Sonntag, 14. Dezember 2014

Die Götterschlacht


Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 28 - 15
- 9. Kriegstag -

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 Olymp zu rechten Hand
Des Bruders saß am Wolkenrand
Athene. Sie hatte ganz genau gesehen
Was in der Schlacht war just geschehen.

"Aphrodite, mieses Stück!"
Dacht sie als jene sich im Streite
Unsichtbar auf die Mäuseseite
Geschlagen hatte und mit Glück
Aineias das Leben hat gerettet.

"Wenn ihr aufgepasst grad hättet",
Sprach sie wütend nun zum Bruder,
"Dann hättest du geseh'n mein Bester,
Wie Aphrodite, Ares Schwester,
Für deine Mäuse in der Schlacht
Sich just gerad' hat stark gemacht."

Sie hatte mit dem schönen Luder
Noch eine alte Rechnung offen.

Ach was war sie einst betroffen!
Noch heute quält sie der Gedanke,
Dass der Sohn des Priamos,
Der kecke, dreiste Störenfried,
Damals sich im Apfelzanke,
Für die andere entschied.



Sie ward die Schmach bis heut nicht los,
Dass nach dem Urteildes Paris,
Die Schönste Aphrodite hieß.

"Apoll" sprach sie in Eifersucht
Und hat des Bruders Hand gesucht,
Und stellte einschmeichelnd intim
Dem Vater die Frage und auch ihm:

"Und was wollt ihr beide nun
Gegen diesen Affront tun?"

Doch Apoll ihr Brüderlein
Ging nicht auf ihre Frage ein.
Und auch der Kronide schwieg.

Da schlug Athene sich im Krieg
Mit Hera auf die Lurchenseite.
Dabei kam sie der Bitte nach,
Die nachts zuvor im Schlafgemach,
Vier Frösche hatten ganz diskret,
In ihrem Bett von ihr erfleht.


Als sie mit Hera nun hinunter stieg
Um den Grünen beizustehen
Konnt' man die Mäuse flitzen sehen.

Sie suchten panisch all das Weite
Als die zwei, wie Furien wild,
In Unterkleidern, ohne Schild,
Mit Schürhaken, Kochlöffel und Besen
Flügelschlagenden, weiblichen Figuren,
Ohne langes Federlesen
In Troxartes Heere fuhren
Und mit den Waffen, die sie trugen,
Im Eifersuchtswahn um sich schlugen.


***

Als Zeus das sah, wurd er sehr bös.
"Es ist wirklich skandalös,
Was die blöden Weiber nun
Da unten just schon wieder tun.
Sie mischen sich in alles ein.
So wird niemals Frieden sein!

"Ares" rief er, "Bub komm her.
Bewaffne dich mit Schild und Speer
Und bring ihnen Gehorsam bei!"

Als Ares unten die Mama
Und seine Schwester kämpfen sah,
Schrie er: "Das ist Meuterei!"

"Die beiden" hetzte Apollon,
"So wie dereinst vor Ilion,
Stehen auch in diesem Streite,
Wieder auf der falschen Seite!"

Da zog Ares seine Rüstung aus
Und tarnte sich als graue Maus
Um sogleich hinab zu steigen
Und ihnen den Marsch zu geigen.
Athene, den Fröschen wohl gewogen,
Hatte sich auch grad umgezogen.
Und so kam es unten dann
Zum Zweikampf Froschweib/Mäusemann.


Während Athene sich mit Ares stritt
Sprach Hermes zu Zeus: "Da mach ich mit!"
Und ohne Antwort abzuwarten,
Sah man ihn flügelschlagend starten
Um auch am Krieg sich zu erquicken
Und Mäuse in den Tod zu schicken.


Der Götterbote und Argostöter
War auch im Kampf ein Schwerenöter.
Zehntausend Mäuse brachte er
Sicher um, vermutlich mehr
Und dabei hat er jeder dritten
Zuvor des Schwänzchen abgeschnitten.


Ach herrje, es war ein Graus.
Er tobte sich so lange aus
Bis am End kein Mausschwanz mehr
Zu seh'n war auf dem Feld der Ehr.

Dann flog, erfüllt von purem Glück
In den Olymp er schnell zurück
Um sich das weitere Geschehen
Von dort oben anzusehen.

Er kam gerad' zur rechten Zeit
Denn unten im Froschmäusestreit
Griff nun auch Poseidon ein.

"Verdammet sollt ihr alle sein!"
Hat tobend er und zornerfüllt
Auf die Mäuse eingebrüllt
Als mit dem Dreizack in der Hand,
Er aus dem Froschteich stieg an Land.
"Wie könnt ihr's wagen mich zu stören.
Ich kann euer Gepiepse nicht mehr hören.
Verzieht euch schleunigst, lauft nach Hause
Und gönnt mir meine Mittagspause:"


Und während er noch zornig fluchte
Griff er die erstbeste sich
Und schrie sie an: "Ich töte dich!"

Wär' nicht ihr Kamerad gekommen
Hätt' es ein böses End genommen.
Doch der graue, arg verruchte
Krieger stach zu mit seinem Speer
Und verletzte den Meeresgott so schwer,
Dass er zurück in Pausbacks Teich
Sprang in sein Unterwasserreich
Um die Wunden sich zu lecken
Und neue Pläne auszuhecken.
***

Pallas Athene unterdessen
Hatte Ares längst besiegt
Und ihres Sieges angemessen,
Sich in Sicherheit gewiegt.

Die Göttin wandelte frohgemut am Teich
Selbstzufrieden durch König Pausbacks Reich
Als sie plötzlich von ganz nah,
Vor sich einen Grünen sah,
Der ohnmächtig am Wiesenhag
Unter ein paar Binsen lag.

Da nahm die Göttin ganz spontan,
Sich des armen Frosches an.


Sie küsste ihn, da wurd er wach.
Er schlug die Augen auf und sprach:
"Du hier, wie schön, dich kenn ich doch
Aus jenen alten Tagen noch
Als ich im Elysium saß
Und wie du Ambrosia aß
Und deines Vaters Nektar trank."

"Achilles" rief sie, "Zeus sei Dank,
Du lebst, wie schön, ach Liebster du"
Sprach sie und weiter immerzu,
Zu ihm mit ihrem ganzen Charme,
Bis der Frosch in ihrem Arm
Endlich, was sie wollte tat.

- - - -

Danach sprach er: "Ein Maussoldat
Hat Rüstung und Waffen mir geklaut.
Als ich im Schilf lag halb benommen,
Hat er mir alles abgenommen.
Doch Papa sei dank, die nackte Haut
Konnt' ich erretten noch vor ihm."

"Liebster" sprach sie da intim,
"Bleib ein Weilchen hier bei mir,
Ich beschaffe neue dir!"

***
Wie, ohne dass er sie drum bat,
Die Göttin dieses für ihn tat,
Berichten wir hier ganz formal
Für Euch bestimmt das nächste Mal


wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.