Freitag, 7. September 2012


Machwerk R.W. Aristoquakes
   Teil 10 - 318
  Märchenerzähler im Olymp

Als nächster in der Reihe nun
Musst Maion, was er sollte tun
(Ilias 4/394; Thebaner, Sohn des Haimon)
Des Thebaner Haimons Sohn
Griff sich am Pult das Mikrophon
Und dann trug dem Seelenkorps
Was er erlebt hatte einst vor.

Vom Weltfrieden
(Autor nicht bekannt)

Ich schlenderte durch den herbstlich gelb-roten Schlosspark, den meine neureichen Bekannten erstanden hatten, als plötzlich ein Frosch vor meinen Füßen aufsprang. Nichts Besonderes natürlich. Ich hätte ihm keine größere Aufmerksamkeit geschenkt, außer dieser, das Wesen nicht totzutreten: beileibe nicht aus Mitleid, eher aus Ekel. Aber da war noch ein zarter Klang dabei; anders als der von einer angerührten Blume; um so weniger, da es im Herbst im Schlosspark sowieso keine Glockenblumen gab. Mir vor die Füße war eine winzige Krone aus purem Gold gerollt. Ich sah mich um in Gras.

Unweit saß der Frosch und starrte mich mit entsetzten Augen an. Sie waren angsterfüllt und wie hypnotisiert. Ich bückte mich nach der Miniaturkrone, trat ein paar Schritte näher, erwies meine Reverenz, sagte galant: "Prinzessin", und setzte das Insignium  auf den Froschkopf. Der Frosch schloss seine Augen, und als er sie wieder öffnete, hatten sie einen sanften, leicht melancholischen Ausdruck. Er sagte: "Ich spare mir jede Einleitung, Sie scheinen ein Intellektueller zu sein, weil Sie mich und das Märchen kennen. Ich besitze die Macht, Wünsche zu erfüllen: nun dürfen Sie sich etwas wünschen."

Ich äußerte meinen Wunsch.
"Ich möchte, dass die Menschen auf der Welt endlich in Frieden miteinander leben."

"Gut", sprach der Frosch, "ich werde das veranlassen. Doch zuvor musst Du mich noch von dem Fluch erlösen, der auf mir liegt. Wenn Du heute Nacht in den Pfuhl zu mir kommst und dort die Nacht mit mir verbringst, mich liebst und herzt und küsst bis morgen Früh, dann werde ich erlöst sein und Dir Deinen Wunsch erfüllen"......

"Gut", sprach der Frosch, "ich werde das veranlassen".


"So war das damals" sprach Maion
Und ist als Seele noch errötet.
"Im Zorne voller Emotion
Über den dreisten Wunschantrag
Ich dem Frosch `nen Fußtritt gab
Und der hat ihn getötet.

Dreitausend Jahr' sind seither um.
Heut weiß ich, das war damals dumm!
Hätte ich mich einst entblößt
Und hätte im Pfuhle in der Nacht
Ich den armen Frosch erlöst,
Hätt' Frieden er der Welt gebracht".

***

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.