Sonntag, 10. November 2013

Batrachomyomachia

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 22-26
Fabelerzähler im Himmel

Nach dem Nomadenführer dann
Schickte sich der nächste an
Etwas aus längst vergang'nen Tagen
Nun im Himmel vorzutragen.

Es war der Richter Gideon.
Vom Frosche und vom Skorpion
Trug er dem erlauchten Chor
Eine Äsop- Fabel vor.

Frosch und Skorpion


  Ein Skorpion und ein Frosch trafen sich am Rand eines Flusses, und der Skorpion fragte den Frosch, ob er ihn wohl hinübertragen würde, da Frösche doch schwimmen könnten, Skorpione aber nicht. "Nein,'' sagte darauf der Frosch,  "du wirst mich stechen, bevor wir den Fluss überquert haben".

"Aber das macht doch keinen Sinn,'' argumentiert der Skorpion, "wenn ich Dich steche bist du tot und ich ertrinke.'' Das leuchtete dem Frosch ein und so nahm er den Skorpion auf seinen Rücken und sprang ins Wasser. Etwa in der Mitte des Flusses, stach der Skorpion zu. Mit letzter Kraft fragt ihn der Frosch, warum er das denn nun doch getan hätte. "Ich bin eben ein Skorpion und das ist meine Natur'', sagte der Skorpion und ertrank.''



***

"So geht das nicht,"  sprach Jesus da,
Mit vorwurfsvollem Unterton,
Indem er hin zum Richter sah:
"Die Fabel hat Matthäus schon
Von Brecht uns bereits vorgetragen."

Bevor Gideon konnte was d'rauf sagen
Hat der Herr ihm unverhohlen
Sich zu sammeln anbefohlen
Und etwas andres auszuwählen
Um es den Seelen zu erzählen.

Der Richter Gideon, nicht dumm,
Nahm seinen Ipod schnell zur Hand
Und klickte im Netze mit Verstand
Sich ruckzuck zu jenem Lurch
Der Naturdetektive durch
Und dann las dem Seelenkorps
Er deren Froschgeschichte vor.



Der einsame Frosch
-Von den Naturdetektiven der Kardinal-von-Galen-Schule erzählt-

Es war einmal ein kleiner Frosch. Er hieß Andreas. Weil Andreas so einsam war, ging er los und suchte eine Froschfreundin. Der kleine Frosch musste über den Froschgipfel, welcher 1000 m hoch war. Andreas sah ein wunderschönes Schloss auf dem Berggipfel. Nun machte er sich auf den Weg zum Schloss, aber kurz vor der Bergspitze sah er viele große Frosch fressende Geier. Als die Geier auch ihn sahen, versteckte er sich hinter einem Stein. Die Geier flogen über ihm und sahen sehr hungrig aus. Nach einiger Zeit verschwanden sie aber.
Er kroch vorsichtig hinter dem Stein hervor und schaute sich nach den Geiern um. Als er endlich merkte, dass sie weg waren, traute er sich, den Gipfel zu erklimmen. Als er oben angekommen war, sprang er auf ein Fenster des Schlosses. Im Raum hinter dem Fenster saß ein wunderschönes Froschmädchen. Er sprang in das Zimmer und kroch zu ihr hin. Andreas war sehr schüchtern, aber er traute sich, sie anzusprechen. „Ich heiße Andreas", stotterte er. „Ich heiße Celina!", antwortete das Froschmädchen. „Ein wun... wunderschöner N... Name", erklärte Andreas. Daraufhin antwortete das Froschmädchen: „Danke schön!" und sie fragte ihn: „Übrigens wie kamst du eigentlich hierher?" „Ich bin so einsam, deswegen wollte ich dich suchen", sprach der kleine Frosch. Dann sagte Andreas: „Komm doch mit zu mir!" „Ja, gerne!", sagte Celina glücklich. Und schon hüpften sie los.

Sie hatten die Hälfte des Weges geschafft, als es auf einmal zu donnern und blitzen begann. Plötzlich tauchte eine böse Hexe auf einem Besen auf. Sie flog um die beiden herum, packte Celina und nahm sie mit. Andreas schrie, so laut er konnte : „Hilfe! Rettet meine Celina! Celina schrie: „Hilfe! Hilfe!"
Die Hexe sperrte Celina in den höchsten Turm des Schlosses. Andreas sprang den Berg nochmals hinauf. Er hörte Celina schreien und folgte ihrer Stimme. Nun war er endlich im Turm angekommen, doch dann hörte Celina auf zu schreien. Es waren viele Türen. So ungefähr zwanzig. Zehn waren abgeschlossen. Hinter den anderen sieben Türen war sie nicht. Hinter der achtzehnten auch nicht, aber hinter der neunzehnten saß sie in der Ecke und war am Weinen. Andreas kroch langsam hinein und sagte zu Celina : „Ich habe dich gefunden. Lass uns fliehen! Bei mir Zuhause ist genug Platz für zwei." „Ja, okay! Lass uns gehen!" Sie hüpften die ungefähr 50 bis 60 Stufen des Turmes hinunter. Schnell sprangen sie anschließend den Berg hinunter. Beim Froschteich küssten sie sich herzlich. Da geschah etwas Unglaubliches! Auf einmal wurden sie zu Menschen. Sie waren nun Prinz und Prinzessin. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.


Celina und Andreas kurz bevor sie sich ganz herzlich küssten




***
wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.