Machwerk
R.W. Aristoquakes
Teil 31 - 104
- Im Elysium -
"Ja in Ägypten, notabene"
Bemerkte da Athene,
"Wie ihr sicher alle wisst,
Der Frosch ein Gott gewesen ist.
Viele Jahrtausende hindurch
Galt als heilig dort der Lurch.
In Hermopolis am Nil
Hatte der Gott sein Domizil.
Neben Heket und den Ihren
Zählten Amun, Kek, Nuh und Heh
Froschköpfig zu jenen Tieren,
Die am Nil seit eh und je
Bei den Ägyptern den uralten,
Als die Allergrößten galten.
Selbst nach dem Ketzer Echnaton,
Der was man nicht versuchen sollte,
Die alten Götter stürzen wollte,
Saßen sie noch auf dem Thron.
Sie nebst Heket weiterhin regiert.
Alle großen Pharaonen
Haben sie am Nil beschützt
Und durften neben ihnen thronen.
Von der Priesterschaft gestützt,
Stets zu des Pharaos Geleit.
Frosch-Amulette in Mumienbinden
Sorgsam den Toten für das Leben
Im Totenlande mitgegeben,
Die Archäologen heut noch finden.
***
Als dereinst in Gott Jahwes Namen,
Die Juden nach Ägypten kamen,
Zogen die Frösche sich ein Stück
Um im Nil sich zu verstecken.
Sie waren allesamt verstört
Denn sie hatten wohl gehört,
Wie alte Bilder es belegen,
Dass die vielen und arg kessen
Fremdarbeiter Frösche essen
Und versteckten sich deswegen."
***
"Als Moses Aaron dann den Stab
Um ihn auszustrecken gab,
Stieg sogleich zu beider Schrecken,
Gott Amun in Person, oh Graus,
In Froschgestalt vom Nil heraus."
***
"Wenn es um die Wahrheit geht,"
Sprach Athene sichtlich heiter,
Zu den Götterdamen weiter,
"Ist falsch was in der Bibel
steht!"
***
Und dann wies sie mit Hintersinn
Auf einen alten Midrasch hin,
Der im Passuk steht zu lesen.
(siehe unten)
"Ein einzelner Frosch ist es gewesen
Und nicht Millionen, wie die Bibel sagt.
Der hat sich den beiden unverzagt,
Gar mutig in den Weg gestellt.
Moses darauf arg verprellt,
Hat seinem Bruder aufgetragen,
Den armen Heiden zu erschlagen.
Es waren die Juden, die in Goschen
Auf die Frösche einst eindroschen
Und nicht die Ägypter, wie verdreht
Es heut verfälscht im Talmud steht!"
***
Hör doch auf, diese blöden Frösche zu schlagen!
Der Passuk sagt: "Und Aharon neigte
seine Hand über die Gewässer Ägyptens und der Frosch kam heraus und
bedeckte das Land Ägypten." [Schemot 8:2] Raschi erläutert die Tatsache,
dass das Wort Frosch in Einzahl geschrieben ist ("Zefarde'a"). Jeder
weiss, dass diese Plage mit Hunderttausenden, wenn nicht Millionen von
Fröschen geschah; wieso besagt der Passuk, dass zu Beginn nur ein Frosch
den ägyptischen Gewässern entstieg?
Raschi bezieht sich auf einen Midrasch
und erklärt, dass zu Beginn wirklich nur ein einziger Frosch herauskam.
Die Ägypter schlugen diesen Frosch mit ihren Schwertern und bei jedem
Schlag teilte er sich wieder. Weil sie dauernd auf die Frösche
einschlugen, vermehrten sie sich geometrisch bis es Hunderttausende und
Millionen von Fröschen gab.
Was können wir aus diesem Midrasch
lernen? Der „Steipler“ gibt folgende Erklärung: Betrachten wir doch die
Situation. Die Ägypten erwarteten sicher nicht, dass der Frosch sich
verdoppeln würde, als sie ihn zum ersten Mal schlugen. Aber nachher
schlugen sie ihn nochmals und nochmals und... Bei jedem Schlag teilte er
sich wieder. 'Wach' doch auf und riech' schon den Braten!' Hör doch
auf, diese blöden Frösche zu schlagen! Wieso schlugen sie sie weiter?
Sie sahen doch, dass sie die Sache nur schlimmer machten, wenn sie
weiter auf die Frösche einhieben. Wieso hörten sie nicht auf?
Der Steipler erklärt, dass die Ägypter
bei jedem Schlag auf die Frösche wütender und wütender wurden. Wenn ein
Mensch wütend wird, verliert er den Kopf und ist zu keinem klaren
Gedanken mehr fähig. Sicherlich war es logisch, dass sie hätten aufhören
sollen, die Frösche zu schlagen; aber wenn ein Mensch vor Wut bebt und
frustriert ist, verliert er die Kontrolle über sich. In diesem Moment
vergisst man jede Logik. Logik ist die Sprache der Vernunft. Für einen
Wütenden zählt der Verstand nicht mehr.
Leider sind wir alle von diesem Konzept
betroffen. Wir alle kennen das Gefühl, wütend zu werden und die
Kontrolle zu verlieren. Wir sind uns der schlimmen Lage bewusst, in der
wir uns befinden. Wenn wir die Kontrolle über uns verlieren, sagen wir
die dümmsten Sachen. Wir hören nicht mehr darauf, was uns die Anderen
entgegnen. Wir geraten ausser Kontrolle.
Das trifft auf einen Menschen zu, der
nur gelegentlich wütend wird. Wie sieht es jedoch aus, wenn jemand
dauernd in Wut gerät? Dieser Mensch steckt in tiefen Nöten, denn er hat
keine Kontrolle mehr über sich. Sein Leben ist grauenvoll, da er so oft
ausser sich ist. Der Talmud sagt: "Über einen Menschen, der dauernd
wütend wird, regieren alle Formen der Hölle." [Nedarim 22a] Die einfache
Lesart dieser Gemara besagt, dass ein zorniger Mensch in der kommenden
Welt mit einem strengen Gerichtsverfahren zu rechnen hat und alle Formen
des Gehinnoms (Hölle) über ihn herrschen werden.
Rav Jerucham Leibowitz fügt hinzu, dass
diese einfache Lesart nicht den ganzen Sinn der Gemara wiedergibt. Die
Gemara spricht nicht nur über die Strafe, die auf diesen Menschen in der
kommenden Welt wartet. Die Gemara sagt auch, dass ein Mensch, der
dauernd in Wut gerät in DIESER Welt bereits die Hölle erlebt! Das
heisst, wütend zu sein und ausser Kontrolle zu geraten.
Das erklärt auch, warum ein erboster
Mensch, der - statt aufzuhören - kopflos weiter auf die Frösche
eindrischt, alles noch schlimmer macht und sich damit die Hölle auf
Erden bereitet.
wird fortgesetzt
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