Sonntag, 27. Februar 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 5 – 1

Nach der Schlacht ist vor der Schlacht

ieder wars,

wie tags zuvor

Keiner zwar den Krieg verlor,

Doch Frösche und Mäuse massenhaft,

Hatte die Schlacht dahingerafft.

Die Grünen, beim ersten Mondesschein,

Sammelten die Leichen ein,

Und brachten sie zum Quartiere,

Zuerst die Offiziere.

Die Krieger lagen kreuz und quer

Im stinkenden Morast umher.

Im einem stak noch jenes Beil,

Durch das der Tod ihm wurd zuteil.

Zwischen den Leichen Leichenteile.

Der Hauptmann sprach, „wir sind in Eile,

Lasst liegen diesen grünen Schrott,

Und macht schneller sapperlot,

Nur noch die hohen, großen Tiere

Werden bestattet die Off’ziere“.

Als ersten unten, nah am Strand,

Den General von Bluff man fand.

Sein Kopf im Felde abgeschlagen,

Wurd von zwei Kriegern heimgetragen.

Querg und Quegg die beiden Heppen,

Hatten Mühe ihn zu schleppen.

Der General, der unbeweibt

Doch großköpfig und wohlbeleibt

Zu seinen Lebzeiten gewesen,

Wog schwer als man ihn aufgelesen.

Sein Kopf, nun ganz mit sich allein,

Blickte blöd und traurig drein,

Als wollte er sagen, „He da ihr,

Vorsicht, ich war Offizier“.

Sein Torso blieb verschollen,

Weil niemand hatte wollen,

Nach Haus schleppen die schwere Last.

Weil keiner sich damit wollt schinden,

Hat man ihm ´nen Tritt verpasst,

Ließ ihn im Sumpf verschwinden.

Die Seele des Herrn General

Ward auch niemals gefunden.

Man sagt, dass sie transzendental,

Im Hades wär verschwunden.

Dort büßt sie nun im Feuergrab

All ihre schweren Sünden ab.

Den Rest von ihm, nicht ganz so schwer,

Trugen zwei Landser hinterher.

Vornweg die Fahn‘ mit Trauerflor,

Als Abschiedsgruß vom Großmaulkorps.

Die Inschrift: „Keinen Feind lass unveracht“,

Denn wenn du schläfst, dann hält er Wacht“

Hatten jene, die im Stabe zu Hause blieben,

Und dort mussten den Krieg ertragen,

Bei Georg Rollenhagen nachgeschlagen

Und auf das Banner ihm geschrieben.

Ein Stückchen weiter vorne dann,

Fand man den Oberst Padderan.

Erschlagen, blutig rot das Maul,

Lag er auf einer Truppenfahne.

Bei ihm sein treu ergebener Gaul.

Ein Bild wie aus `nem Kriegsromane;

Doch leider war zu jener Zeit

Der Krieg im Lande Wirklichkeit.

Auf der Fahne stand der Spruch.

„Süß ist’s fürs Vaterland zu sterben“.

Der Oberst starb wohl beim Versuch,

Söldner für den Krieg zu werben,

So wie Gaddafi für die letzte Schlacht,

Es just gerad in Libyen macht.

Frosch Quarzart, der den Toten fand,

Legte die Leiche kurzerhand,

Über das treue Pferdchen quer.

So erreichten tränenschwer,

Sie das Lager, welches schwer bewacht

In Dunkel lag, um Mitternacht.

Der Posten rief. „Wer da, Parole“.

Weil Quarzart die vergessen hatte

Griff der Wächter zur Pistole

Und hat, ohne jegliche Debatte,

Laut Wachanweisung, kurzentschlossen

Den Kumpel draußen gleich erschossen.

„Krieg ist eine schlimme Sache“,

Dachte der Soldat auf Wache,

„Doch besser einen mehr erschießen

Als kostbares eignes Blut vergießen“.

Draußen im Feld, in aller Stille,

So war es des Quakst Beyßkopfs Wille,

Tat Prygat was ihm anbefohlen.

Er segnete alle Front-Katholen,

Die gestorben im Kampf nach Eid und Pflicht.

Die gefallenen Protestanten jedoch nicht.

„Frau Käßmann kommt bestimmt vorbei“

Sprach grinsend zu einem der noch stöhnte,

Der Schuft, in widerlicher Heuchelei.

Der dachte, dass man ihn verhöhnte,

Bevor es mit ihm ein Ende nahm.

Als er dann ins Jenseits kam,

Hat man beim Eintritt ihn belehrt.

Es ist zwar sehr bedauernswert,

Auf der Verkehrssünderkartei,

Hätt Minuspunkte er noch drei,

Weil drei Mal er an Pausbacks Teich,

Gequakt hat auf der falschen Laich.

Seitdem hängt er nun da unten rum.

Der Zugang zum Elysium

Wird ihm nur deshalb dort verwehrt,

Weil, was sterbend er so sehr begehrt,

Den Ablass der Kirche nicht bekam

Und deshalb die Sünden mit sich nahm.

Dort wird er wohl nun büßen müssen,

Bis Kore wagt sich, ihn zu küssen.

Auf dem Schlachtfelde indes,

Frau Schreihalsfrosch Craugasides,

Suchte verzweifelt ihren Mann.

Nach Mitternacht dann irgendwann,

In den ersten Morgenstunden,

Hat sie endlich ihn gefunden.

Bewusstlos unter einer Maus

Lag er: Sie zog ihn heraus

Und trug ihn schnell ins Lazarett.

Dort kam er zu sich: „Nein ins Bett

Geh ich nicht“ quakte er laut

Zu seiner einstmaligen Braut.

„Na gut“, sprach die, „ich lass dich hier,

Ich schaue morgen rein zu dir,

Zu sehen wie es um dich steht

Und ob es dir wieder besser geht.

Na denn tschüss, mach‘s gut bis morgen“.

Er sagte: „Mach dir keine Sorgen,

Ich bin hier in den besten Händen,

Denn hinter diesen weißen Wänden,

Sitzen die besten Ärzte nur.

Bestimmt bekomm ich eine Kur“.

Die Untersuchung dann beim Lurch,

Führte Frau Doktor Krötlein durch.

Die war als Ärztin zwar noch neu,

Aber nicht ein bisschen scheu.

Als er zu ihr ins Zimmer trat,

Den Kriegsversehrten sie gleich bat,

„Machen sie sich erst mal frei“.

„Na gut“, dacht er, „sei‘s wie es sei“,

Und legte seinen Gürtel ab,

Wobei er zu bedenken gab.

„Ich hab‘s am Arm, sonst fehlt mir nix“.

„Na gut“ sprach sie, „komm näher fix,

„Mein Nam‘ ist Krötlein“ lachte sie kess.

Drauf er: „Ich heiß Craugasides“.

Dann ging die Untersuchung los.

Zum Schluss saß er auf ihrem Schoß.

Später lächelte sie “nun ab in Bett.

Du bleibst bei mir im Lazarett.

Schlaf gut mein tapferer Gefreiter.

Morgen behandle ich dich weiter“.

Während der Untersuchungsdauer

Herrschte andernorts die Trauer.

Der Mäusefähnrich Milchrahmlecker,

Ein Held, ein wahrhaft wackerer und kecker,

War tot, sehr spät noch in der Nacht,

Von Sanitätern heimgebracht.

Ach was war das für ein Flennen.

Keiner wollt und konnte pennen.

So manche, kleine hübsche Maus,

Weinten sich die Augen aus.

„Wir haben dich so lieb gehabt“,

Jammerten sie kunstbegabt

Und ließen, ohne es zu wollen,

In Strömen ihre Tränen rollen.

Ach wie war die Trauer groß!

Der Vater dacht, „den bin ich los!

Käse, Speck und Mandelkern,

Was er bislang aß so gern,

Gehört im Haus nun mir allein“.

Und laut fügte er noch hinzu.

„Unvergessen soll er sein,

Gott Zeus schenk ihm die ew‘ge Ruh“.

Ähnlich traurig, keine Frage,

War auch bei Kornfraßes die Lage.

Der Vater wurde kurz nach acht

Zur Familie heimgebracht.

Der Ernährer plötzlich tot!

Groß die Trauer und die Not!

Vier Frauen, es war schon ein Graus,

Alleine nun im Vaterhaus.

Die Mutter unterbrach das Stricken

Und ließ nach dem Totengräber schicken.

Die Älteste, in Verzweiflung pur,

Weinte nur in einer Tour.

Die Jüngste mit dem Enkelkind,

Wie alle jungen Dinger sind,

Dachte an ihr Taschengeld.

Damit war es nun schlecht bestellt.

Vater hatte ab und an,

Ihr was zugesteckt spontan.

All das aus nun und vorbei.

Groß deshalb die Heulerei.

„Nichts zu beißen, nichts zu nagen“,

Dachten sie, ohn‘ es zu sagen.

Während überall im Land,

Das Volk in Trauer sich verband,

Traf sich der Adel, klarer Fall,

Bei Hofe zum Manöverball.

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wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.