Samstag, 6. Dezember 2014

Im Lazarett


Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 28 - 8
- 9. Kriegstag -
- Im Lazarett -

uch 

nebenan im Lazarett
Wo belegt war jedes Bett,
War nun ordentlich was los.
Der Andrang dort war jetzt so groß,
Dass man selektieren musste,
Wer operiert wurd und wer nicht.

Weil das die Ärzteschaft nur wusste,
Steht es in keinem Kriegsbericht.

Die Ärzte taten all das Ihre.
Es wurde gesägt, geflickt und amputiert.
Frosch um Frosch extempore,
Rollte nun in den OP.



"Zuerst die Herren Offiziere!"
Hatte der Chefarzt unverhohlen,
Bereits am Vormittag befohlen.

"Also Leute, macht geschwind.
Wenn wir mit denen fertig sind,
Sind Feldwebel und Uffze dran.
(Abkürzung für Unteroffiziere)
Zum Schluss, vor Feierabend dann,
Bevor wir legen uns aufs Ohr,
Nehmen wir den Rest uns vor."

"Die Landser", fügte an er jäh,
"Halten durch, die sind all zäh,
Und was wir heut nicht fertig kriegen,
Das lassen wir bis morgen liegen."

"Und wenn", so sprach er weiter klug,
Und hat gar scheel dabei gelacht,
"Sie doch verrecken in der Nacht,
Von denen gibt es ja genug!"

***

Die Lage wurde immer schlimmer.
Das Lazarett wer übervoll.
Beinah aus jedem Krankenzimmer,
Gedärm, Froschblut und Eiter quoll.

Leichengeruch lag in der Luft,
Als wär das Lazarett 'ne Gruft.
Ein Gastank zum Abgewöhnen.
Das Jammern, Zetern, Fluchen und Stöhnen
All der erbärmlichen Gestalten,
War äußert schwer nur auszuhalten.

***
Besser im Anbau nebenan,
War der Frosch-Psychiater dran.

Er hatte saub're Fälle nur
Und war im Einsatz rund die Uhr.

Bei ihm floss weder Blut noch Eiter.
Paddosch war ein sehr gescheiter
(Dissertation Ursula Wiepen, S. 94)
Doktor der durch pures Reden
Heilen konnte beinah jeden.

Zwar ging auch er ins Eingemachte,
Doch tat er dies mit Worten sachte.
Er ging der Sache zwecks Befund,
Um die Ursache zu finden,
Freundlich grinsend auf den Grund.

Er heilte ohne Gips und Binden,
Indem im leuchtend weißen Kittel
Er danach clever und gewitzt,
Sogleich das rechte Gegenmittel
Seinen Patienten hat gespritzt.



Mancher grüne Simulant
Wurd behandelt ambulant.

Die meisten hatten ein Syndrom
Das im letzten Kriege er schon
Behandelt hatte und gut kannte,
Welches Feigheit sich schlicht nannte.

Bekannt als äußerst gütiger
Psychoanalytiker
War Frosch Paddosch in der Tat
Ein Psychiater von Format.

Wie Sigmund Freud und Gustav Jung
Brachte er jeden Frosch in Schwung,
Der vorgab geisteskrank zu sein.

Einen Kriegs-Entlassungsschein
Hat er nur einmal ausgestellt.
Für Oberst Huppse, für Entgelt.

Gegen ihre Angst-Psychosen
Und reversiblen Frosch-Neurosen
Gab den Patienten Mücken er.
Und zur Beruhigung hinterher
Noch ein Gläschen Alkohol.

"Na denn Prost, auf euer Wohl"
Sprach er im Behandlungszimmer,
Zu ihnen dabei fröhlich immer.

Ja, Frosch Paddosch der war helle.
Zuerst nahm er die leichten Fälle
Und gab den Kriegern wohl gewogen,
Zu stärken ihren Einsatzwillen,
Wurmgeschmack-Durchhaltepillen.

Die enthielten Aufputschdrogen,
Wie sie die Amis ohne Scham,
Lutschten schon in Vietnam.

Andere, wenn der Fall war schlimmer,
Weil an die Front sie wollten nimmer,
Hat der Doktor raffiniert
Durch Hypnose fix kuriert.

Auch durch bloßes Handauflegen
Konnt' manchen er dazu bewegen,
An die Front zurück zu gehen
Um dort seinen Mann zu stehen.

Mit den schweren Fällen hat zuletzt
Er auseinander sich gesetzt.

Das waren meist und in der Regel,
Jene dreisten grünen Flegel,
Welche, weil sie Pausback grollten,
Sich vom Kriegsdienst drücken wollten.

Um auch die auf Trab zu bringen
Damit zurück sie wieder gingen,
An die Front wo jeder nun,
Musst seinen Teil zum Endsieg tun,
Gab für den Krankheitsheilverlauf
Es Psychopharmaka zuhauf.

Bestbewährt in vielen Kriegen
Hatten sich da Tsetsefliegen.

Die machten anfangs zwar sehr müde,
Doch in der Schlacht dann, an  der Front,
Traten in Helden-Attitüde
Die Kranken tapfer und gekonnt,
In den vordersten Reihen an
Und haben ihre Pflicht getan.

***

Auch Schwestern gab's im Hospital,
Und zwar in ziemlich großer Zahl.
Sie mussten all die Kranken füttern
Und sie jeden Morgen waschen.
Die ließen sich durch nichts erschüttern
Und nur vom Chefarzt mal vernaschen.

Schwester Aga Hopsassa,
Vom Oberarzt die Großmama,
Führte ein strenges Regiment.

Sie achtete gar streng darauf,
Dass keiner blieb im Lazarett
Zu lange liegen faul im Bett.

Wenn es mit einem ging bergauf
Schrie sie ihn an: "Hau ab mein Schatz
Und mach fix für den nächsten Platz,"
Und warf ihn aus dem Haus dezent.

***
Wer überlebte hatte Glück
Und durfte an die Front zurück.

Die Krepierten bracht von dort
Man nachts im Dunkel heimlich fort.
Man warf sie in ein Massengrab,
Das hinterm Lazarett es gab.

***

wird fortgesetzt



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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.