Dienstag, 19. November 2013

Frosch und Kröte in der Kunst

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 23-7
Kunstexperten im Elysium
- Pieter Bruegel  Teil 7 -
  

Nach einer kurzen Kunstdebatte,
In der Achill das Wort meist führte
Und Paris, wie's  ihm gebührte
Einen Schluck Met getrunken hatte,
Fuhr der Experte in Sachen Kunst
Der hoch bei allen stand in Gunst,
Um sich weiter zu bewähren,
Bruegels Werke zu erklären,
In seiner Expertise heiter
Nun im Heldenkreise weiter.

"Der Frosch," sprach er, "das wissen wir
Allesamt inzwischen hier,
Galt bis ins späte Mittelalter,
Allen Päpsten als Symbol
Für den bösen Antichrist.
Man hat den Lurch zum Kirchenspalter
Mittels Glaubensmonopol
Verlogen und mit Hinterlist
In Rom mit aller Kirchenmacht
Durch die Jahrhunderte gemacht
Sodass am Ende er sogar
Bei Piet Bruegel ein solcher war.


In dessen Zeichnung greift spontan
Ein solcher Schuft Antonius an.


Hinterrücks, so scheint es dort,
Plant er einen Meuchelmord.
Der Teufel hat ihn aufgehetzt.
Doch Gott sei Dank blieb unverletzt,
Zu des Belzebub's  Verdruss
Der Heilige Antonius.

Auch nebenan herrscht Zwist und Streit.
Zwei Frösche greifen einen Mann
Der gänzlich nackt ist grade an.


Es war eine schlimme Zeit
Als der Frosch als Satan galt
Und er wurde so gemalt.

Beim Zauberer Hermogenes
Findet sich noch so einiges
Das Piet im Auftrag, gut bezahlt
Für den Klerus hat gemalt.

  
Vom magischen Zirkel angezogen,
So wird von Piet uns vorgelogen,
Betrachtet im Bilde eine kesse
Grüne Kröte mit Interesse
Im Kerzenschein bei finstrer Nacht
Was der Zauberer grad macht.


Ein Stückchen weiter links daneben,
In tiefen, finstern Höllenschlund,


Drei Frösche einen Schädel heben
Welcher dort ganz offenbar
Einst bestattet worden war.
Nur Bruegel kannt' dafür den Grund.

Im selben Werk, am linken Rand
Ich drei weit're Frösche fand."



So hat Paris, reich illustriert
Im Elysium referiert.
Und dann fügte er spontan
Gleich noch weit're Bilder an.

"In der Vorhölle, des Grauens wegen,
Waren die Frösche auch zugegen.
Sie stellten dort ganz offenbar
Die Handlanger des Teufels dar.



In Bruegel's Werk, um's abzurunden,
Hat sich mancher Lurch gefunden,
Der, weil der Klerus es so wollte,
Die kleinen Leut' in Glaubenssachen
 Verängstigen und disziplinieren sollte;
Das gab man ihnen zu verstehen,
Damit sie keine Zicken machen
Und schön brav zur Messe gehen
Ohne über das Geschehen
In Rom erst lange nachzudenken.


Blättern zählend wir zurück
Sind es mehr als fünfzig Stück.

Wenn wir den Kritikus befragen
Wird zu Bruegel er uns sagen,
Dass prinzipiell für Piet muss gelten,
Was wir schon bei Bosch festestellten,
Dass sein Werk, das hoch gelungen
Vom Mittelaltergeist durchdrungen
Im Namen des Herrn Jesus Christ,
Auf Befehl der Päpste ist.

Der Maler, inspiriert von Bosch
Mit Phantasie hat Kröt und Frosch
Gleich des Zeitgeist's Demagogen
In seine Bilder einbezogen.
Die Handschrift, das ist allen klar,
Die eines großen Meisters war,
Was in seinem Werk bewies,
Der Künstler der Piet Bruegel hieß.
***

Später dann, sein Enkelsohn
Malte nach Opas Tradition,
So wie es seit Bosch ward Brauch,
Frösche in seine Bilder auch,
Um, das sollten die bezwecken
Die Gläubigen so zu erschrecken
Dass sie in die Kirchen gingen
Und weiter fest am Glauben hingen
Welchen von Pfaffen gut bewacht
Rom ihnen hatte beigebracht."

Im Zorn nach diesem Wutausbruch
Unterdrückend einen Fluch
Fuhr Paris im Texte weiter.

"Im Bild - Juno in der Unterwelt -
Hat Jan die Hölle dargestellt.


Betrachten das Werk wir im Detail
Entdecken Frösche wir dabei
Wie sie nicht gerade heiter
Dort unten noch viel schlimmr'e Sachen,
Als in Opas Bildern machen.


Einer sitzt beim Narren gleich
Mit vornan am Höllenteich.
Im Zentrum neben einem Flugdämon
Entdecken wir die andern schon.

Im Styx beim Bad am untern Rand
Ich noch manchen Nacktfrosch fand.

Zwei davon, ihr seht sie hier
Neben dem schwarzen Höllentier.

Die drei all'samt, es ist ein Graus
Sehen wirklich schrecklich aus."

So lachte Paris und spontan
Fügte danach er schnell an:

"Damit bin  in Sachen Lurch
Ich bei Bruegel's auch schon durch!"

***

Nach diesem, seinem letzten Satz
Räumte am Pulte er den Platz
Für den nächsten Kunstexperten.

Der, seien Vortrag zu bewerten
Stieg bereits aufs Podium
Und sah sich Beifall heischend um
Bevor er selbstherrlich danach
Über den nächsten Künstler sprach


wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.