Sonntag, 20. Februar 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 4 – 12

er dumme

Frosch fiel drauf herein.

Es sollte die letzte Fliege sein,

Die er im Leben zu sich nahm.

Als er wieder zu sich kam,

War er durchbohrt von einem Speer.

Die Fliege hatte im Magen er.

Sie hatte den gleichen Weg genommen,

Auf dem die Speerspitze gekommen.

Den Anblick, den der Frosch nun bot,

Als zappelnd in der Luft er hing,

Wehklagend jammernd, blutig rot,

Den Mäusen an die Nieren ging.

Sie machten kehrt, nahmen Reißaus

Und suchten das nächste Opfer aus.

Das war der Fähnrich Unkerunk.

Obgleich vermeiden der wollt Stunk,

Fielen die beiden mit dem Speer,

Hasserfüllt über ihn her.

Der schockiert und arg perplex,

Tarnte sich im Unkenreflex.

Den Trick, der sehr empfehlenswert,

Speziell im Krieg als eine List,

Besonders auf dem Schlachtfeld ist,

Hatte Mama ihn einst gelehrt.

Er mimte, mit der Hand am Ohr,

Einen Lurchen-Leichnam vor.

Wie tot lag er am Boden.

Sie kitzelten ihn am Hoden

Und fühlten seinen Pulsschlag auch.

In Totmannstellung auf dem Bauch,

Lag der Fähnrich als eine Maus

Zur andern sprach: „Mit dem ist’s aus.

Er wurde wohl vom Schlag getroffen,

Als er uns beide kommen sah“.

Die Mäus‘, so wie es ist in Kriegen,

Ließen ihn im Felde liegen.

„Hol ihn der Geier“ riefen sie.

„Ein Fall für die Pathologie“.

„Ach was“, sagte die eine nur,

„Das Herz ihm in die Hose fuhr.

Als er mich sah, wurd ihm bewusst,

Dass er im Kampfe sterben musst‘,

Da zog er es wohl vor adhoc

Und starb von selbst lieber am Schock“

Als von mir von dieser Erden,

Mittels Schwert entfernt zu werden.

So feixten die beiden unbedacht,

Mitten im Kriege in der Schlacht.

Kurbaga, der aus Froschham kam,

Sich den Spötter vor nun nahm.

„Du verdammter Graurock du“

Schrie er und dann stach er zu.

Mit einem Dornenheckenast,

Hat er ihr ein Ding verpasst,

An dem die Maus, die nimmersatte,

Zwar nicht mehr lang zu knabbern hatte,

Aber zum Sterben voller Qual

Reichte es ihr allemal.

Schließlich ist sie, so geblendet,

Gegen fünfzehn Uhr verendet.

Nachdem der Fähnrich Unkerunk

Der ein paar Minuten still und zag,

Im Feld, in voller Deckung lag,

Aus einer Pfütze einen Trunk

Durstig hatte zu sich genommen,

Ist langsam er zu sich gekommen.

Noch schürfend aus der Wasserlache,

Dacht er an eines nur, an Rache.

Er besorgte sich ein Beil.

Damit versuchte er sein Heil.

Ein Herold aus dem Mäusereich,

Erschien mit Heroldsstab am Teich,

Und trug sein Begehr gleich treu und brav,

Dem Fähnrich vor, als er ihn traf.

„Mein General schickt mich nach hier,

Weil er reden will mit dir.

Ich soll das folgende dir sagen,

So hat er es mir aufgetragen,

Waffenstillst….

Die Nachricht ist nie angekommen.

Dafür hat der Herold was bekommen,

Auf das zu haben er war nicht

Scharf, noch sonderlich erpicht.

Der Frosch hat ihm, er war bestürzt,

Den Hals und auch den Schwanz gekürzt.

Mit dem Schwert noch umgebunden,

Hat man die Maus tags drauf gefunden.

Eine Waffe, welche Axt man nennt,

Hatte den Kopf vom Rumpfe ihr getrennt.

Ihr Heroldsstab lag dicht anbei.

Doch das war jetzt einerlei.

Indessen in der Blendungssache,

Nahm Sitophagus furchtbar Rache.

Kurbaga, der die Tat vollbracht,

Ward der Garaus nun gemacht.

Mit ihrem Lasso hatte sie

Ihn gefangen irgendwie.

Dann sprach sie schelmisch, „aufgepasst“

Und warf den Stick über den Ast,

Unter welchem dem Geplagten,

Pfähle spitz entgegenragten.

„Du verdammtes Monster du“,

Rief die Maus dem Frosche zu.

„Gleich wirst du am eignen Leibe spüren,

Zu was so üble Taten führen,

Die du mit einem Dornenast,

An meinem Freund verbrochen hast.

Hinterhältig und brutal

Hast in die Augen du zweimal,

Ihm feig gestoßen, ihn zu blenden.

Elendiglich sollst du nun enden.

Warte nur, wenn es erst sticht.

Dein schöner Bauch, wie Dein Gesicht,

Wird löchrig sein, so wie ein Sieb“.

Dann zog die Maus im Handbetrieb,

Den Frosch am Aste immer wieder,

Ein Stück hoch und ließ ihn nieder.

Beim siebten Male schließlich dann,

Anders sich die Maus besann.

Sie ließ das Seil ganz plötzlich los

Und gab dem Frosch den Gnadenstoß.

So manches, was noch keiner sah,

Nun im Froschmäusekrieg geschah.

Zwei Quappen, weil noch jung an Jahren,

Und im Morden unerfahren,

Brachten in Gemeinsamkeit,

Eine Spitzmaus um zu zweit.

Fromkind, der ält‘re Königssohn

Und Erbe einst von Pausbacks Thron,

Traf auf die Maus Artophagus.

„Ich schicke dich zu Tantalus“,

Schrie er und warf in seiner Wut,

Nach der Maus mit Vaters Hut.

Dem Wurfgeschosse, zornig sehr,

Schickte einen Fluch er hinterher:

„Du hinterhältige graue Maus,

Gleich ist’s vorbei mit dir und aus.

Gleich wirst du in der Hölle schmoren.

Hier hast du nichts mehr nun verloren

Du bärtiges, gezahntes Ungeheuer.

Ich jage dich ins Hades-Feuer

Hinab, dort sollst du ewig büßen.

Dein Leichnam wird zu meinen Füßen,

Ohne Schwanz bestimmt gleich liegen

Und deine Seel zum Hades fliegen.

Während das schwarze Luder dort,

Unten antritt zum Rapport,

Ziehe ich, das hab ich Zeus geschworen,

Das Fell dir über beide Ohren,

Und werfe Dich der Kleidung bar,

Zum Fraße vor dem Adebar“.

„Fahr zur Hölle“, schrie er dann

Und fügte zornig weiter an:

„Grüß von mir die Tantaliden,

Die in den finstern Hades-Schmieden,

Tantalosqualen müssen leiden.

Sie sind wie du, nicht zu beneiden.

Grüß den alten Tantalus.

Bericht ihm, was sich zugetragen

Hier am Eridanos-Fluss

Und wie im Zorn ich dich erschlagen.

Und später deinen Nachwuchs dann,

Biet zum Fraß den Göttern an.

Schlachte deine eigne Brut,

So wie Tantalos, der Tunichtgut,

Es einst mit seinem Sohne tat.

Nun hat er dafür den Salat.

Zeus hat zum Hades ihn verbannt

Und Du wirst gleich mit ihm verwandt.

Grüß die Verwandtschaft schön von mir.

Ich wünsch ewiges Unheil ihr.

Grüß die gesamte Unterwelt,

Von dem, der unterm Himmelszelt

Demnächst mit Pausbacks Kron‘ geziert,

Ganz allein die Welt regiert“!

Dann zog das Schwert er aus der Scheide

Und erlöste sie von ihrem Leide.

Maus Artophages ganz spontan,

Trat ihre letzte Reise an.

Ihr Körper sank in sich zusammen.

Die Seele stand kurz drauf in Flammen,

Im Hades wo sie hin gehörte.

Im Felde niemand sich dran störte,

Dass Artophagus war gefallen.


wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.