Mittwoch, 23. Januar 2013

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 13-1
- Beginn 7. Kriegstag -
-Vorbereitungen für die Schlacht-

Unten auf der Erde war
Der Krieg ins Stocken offenbar
Mangels von Einzel-Heldentaten,
So schien es wenigstens, geraten.

Die Nacht war lau, die Recken schliefen.
Im Teiche zwar die Unken riefen,
Doch die Helden waren müde.
Die nächtliche Unk-unk-Etüde,
Die den Herrn der Schöpfung galt,
Ließ die Frosch-Epheben kalt.
Sie mussten ihre Kräfte sparen.
Auch war man sich darob im Klaren,
Dass man sich bis zum frühen Morgen
Neue Waffen musst besorgen.

Es galt die Kräfte so zu bündeln,
Dass die gesamte Heeresmacht
Vereinigt zog hinaus zur Schlacht.
Anstatt nur hier und dort zu zündeln
Galt es `nen Großbrand zu entfachen.
Den Mäusen Angst und Bange machen
War das Motto dieser Nacht.
Als Parole für die Schlacht
Hat die Generalität
Das Schlagwort Jericho gewählt.
(Jos 6,1-27)
Der Feldmarschall von Quappenclan
Entwarf diesmal den Angriffsplan.
Verschlüsselt mit der Codezahl Sieben
Stand manche Finte dort beschrieben
Mit der man die Mäuse schlagen wollte.
"Wenn es gelingen sollte"
So resümierten die Strategen
Vom Planungsstabe in der Nacht,
"Die Mäuse damit reinzulegen,
Dann gewinnen wir die Schlacht."

Der siebte Kriegs- und Schlachtentag
Sollte mit einem Paukenschlag,
So wurde es geplant, beginnen.
"Morgen müssen wir gewinnen"
Sprach der Feldmarschall zum General
Und den anderen im Saal,
Die allesamt die halbe Nacht
Planend hatten zugebracht.
"Haltet mir die Sach' geheim,
Dann geh'n die Mäus' uns auf den Leim."

Nachdem der Plan ward ausgefeilt
Wurden die Aufgaben verteilt.
Die Offiziere mussten ran.
Keiner hat es gern getan
Denn es war bereits nach drei
Und die Nacht schon halb vorbei.

Der Oberst maulte "Ich bin müde"
Als der General ihm rüde
Befahl sich endlich aufzurafffen
Um Verpflegung zu beschaffen.
Er grinste schäbig. "Ohne Mampf
Zieht keiner gerne in den Kampf.
Also musste du Trockenfliegen
Besorgen, die lässt keiner liegen.
Und jeder Krieger vor dem Sturm
Bekommt ein Stückchen Räucherwurm."

Dem Hauptmann wurde anbefohlen
Die Leutnants schnell herbeizuholen.
Die sollten an die Epheben
Die Befehle weitergeben.

Der erste Zug ward aufgeboten
Auf dem Schlachtfelde die Toten
Kameraden zu verbrennen.
"Ihr müsst sie von den Mäusen trennen
Und alle aufeinander schichten!"
Hat Leutnant Schilfner kriegsbewährt
Seinen Mannen fix erklärt.
"Beim Totenscheiterhaufaufrichten
Müsst ihr vor allem darauf achten,
Dass die Fetten unten liegen
Damit die Flammen Nahrung kriegen.
Ich könnt auch ein paar Mäuse schlachten
Um sie als Lunten zu verwenden.
Holt euch ein paar im Lazarett,
Jagt sie aus dem Bett;
Sie würden sowieso verenden.
Nehmt sie euch als Fidibus;
Sie liegen dort im Überfluss.

"Der zweite Zug" sprach der Major,
"Nimmt sich dann die Feinde vor.
Die Toten lasst ihr wo sie sind.
Den Verletzten gebt geschwind
Barmherzig ihr den Gnadenstoß
Dann sind wir sie für immer los.

Nehmt keinen erst in Haft
Denn in Gefangenschaft
Müssten wir sie bewachen.
Ihr werdet das schon machen!"

"Der dritte und der vierte Zug,
Ich denk, das ist dafür genug,
Muss unsere Verletzten bergen
Damit sie nicht Troxartes Schergen
Draußen in die Hände fallen."
Seine Stimme klang metallen
Als Hüppkepogg dem Korporal
Er das Folgende befahl:

"Nimm dir aus der Garnison
Das vierte Moorfroschbataillon.
Marschiert hinab zum Brattpogg-Moor.
Dort hausen Laubfrösche im Rohr.
Fangt mir tausend davon ein.
Das sollen gute Springer sein.
Reitet sie zu, noch heute Nacht,
Wir brauchen Rosse für die Schlacht.
Zweihundert davon gibst du dem Boss
Der dritten Armee. Der braucht im Tross
Tragtiere die kräftig sind
Und hüpfen können auch geschwind.
Ich wünsche dir viel Glück.
Um sechs erwart ich dich zurück."

Mit Stolz und Imponiergehabe
Hat der Oberst seinem Stabe
Die Befehle für die Nacht
Kurz und knapp dann beigebracht.

Die Leutnants wussten zu parieren.
"Ihr müsst die Truppe motivieren"
Hat der General gesagt,
"Dass sie morgen ausgeruht,
Was wir befehlen sofort tut.
Wer zu widersprechen wagt,
Ihr wisst schon was ihr mit dem macht.
Aber gebt mir dabei Acht,
Dass euch dabei niemand sieht.
Was immer derart auch geschieht,
Haltet die Kriegsberichter fern,
Denn diese übertreiben gern."

Als der General hat nachgefragt
Ob das auch verstanden wär'
Haben all jawohl gequakt,
Wie's üblich ist beim Militär.


Der Oberst fuhr fort: "Vor allen Dingen,
Sind die Gefangenen zu zwingen,
Damit sie uns die Planungsdaten
Der Mausarmee noch heut verraten.
Fühlt ihnen kräftig auf den Zahn.
Legt ihnen Daumenschrauben an.
Foltert sie! Wenn sie nicht singen
Lasst sie über die Klinge springen.
Macht die grauen Erzhalunken
Mit unserm Lattichbier betrunken,
So dass, wenn sie nichts mehr begreifen,
So wie sie es sollen,
Und wie wir es wollen,
Was wissenswert ist, uns verpfeifen.
Falls sie auf alle eure Fragen
Nur Namen und Geburtstag sagen
Und ansonsten tun nur dumm,
Dann bringt sie unauffällig um."

Noch manches musste in der Nacht
Erledigt werden vor der Schlacht.
Spione wurden ausgesandt
Um im gegnerischen Land
Für die nächsten Stunden
Die Lage zu erkunden.

Auch der Sabotagetrupp
Unter Führung Leutnant Hupp,
Wurd, vom Oberst angeregt,
Nachts ins Feindesland verlegt.
Er sollte dort seines Amtes walten.
Dämme sprengen, Minen legen
Um die feindlichen Strategen
Vom schnellen Vormarsch abzuhalten.
Auch sollt der Trupp im Feindland drüben
Anschläge auf die Mäus' verüben
Und ihre Mauslöcher mit Dreck
Zu verschmieren mit dem Zweck,
Dass die Feinde aus den Gängen
Konnten sich heraus nicht zwängen
Ohne lange erst zu graben.
Sie werden all Verspätung haben
Und nicht wie sie sich's vorgenommen,
Pünktlich auf das Schlachtfeld kommen.
Es gab noch allerhand zu tun.
Mancher Frosch kam nicht zum ruh'n.

Die Propagandakompanie,
Mit Megaphonen ausgerüstet,
Hat mit Lügen sich gebrüstet
Indem man sie hinüber schrie.
"Auch wenn die Mäus nicht alles glauben,
Was wir da hinüber tröten,
Lassen sie den Schlaf sich rauben.
Ein müder Feind ist leicht zu töten."
So hat der Feldmarschall gedacht
Der den Plan hatte gemacht.

So manches musste man beizeiten
Für die Schlacht noch vorbereiten.

Auch gab es, wollt man nicht verrecken,
So manche Wunde noch zu lecken.

Frosch Puttkescheisser beispielsweise
(Fast alle Froschnamen sind der Dissertation von Ursula Wiepen,
zum Deutschen Wortatlas entnommen. Marburg 1945)
Saß im Gras und weinte leise
Weil er am Arm verwundet war.


Er wäre gestorben um ein Haar,
Wär' nicht ein Kamerad gekommen.
Schadporch hat ein Blatt genommen
Und es dem andern unumwunden
Um den verletzten Arm gebunden.
Er sprach dabei: "Wenn wir uns sputen
Musst du nicht verbluten.
Ich bringe dich ins Lazarett
Denn du gehörst sofort ins Bett."

Im Lazarett, die ganze Nacht,
Haben die Ärzte durchgemacht.
Frosch um Frosch wurd operiert.
So wie es sich im Krieg gehört
Hat keiner sich dran gestört
Dass jeder zweite den OP
Tot verließ ojemine.
Bein um Bein wurd amputiert.



Auch Puttkescheisser kam noch dran.
Der Stabsarzt Doktor Schlendrian
Fragte als erstes im OP,
"Tut dir denn der Arm noch weh?"
Als der Verletzte lauthals schrie
Begann er mit der Therapie.
Ruckzuck, ein Schnitt, der Arm war ab.
Als er ihn dem Sani gab
Quakte der: "Das ist der rechte,
Der linke aber ist der schlechte."
Da griff der Arzt erneut zum Messer.
Doch Puttkescheisser ging es besser
Als manchem andern Epheben.
So manches junge Leben
Endete in den vier Wänden
Das OP's in Doktors Händen.

Im gleichen Haus, nur nebenan
War indes der Oberst dran.
Wie es zustand  Offizieren,
Ließ er sich dort grad massieren.

So wurde er wieder fit gemacht
Für seine Arbeit in der Schlacht.

***

Was noch so alles  vor der Schlacht
Erledigt werden musst bei Nacht
Und was man musst besorgen
Berichte ich Euch morgen.

wird fortgesetzt


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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.