Montag, 14. Februar 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 4 – 9

Noch immer in der Unterwelt

bei Hades und den Seinen


ährend

oben Frosch und Maus

Tobten ordentlich sich aus,

Herrschte im Hades Hochbetrieb.

Mehr als es dort war manchem lieb

Brachte Charon mit seinem Kahn

Via Styx nun weiter an.

Der Seelenfährmann Charon auf dem Styx

Schufterei in allen Hallen.

Von allen, die im Feld gefallen,

Kamen nun im hohen Bogen,

Ihre Seelen angeflogen.

Vorm Hades-Tor gab es Radau.

„Aha, der erste Seelenstau“,

Dacht Hades und geflissentlich,

Rieb er dabei die Hände sich.

Hermes schuftete wie toll.

Hermes der Götterbote

Der Hades war schon jetzt randvoll.

„Und das waren nur die ersten“,

Sprach er, „der Hades wird uns bersten.

Wenn dieser Krieg kein Ende nimmt,

Ist uns das Ende vorbestimmt.

Dann platzt hier alles aus den Fugen.

Am End‘, weil Frösch‘ und Mäus‘ sich schlugen,

Ist noch die Unterwelt bedroht.

Der Tierkrieg stürzt uns all in Not.

Mein Arbeitsplatz der sicher war,

Ist am Ende in Gefahr,

Wenn der Hades nach der Schlacht,

Birst und auseinanderkracht“.

„Wie gut“, dacht dankbar er darob,

Dass ich meinen Nebenjob,

Im Olymp nicht aufgegeben

Hab, auch Götter müssen leben.

Als Götterbote werde ich

Notfalls dann verdingen mich“.

Und dann sprach er festentschlossen.

„Falls der Hades wird geschlossen,

Weil überfüllt und nichts mehr frei,

Ist mir dies nicht einerlei.

Doch andrerseits, wenn du machst zu“,

Sprach er dem Pluto zugewandt,

„Verlasse ich das Totenland,

Schlüpf in meine Flügelschuh,

Der geflügelte Götterbote Hermes

Und zieh mit meinem Zauberstab,

Den ich von meinem Bruder hab,

Zu Zeus, in den Olymp hinauf.

Dort nehme ich dann Arbeit auf“.

Pluto hob darauf die Hand.

„Mal mich nicht an die Hades-Wand“,

Sprach er, „das ist doch Lug und Trug,

Wir haben Platz hier noch genug.

Ich bitt dich, schnapp dir eine Leiter

Und führ die Mäuseseelen weiter

In den Tartaros hinab,

Wo ich genügend Platz noch hab.

Den Rest werfe den Geiern vor,

Die unten am Erebos-Tor,

Gierig warten, drauf versessen,

Die Mäuseseelen aufzufressen.

Ich bitte dich, ach sei so nett,

Füttere die Geier fett,

Damit wir, wenn ein Fest wir haben,

Sie grillen um uns dran zu laben.

Die Froschseelen, die grünen miesen,

Bring zu den Aspodeloswiesen.

Dort am Pyriphlegethon,

Wartet Persephone schon,

Um an des Feuerstromes Quellen,

Den Seelengarten zu bestellen“.

Gesagt, getan so wurd‘s gemacht.

Die Seelen, die ihr Hermes bracht,

Pflanzte Persephone ein,

Auf ihrem unfruchtbarem Hain.

Als der Acker war bestellt,

Legte sie ein Seelenfeld

Auf dem Grundstück nebenan,

Im Land der Kimerier an.

Die Fläche, tausend Hektar groß,

Eignete sich ganz famos,

Die Seelen dort verborgen,

Fürs Erste zu entsorgen.

Im Hades war die Hölle los.

Der Seelenandrang war so groß,

Dass Pluto seinen Bruder bat,

Um Unterstützung und um Rat.

Dreimal siebeneins spontan

Gewählt schon war der andre dran.

„Zeus, Obergott und grundsolide“,

So meldete sich der Kronide

Im Olymp auf seinem Thron.

Der Bruder via Telefon,

Sprach zu Zeus: „Das Kriegsproblem

Ist mir nicht grad angenehm.

Seit heute Morgen schon Millionen

Neue Seelen, die zum Wohnen,

Sich in meinen Hades zwängen.

Sie drängen sich schon auf den Gängen.

Wenn der Krieg so weitergeht,

Für uns hier die Gefahr besteht,

Dass das gesamte Totenreich

Kollabiert. Wie folgenreich

Das auch für euch da oben wäre,

Ich dir nicht weiter erst erkläre.

Ich bin sicher, dir ist klar,

Die Götterwelt ist in Gefahr.

Ich denk, du solltest endlich nun,

Gegen diesen Krieg was tun.

Ich bitt dich Bruder, mach was, schnell.

Beende dieses Tierduell.

Soll er nicht gegen uns sich wenden,

Musst du diesen Krieg beenden.

Mach Schluss mit dem Martyrium,

Sonst kommen wir noch alle um.

Ich werd hier unten noch verrückt,

Oder von Seelen totgedrückt.

Elf Millioneneinhundertelftausend-

Und einhundertsiebzehn Seelen,

Ich will die Zahl dir nicht verhehlen,

Heut Morgen schon. Das Tagessoll

Liegt bei tausend. Wir sind voll!

Mir scheint, dir ist noch gar nicht klar,

Dass auch der Olymp ist in Gefahr.

Falls die Tiere weitertoben,

Droht Gefahr auch euch da oben.

Wie wollt als Götter ihr bestehen

Wenn eure Völker untergehen?

Am Ende kommt ihr alle um,

Durch Nichtstun noch im Vakuum.

Ich bitt dich Bruder, schreite ein,

Sonst wird es unser Ende sein.

Und ohne uns, auf dieser Welt,

Wär wahrlich es gar schlecht bestellt“!

„Na gut“, sprach Zeus, „jetzt werd ich ruh’n

Und abends was dagegen tun.

Die Finsternis der frühen Nacht,

Wird unterbrechen ihre Schlacht.

Wenn sie verschwunden sind, perdù,

Hast du Zeit bis morgen Früh,

Die ganze Nacht, ohn‘ langes Säumen,

Deinen Hades aufzuräumen.

Pferch alle, die vom Schlachtfeld stammen

Im Hades ordentlich zusammen.

Und wenn’s nicht anders geht, mein Gott,

Dann verbrenn sie, sapperlot!

Morgen Früh, punkt drei vor acht

Geht’s weiter. Die Entscheidungsschlacht

Bringt dir nochmals, es muss sein,

Gut sechs Millionen Seelen ein.

Doch dann, und das versprech‘ ich dir,

Gönn ich ein kleines Päuschen mir,

Denn das hat Kronos mich gelehrt:

Kronos der brutale Vater von Zeus

Die ganzen Kriege sind nichts wert,

Wenn man den Völkern die man liebt,

Nach Kriegen die Möglichkeit nicht gibt,

Das Kriegsgeschehen zu verdauen

Und alles wieder aufzubauen,

Damit der nächste Krieg sich lohnt.

So sind hier oben wir’s gewohnt,

Und weil das so ist, so lang wir leben

Müsst ihr uns folgen unten, eben.

Dann legte er den Hörer auf

Und ergötzte sich am Schlachtverlauf.

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.