Donnerstag, 3. Januar 2013

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 11 - 19
 6. Kriegstag
 - In Seenot  -

Außer dem kriegerischen Morden
Gab es an Abwechslung nicht viel.
Drum trafen am Schlachtfeldrand im Norden
Drei Frösche sich zu einem Spiel.
Im Schilf verborgen, ganz privat,
Droschen heimlich die drei Skat.


"Wir legen, das muss auch mal sein,
Für uns `ne Feuerpause ein"
Hatte Schabba vorgeschlagen.
"Lasst uns das Töten ruhig vertagen;
Die Mäuse haben eh genug",
Hatte Murkrat darauf klug
Dem Kameraden beigepflichtet.
"Die Mausarmee ist fast vernichtet"
Hatt' auch Puspogg leicht ergrimmt,
Den Kameraden zugestimmt.

So saßen sie in trauter Runde
Beisammen schon `ne gute Stunde
Und lenkten sich vom Kriege ab.
Beim Spiel es keine Toten gab.
Da wurd auch nicht geschossen.
Sie haben es genossen.

Quax Schabba rief grad "Kontra - Re ".
Da drang von draußen her, vom See,
Durch das dichte Binsenrohr,
Ein Hilfeschrei in aller Ohr.

Was war geschehen? Eine Maus,
In Sachen Seefahrt unerfahren,
War auf den Teich hinaus gefahren.
Mitten im See, es war ein Graus,
Hatte Schiffbruch sie erlitten.
Sie musst den Feind um Hilfe bitten.
"Zu Hilfe, rettet meine Seele"
Schrie sie aus angsterfüllter Kehle
In ihrer Not verzweifelt aus.


Die Frösche, auf dem See zu Haus,
Haben sogleich mit vier Schiffen
Der Marine eingegriffen.
Mit Höchstfahrt ruderten verwegen
Sie der armen Maus entgegen
Welche zu ertrinken drohte.
Als erster traf in seinem Boote
Kneter, der Seefrosch bei ihr ein.
Ach, was war der Frosch gemein;


Er rammte sie mit seinem Boot
So dass die Maus in ihrer Not
Nichts übrig blieb als abzutauchen.
Weil Mäus zum atmen Luft ja brauchen,
Kam sie schnell wieder empor.
Es kam ihr wie ein Wunder vor,
Sie sah ein Schiff am Horizont.
Wie Menelaos den Hellespont
Überquert hatte vor vielen Jahren,
So kamen die Retter angefahren.
Die Maus, schon nahe dem Ertrinken,
Begann gar hoffnungsvoll zu winken.

"Hilfe" schrie sie, "helft mir doch".
Das Boot war eine Meile noch
Etwa entfern im See vor ihr.
Da erkannte sie die vier


Frösche die an Deck dort saßen.
Erschrocken über alle Maßen
Ließ die Maus die Arme sinken.
Lieber wollte sie ertrinken
Als von Pausbacks Seesoldaten,
Die ärger waren als Piraten,
Das entnahm sie deren Drohgebärden,
Nach Übersee verschleppt zu werden.

Immer näher kam das Schiff.
Die Maus wollt fern den Seehundbänken
Sich just gerade selbst ertränken
Als sie dem Tode eh schon nah
Die bösen Feinde nahen sah.

Da lief das Kampfschiff auf ein Riff.
Der Rumpf schlug leck, die Planken brachen.
Hoch und trocken lag der Nachen
Als hätte er grad eingedockt.
Die Besatzung war geschockt.

"Ja was machen wir denn nun?"
Hat der Quakitän gefragt.

"Wir können gar nichts weiter tun",
Hat der Steuermann gequakt,
"Als in Ruhe abzuwarten
Bis von ihren Einsatzfahrten
Die Schiffe aus Schlicktau kreuzen hier
Auf dem Rückmarsch das Revier.
Dann geben wir ein Zeichen.
Sie werden uns erreichen,
Darauf könnt ihr wetten,
Und uns alle retten."

"Und wenn sie uns nicht sehen,
Weil Nebel herrscht und schlechte Sicht
Oder der Kahn total zerbricht?"
Gab der Leutnant zu verstehen,
"Was machen wir den dann?"

"Du Memme" sprach der Steuermann,
"Dann schwimmen wir an Land.
Und mit dem Degen in der Hand
Kämpfen wir die Mäuse nieder!"

"Wir kommen nie nach Hause wieder"
Jammerte Krakei der Jan-Maat.
"Es war der Fluch der bösen Tat,
Der uns auf das Riff hier warf.
Weil wir tun wollten, was man nicht darf,
Von unserm Schiff aus mit den Klingen
Einen Schiffbrüchigen umzubringen,
Hat Gott Poseidon uns bestraft."

Der Matrose grinste. Flegelhaft
Erwiderte dem Bootsmann er:
"Poseidon beherrscht zwar unser Meer,
Doch dass wir Schiffbruch hier erlitten,
Ich denke das ist unumstritten,
Das lag an unserm Steuermann."

"Auch der Käp'ten  ist Schuld daran,
Dass wir nun hier im Wasser stecken
Und sicher alle bald verrecken;"
Fluchte der Moses zornig laut.
"Er hat dem Steuermann vertraut
Und den Kurs so abgesteckt
Wie ihn der hat ausgeheckt.
"Es ist wie immer" fuhr er fort;
"Der Quakitän trägt stets an Bord
Die Verantwortung. Er hat die Pflicht
Über uns zur Dienstaufsicht.
Doch wenn er faul ist und nichts kann
Und sich auf Maat und Steuermann
Verlassen muss auf hoher See,
Wird Seefahrt schnell zur Odyssee."

"Ich muss mich" sprach der Quakitän,
"Gegen den Anschuldigungen verwahren.
Ich bin an Bord der Souverän!
Du bist dir drüber doch im Klaren,
Dass deine Wichtigtuerei
Nichts andres ist als Meuterei.
Wenn wir einst, das schwör ich dir,
Gerettet sind, so glaube mir,
Kommst du vor das Kriegsgericht.
Ich lasse mir von dir doch nicht
Frechheiten sagen so wie eben.
Dein meutern kostet dich das Leben.
Ich trag es gleich ins Logbuch ein.
Der Bootsmann soll mein Zeuge sein."

Der Moses hat nur kurz gelacht
Und seinen Reim sich drauf gemacht.
"Ins Logbuch wurd schon viel gelogen.
So mancher Schiffsführer schon bog,
Sich selbst an Bord nur wohl gewogen,
Die Wahrheit sich zurecht und log.
Vom Lügen hat das Buch den Namen.
Der Wahrheit dient es kaum als Rahmen."
So dacht der Moses still bei sich.
Da sind die Herrn nicht zimperlich."

Im Tone plötzlich moderater,
Sprach der Käp'ten fast intim
Und beinah freundschaftlich zu ihm:
"Dein Urteil jedoch als Berater,
Von unserm Zwist ganz unbenommen,
Ist mir auch weiterhin willkommen.
Ihr kleinen Leut' habt Phantasie.
Vielleicht kannst Du uns raten wie
Wir aus unser wirklich schlimmen
Situation uns retten können."

"Du solltest das letzte Fass uns gönnen
Vom Rum den wir im Deck noch haben.
Wenn wir uns daran kräftig laben,
Haben wir Kraft danach zum Schwimmen.
Dann schaffen wir es bis zum Strand.
Und kämpfen uns durchs Mäuseland
In die Heimat all zurück."
So schlug der Moses es dem Thor
Der sich Käp'ten nannte vor.

"Schaut mal dort, wir haben Glück.
Seht die Maus, sie kann schon steh'n
Und zu Fuß ans Ufer geh'n,"
Rief da der Leichtmatrose aus.

Da sahen alle sie die Maus
Welche just grad der Gefahr,
Noch bis zum Hals im Wasser zwar,
Versuchte stakend zu entkommen.
Sie hat den Weg durchs Watt genommen.
Entlang am tiefen Schlickseepriel
Schlug sie den Weg ein Richtung Siel
Welches an jenem Nachmittag
Weil Ebbe war, schon trocken lag.

Da hat der Quakitän gestaunt.
Er rieb erleichtert sich die Augen.
Wenn Mäus, die nicht zum Schwimmen taugen,
Das wurde schlagartig ihm klar,
Im nassen Wasser überleben,
Und überstehen die Gefahr,
Gibt's keinen Grund um aufzugeben.

"Tatsächlich" rief er gutgelaunt.
"Da hatten wir ja Schwein.
Poseidon war uns wohl gewogen.
Wir wollen drob ihm dankbar sein."
"In unsern Dank mit einbezogen"
Ergänzte er mit  inn'rem Grimme
Mit deutlich abgesenkter Stimme,
"Soll auch unser Moses werden.
Ich trag auch nichts ins Logbuch ein.
Was war, das soll vergessen sein.
Ich wünsch ihm alles Glück auf Erden."


Ob alle vier nach Hause kamen
Und welchen Weg vom Wrack sie nahmen
Ist nicht bekannt weil dem Chronisten
Die Marineschiffs-Besatzungslisten
Nicht alle zur Verfügung standen.
Aus Logbüchern, welche sich fanden,
Hat sich in Punktum Überleben
Später das Folgende ergeben.

***
Wie die Sache weitergeht
In der nächsten Folge steht

wird fortgesetzt


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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.