Freitag, 4. Januar 2013

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 11 - 20
 6. Kriegstag
 - An der Front -

Während die Frösche dicht beisammen
Vorsichtig ans Ufer schwammen
Wurde der Mauser von zwei Schiffen
Der Froschmarine angegriffen.

Das eine lief von Westen an;
Das andere von Osten.
Auf letzt'rem war der Steuermann
Wohl nicht auf seinem Posten.
Kurzum, es gab `ne Havarie.
Keiner weiß bis heute wie
Es zu dem Ramming kam.
Wer wem auf See die Vorfahrt nahm
Blieb bis heute ungeklärt.
Eines der Schiffe ist gesunken.
Die Besatzung ist ertunken.

Das andre hat sich mehr bewährt.
Es griff die Maus im Wasser an
Und verfolgte sie zum Strand.
Auf dem Schiffsbug stand ein Mann


Der schleuderte mit starker Hand,
Wie Aias einst vom Schiffe aus,
Wurfgeschosse auf die Maus.
Jeder Stein drei Kilo schwer;
Doch er traf die Maus nicht mehr.
Sie entkam und hatte Glück.
In Mausulina dann zurück
Verschwand sie schnell in ihrem Loch.
Dort sitzt sie sicher heute noch.

Die Frösche der Marine waren
Wie geplant an Land gegangen.
Im Landkampf gänzlich unerfahren
Wurden zwei sogleich gefangen.
Sie kamen später beide um.
Der Moses und der Maat mit Rum
Haben die Mauswächter bestochen.
Dann sind sie durchs Schilf gekrochen
Um unbehelligt von den Wachen
Auf den Heimweg sich zu machen.

Der Matrose hatte Glück.
Schon nach einem kurzen Stück
Traf er am Schilf im Mäuseland
Eine Maus am Badestrand.
Die trocknete gerade
Ihr Fell nach einem Bade.


"Mir scheint du bist ein Mann vom Fach"
Sie schelmisch zu dem Frosche sprach.
"Du darfst mich gerne lieben!"
Er ist bei ihr geblieben.
Bei seiner Konkubine
Vergaß er die Marine.

Dem Janmaat erging's noch besser
Denn seine schicke Uniform
Wirkte auf Mäuse ganz enorm.
Auch war er selbst noch kesser,
Und vom äußeren mehr vorzeigbar
Als es der Moses jemals war.

Als er im blauen Rock am Moor
Aus dem Schilfe trat hervor
Ist Witwe Nager arg erschrocken.


Doch als er sagte was er wollte
Und dass sie ihm doch helfen sollte,
Sprach sie. "Ich leg die Kinder trocken.
Wart ein kleines bisschen hier,
Ich komm sofort zurück zu dir.
Und tatsächlich: Sie hielt Wort.
Der Janmaat ist noch immer dort.

Während die beiden sich vergnügten
Und ihrem Kriegschicksal sich fügten,
Ging es an der Front beim Heer
Von Stund zu Stunde heißer her.

Der grüne Pfützgräfer vom Pfuhle,
Ein Zweikämpfer der Froschkampfschule,
Kannte im Kriege keine Gnade.
Wie Achill in der Iliade
Schlug er zornig immer wieder
Maus um Maus im Kampfe nieder.

Als eine Maus ihn blenden wollte
Um ihrem Freunde beizusteh'n,
Ihr das nicht bekommen sollte.
Mit dem Schwert, ohn' hinzuseh'n,
Erschlug der Frosch mit einem Streich
Die Freunde alle beide gleich.


Ein andrer grüner bauernschlau
Gerüstet wie ein Ritter

 
Bedrohte Maus Portionenklau
Mit dem Speer. Ein dritter,
Er nannte sich Bufonikus
Machte mit Maus Pipig Schluss
Die er zuvor gefangen hatte.
"Du feige grau geschwänzte Ratte,
Nun ist es endlich mit dir aus,"
Schrie er sie an die Gegnermaus
Und zog ihr dabei die Ohren lang.
Während er im Zorne sprach
Den Dolch er in den Hals ihr stach.


Maus Schimmelfraß wurd angst und bang.
Weil sie aus nächster Nähe sah
Was vor ihr mit dem Freund geschah,
Dachte sie bei sich spontan:
"Bestimmt bin ich als nächste dran."

So wie die Maus es bei sich dachte,
Bufonikus es kurz drauf nachte.

Heiß fuhr ihr sein Dolch ins Herz.
Die Seelen flogen hadeswärts
Und trafen beide sich im Styx.
"Donnerwetter, das ging fix"
Sprach Schimmelfraß zum Kameraden.
"Wenn wir lang genug hier baden
Kommen wir ins Elysium.
Dort bringt uns keiner mehr dann um.
Dort sind vor jedem Krieg gefeit
Für immer wir in Ewigkeit.

Oben indessen auf der Erde,
Auf dass es endlich Frieden werde,
Stritten die feindlichen Parteien,
Die Welt vom Krieg zu befreien,
Grüne gegen graue Streiter,
Unverdrossen tapfer weiter.

Frosch Ackermerr aus Unkenbach
Hielt mit dem Schwert Maus Pieps in Schach.  


Jene mit erhobnem Schwanze
Und gebrochnen Kampfeswillen,
Sie hatte starkes Muffenkillen,
Senkte vom Frosch besiegt die Lanze
Als klares Zeichen aufzugeben.
Der Frosch scherte sich nicht darum
Und sein Hieb ging nicht daneben.
Er bracht den Gegner trotzdem um
Obwohl nach Kriegsrecht das ganz klar
Geregelt als verboten war.

So manche Maus wurd totgeschlagen
Und manches hat sich zugetragen
Was nur im Krieg geschehen konnt'.
Im ersten Gliede an der Front
Stand Paplagüz von Gäcke,
Ein kampferprobter grüner Recke.
Jede Maus die sich ihm bot
Schlug er mit dem Langschwert tot.
Hunderte waren es bestimmt
Die er, nachdem er sie vertrimmt,
Im Felde schon getötet hatte.
Grauweißling, ein Maus-Mulatte
War als nächster dran zu sterben.
Wie im Kosovo die Serben
Metzelte er alles nieder
Was ihm in die Quere kam.
Mäuse waren ihm zuwider.
Hinterhältig und infam
Wollt er den Mulatten töten!


"Hör auf, das ist doch nicht vonnöten",
Fiel ihm sein Kumpel in den Arm.
"Halt ein" sprach er und "Gott erbarm
Sich der armen Mischlingsmaus.
Sie hat Weib und Kind zu Haus.
Du solltest sie verschonen.
Erbarmen kann sich lohnen."

Da senkte Paplagüz das Schwert.
"Was ist dir dein Leben wert?"
Wollte er gerissen
Vom Mauser vor sich wissen.

"Ich lad euch beide zu mir ein
In meinem Haus zu Gast zu sein.
Ihr könnt bei mir den Gaumen laben
Und wenn ihr wollt die Tante haben
Die bei mir im Hause wohnt:"

Ich sagte doch, die Sache lohnt"
Grinste von Gäckes Kamerad.
"Wir nehmen beide schnell ein Bad
Und dann geh'n wir mit der Maus
Zum Dinner- Tète-à-tète nach Haus.

Doch es sollte anders kommen
als sie es sich vorgenommen.

Als die beiden splitternackt,
Im Wasser standen, sich zu baden,
Hat sie der Adebar gezwackt.
Den einen in die Waden.
Den andern biss ins Holzbein er.
Sie leben beide längst nicht mehr.

***
Wie es im Kriege weitergeht
In der nächsten Folge steht


wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.