Machwerk
R.W. Aristoquakes
Teil 22-25
Sagenerzähler
im Himmel
Als nächster nach Jerachameel
Zur frühmorgendlichen Matinee
Die Sage vor vom Zaubersee.
Am Zaubersee
Eine Sage der Druiden
( Überliefert nach Aufzeichnungen des alten
Donnerfrosches Thor und nacherzählt von R.W. A.
Sie trafen sich an einem See. Die zwei kleinen Frösche sprangen auf
ein Rosenblatt und trällerten die schönsten Lieder in gemeinsamer Stimmengleichheit.
Von der Wonne bereitenden Reinheit des Gesanges
angelockt, kamen die anderen Frösche und hörten den leisen, zarten Klängen der
wunderbaren Stimmen zu. Es war für sie kein schreckliches Quaken und Grunzen,
wie es uns Menschen erscheint; es waren Töne, die ihren Ohren schmeichelten und
das Gemüt in eine seltsame Seeligkeit tauchen ließen, die keiner der Frösche
bis dato kennen gelernt hatte.
Doch plötzlich verstummten die traumhaften Klänge und die beiden
Frösche, die auf dem Rosenblatt saßen, waren Vergangenheit und verschwanden im
Nichts.
In den darauf folgenden Tagen machte sich Unmut und Traurigkeit in der
Unterwassergemeinschaft breit. Es kamen keine Gespräche mehr zustande. Alle Frösche
waren noch immer von den Gesängen angetan und konnten an nichts anderes mehr
denken als an die wunderschönen nächtlichen
Klänge. Sogar die Arbeit, der
Fliegen- und Mückenfang kam zum Erliegen weil den meisten der grünen Teichbewohner
einfach die Lust und der Appetit vergangen war.
Die Froschkönigin, die weltfremd wie sie war, ihrerseits nur in ihrem
Palast verweilte und deshalb den wunderschönen Gesang am Vortage nicht gehört
hatte, konnte die armen Frösche außerhalb ihres Hofstaates nicht verstehen und legte einen Fluch und schreckliche
Gesetze auf die Gemeinschaft ihrer
Untertanen. Diese wurde fortan von der seelischer Grausamkeit ihrer Herrscherin
erschüttert und das arme Volk litt sehr unter ihrem Patriarchat.
Einige überlebten die plötzliche Stille und Traurigkeit nicht. Andere standen
kurz davor, in die Wüste auszuwandern.
Da erschallte eines Tages erneut
wieder diese wunderschöne Stimme, doch diesmal sang sie allein. Sie trällerte ein trauriges Lied, das
die Herzen des gesamten Froschvolkes erweichen ließ. Und wieder versammelte
sich die Menge an der Oberfläche und fungierte als Publikum für die Solistin.
Viele Tränen flossen doch auf einmal war der ganze angestaute Kummer der
Frösche wie im Nichts verflogen.
Da kam ein Prinz des Weges. Von den Klängen angelockt, konnte er nicht
anders tun, als den singenden Frosch mit der güldenen Stimme einen Kuss zu geben. Nicht, um die
vermeintliche Froschprinzessin von ihrem Fluch zu erlösen, den eine böse Hexe
einst über sie gelegt hatte, sondern um dem schrecklichen Gequake des Publikums
ein Ende zu bereiten.
Der traurige Frosch verwandelte sich in eine wahrhaftige Prinzessin
und, den Fröschen zum Trotz, verschwand sie mit dem Prinzen im Unterholz, in
den Tiefen des angrenzenden Waldes, und sie wurden nie wieder gesehen.
Die Froschgemeinschaft, noch
immer von den herrlichen Klängen der einsamen Sängerin im Zaubersee gefangen,
verschwand für den Rest des Lebens beschämt, aber einsichtig, spurlos unter
Wasser.
Damit verblasste die einstige Idylle des Zaubersees und zurück blieb
ein leerer, einsamer Pfuhl, der nur noch vereinzelnd von beschwingt
heranrauschenden Vögeln und von seltsamen Wanderern besucht wird.
Wenn man heute durch die benachbarten Wälder streift, so kann man zwar
auch noch jetzt, nach so vielen, vielen Jahren, doch nur an ganz bestimmten
Tagen, diese wundervolle Stimme der Prinzessin, die ihre Lieder, die die
Geschichten des Zauberwalds zum Inhalt haben singt, so wie früher hören, aber sie selbst lässt sich dabei nicht
mehr sehen, so wie am Anfang ihrer glücklichen Tage.
Vom Prinzen hört man nun nichts mehr, denn er regiert nun über ein
anderes fernes Land und er ist dort sehr beschäftigt in Sachen Politik.
Die kleine Froschgemeinschaft ist derweil nur
noch Legende. Obwohl sich manche Druiden, Zauberer, Nymphen, Feen und Elfen untereinander erzählen, dass an gar
bitterkalten Winterabenden, wenn die Sterne heller als der Mond leuchten, die
Eisdecke des Teiches aufbricht und ein paar von ihnen heimlich immer mal wieder
aus dem Schlamm nach oben kommen und quakend die Klänge ihrer Jugendzeit
nachahmend nach Heket, so hieß der Frosch mit der güldenen Stimme, Ausschau
halten, hat jene keiner von ihnen jemals
mehr, so als ab die ganze Sache nur ein Mythos wäre, zu Gesicht bekommen.
***
- So hat uns der alte
Froschgott Thor, über den wir später hier noch berichten werden, die Sage ins
Stein gehauen überliefert und deshalb kann der Wahrheitsgehalt an der Geschichte von uns auch nicht
angezweifelt werden -
wird fortgesetzt
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