Mittwoch, 7. Oktober 2015

Der Froschmäusekrieg

Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 39
Am Schlachtfeldrande
Flucht aus dem Kriegsgebiet

er 

Krieg in Mausulina nun,
Den Troxartes der graue Tunichtgut
Den Alten, so wie auch den Jungen
Seines Volks hat aufgezwungen,
Forderte wie jeder Krieg, Tribut.

Weil auch Mäus' sind nicht immun
Gegen andauerndes Magenknurren,
Begannen viele laut zu murren
Und ihren König zu verfluchen,
Der den Krieg, welcher seit Wochen
Im Lande tobte, hat verbrochen.

Das hat den Herrscher sehr gestört.
Im Munde ein Stück leckren Kuchen
Schrie er: "Das ist unerhört!"

Dann ließ er, ohn' sich lang zu zieren,
 Die Aufwiegler alle inhaftieren
Oder aus dem Wege räumen.
Die schlimmsten davon, in der Nacht
Haben seine Schergen umgebracht.

***

Das Volk darauf, ohn' lang zu säumen,
Arg verarmt im Völkerstreit,
Und ohne Aussicht weit und breit,
Im eignen Land zu überleben,
Anstatt vom Frieden nur zu träumen,
Hat sich auf Wanderschaft begeben,
Um die Freiheit anderswo
Zu suchen gar erwartungsfroh.

 
  
Mit Kind und Kegel machten sich,
Abertausende nun auf den Weg,
Um über den stets bewachten Steg,
Im Grenzgebiet zu Pausbacks Reich,
Denn dies war unabänderlich,
Und galt es zu versuchen,
Eine Seefahrt über dessen Teich,
Zum Auswandern gar fest entschlossen,
Ins gelobte Land zu buchen,
Wo angeblich Milch und Honig flossen
Und die Freiheit nicht so rar
Wie daheim im Mausland war.

***

Als Pausback, König seines Zeichen'
Vom dramatischen Geschehen
Hörte, begann er zu verstehen,
Dass Not im Lande herrschte dort,
Weil der Feldmarschall von Kraul,
Beliebt einst über jedes Maß,
Samt seinem spitzen Plappermaul
Verbannt nun auf dem Leuchtturm saß
Und den Seinen in Sachen Überleben
Konnt' keinen klugen Rat mehr geben.


Er ordnete deshalb an sofort,
Um all die lieben, braven, netten
Maus-Zivilisten zu erretten,
Dass die Seinen sich fix aufbequemen
Die Flüchtlinge all aufzunehmen,
Die über seines Teiches Rand
Immigrierten in sein Land.

"Als gute Frösche müssen wir,"
So sprach Pausback im Parlament
"Barmherzigkeit, wie sie uns eigen,
Und wie's bei uns ist Sitte hier,
Den armen Flüchtlingen nun zeigen
Und ihnen helfen konsequent,
Anstatt die Armen zu verhöhnen,
Dass sie sich schnell hier eingewöhnen!"

"Ihnen für ihr Überleben,
Damit sie nicht am Hunger sterben,
Ein paar Mücken abzugeben,
Heißt für unser Volk zu werben.

Und weil sie all auch sonst nichts haben
Ihnen mittels ein paar milden Gaben,
Das gilt bei uns im Angesicht
 Der großen Not als Bürgerpflicht,
Sie großzügig zu unterstützen.
Das macht keinen von und arm
Und wird am End auch uns hier nützen!"

"Das Ganze hat", so fuhr er fort,
"Politisch betrachtet, durchaus Scharm.
Ein bisschen frisches, neues Blut,
Als kostenloser Flüchtlings-Import,
Tut unserm Volke sicher gut!"

Und dann fügte er spontan
Seiner Regierungserklärungs-Rede
Gleich das Folgende noch an:

"Kurz vor dem Siege in der Fehde
Um Troxartes dummen Sohn,"
Sprach er lachend voller Hohn,
"Der, weil er das Maul ließ offen,
Beim Schwimmen ist im Teich ersoffen,
Blutet Mausulina, Maus um Maus,
Und bald das ganze Mausvolk aus.

Während wir hier all am Teich
Durch steten Zuzug in das Reich,
Unsre Gefallenen ersetzen,
Und uns an all den braven frommen
 Mäusen die nun zu uns kommen,
 Anstatt sie zu verfluchen, hier ergetzen,
Das kann ein jeder Dümmling sehen,
Wird Mausulina untergehen!"


Am Schluss der Rede fügte dann,
Nach kurzem, schnellen Atemholen
Er ein paar Befehle sogleich an.

***

Dem Admiral wurd anbefohlen
Alle Boote klarzumachen,
Um den Teich zu überwachen
Und die Mäuse wenn sie fliehen,
Aus dem Wasser schnell zu ziehen,
Damit sie nicht ersaufen.

"Sie haben für die Überfahrt
Zwecks eines bessren Lebens,
Zu uns jahrelang gespart.
Das wäre alles sonst vergebens.
Und lasst die Schlepper niemals laufen!
Ihr müsst die Kanonen auf sie richten
Und sie samt Schiffen all vernichten!"

So lautete, ohn jeden Hehl
An die Marine der Befehl.

***


Wie die Sache weitergeht
In der nächsten Folge steht.


wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.