Montag, 10. September 2012

Machwerk R.W. Aristoquakes
   Teil 10 - 319
  Märchenerzähler im Olymp

Die Seelen schwiegen. Nur Achill
War nicht so wie die andern still.
Er sprach während die Menge schwieg:

"Was wäre die Welt denn ohne Krieg?
Was wäre aus mir ohn' mein Morden
Vor Trojas Mauern einst geworden?
Kein Mensch würde mich heute kennen
Und niemand  meinen Namen nennen.

Ich hätt' mir keinen Ruhm erworben
Und wär' normal im Bett gestorben!
Wahrlich, ich sage euch ein Streit
Ist angebracht von Zeit zu Zeit.

Nur ein Kampf mit blanken Waffen
Kann Helden so wie uns hier schaffen.
Der Krieg bildet den rechten Rahmen
Sich zu erwerben Rang und Namen.
Auf Hektor, Aias und Dolon,
Geschnitzt all'samt aus Kämpferholz,
Ist die griechische Nation
Ich wisst es selbst, noch heute stolz.

Der Mensch, weil er voll Tatendrang
Braucht ab und zu `nen Waffengang.
Was hätte Patroklos ohn' Schlacht
Mit seinem Heldenmut gemacht?
Er wär den Weibern nachgelaufen
Und hätt' zu saufen angefangen
Und wär' am Schürzenband verkommen.
Ein böses End hätt" es genommen.
Im Kriege konnt' er Ruhm erwerben
Und für `ne gute Sache sterben.
Noch heute preisen alle Damen
In der Ägäis seinen Namen.

Was hätt' der tapf're Menelaus
Ohn' Troja-Krieg gemacht zu Haus?
Gelangweilt hätte Nacht für Nacht
Er mit Helena verbracht.
Er hätte sie im Bett umworben
Und sie geschwängert gar stupide
Und sich bei ihr den Ruf verdorben
Den er genießt heut der Atride.

Auch Alexandros wär' verkommen.
Hätt' er nicht Helena genommen
Und sie geraubt gar ungezogen,
Wär' Menelaus ihm wohl gewogen
Vermutlich bis zum End geblieben.
Was hätte denn Homer geschrieben
Wenn es den Streit um Weib und Leben
Vor Ilion hätte nicht gegeben?

Was hätte Diomed vollbracht
Ohne Krieg und ohne Schlacht?
Was wär, so frag ich, ohn' das Morden
Vor Troja denn aus euch geworden?
Kein Schwein würde euch heut noch kennen.
Niemand mehr eure Namen nennen.

Wer würde heut von Fröschen reden
Wenn die nicht, die Mäuse zu befehden
Und die Machtfrage zu klären,
In den Krieg gezogen wären?
Pausback wäre unbekannt
Der ganzen Welt geblieben
 Hätte Homer ihn nicht genannt.
Glaubt es mir ruhig meine Lieben,
Auf der Welt von Zeit zu Zeit
Lohnt sich solch ein Waffenstreit.

Ohne Kriege geht es nicht!
Denkt mal nach, erinnert euch.
Bereits das alte Pentateuch
Ist ein einz`ger  Kriegsbericht"!

Die Götter, wie vor Troja auch,
Machten von ihrem Recht Gebrauch
Und mischten in den Streit sich ein.
So wird es auch in Zukunft sein.
Auch dort oben wenn es kracht
Und die Blitze donnernd fliegen,
Geht es um eins nur, um die Macht.
Auch dort wird stets der Stärk're siegen.
Würde ein Schwächling dort regieren
Würde er den Olymp verlieren.
Deshalb sitzt Zeus so lange schon
Dort oben auf dem Götterthron
Und siegt, wie es in Troja war
Krieg um Krieg für immerdar.

Stets mit den fürchterlichsten Waffen
Kann er allein nur Frieden schaffen.
Ohne den Vater aller Dinge
Die Welt im Müßiggang verginge.
Der Fortschritt bliebe auf der Strecke.
Zum Völkerdezimierungszwecke
Ist der Krieg das beste Mittel.
Nur das stärk're klüg're Drittel
Lässt er, so ist das auch gedacht,
Am Ende übrig nach der Schlacht.

Ihr seht, ich bin kein Pazifist.
Die Welt ist nun mal wie sie ist.
Ohne Krieg, so glaubt es mir,
Geht es nicht. Nicht einmal hier
Wird die Sache friedlich enden.
Einmal wird das Blatt sich wenden.
Dann fangen wir zu streiten an"!

"Was bist du für ein kluger Mann"
Fuhr Makar wütend, stante pede
(Ilias 24,544; Sohn des Aiolos, Herrscher auf Lesbos)
Dem Peliden in die Rede.
Und dann, der Sohn des Aiolos
Sich zur Gegenred' entschloss.

"Du Kriegstreiber" schrie er spontan
Achilles im Elysium an.
"Du bist zum Helden nur geworden
Weil du verstanden hast zu morden.
Du bist wie ein bezahlter Killer".
Dann sachlicher und etwas stiller
Sprach er im Tone konziliant
Weiter und mit mehr Verstand.

"Wenn einmal der Geist dem Degen
Ist auf der Erde überlegen
Wird er regieren. Seine Macht
Wird verhindern jede Schlacht.
Die Welt kann auf die Heldentaten
Der Advokaten und Soldaten
Und auf ihre Kriegsgeschichten
Heut zu Tage schon verzichten.

Die Ilias beispielsweise
Wird im vernunftbegabten Kreise
Heut von den Menschen kaum gelesen.
Dass wir all Helden sind gewesen
Damals im Krieg vor Ilion
Wird verdrängt. Vom Kriegssermon
Speziell von deinem Zorn und Groll
Hat die Welt die Schnauze voll.

Vom Frieden ist heut mehr die Rede
Als von unser blut'gen Fehde
In der es um nichts andres ging
Als um einen Weiberrock
An welchem Alexandros hing.
Man hat auf Kriege heut Null Bock.
Anstatt sich kämpfend totzuschlagen
Beginnen sie sich zu vertragen.

Wie man aus Gold kaum Nägel macht
Schickt man nicht Männer in die Schlacht
Die mehr als zwei Jahrzehnte lang
Die Schulbank drückten ohne Zwang.
Die taugen nicht mehr zum Soldaten.
Sie wissen, dass solch Freveltaten
Wie ihre Eltern sie begingen,
Der Welt das Ende würden bringen.
Wahrlich hört, ich sage euch:
So wie im alten Pentateuch
Und auch in Homers Iliade
Gestritten wurd auf Erden
Wird niemals mehr gestritten werden"!

Achill sprach mürrisch drauf nur "Schade
Dann ist das Heldentum passee",
Und er fügte an "o weh".

Worauf der Lesbos Herrscher dann
Sich auf seine Pflicht besann.
Er trug dem Seelen-Helden-Korps
Das Märchen von der Baumkrott vor.


Die Brüder und die Baumkröte
Indianermärchen der Menomini Indios




 wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.