Samstag, 12. Februar 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 4 – 6

un wurd‘

es langsam interessant.

Flinkenas, ein Mausinfant,

Von allerreinsten Blut und Adel

Und bislang im Felde ohne Tadel,

Von drei Fröschen dreist bedroht,

Stach die ersten beiden tot.

Der dritte hatte sich ergeben.

Ihm schenkte gnädig er das Leben.

Der Frosch mit Namen Warzenreich,

Bedankte sich und floh zum Teich.

Dort in des seichten Tümpels Wogen,

Traf ihn ein Pfeil von Erdmann‘s Bogen.

Er wurd direkt ins Maul getroffen.

Drum ist im Pfuhle er ersoffen.

Die Mäus‘ gewannen, wie es schien,

Jetzt in der Schlacht die Oberhand.

Vier Frösche versuchten zu entflieh’n

Doch Krallpfot sie im Schilfe fand.

In Todesangst quakten die vier,

Indem die Hände sie erheben,

„Wir ergeben all uns dir,

Doch bitte lass uns leben“.

Er fluchte bös: „Ihr feigen Kröter“.

Dann schlug er mit dem Feindestöter,

Seinem Schwerte viermal zu.

Da ward im Schilfrohr erst mal Ruh.

Die Frösche lagen im Quartett,

Kreuz und quer im Totenbett.

Doch die Froscharmee am Teich,

War mächtig und sehr zahlenreich.

Tapfer trat sie an in Haufen,

Um gegen die Mäuse an-zu-raufen.

Ringelschwanz, `ne Maus von Adel,

Bewaffnet mit einer Nähgarnnadel,

Traf auf einen solchen Hauf,

Bekämpfte ihn und rieb ihn auf.

Den schäbigen Rest von hundert Mann

Belegte er mit seinem Bann

Und trieb ihn mit dem Nähgarnspeer

Zurück in König Pausbacks Meer.

So wie man einst Napoleon

Nach Elba bracht aus Staatsräson,

Trieb der Krieger Ringelschwanz,

Brutal und ohne Toleranz,

Den grünen Hauf ohne Pardon

Auf die Insel dreist davon,

Die fern von jedem grünen Hag,

Weit draußen auf dem Teiche lag.

Später, so wie der Korse von dort,

Schwammen sie zwar wieder fort,

Und kämpften für ihr Reich erneut.

Den König Pausback hat’s gefreut.

Von den Heimkehrern, und zwar von allen,

Weiß man heut, sie sind gefallen.

Die Mäuse, in der Zwischenzeit,

Nutzten die Gelegenheit

Und schickten Frösche dutzendweise

Mordend auf die letzte Reise.

Ganze Völker kamen um.

„Der Andrang im Elysium

War noch nie, wie jetzt so groß“,

Sprach Hades, „was ist denn da nur los“?

„Ja“, erwiderte ihm Persephone,

„Rache für den Mord am Sohne,

Für den Prinzen Krümeldieb,

Den er, wie keinen hatte lieb,

Nimmt Brotnager, der Mäuserex.

Ich bin ja selbst darob perplex,

Mit welcher Kampfentschlossenheit,

Die Heere führen den Völkerstreit.

Ich weiß nicht, was ich machen soll.

Der ganze Hades ist schon voll,

Überall im Feuer schwelen

Nur noch Frosch- und Mäuseseelen“.

„Ach was“, sprach da der Hades-Boss,

„Im Erebos und auch im Tartaros,

Wo die allerschlimmsten schmoren,

Ist Platz genug noch für die Toren,

Die sich ohne jeden Grund bekriegen,

Und dabei glauben, dass sie siegen“.

Zum Seelen-Fährmann

Charon sprach

Er das Folgende danach:

„Wenn sie kommen, denk dir nix;

Schmeiß sie einfach in den Styx.

Lass sie baden dort im Hass;

Mach sie ordentlich nur nass.

Wenn sie quaken einen Ton,

Dann wirf sie in den Acheron.

Koch sie alle windelweich,

Wie sich’s gehört im Totenreich.

Dann trockne sie im Feuerstrom.

Schüre den Pyriphlegethon.

Mach Feuer ihnen untern Arsch,

Damit sie für den weit‘ren Marsch

Zum Lethe und zum Kokytos,

Gerüstet sind“. „Du Kerberos“,

Befahl er seinem Höllenhund,

„Bewach sie gut im Höllenschlund,

Dass weder Frosch-noch Mäusemann

Uns von dort entfliehen kann.

Bevor wir ihn am Lavagraben

Für seine Schuld verurteilt haben“.

Dann rief die Richter er herbei.

Sie kamen sofort, alle drei.

Rhadamanthys“, sprach er, „du,

Drückst kein Auge heute zu.

Straf‘ alle Seelen, auch die frommen,

Die vom Schlachtfeld oben kommen;

Hör‘ nicht auf ihr Weh und Ach.

Sie sind all schuldig tausendfach,

Weil sie morden nur und toben,

Seit zwei Tagen schon dort oben.

Minos, du und Aeakos,

Minos

Bestraft sie wie den Tantalos,

Lasst sie Durst und Hunger leiden“.

Die Richter grinsten nur, die beiden.

„Lasst schuften sie, wie Sisyphos“,

Tantalos - Sisiphos -Ixion

Sprach weiter dann der Hadesboss.

„Foltert sie wie Ixion,

Flechtet sie auf Rad zum Lohn

Für alle ihre Missetaten.

Lasst sie durch kochendes Wasser waten;

Zwingt sie, wie ich die Danaiden,

Zum Wasserschöpfen; Lasst sie sieden

Im Kokytos, dem Strom der Tränen.

Ich möchte all das nur erwähnen,

Damit ihr euch verinnerlicht,

Das rechte Strafmaß bei Gericht“.

„Na klar“, sprach da der Oberrichter:

„Mit dem Frosch- und Mausgelichter“,

Fuhr er fort und grinste kess,

„Machen wir kurzen Prozess“!

Die Todesgottheit Thanatos

Kreischte nur erbarmungslos.

Dann schwang sie in der Hades-Gruft,

Sich flügelschlagend in die Luft

Und drehte im Dunkel der Rotunde,

Kreise über der erlauchten Runde.

Was ihr Brüderchen betraf,

Hypnos lag im tiefsten Schlaf

Und ruhte sich noch etwas aus.

„Er rechnet auch mit vollem Haus“.

Sprach Morpheus indes burschikos.

„Morgen ist bestimmt was los“,

Ergänzte Phantsos. Darauf zum Throne,

Zu Hades hin rief Persephone:

„Mir will das Ganze nicht gefallen.

Überfüllte Hadeshallen

Sind mir ein Gräuel; weißt du noch,

Wie es hier wimmelte und roch,

Als vor tausend Jahren wir,

All die Frösche hatten hier“?

„Ach ja“, lachte der Hausherr da.

„Ich weiß noch gut, was einst geschah.

So lang ist das schon wieder her,

Dass Bacchus fuhr durchs Höllenmeer“.

Und dann erzählte er es allen,

Was damals war hier vorgefallen.

Gott Hades, während er so sprach,

Blätterte im Almanach.

„Da ist es“, hörten sie ihn lachen,

„Ich will euch gern die Freude machen“,

Und las aus altem Zeit-Journale,

Die Geschichte vor, die triviale.

„Die Frösche des Aristophanes“

Das Poem enthielt mancherlei profanes,

Was die sonst recht weltgewandten,

Untergötter noch nicht kannten.

Hades las nun mit Humor,

Aus dem alten Jahrbuch vor.

Von Dionysos dem Gott,

Der bedacht ward einst mit Spott

Von den grünen Sängerknaben,

Die Ihm zur Ehr Konzerte gaben,

Und begleiteten die Hadesfahrt

Des göttlichen auf ihre Art.

…….

wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.