Sonntag, 6. Januar 2013


Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 11 - 21
 6. Kriegstag
 - Begräbnis eines Helden  -

So manches ist im Krieg geschehen
Was Pausback hätt' nicht gern gesehen.
Doch grade weil er es nicht sah
Mancherlei im Krieg geschah
Was mit dem Kriegs- und Völkerrecht
Sich vertragen hat nur schlecht.

Der grüne Krieger Krottje Krottert,
Ach was war der Kerl verlottert,
Raubte eine Mäusedame.
Kassandra Mausig war ihr Name.


Was der Kerl sich dabei dachte
Und was er mit der Mäusin machte,
Ist später nie bekannt geworden.
Überhäuft mit Ehr und Orden,
Ist Krottert heut ein großes Tier.
Man sagt, dass er verdankt es ihr.
Sie hätte im Bette im Privaten
Die Einsatzpläne ihm verraten,
Die eingestuft als Streng geheim
Sollen all gewesen sein.
Und auch andres ward gemunkelt.
Doch vom Geheimdienst gut verdunkelt
Kam die Wahrheit nie ans Licht,
Denn über so was spricht man nicht.
  
Noch manches ist im Krieg passiert
Was lang verschwiegen wurd versiert.
Zum Beispiel jenes Fußballspiel
In dem die Mäus gar schlechten Stil,
Was den Ball betraf, bewiesen
Und den Strafstoß mit `nem Froschkopf stießen.


Die Frösche haben protestiert
Und das Verhalten kritisiert,
Welches die Mäus im Grenzland dort
An den Tag legten beim Sport.

Im Hinterland die Diplomaten
Haben hin- und her beraten,
Was gegen diese Barbarei
Von Froschseiten zu machen sei.
Ein Froschhaupt aus der Lurchensicht,
Selbst wenn der Eigner längst ist tot,
Eignet sich als Fußball nicht.
Weil Sitte und Moral es bot
Wechselte man Noten
Und hat den Mäusen angedroht,
Dass man künftig ihre Toten
Bestatten würd' im Krötenkot.

Die Mäuse haben reagiert:
Dass so etwas nicht mehr passiert
Haben sie versprochen.
Auch würden sie aufs Kochen
Von Froschschenkeln verzichten
Die sie im Kampf erbeutet haben
Und diese sittsam nun begraben.
Sie wollten sich verpflichten
Sich an das Kriegsgesetz zu halten
Und artgerecht den Krieg gestalten.

Doch was verbrieft im Kriegsrecht steht
In praxi oft daneben geht.
Die Sitten mit des Krieges Dauer
Wurden zunehmend nun rauer.

Auch die Frösche, manches Mal,
Haben in der Kampfartwahl
Dem Gegner nicht grad wohl gewogen,
Mehr und mehr nun überzogen.

Teichgraf Moorhold Pielepogg
Schnitt einer Maus im Kampf ad hoc
Den Helmbusch ab um ihn zu rauben.


Das konnt' sich nur ein Frosch erlauben
Der stärker als sein Gegner war.
Des Mäusekriegers Kommentar
Lautete: "Verdammter Frosch"
Worauf der Teichgraf ihn verdrosch.
Die Maus sank blutend drauf ins Moos.
Nebst Busch war sie ihr Leben los.

So manches hat sich zugetragen
Von dem die Beteiligten heut sagen,
Dass man damals in der Schlacht
Es hätte besser nicht gemacht.

Da war zum Beispiel eine Maus,
Die stahl `nem toten Frosch, oh Graus,
Weil sie zum Schwimmen war entschlossen,
Damit es besser ging, die Flossen.


Sie hatte diese ganz geschickt
Auf ihre Lanze so gepickt,
Dass sie leicht zu tragen waren.
Vom Kumpel musste sie erfahren,
Dass mit Flossen, wenn sie löchrig sind
Man untergeht meist sehr geschwind.
Drauf drehte sie die Flossen dann
Dem Oberst Kötelschisser an.
Der hatte dann den Schaden
Denn er ging damit baden.

So manches was im Krieg geschah,
War reinste Repressalia.

Frosch Itschetuz von Prahlequax,
Obwohl er lauthals quakte "pax"
Ist es, nachdem er ward gefangen,
Wie Adoni Besek ergangen.
(Richter, 1,1-15)
Die Mäuse hackten, ach oh weh,
Die Daumen ab ihm und die Zeh.


Das war nach Kriegsrecht zwar verboten,
Doch die Mäuse die verrohten,
Hatten keine Ehr im Leibe,
Und hielten im Krieg gelegentlich
Wie Moslems an die Scharia sich.
Sie schickten die Sachen seinem Weibe
Mit Grüßen von ihrem Itschetuz
Der fortan ward zu nichts mehr nutz.
Dann stahl man ihm den Waffenrock.
Gestorben ist der Frosch am Schock.


Die Frösche an der üblen Sache
Nahmen ihrerseits nun Rache.
So manche Maus nebst Schwanz und Ohr
Das Leben jetzt im Krieg verlor.

Die Frösche kannten kein Pardon.
Wie einst im Krieg um Ilion,
Als Dolon, der Späher ward gefangen,
(Ilias 10/314-571; Sohn des Eumedes, troischer Späher,
 von Odysseus und Diomedes gefangen und getötet)
Ist es Muscardinus nun ergangen.
Als er den Feind erkunden wollte,
Was er für Parteckfresser sollte,
Wurde er im Schilf ertappt.
Von Meami und Moll geschnappt,
Nahmen dem tapferen Epheben
Die Schurken ihm das Leben.


Wie Dolon in der Dolonie
(Das zehnte Buch der Ilias wird Dolonie genannt)
Von Diomed ward umgebracht,
So hat es Moll mit ihm gemacht.
Der Mord, so schien's war `ne Kopie
Von dem was uns gar breit und lang
Homer im zehnten Buche sang.

Muscardinusses Kumpel sah
Aus der Nähe was geschah.
Er konnt den Freund nicht retten.
Er hatte selbst Manschetten!

Gestorben wurde überall.
Der Tod wurde zum Dauerfall.
Selbst Kriegsversehrte, krank im Bett
Waren dort nun nicht mehr sicher.
Doktor Schleimigkalt ein königlicher
Stabsarzt in Pausbacks Lazarett,
Hat heimtückisch nun Nacht für Nacht
Die Mäuse alle umgebracht
Die in seinen Betten lagen.

  
Beschwerden, Anzeigen und Klagen
Hat es aber nicht gegeben,
Denn Mäuse, wenn sie nicht mehr leben,
Haben dazu keinen Grund.
Als letzter Krankenstandsbefund
Schrieb "Exitus" stets in Latein
Der Doktor auf den Totenschein,
Auch wenn der Grund ganz offenbar
Ein Dolchstich in das Mausherz war.

Überall im ganzen Land
Verstreut liegend man Tote fand.
Auch Moorbaron von Quakehold
Ward tot am Teich gefunden.
Indes aus seinem Rock der Sold
War bereits und blieb verschwunden.


Die Mäuse die den armen fanden,
Staunend um den Leichnam standen.
"So was hab ich noch nie gesehen"
Gab der Herr Oberst zu verstehen.
"Den Brustpanzer, mit Gold beschlagen,
Werde ich in Zukunft tragen"
Sprach er zu den Seinen
Ohne dabei zu weinen.

Der Leutnant dann, in aller Ruh,
Drückte der Leich die Augen zu.
Danach wurd ein Gebet gesprochen.
Der Hauptmann schrie. "Ich muss drauf pochen,
Den Silbergürtel nehm' ich mir.
Den Rest teilen wir dann durch vier.
So hat beim Toten man verweilt
Bis alles redlich war verteilt
Was der Grüne bei sich hatte.
Aus einer morschen Schilfrohrlatte
Wurd ein Kreuz gefertigt. Dann
Rief man den Bestatter an.
Der fuhr von Froschheim, quer durchs Rohr,
Bald drauf mit seinem Wagen vor.

Er hat den Toten heim gebracht.
Zu Hause pünktlich dann um acht
Hat sich der Trauerzug formiert.
Das ganze Dorf ist mitmarschiert.


Das Ross führte der Herr Baron.
Neben seinem toten Sohn,
Der offen für die letzte Fahrt
Lag auf dem Wagen aufgebahrt,
Schritt die Witwe Quakebold.
Die junge Kröte, sonst so hold,
Hatte die Augen rot verquollen.
Erst hat sie es nicht glauben wollen
Doch inzwischen ward ihr klar,
Dass aus das schöne Leben war,
Das sie mit Quax hatte geführt.
Weinend und zutiefst gerührt
Dacht die grüne Witwe nun:
"Was werd ich ohne ihn jetzt tun?
Er war als Gatte so famos.
Was mach ich ohne ihn denn bloß?"
"Ach" hat sie bei sich gedacht,
"Was mach ich ohne ihn bei Nacht.
Das halte ich allein zu Haus
Im Bette ganz bestimmt nicht aus.
Und dann musst sie an Puspuck denken.
"Vielleicht kann er ja Trost mir schenken.
Ich werd ihm heut mein Leid noch klagen.
Mit ihm ließ leichter sich ertragen
Was die Mäus in ihrem Wahn
Dem Gatten haben angetan."

Hinter der Witwe schritt im Zug
Die Schwiegermama. Am Arme trug
Wie alle sie `nen Trauerflor.
Sie stellte sich im Geiste vor
Wie ihr toter Schwiegersohn
Bei der Reinkarnation,
An welche die Gute ganz fest glaubte,
Und was den Schlaf ihr manchmal raubte,
In einen Löwenkörper schlüpft
Und quakend durch die Wüste hüpft.
Vor ihrem geist'gen Auge sah
Sie voraus was dann geschah.
Eine Löwin, auf ihn heiß,
Brachte Quakehold in Schweiß.
Sie sah noch mehr und sie erschrak
Als der Leu mit lautem Quak
Auf die dreiste Löwin sprang
Und beißend sie zu Boden zwang.
"O Gott, o Gott" dacht sie bei sich
Und schlug die Hand sich vor die Augen,
Was sie sah war fürchterlich,
Sie wollte es erst nicht recht glauben.
Da hüpften doch, ihr war's ein Graus,
Drei Wesen durch die Wüste kühn,
Die sahen wie Leuenfrösche aus
Mit Mähne und langem Schweif in grün.

Erst war sie ziemlich konsterniert.
Dann dacht sie: "Sieh mal einer an
Was eine Froschseel' alles kann.
Das ging ja wahrlich wie geschmiert."

Dann schritt mit traurigem Gesicht
Sie im Trauerzuge weiter
So wie es wollten Brauch und Pflicht
Von einer guten Schwiegermutter.


Hinter ihr ging froh und heiter,
Mit Trauerflor am Ärmelfutter,
Der Froschpriester Quax Quakefromm.
Sein Herz schlug schnell, sein Auge glomm.
"Donnerwetter" dachte er
Und marschierte hinterher.
"Was hat die Krott für einen Po;
Beinah so wie die Bardot.
Das Priesterherz in seiner Brust
Geriet in Wallung. Fleischeslust
Überkam ihn. Ganz privat
Dacht er bei sich: "Das Zölibat,
Ich hoff, dass es der Papst bald rafft,
Gehört weiß Gott, längst abgeschafft.

Hinter dem Pfarrer schloss sodann
Ein Onkel sich im Zuge an.
Dem war des Neffen Tod egal.
Wichtig war ihm das Leichenmahl.
Der Oheim, welcher Lorkser hieß,
War durstig auch noch überdies.
Er hoffte, dass beim Leichenschmaus
Nicht wieder mal der Wein ging aus,
So wie es kürzlich erst geschah,
Als Tümpelherr von Hapsassa,
Befreit von seinen Krankheitsplagen,
Man hatte hier zu Grab getragen.

Dem Lorkser folgte Puspuck nach.
Für ihn war es kein Ungemach
Dass Quakebold gefallen war.
Dem Freund und Nachbarn ward längst klar,
Dass er in Zukunft sich noch mehr
Um die Nachbarin zu kümmern hatte
Als er es bereits tat bisher.
"Nun fehlt", dacht er, "ihr nachts der Gatte.
Da wird sie wohl in ihren Kissen
Frieren und all das vermissen,
Was ich, auch wenn ich nicht ihr Mann,
Wenn sie es will, gern geben kann."

So dachte Puspuck der am Grab
Dem Freund die letzte Ehre gab.

Nebst Nachbarn und den Anverwandten
Waren auch zwei Musikanten
Zur Beisetzung des Froschs erschienen.
Mit eingeübten Trauerminen
Spielten sie, das konnt' nicht schaden,
Das Lied vom treuen Kameraden.

Ach was hat am Grab vereint
Die Trauergesellschaft nun geweint.
Alle schluchzten: Rotz und Wasser
Ist in Strömen dort geflossen
Es war wirklich nicht zu fassen
Wie sie alle vor Trauer
Ihre Tränen nun vergossen.
Nur im Sarge der Erblasser
Nahm es ganz gelassen.



***

Was vor dem Toten ebenda
  Zur Trauerfeier noch geschah,
Es war wirklich ein Skandal,
Berichte ich das nächste Mal.

wird fortgesetzt




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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.