Montag, 7. Januar 2013

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 11 - 23
 6. Kriegstag
 - Beim und nach dem Leichenschmaus  -

Am Festmahle sich labend
Im Trauerhaus
Beim Leichenschmaus
Blieb mancher bis zum Abend.

Es wurde getanzt und auch gesungen.
Manch alte Weise ist erklungen
Die lang in dieser schönen Art
Im Haus nicht mehr gesungen ward.

Ein jeder sang im reinsten Ton
`Nen heitren Vers auf den Baron
Um ihn ein letztes Mal zu ehren.
Der Arme konnt' sich nicht mehr wehren.
Er lag im kalten feuchten Grab
Längst zugedeckt mit Erde tief
Wo er nun für immer schlief.

Das Fest, das ihm zur Ehr man gab,
Samt dem exquisiten Mahl
Ward ihm längst schon schnupp' egal.
Selbst der üble Sachverhalt,
Dass man auf ihn Reime machte
Und jauchzend sie zum Klingen brachte,
Ließ den Moorbaron nun kalt.

Ach was hat es schön geklungen,
Was die Alten und die Jungen
Für ihn, der eben ward begraben,
Scherzend nun zum Besten gaben.

Nach Vogelhochzeit's Melodie
Wurd Vers um Vers als Parodie
Dem Verstorbenen zur Ehr,
Und ohne dessen Gegenwehr
Beim Festmahle nun dargebracht.
Selten wurde so gelacht
Zuvor wie jetzt im Trauerhaus.
Wer grad nicht sang, klatschte Applaus.

Ein jeder Gast war mehrmals dran.
Moorgraf von Perlenlaich fing an:

- "Dem Moorgrafen von Quakehold
Versaufen wir den letzten Sold."

Die andern Gäste ganz spontan
Sangen den Kehrreim drauf sodann.

"Fidi quak quak qua,
  Fidi quak quak qua,
Fifi quak quak quak quak qua."

Nach diesem Muster froh und heiter,
Ging es im Rundgesang nun weiter.

Frosch Schorrepork aus Rügen
Sang lauthals mit Vergnügen

- "Der Moorbaron, nun ist er tot
Doch seine Witwe leidet Not"

- "Die Arme liegt nun nachts im Bett
Und denkt an das was sie gern hätt"

- "Ach je, was ist sie arm jetzt dran
Zum Glück fehlt ihr der Ehemann"

- "Mal seh'n wie lang sie es hält aus,
Die Freier schleichen schon ums Haus"

- "Für diese Witwe, hübsch und jung
Riskier selbst ich `nen Seitensprung"

- "Die Witwenrente bringt ein Lurch
Wie ich ganz sicher mit ihr durch"

So sang Frosch Schorrepork beim Wein
So lang bis ihm fiel nichts mehr ein.

Als nächster war Frosch Dreckpatz dran.
Er griff ein andres Thema auf
Und spann es aus im Singverlauf.
Er nahm den Priester, Gott erbarm,
In seinen Reimen auf den Arm.


- "Der Pfarrer ist ein kluger Mann"

So fing er seinen Singsang an
Und die Gemeinde schloss spontan
sich jeweils mit dem Kehrreim an.

"Fidi quak quak qua,
  Fidi quak quak qua,
Fifi quak quak quak quak qua."

- Hochwürden der lebt ganz allein,
Ins Pfarrhaus lädt er Witwen ein"

- "Er ist zu trösten gern bereit.
Der Pfarrer der hat immer Zeit"

- "Er weiß genau wie man das macht
Und hat schon viel zu Stand gebracht"

- "Acht Kinder hat er sicher schon,
Der Bischof weiß noch nichts davon"

- "Der Pfarrer kennt zwar seine Pflicht,
Doch Alimente zahlt er nicht"

- " Er lässt gern fünfe grade sein
Steckt die Kollekte lieber ein"

- "Er lebt im Pfarrhaus ganz famos;
Und hat dort alles kostenlos"

- "Und wenn er einmal Liebe will
Dann hält die Köchin gerne still"

- " Danach predigt er ihr Moral.
Das tun wir morgen noch zwei Mal"

- "Der Pfarrer, der weiß immer Rat,
Drum pfeift er auf das Zölibat"

- "Er hat dort schon so mancher Frommen,
Im Bett die Beichte abgenommen"

Der nächste Sänger in der Runde
War Hopskröter vom Froschteichgrunde.
Er sang mit aufgeblähtem Schmer
Der Gastgeberin nun zur Ehr,
Wie auch der Köchin hinterm Ofen
Ein paar Dankeshymnen-Strophen.

- "Wir kamen all, so wie es Brauch,
Ins Trauerhaus mit leerem Bauch"

- "Auch waren wir all durstig sehr,
Die Weinkrüge sind schon fast leer"

- "Wir hoffen heimlich alle doch,
Dass du im Keller mehr hast noch"

- "Wir sagen hiermit herzlich Dank
Für Gastfreundschaft und Speis und Trank"

- "Die Schabensupp' war exzellent,
Der Wurmauflauf gar opulent"

- "Die Ameis'beinchen hausmannsart,
Waren saftig und schön zart
Und auch der Fliegenbraten
Ist der Köchin gut geraten"

- "Die Grillmückchen haben geschmeckt;
Ich hab die Finger mir geleckt;
Die Weiber kneift ihr Mieder;
Wir kommen gern mal wieder"


"Fidi quak quak qua,
  Fidi quak quak qua,
Fifi quak quak quak quak qua."

So ging es weiter stundenlang.
Solch Spaß bei einem Rundgesang
Hatte es bis eben
Im Haus noch nie gegeben.
Dabei wurd viel getrunken!
"Ihr wollt mich wohl verunken"
Warf die Witwe traurig ein.

"Auch du wirst wieder glücklich sein"
Sprach Puspuck da, der Trunkenbold
Im Suff zur Witwe Quakehold,
Und griff in wilder Lust
Ihr an die grüne Brust.

Die Witwe nahm kurz Maß.
Die Ohrfeige sie saß!

Puspuck ist im hohen Bogen
Vom Moosstuhl in den Sumpf geflogen.
Die Lust und sein Verlangen
Waren ihm vergangen.
Er nahm abseits im Grase Platz
Uns aß `ne Raupe als Ersatz
Die besser ihm bekommen sollte
Als das was er zuvor grad wollte.

Der Oheim Brouz indes frivol,
Animiert vom Alkohol,
Griff unterm Tisch der Schwiegermutter
Heimlich unters Warzenfutter.
Die mochte das wohl leiden.
Später dann die beiden
Ins nahe Schilf verschwanden
Wo sie, was sie suchten fanden.

Der Pfaffe alkoholisiert,
Hat es schließlich auch probiert.
Er sprach zur Witwe: "Mach schon, komm,
Du bist doch sonst auch nicht so fromm.
Dein Gatte kommt nicht mehr zurück.
Gönn dir ruhig ein bisschen Glück.
Ich geb' auch Acht, lass es geschehen,
Er macht uns Spaß, du wirst es sehen!
Komm gib mir einen Kuss.

"Nun machen sie mal endlich Schluss
Mit ihrer Anmache sie geiler Bock"
Hat ihn die Witwe angeschrie'n .
Doch später, nach dem ersten Schock,
Hat nachträglich sie ihm verzieh'n,
Ihm noch ein Gläschen eingeschenkt
Und die Sache eingelenkt.

Doch was man sich hatt' vorgenommen
Ist nicht zu Stande recht gekommen.
Der Alkohol war wohl dran Schuld.
Weder Spucke noch Geduld
Konnt" den Hochwürden retten.
Drum musst er mit ihr petten.

Nachdem es ihr dann reichte
Sprach sie "Ich komm zur Beichte
Ins Pfarrhaus morgen in der Früh.
Für die vergebne Liebesmüh
Sei dir gedankt. Doch morgen
Werd ich es Dir besorgen.
Wenn die Sache wieder steht,
Dass Hören und Sehen dir vergeht."
"Und du" hat sie ihn angelacht,
"Wenn ich, was du willst, hab gemacht,
Gibst mir danach als Lohn,
Deine Absolution.

Der Pfaffe grinste. Arg frustriert
Hat er es zwar erneut probiert.
""Verflucht" dacht er, "der Geist ist wach
Weshalb ist denn das Fleisch so schwach?
Warum oh Gott, gerade jetzt?"
Hielt Zwiesprach' er mit seinem Herrn
Wie alle Priester es tun gern.
Sein ganzer Stolz ward  nun verletzt.
"Was ist nur los, mein Gott wieso,"
So fragte er gar inniglich,
"Lässt Du mich grade jetzt im Stich,
Und auch meine Libido."

Was er auch tat, das olle Ding
Funktionierte nicht es hing.

Das schüttelte der arme Tropf
Resignierend seinen Kopf
Und sprach: "Bis morgen dann;
Da steht er wieder seinen Mann."

Auf dem Weg zum Pfarrhaus hin
Traf er im Schilf die Hitschfröschin.
Die sprach ihn an: "Schau was ich hab.
Ein Manntier mit verwirrtem Sinn
 Warf es gestern in den Teich
Und ich nahm es zu mir gleich.
Es ist noch eine Pille drin.
Die Aufschrift sagt, dass für den Mann
Die Sache hilft damit er kann.
Es ist für die Erotika
Gedacht und nennt sich Viagra.
Das Manntier hatt' es in Gebrauch.
Vielleicht hilft es ja Pfaffen auch.
Ich steh zwar nicht auf solchen Plunder
Doch das Zeug wirkt wahre Wunder
Das konnt' ich mit eignen Augen sehen.
Also mach schon, sei kein Frosch
Steck das Ding dir in die Gosch
Dann wird was du willst, wieder gehen.

Mutig nahm es der Pfarrer ein.
Es sollt zu seinem Besten sein.

Er hatte es noch nicht geschluckt
Da haben die Schenkel schon gezuckt.
Die Kraft kam wieder. Wie noch nie
Federten ihm seine Knie.
Oh, wie fühlte er sich gut.

Er hüpfte froh im Übermut
Dreimal um den Teich und dann
Nahm er sich der Fröschin an.
Die ließ sich auch nicht lange bitten.
Gemeinsam sind sie ausgeritten.
Erst im Trab und dann hopp hopp,
Durch das Rohr im Froschgalopp.

"Was ist denn los" sprach sie intim
Am Teichufer danach zu ihm;
"Du bist ja wilder als ein Stier."

"Komm her" hat er zu ihr gequakt;
"Ich möchte noch dreimal mit dir."
Doch diesmal hat sie nein gesagt.

Da kam ihm etwas in den Sinn.
Schnell hüpfte er zum Pfarrhaus hin.
Dort standen die Witwen bereits Schlange.
"Auf geht's" sprach er im Überschwange,
Seiner neuen Manneskraft.
Wer ist die erste? Komm herein.
Du wirst mit mir zufrieden sein.
Es wurde eine lange Nacht,
Denn er stand im besten Saft.

Draußen im Felde, in der Schlacht
Ging es nicht so lustig zu.
***

Was Käslochschnitzer ein Filou
Der Mausarmee dort grade tat
Das nächste Mal ich Euch verrat.

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.