Montag, 5. November 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
   Teil 10 - 483
Die Froschgötter im alten Ägypten
- Der Frosch als göttliche Symbolfigur -
Teil I

"Von Aristoquakes wissen wir,"
So fuhr der Redner weiter fort.
"Dass im Ägypterlande dort
Der Frosch galt als ein heil'ges Tier.
Am Nil zwischen Elephantine,
Oben am ersten Katarakt,
Bis zum Delta mit Routine
Half er aus beim Zeugungsakt.
Nicht nur die königlichen Damen
Sich Frösche mit nach Hause nahmen!
Das grüne Kerlchen war in Mode!
In jedem Haus auf der Kommode

Solche Öl-Froschlampen benutzten die Ägypter


Saß damals solch ein netter Wicht.
Der Frosch war in, tat seine Pflicht!
Wenn der Gatte, was er sollte,
Nicht  konnte oder es nicht wollte,
Musste der Hausfrosch eben ran;
Und er hat es gern getan.

Ein jedes Weib trug ihn darum
Als Glücksbringer mit sich herum.
Als Aphrodisiakum war er
Der Richtige für das Begehr
Was jeder Ägypterin war eigen.
Am Halsband getragen wirkte es,
So die alten Funde zeigen.

 
Wie, das sehen wir an Bes
Der vom Frosche animiert
Sich nicht erst lange ziert
Und als Amulettfigur
An einer alten Halsbandschur
Ohn' sich zu zieren deutlich macht
Was er vom Triebe angefacht,
Man sieht, die Gottheit wusste Rat,
Entweder heimlich selber tat,
Oder wie er es im Bette
Von einer Sterblichen gern hätte.

Teutamos hielt dem Seelenkorps
Lachend eine Zeichnung vor
Welche er einst mit Bedacht
Für seinen Vortrag hat gemacht.
Die Helden grinsten und die Damen
Nannten die Sache gleich beim Namen.

Helene mit einem Seitenblick
In Richtung Paris sprach: "Den Trick
Kannte ich damals noch gar nicht."
Alexandros, rötlich plötzlich im Gesicht,
(Einer der Hauptfiguren der Ilias, auch Paris genannt,
Gatte der schönen Helena)
Hat sie böse angefaucht:
"Bei mir hast du das auch nicht gebraucht.
Bei Menelaos, da vielleicht
Hättest so du was erreicht,
Denn der schätzt solche geile Sachen
Wie Bes der Gott der Lustbarkeiten
Am Nil es mocht' in alten Zeiten.
 Ich ließ es niemals Dich so machen,
Weil ich das einst sehr tierisch fand.
Doch auf das, auf was ich stand
Bist niemals du vor lauter Bangen
Und Verklemmtheit eingegangen.
Und ich, vor lauter Rücksichtsnahme,
Weil ich dacht du wärst `ne Dame,
Für die sich so etwas nicht schickt
Hab wie ein Frosch dich nur ......"

Die Seelen lachten alle sehr
Über das was Paris eben
Im Zorn hatt' von sich gegeben.

Teutamos  indessen vor dem Pult
 Rief ihnen zu in Ungeduld:
 "Seid still, ich habe noch viel mehr
Zu berichten euch vom Frosche
Und dann fügte er spontan
Was er noch alles wusste an:

"Manch Kleinod mit `ner breiten Gosche,
Das am Nil wurd ausgegraben,
Aus Ton oder aus edlem Stein,
Steckten die Archäologen ein
Und gaben es nicht mehr zurück.
Einen Frosch wollt jeder haben
Denn man wusst', der Frosch bringt Glück.

Bei jedem großen Ausgrabfund
War der Anteil groß an Schwund;
So hat ein Forscher mir gesagt,
Den ich kürzlich hab befragt.
Besonders den Grabfunden aus Gold
Waren die, die gruben hold
Und haben gleich, was sie entdeckt
Schnell in den Hosensack gesteckt.
So haben uns die Archäologen
Jahrhunderte hindurch betrogen
Und uns die schönsten von den alten
Froschfiguren vorenthalten.

Nach der Drittjahrtausendwende
Ging mit den Fröschen es zu Ende.
Wer Urlaub macht heut mit dem Ziel
Ägypten findet dort am Nil
Die Gräber geplündert, alle leer.
Es gibt dort keine Frösche mehr,
Welche die Herrschenden dort leiten
So wie in jenen alten Zeiten
Als das Tier dort noch nicht rar
Und am Nil `ne Gottheit war.

Doch Gott sei Dank, Aristoquak'
Hat was in den Asservaten stak,
Bevor es wird auch dort geraubt,
Herausgekramt uns und entstaubt,
So dass gedruckt nun auf  Papier
Ich berichten kann darüber hier.

Ich bitt` euch leiht mir Aug und Ohr
Dann stell ich euch die Frösche vor
Die vor gut dreitausend Jahren
Bei den Ägyptern Götter waren."

So sprach Teutamos: Gleich darauf
Schlug Aristoquakes Werk er auf
Und trug dem Heroen-Seelen-Korps
Was der aufgezeichnet hatte, vor.


"Vor sechs- bis siebentausend Jahren
Die Frösche am Nil all heilig waren"
Begann er. Da hat Achill gegähnt
Und zwar laut und arg gemein.
"Ach ja, das hab ich schon erwähnt"
Ging Teutamos darauf ein
Um danach sogleich mit den raren
Froschfiguren fortzufahren
Die er im zehnten Machwerkband
Des alten Lurchenforschers fand.

Dann zeigte eine Skizze er
Von einem roten Sandfrosch der
Nebst anderen schönen Grabbeigaben
Am Nil dereinst ward ausgegraben.


"Sechstausend Jahre sicher bald
Ist das hübsche Tierchen alt.
Ein Kunstwerk, für jene Zeit, fürwahr.
Es stellt die Gottheit Amun dar."

Aus dem nächsten Jahrtausend dann
Fügte er weitere Skizzen an.
Ein Frosch aus Stein. Im Froschgottkult
Gefertigt einst mit viel Geduld,
Vermutlich um Gott Nun zu preisen
Und um Huld ihm zu erweisen.
Der Frosch, geschnitzt aus hartem Stein
Schaut ziemlich skeptisch heute drein;
Vermutlich weiß er, dass schon weit
Zurück liegt seine beste Zeit.


Ein anderer Frosch, aus Bergkristall
Ist besser geschützt gegen Verfall.
Er sieht noch jung aus und wirkt smart;
Ein bisschen kantig zwar doch hart
Als wär' er eben erst gemacht.
Ist es einer von der Acht
Die man als Ganzes nannte Schmun?
Vermutlich ist's die Gottheit Nun.


Als nächstes wurde präsentiert
Eine Fayence, hellgrün glasiert.
Gefunden einst in Abydos
In einem Königsgrab am Nil,
Zeigt sich der kleine Gernegroß
Ganz im hermopolischen Stil.
(Hermopolis gilt als Zentrum der einstigen ägyptischen
 Froschgötter, insbesondere der Achtheit)
Er scheint zu grinsen der Filou.
Vielleicht ist es die Gottheit Huh
Die sich nun darüber freut
Dass sie betrachtet wird noch heut.


Ein andrer Frosch aus jener Zeit
Grinst nicht wie Huh so frech und breit.
Er ist drei Zentimeter hoch
Und ziemlich gut in Farbe noch.



Vermutlich stellt er Heket dar,
Die damals groß in Mode war.
Sie schenkte einst im alten Theben
Den Pharaonen all des Leben.
Wir sehen sie just hier im Bild
Wie lächelnd sie gar gütig mild,
Dem Schöpfer an der Töpferscheibe
Anreicht was jeder Körper braucht
Und zwar nicht nur in Theben,
Das Henkelkreuz in Laich getaucht,
Als Zeichen für das Leben.
                                                                                                         


"Ach Teutamos sag uns doch
Wie viele Frösche hast  noch.
Ich brauche dringend eine Pause
Um mir ein Stück Ambrosia
Zu gönnen jetzt als Jause.

"Na gut" erwiderte Teutamos da
Und er fügte gleich spontan
Auch noch einen Nachsatz an.
"Kaffeepause für Achill
Und wenn jemand pinkeln will,
Bitte dort am Wolkenrand
Zu Helenes rechter Hand."


wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.