Mittwoch, 28. November 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
   Teil 10 - 512
Unsinn-Erzähler im Olymp

Al nächster war Tithonos dann
(Ilias 11/1; 20/237; Sohn des Laomedon, wegen
seiner Schönheit von Eos entführt, unsterblich)
In der Vortragsreihe dran.
Er trat mit großer Ungeduld
Aufs Podium. Am Rednerpult
Hat er dann alles rezitiert
Was er was Knab hat einstudiert.

"Die Werke, es sind Stücker sieben,
Hat Aristoquakes einst geschrieben,
Der als Dichter eine Niete zwar
Doch ein Froschliebhaber war,
Der mit dem Frosch im Wissensdrang
Sich beschäftigt hat sein Leben lang"

So einleitend der Schönling sprach
Und ohne Pause gleich danach,

Trug er den Seelen mit Humor
Die sieben Froschmachwerke vor.


Nachtgebet eines Frosches
R.W. A.

Ich bitte Dich, oh großer Gott
Erhalt die Zung' mir stark und flott
Damit ich leide keine Not
Und fangen kann mein täglich Brot.

Ich fleh dich an, um sie zu kriegen
Lass die Fliegen tiefer fliegen
Als heut, denn meiner Schenkel Kraft
Von Woch' zu Woche mehr erschlafft.

Ich bitte dich, mich zu beglücken
Mit ein paar frischen, leckren Mücken.
Und wärm das Wasser mir zum Baden.
Ein Regenwurm könnt auch nicht schaden
Zum Frühstück; also bitte mach
Dass, wenn ich morgen werde wach
Auch alles da ist was ich brauch.
Und die Sonne bitte auch,
Sowie den Regen ab und an
Damit ich auch mal duschen kann.
Mach die Nacht mir recht schön lau
Und nicht zu kalt den Morgen-Tau.

Und jetzt, damit ich schlafen dann,
Nach meinem Nachtgebete kann,
Schick mir zwei grüne Damen;
Du weißt schon für was; Amen."


***
Doch diese Art zu ihm zu flehen
Konnt' Gott im Himmel nicht verstehen.
Er sandte weil er Tierfreund war
Am nächsten Tag den Adebar.
Der nahm am frühen Morgen
Dem Frosch all seine Sorgen.

***



Der Frosch und die Ente
R.W. A.
Die Zeitung las, wie jeden Tag
Der alte Herr von Quarre Quak.
Er studierte interessiert
Was im Blatt ward inseriert.
Er fand gedruckt in schwarzen Zeilen
Auch sein Lieblingswort bisweilen.
Unter Herzenswünsche, Seite sieben
Stand fettgedruckt ein "Quak" geschrieben.
"Quak, ich sehne mich nach Dir,
Chiffre "korax", schreibe mir,
Dann komme ich, ich bin so frei
Auf einen Sprung bei dir vorbei!"



Doch fiel der Frosch nicht drauf herein.
Das "Quak könnte `ne Ente sein.

***


Trostreicher Beistand
R.W. A.

Frosch Fröschel wirkte arg benommen
Weil ihm die Fliege war entkommen,
Die, als er sie angelacht,
Aus dem Staub hat sich gemacht.

Quaks teilte mit dem Freund den Kummer


 "Vergiss den alten blöden Brummer,"
Quakte lustig und intim
Er nach dessen Fehlschusse zu ihm
Und er fügte gleich spontan
Auch das Folgende noch an:
"Der Frosch lebt nicht vom Brot allein:
Komm, mein Freund, ich lad dich ein.
Ich hab noch ein paar Mücken
Und damit müsste es uns glücken,
Wenn wir sie `nem Krötchen schenken,
Uns vom Kummer abzulenken."

Gesagt, getan, so wurd's gemacht.
Es folgte eine lust'ge Nacht,
In der, dank anderer Interessen
Das Missgeschick war schnell vergessen.



Als die Sonne sie dann weckte
Die Natur den Tisch neu deckte.
Der neue Tag war fliegenreich
Und auch das Schießen klappte gleich
Mit geübter Zunge
Und mit neuem Schwunge.
***

So die Moral: Für grüne Knaben
Ist es gut `nen Freund zu haben
Der einem ein paar Mücken borgt
Und etwas für Zerstreuung sorgt.



Leichte Geburt
R.W. A.

Der junge Teichfrosch lacht erfreut
Weil Quaqua er wurd` grad erneut
Von einem Dutzend Quappen
Und die nach Luft schon schnappen.


Die weiteren hundert folgen gleich
            Denn in den Wehen liegt der Laich.        

****

Nackt und angezogen
R.W. A.

Krott Wässrig, die vom Schwimmen kam,
Sich schüchtern, kühl und keusch benahm
Als der grüne Herr Lemur
Vor ihr stand; sie ganz Natur.

Weil ihm gefiel, was er da sah,
War völlig klar was dann geschah.


Obgleich die Krott was ausgezogen
Hat sie ihn mächtig angezogen.
So stieg auch er schnell aus dem Kleide.
Gemeinsam zogen an sich beide.

***

Der dreiste Verfolger
R.W. A.

Ein Pärchen, das spät abends noch
Verliebt durch Schilf und Binsen kroch,
Wurde verfolgt vom Adebar,
Der neugierig mal wieder war.

Nur schemenhaft hat in der Nacht
Er die Verliebten ausgemacht.
Er traute seinen Augen nicht.
Was er da sah im Sternenlicht,
Das war tatsächlich ein Skandal.
Er schimpfte laut: "Verflucht noch mal",
Denn von den Pärchen dort am Weiher
Holte das Männchen just der Reiher.

Die Froschdame, die tauchte schnell
Flüchtend tief unter in den Teich.
Erst morgens als es wurde hell
Schwamm sie verschmitzt durch frischen Laich
Am Arme einen Trauerflor
Und hüpfte aus dem Schilf hervor.
Sie war vor Schreck noch ganz benommen.
Zu ihr ist dann der Storch gekommen.




Rudelweise

Frosch Leptopelis, gar unverzagt,
Und durch seinen Appetit erkühnt,
Hatte einst bei der Fliegenjagd,
Mit einem Schuss, gar schnell entschlossen
Ein ganzes Rudel abgeschossen
Und sie verspeist all'samt sogleich.
Sieben Stück auf einen Streich
So hat er danach abgeschlafft,
 Sich vor den andern gerühmt;
"Das hat nicht mal Achill geschafft"
So quakte er mit dickem Bauch.
"Doch tapfer war der sicher auch!"

***

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.