altar. Da stand plötzlich vor den erstaunten Betern ein schöner Mann, der erzählte ihnen alles von seinem Räuberleben und seiner Rettung, und wie er sich darnach zwar gebessert und Buße getan, aber die gelobte Wallfahrt unterlassen habe. Und da er ihnen alles bis zum letzten kundgetan hatte, verschwand er, denn nun war er erlöst.

Quelle: Tiroler Legenden, Helene Raff, Innsbruck 1924, S. 182ff

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.