Mittwoch, 5. September 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
   Teil 10 - 310 B
  Märchenerzähler im Olymp

Lykomedes mit stoischer Geduld
Las auf dem Podium am Pult
Sage nun um Sage vor.
Unter ihm im Seelenkorps
Wo es sonst viel Beifall gab
Herrschte Schweigen wie im Grab.

Selbst die, die sonst gern Bravo riefen
So schien es dem Böoter, schliefen.
Sogar in der ersten Reihe die.
Da schrie mit scharfen, schrillen Ton
Er einen Fluch ins Mikrophon
Dass von den Wolken fielen sie.

"Hört mir zu, verfluchte Bande.
Es ist wirklich eine Schande
Wie ihr euch aufführt all als Seelen.
Mir hier meine Zeit zu stehlen
                                             Indem ihr, während ich noch rede
Ihr flegelhaft dort unten pennt.
Mir scheint euch allen fehlt jedwede
Sache die man Anstand nennt.
Bei Achill dem dreisten Flegel
Ist solch Flegelei die Regel,
Das kennen wir ja alle hier;
Doch Hephaistos, Pan und Helena
Von Euch verbitte ich es mir".
So schimpfte Lykomedes los
Denn seine Wut war ziemlich groß.

Als er noch fluchte, siehe da
Fuhr vom Olymp ein Blitz herab.
Gott Zeus noch niemals zimperlich,
 Und weil auch er geärgert sich
Über die Flegeleien hatte
Beendete donnernd die Debatte
Indem er Recht dem Redner gab.

Der, als abebbte der Donnerhall
Und alle waren wieder wach
Griff erneut sogleich zum Wort:
"Vergessen wir den Zwischenfall"
Und mit neuem Mut danach
Fuhr er zu erzählen fort.

 
Dann hat er etwa zwanzig Sagen
Noch ohne Pause vorgetragen.



 



















Der Fröschebatzen

In jenen Zeiten, als noch die Ritter am Bichelsee hausten, bevölkerte eine Unmenge von Fröschen den Saum des sonst stillen Gewässers.

In den lauen Sommernächten erhoben die Vierbeiner ein so gewaltiges Gequake, dass es den Herrn der Burg fast die Ohren zersprengte! Wenn die unmusikalischen Adeligen den Wettgesang, der vom See herauf tönte, nicht mehr ertragen mochten, so boten sie ihre Leibeigenen  in der Gegend zur Fröschejagd auf. Mit Stecken und Ruten mussten die Bauern dann den Tierchen den Garaus machen.

Weil es aber keine besondere Freude war, in stockdunkler Nacht in den Sümpfen und im Wasser herumzuwaten, wurden die Bauern rätig, sich von diesem unwürdigen Dienst loszukaufen.

Die Herrn von Bichelsee, die nie zu viel Geld besaßen, waren mit dem Begehr einverstanden. Sie setzten den Loskauf mit einem Batzen fest, den jede Haushaltung fortan jedes Jahr zu zahlen hatte. Diesen Batzen hieß man den "Fröschebatzen".

Als später die Herrschaft Bichelsee an das Kloster Fischingen fiel, mussten die Bichelseer den Fröschebatzen weiter zahlen, obschon in der zerfallenen Burg längst keine Ritter mehr wohnten, denen das Froschkonzert in den Ohren weh getan hätte. Auch den Klosterbrüdern kratzte das Jubilieren der grünen Sänger keineswegs in die Ohren, aber eben, Geld macht auch vor den Geldsäcken der soggenannten Frommen nicht halt.

Quelle: Gisela Burde, Historische Volkssagen, Berlin 1977

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.