Samstag, 9. November 2013

Batrachomyomachia



Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 22-25

Sagenerzähler im Himmel

Als nächster nach Jerachameel
Trug der Nomadenführer Ismael
Zur frühmorgendlichen Matinee
Die Sage vor vom Zaubersee.



Am Zaubersee
Eine Sage der Druiden
( Überliefert nach Aufzeichnungen des alten
Donnerfrosches Thor und nacherzählt  von R.W. A.



Sie trafen sich an einem See. Die zwei kleinen Frösche sprangen auf ein Rosenblatt und trällerten die schönsten Lieder in gemeinsamer Stimmengleichheit. Von der Wonne bereitenden  Reinheit des Gesanges angelockt, kamen die anderen Frösche und hörten den leisen, zarten Klängen der wunderbaren Stimmen zu. Es war für sie kein schreckliches Quaken und Grunzen, wie es uns Menschen erscheint; es waren Töne, die ihren Ohren schmeichelten und das Gemüt in eine seltsame Seeligkeit tauchen ließen, die keiner der Frösche bis dato kennen gelernt hatte.
 


Doch plötzlich verstummten die traumhaften Klänge und die beiden Frösche, die auf dem Rosenblatt saßen, waren Vergangenheit und verschwanden im Nichts.
In den darauf folgenden Tagen machte sich Unmut und Traurigkeit in der Unterwassergemeinschaft breit. Es kamen keine Gespräche mehr zustande. Alle Frösche waren noch immer von den Gesängen angetan und konnten an nichts anderes mehr denken als an die wunderschönen nächtlichen  Klänge.  Sogar die Arbeit, der Fliegen- und Mückenfang kam zum Erliegen weil den meisten der grünen Teichbewohner einfach die Lust und der Appetit vergangen war.
Die Froschkönigin, die weltfremd wie sie war, ihrerseits nur in ihrem Palast verweilte und deshalb den wunderschönen Gesang am Vortage nicht gehört hatte, konnte die armen Frösche außerhalb ihres Hofstaates  nicht verstehen und legte einen Fluch und schreckliche Gesetze auf die  Gemeinschaft ihrer Untertanen. Diese wurde fortan von der seelischer Grausamkeit ihrer Herrscherin erschüttert und das arme Volk litt sehr unter ihrem Patriarchat.
Einige überlebten die plötzliche Stille und Traurigkeit nicht. Andere standen kurz davor, in die Wüste auszuwandern.
 Da erschallte eines Tages erneut wieder diese wunderschöne Stimme, doch diesmal sang sie  allein. Sie trällerte ein trauriges Lied, das die Herzen des gesamten Froschvolkes erweichen ließ. Und wieder versammelte sich die Menge an der Oberfläche und fungierte als Publikum für die Solistin. Viele Tränen flossen doch auf einmal war der ganze angestaute Kummer der Frösche wie im Nichts verflogen.
Da kam ein Prinz des Weges. Von den Klängen angelockt, konnte er nicht anders tun, als den singenden Frosch mit der güldenen  Stimme einen Kuss zu geben. Nicht, um die vermeintliche Froschprinzessin von ihrem Fluch zu erlösen, den eine böse Hexe einst über sie gelegt hatte, sondern um dem schrecklichen Gequake des Publikums ein Ende zu bereiten.
Der traurige Frosch verwandelte sich in eine wahrhaftige Prinzessin und, den Fröschen zum Trotz, verschwand sie mit dem Prinzen im Unterholz, in den Tiefen des angrenzenden Waldes,  und sie wurden nie wieder  gesehen.
 Die Froschgemeinschaft, noch immer von den herrlichen Klängen der einsamen Sängerin im Zaubersee gefangen, verschwand für den Rest des Lebens beschämt, aber einsichtig, spurlos unter Wasser.
Damit verblasste die einstige Idylle des Zaubersees und zurück blieb ein leerer, einsamer Pfuhl, der nur noch vereinzelnd von beschwingt heranrauschenden Vögeln und von seltsamen Wanderern besucht wird.
Wenn man heute durch die benachbarten Wälder streift, so kann man zwar auch noch jetzt, nach so vielen, vielen Jahren, doch nur an ganz bestimmten Tagen, diese wundervolle Stimme der Prinzessin, die ihre Lieder, die die Geschichten des Zauberwalds zum Inhalt haben singt, so wie früher  hören, aber sie selbst lässt sich dabei nicht mehr sehen, so wie am Anfang ihrer glücklichen Tage.
Vom Prinzen hört man nun nichts mehr, denn er regiert nun über ein anderes fernes Land und er ist dort sehr beschäftigt in Sachen Politik.
  Die kleine Froschgemeinschaft ist derweil nur noch Legende. Obwohl sich manche Druiden, Zauberer, Nymphen, Feen  und Elfen untereinander erzählen, dass an gar bitterkalten Winterabenden, wenn die Sterne heller als der Mond leuchten, die Eisdecke des Teiches aufbricht und ein paar von ihnen heimlich immer mal wieder aus dem Schlamm nach oben kommen und quakend die Klänge ihrer Jugendzeit nachahmend nach Heket, so hieß der Frosch mit der güldenen Stimme, Ausschau halten, hat  jene keiner von ihnen jemals mehr, so als ab die ganze Sache nur ein Mythos wäre, zu Gesicht bekommen.
***


- So hat uns der alte Froschgott Thor, über den wir später hier noch berichten werden, die Sage ins Stein gehauen überliefert und deshalb kann der Wahrheitsgehalt an  der Geschichte von uns auch nicht angezweifelt werden -

wird fortgesetzt

Keine Kommentare:

Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.