Montag, 9. Juli 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 10 - 129
Märchenerzähler im Olymp

Der Beifall fiel nur dürftig aus.
Nur einer klatschte laut Applaus.
Iasos Opa rief "Hurra,
Wahrlich deine Homilia
Vom Goldfrosch war mir ein Gewinn.
Zu erkennen gilt es den Sinn
Der im Märchen aus der Mongolei
Vom Goldfrosch und vom Papagei
Metaphorisch liegt versteckt.
Wer den tiefen Sinn entdeckt,
Das darf zu sagen ich mir hier erlauben,
Wird gefestigt sein fortan im Glauben.
Wahrlich ihr Seelen alle hier
Glaubet was ich jetzt sage, mir.
Nur durch des Frosches Metamorphose
Gelingt das wirklich Numinose.
Wahrlich, hört, ich sage euch;
So steht es schon im Pentateuch
Und so sprach's  mit Genius
Vor langer Zeit Petronius:
-Qui fuit rana nunc rex est-
Denkt euch selber nun den Rest!
 
Die Seelen dachten lange nach.
Nach einer Weile Chalkodon sprach:
(Ilias 2/541, 4/464; Vater des Elephenor, Führer der Abanter)
Jener galt als dreister Spötter.
"Was interessieren uns die Götter"?
"Was interessiert uns" fuhr er fort
"Das Arbiter-Dichter-Wort
Nach dem ein Frosch ziemlich absurd
Zu einem König erstmals wurd.
Was interessiert uns hier die Religion?
Ich hab die Nas' längst voll davon!
Wir sind hier im Elysium
Allesamt für alle Zeit
Und bleiben hier in Ewigkeit".
Dann sprach er weiter: "Eben drum"
Und begann froh aufzulachen.
"Warum uns hier Gedanken machen
Über Götter und die Welt
Und was sie zusammenhält.
Uns geht es gut! Mögen dort oben
Die Götter sich all selber loben.
Wir haben unsre Pflicht getan.
Unser Los ist es fortan
Froschgeschichten auszuwählen
Die sich eignen zum Erzählen.
Die Götter brauchen wir nicht dazu
Lasst mich mit denen bloß in Ruh"!
"Die haben längst" fügte er an
"Schon ihre Schuldigkeit getan
Und um es einmal klar zu sagen
Sie haben nichts dazu beigetragen
Dass Fröschen keine Haare wachsen".
Er wollt noch weiter lästernd flachsen...
Da fuhr ein Blitz, Zeus wusst' warum,
Donnernd durch's Elysium.
Chalkodon wurde getroffen.
Die andern nicht, weshalb blieb offen.
Der Vater des Elephenor
(Ilias 2/541, 4/464; Führer der Abanter)
Seinen Ehrenplatz verlor.
Fluchend ist er im hohen Bogen
Aus dem Elysium geflogen.
"Im Hades ist es interessanter"
Dachte er ohn' Recht und Fug
Fluchend dorthin schon im Flug.
Seither der Führer der Abanter
Liegt flach dort vor dem Hadesthrone
Als Fußmatte für Persephone.
Dort denkt er nun mit Weh und Ach
Über seine Sünden nach.

Im Elysium nebenan
War bereits der Nächste dran.
"Der Schwefeldampf ist abgezogen"
(Ilias 16/595; Myrmidone, Vater des Bathykles)
Sprach Chalkon. "Es war ungezogen
Was mein Vorredner hier wagte
Und über unsre Götter sagte".
Dann fuhr er fort der Myrmidone:
"Wer so, mit Blasphemie im Tone
Über unsre Götter spricht,
Verdient unsre Gesellschaft nicht!
Die Strafe folgte auf den Fuß.
Was man dazu noch wissen muss,
Erfahrt ihr nun in der Geschichte
Die ich vom Goldfrosch euch berichte".

Der goldene Frosch




 wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.