Teil 4 – 6
es langsam interessant.
Flinkenas, ein Mausinfant,
Von allerreinsten Blut und Adel
Und bislang im Felde ohne Tadel,
Von drei Fröschen dreist bedroht,
Stach die ersten beiden tot.
Der dritte hatte sich ergeben.
Ihm schenkte gnädig er das Leben.
Der Frosch mit Namen Warzenreich,
Bedankte sich und floh zum Teich.
Dort in des seichten Tümpels Wogen,
Traf ihn ein Pfeil von Erdmann‘s Bogen.
Er wurd direkt ins Maul getroffen.
Drum ist im Pfuhle er ersoffen.
Die Mäus‘ gewannen, wie es schien,
Jetzt in der Schlacht die Oberhand.
Vier Frösche versuchten zu entflieh’n
Doch Krallpfot sie im Schilfe fand.
In Todesangst quakten die vier,
Indem die Hände sie erheben,
„Wir ergeben all uns dir,
Doch bitte lass uns leben“.
Er fluchte bös: „Ihr feigen Kröter“.
Dann schlug er mit dem Feindestöter,
Seinem Schwerte viermal zu.
Da ward im Schilfrohr erst mal Ruh.
Die Frösche lagen im Quartett,
Kreuz und quer im Totenbett.
Doch die Froscharmee am Teich,
War mächtig und sehr zahlenreich.
Tapfer trat sie an in Haufen,
Um gegen die Mäuse an-zu-raufen.
Ringelschwanz, `ne Maus von Adel,
Bewaffnet mit einer Nähgarnnadel,
Traf auf einen solchen Hauf,
Bekämpfte ihn und rieb ihn auf.
Den schäbigen Rest von hundert Mann
Belegte er mit seinem Bann
Und trieb ihn mit dem Nähgarnspeer
Zurück in König Pausbacks Meer.
So wie man einst Napoleon
Nach Elba bracht aus Staatsräson,
Trieb der Krieger Ringelschwanz,
Brutal und ohne Toleranz,
Den grünen Hauf ohne Pardon
Auf die Insel dreist davon,
Die fern von jedem grünen Hag,
Weit draußen auf dem Teiche lag.
Später, so wie der Korse von dort,
Schwammen sie zwar wieder fort,
Und kämpften für ihr Reich erneut.
Den König Pausback hat’s gefreut.
Von den Heimkehrern, und zwar von allen,
Weiß man heut, sie sind gefallen.
Die Mäuse, in der Zwischenzeit,
Nutzten die Gelegenheit
Und schickten Frösche dutzendweise
Mordend auf die letzte Reise.
Ganze Völker kamen um.
„Der Andrang im Elysium
War noch nie, wie jetzt so groß“,
Sprach Hades, „was ist denn da nur los“?
„Ja“, erwiderte ihm Persephone,
„Rache für den Mord am Sohne,
Für den Prinzen Krümeldieb,
Den er, wie keinen hatte lieb,
Nimmt Brotnager, der Mäuserex.
Ich bin ja selbst darob perplex,
Mit welcher Kampfentschlossenheit,
Die Heere führen den Völkerstreit.
Ich weiß nicht, was ich machen soll.
Der ganze Hades ist schon voll,
Überall im Feuer schwelen
Nur noch Frosch- und Mäuseseelen“.
„Ach was“, sprach da der Hades-Boss,
„Im Erebos und auch im Tartaros,
Wo die allerschlimmsten schmoren,
Ist Platz genug noch für die Toren,
Die sich ohne jeden Grund bekriegen,
Und dabei glauben, dass sie siegen“.
Zum Seelen-Fährmann
Charon sprach
Er das Folgende danach:
„Wenn sie kommen, denk dir nix;
Schmeiß sie einfach in den Styx.
Lass sie baden dort im Hass;
Mach sie ordentlich nur nass.
Wenn sie quaken einen Ton,
Dann wirf sie in den Acheron.
Koch sie alle windelweich,
Wie sich’s gehört im Totenreich.
Dann trockne sie im Feuerstrom.
Schüre den Pyriphlegethon.
Mach Feuer ihnen untern Arsch,
Damit sie für den weit‘ren Marsch
Zum Lethe und zum Kokytos,
Gerüstet sind“. „Du Kerberos“,
Befahl er seinem Höllenhund,
„Bewach sie gut im Höllenschlund,
Dass weder Frosch-noch Mäusemann
Uns von dort entfliehen kann.
Bevor wir ihn am Lavagraben
Für seine Schuld verurteilt haben“.
Dann rief die Richter er herbei.
Sie kamen sofort, alle drei.
„Rhadamanthys“, sprach er, „du,
Drückst kein Auge heute zu.
Straf‘ alle Seelen, auch die frommen,
Die vom Schlachtfeld oben kommen;
Hör‘ nicht auf ihr Weh und Ach.
Sie sind all schuldig tausendfach,
Weil sie morden nur und toben,
Seit zwei Tagen schon dort oben.
Minos, du und Aeakos,
Minos
Bestraft sie wie den Tantalos,
Lasst sie Durst und Hunger leiden“.
Die Richter grinsten nur, die beiden.
„Lasst schuften sie, wie Sisyphos“,
Tantalos - Sisiphos -Ixion
Sprach weiter dann der Hadesboss.
„Foltert sie wie Ixion,
Flechtet sie auf Rad zum Lohn
Für alle ihre Missetaten.
Lasst sie durch kochendes Wasser waten;
Zwingt sie, wie ich die Danaiden,
Zum Wasserschöpfen; Lasst sie sieden
Im Kokytos, dem Strom der Tränen.
Ich möchte all das nur erwähnen,
Damit ihr euch verinnerlicht,
Das rechte Strafmaß bei Gericht“.
„Na klar“, sprach da der Oberrichter:
„Mit dem Frosch- und Mausgelichter“,
Fuhr er fort und grinste kess,
„Machen wir kurzen Prozess“!
Die Todesgottheit Thanatos
Kreischte nur erbarmungslos.
Dann schwang sie in der Hades-Gruft,
Sich flügelschlagend in die Luft
Und drehte im Dunkel der Rotunde,
Kreise über der erlauchten Runde.
Was ihr Brüderchen betraf,
Hypnos lag im tiefsten Schlaf
Und ruhte sich noch etwas aus.
„Er rechnet auch mit vollem Haus“.
Sprach Morpheus indes burschikos.
„Morgen ist bestimmt was los“,
Ergänzte Phantsos. Darauf zum Throne,
Zu Hades hin rief Persephone:
„Mir will das Ganze nicht gefallen.
Überfüllte Hadeshallen
Sind mir ein Gräuel; weißt du noch,
Wie es hier wimmelte und roch,
Als vor tausend Jahren wir,
All die Frösche hatten hier“?
„Ach ja“, lachte der Hausherr da.
„Ich weiß noch gut, was einst geschah.
So lang ist das schon wieder her,
Dass Bacchus fuhr durchs Höllenmeer“.
Und dann erzählte er es allen,
Was damals war hier vorgefallen.
Gott Hades, während er so sprach,
Blätterte im Almanach.
„Da ist es“, hörten sie ihn lachen,
„Ich will euch gern die Freude machen“,
Und las aus altem Zeit-Journale,
Die Geschichte vor, die triviale.
„Die Frösche des Aristophanes“
Das Poem enthielt mancherlei profanes,
Was die sonst recht weltgewandten,
Untergötter noch nicht kannten.
Hades las nun mit Humor,
Aus dem alten Jahrbuch vor.
Von Dionysos dem Gott,
Der bedacht ward einst mit Spott
Von den grünen Sängerknaben,
Die Ihm zur Ehr Konzerte gaben,
Und begleiteten die Hadesfahrt
Des göttlichen auf ihre Art.
…….
wird fortgesetzt
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