Montag, 7. Januar 2013


Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 11 - 22
 6. Kriegstag
 - Begräbnis eines Helden  -

Der Pfarrer in der Trauerrede
Sprach Gutes nur, das war geboten,
Über den ehrenwerten, tapfren Toten.
"Er ist gefallen in der Fehde
Die Troxartes uns heraufbeschwor.
Die Ursache des Krieges war der "heimtückische Mord"
an Krümeldieb dem Mäuseprinzen, den König Pausback
auf der Überfahrt zu seinem Seepalast, aus Angst vor
der Wasserschlange, im Stich gelassen hatte.

Für was sein Leben er verlor
Könnt uns vielleicht der König sagen.
Der Frosch, den wir zu Grabe tragen,"
So fuhr der grüne Priester fort,
"Trug keine Schuld am Meuchelmord
Den die Mäuse arg durchtrieben,
Pausback auf die Fahne schrieben.
Für Krümeldieb, Troxartes Sohn,
Starben Millionen Krieger schon.
Ich denke, es wird höchste Zeit,
Dass wir beenden diesen Streit,
Wie klugen Leuten es gebührt,
Weil ins Elend er uns führt.

Der Krieg tobt nun schon seit sechs Tagen.
Wie soll ein Volk denn das ertragen?
Wie soll denn unsre Art besteh'n
Wenn Weiber ihren Mann nie seh'n
Weil der im Krieg, anstatt zu Haus,
Tobt sich im Felde draußen aus.
Wie soll ein Weib zu Quappen kommen
Wenn ihr wird der Mann genommen.
Wem sollen wir das Reich vererben
Wenn unsre besten Männer sterben.
Wahrlich hört, ich sage Euch:
Seid fruchtbar steht im Pentateuch.
(Gen 1,28)
Mehret euch, auf dass die Erde
Von unsrer Art bevölkert werde.
Das ist es was wir machen sollen.
Wenn wir an das uns halten wollen
Was in der Genesis eins, zwo acht
Geschrieben steht, für uns gemacht,
Dann sollten wir den Krieg vermeiden
Und für die Liebe uns entscheiden.
Das wäre weitaus angenehmer
Und sicherlich auch viel bequemer
Als auf das Schlachtfeld zu marschieren
Um das Leben zu riskieren."

"Macht euch die Erde untertan,"
Rief der Pfarrer dann spontan.
"Unterwerft die Mäus durch Liebe.
Es geht auch ohn' Gewalt und Hiebe.
Make Love not War, bei der Methode
Kam selten jemand noch zu Tode.
Haltet an die Bibel Euch,"
Sprach er weiter überzeugt.
Lest nach im alten Pentateuch,
Dort wurde anfangs nur gezeugt!
(Gen 5,1-32; 10,1-32; 11,10-32;)
Nur so wird unser Volk auf Erden
Stärker als das der Mäuse werden."

Am Ende seiner Totenrede
Rief er: "Ihr solltet stante pede
Ohne lang erst nachzusinnen,
Heute noch damit beginnen
Und statt vor Pausback euch zu beugen,
Endlich wieder Söhne zeugen."

Und dann, den Kröten zugewandt,
Gab er mit stark gesenktem Ton
Als Sünden-Voraus-Absolution
Noch das Folgende bekannt:

"Für die Witwen unter euch
Gilt was im alten Pentateuch
In der Genesis sechzehn steht.
Was uns dort die Bibel lehrt,
Funktioniert auch umgekehrt.
Wie die Sache vonstatten geht,
Erklär ich euch im Pfarrhaus dann
Heute Abend irgendwann.
Also kommt vorbei behände,
Ich helf' euch aus mit einer Spende!"
So sprach der Pfarrer zu den Damen
Flüsternd; lauter dann das Amen.

Danach hat er, den Blick gesenkt,
Zum Toten noch mal hingelenkt.
"Aus Staub geboren wurdest du.
Im Schlamm findest du ew'ge Ruh!"
Dann warf er eine Handvoll Dreck
Ins offne Grab zum Abschiedszweck.

"Das Leben" sprach er beinah heiter,
"Geht ohne dich nun leider weiter!"

Die andern alle bei der Leich
Taten es dem Priester gleich
Und warfen ein par Krumen
Erde oder Blumen
Ins noch offne Grab
Zum toten Frosch hinab.


Danach ging man vom Friedhof aus
Ins Trauerhaus zum Leichenschmaus.

***

Wie es zuging dort beim Mahl
Berichte ich das nächste Mal.

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.