Donnerstag, 6. September 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
   Teil 10 - 311
  Märchenerzähler im Olymp

Als Lykomedes endlich fertig war
Mit seinen Frosch- und Krötensagen
Sprach Maximus zur Seelenschar:
"Eine müsst ihr noch ertragen"
Und dann trug sie mit Humor
Ihre Krötensage vor.


Der Süffling und die
Kolkkröten vom Geniusstrand

Norddeutsche Sage/ 3. Jahrtausend
-Sammlung Aristomyomaximus-

Als man einst, es muss so um die Drittjahrtausendwende herum gewesen sein, am einst so  schönen  Badestrand der See im Norden von Germanien, an einem nur ein paar   Seefahrern der Marine bekannten Gestade, damit begonnen hatte, einen großen Hafen zu bauen, geschahen viele gar merkwürdige Dinge, die sich die dort ansässigen Friesen und vor allen auch die beteiligten Hafenbaumeister bis zum heutigen Tage noch nicht so recht erklären konnten.

Von den vielen Millionen Kubikmetern Sand die während der Bauarbeiten dort im Laufe der Zeit tagsüber aus der Nordsee gebaggert wurden, verschwanden über Nacht immer wieder riesige Mengen.

Einige der leitenden Ingeneure behaupteten, dass im Gezeitenstrom die Ursache für das
sonderbare Phänomen zu suchen sei und die am Bau des riesigen Hafens beteiligten Firmen schoben die Schuld auf die Geometer, die ständig damit beschäftigt waren den vom Meeresgrund heraus gebaggerten  Sand mit GPS-Sensoren zu vermessen und die an Land aufgespülte Menge immer wieder neu zu berechnen.

Einer der einheimischen Alten jedoch, ein sonderbarer Kauz, den man schon lange vor Baubeginn des Hafens, aus seinem alten Wohnwagen am einstigen Sandstrand verrieben hatte, erzählte allen die es hören wollten, eine ganz andere Geschichte.

"Er sind die Kolkkröten*, die am Geniusstrand heimisch waren, die sich nun für die Vertreibung aus ihren angestammten Unterwasserhöhlen rächen und die aufgeschütteten Sandflächen mit ihren riesigen Grabschaufeln immer wieder unterhöhlen und versuchen sich neue Kolke für sich und ihre Nachkommenschaft zu bauen".

Der alte, schon etwas spinnerte Mann wurde von allen verlacht. Keiner hat ihm seine sonderbaren Geschichten abgenommen. Und weil der sonderbare Kauz immer an einer Flasche mit bräunlich schimmernder Flüssigkeit nuckelte haben ihn alle in Schlicktau am Rande der riesigen Hafenbaustelle schlicht nur Suffkopf oder Süffling genannt.

Doch dann als plötzlich eines der ersten großen Hafenbauwerke, eine für viele Millionen errichtete Schallschutzwand in sich zusammensackte ohne dass die Ursache dafür gefunden werden konnte und sich die fast vierzig Meter langen Spundwand-Eisenprofile, die für den Kajenbau erforderlich waren, von einem Tag auf den andern nicht mehr so mühelos wie zuvor in den Meeresgrund rammen ließen und noch viele, viele andere Probleme beim Bau des Hafens auftraten, wurden auch die Hafenbaumeister stutzig. 



Als dann Taucher die ersten Spundwand-Schlosssprengungen entdeckten und immer mehr Sand von der Hafenbaustelle ins Meer zurück verschwand und sogar frisch auf dem Meeresgrund verlegte Kühlwasserrohre für ein benachbartes Kraftwerk einfach untergraben wurden, ist so mancher an den grünen Gestaden der Jade ins Grübeln geraten.


Als es darüber hinaus auch noch zu nicht erwarteten Schlick- und Sandablagerungen rund um den im Bau befindlichen Hafen kam und zusätzliche Probleme durch Betonabsplitterungen am damals in der Region "Jahrhundertbauwerk" genannten Großprojekt kam, begannen sich auch die für den neuen Hafen verantwortlichen Politiker langsam zu wundern, ohne allerdings eine Erklärung für die merkwürdigen Vorgänge auf und rund um die Großbaustelle parat zu haben.

Selbst die hoch qualifizierten und bestimmt nicht gerade billigen Gutachter, die vom Bauherrn eilig damit beauftragt wurden, nach den Ursachen für all die merkwürdigen Ereignisse zu forschen, sind bis zum heutigen Tage zu keinem Ergebnis gekommen. Sie konnten noch nicht einmal klären, so wird noch heute berichtet, wo all die vielen Kolkkröten abgeblieben sind, die allesamt aus ihren Unterwasserhöhlen am alten Wilhelmshavener Geniusstrand vertrieben wurden.

Den alten Süffling aufzutreiben, um dem Wahrheitsgehalt seiner merkwürdigen Geschichten auf den Grund zu gehen, ist bisher auch noch nicht gelungen weil der gute Mann die Jaderegion längst mit unbekanntem Ziel verlassen hat um irgendwo in der weiten Welt einen Job zu finden, mit dem er sich von seinem Arbeitslohn auch mal einen kleinen Schluck Milch und ein wenig Zucker leisten kann um dem kalten Kaffee in seiner Plastikflasche ein bisschen mehr Geschmack zu geben.

Weil vor dem neu entstandenen Bauwerk, das den Namen JadeWeserPort erhielt, ständig weiter gebaggert werden muss um die erforderliche Wassertiefe für die großen Containerschiffe, die dort nun ihre Ladung löschen, zu halten, hat die Sage vom Süffling und den  Kolkkröten, die von Bremer und Hamburger Geschäftsleuten zu ihrem hinterhältigen Tun veranlasst worden sein sollen, am tiefen Fahrwasser der Jade bis heute nicht entkräftet werden können und in der norddeutschen Sagenwelt Fuß gefasst.




* Die Kolkkröte ist ein an der Nordsee heimisches, sagenumwobenes Krötenwesen mit schaufelartigen Füßen und rot funkelnden Augen, das unter Wasser tiefe Höhlen, so genannte Kolke gräbt, die dann die Ursache für das Einstürzen selbst der mächtigsten Stahl- und Beton-Wasserbauwerke sein können.
 Die ersten Berichte über diese gefährliche Krötenart finden sich bereits in einem Homer und  R.W. Aristoquakes zugeschrieben Machwerk über den Trojanischen Krieg unter dem Titel "Batrachomyomachia,Ilias post Homerum".

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.