Teil 4 – 9
Noch immer in der Unterwelt
bei Hades und den Seinen
oben Frosch und Maus
Tobten ordentlich sich aus,
Herrschte im Hades Hochbetrieb.
Mehr als es dort war manchem lieb
Brachte Charon mit seinem Kahn
Via Styx nun weiter an.
Der Seelenfährmann Charon auf dem Styx
Schufterei in allen Hallen.
Von allen, die im Feld gefallen,
Kamen nun im hohen Bogen,
Ihre Seelen angeflogen.
Vorm Hades-Tor gab es Radau.
„Aha, der erste Seelenstau“,
Dacht Hades und geflissentlich,
Rieb er dabei die Hände sich.
Hermes schuftete wie toll.
Hermes der Götterbote
Der Hades war schon jetzt randvoll.
„Und das waren nur die ersten“,
Sprach er, „der Hades wird uns bersten.
Wenn dieser Krieg kein Ende nimmt,
Ist uns das Ende vorbestimmt.
Dann platzt hier alles aus den Fugen.
Am End‘, weil Frösch‘ und Mäus‘ sich schlugen,
Ist noch die Unterwelt bedroht.
Der Tierkrieg stürzt uns all in Not.
Mein Arbeitsplatz der sicher war,
Ist am Ende in Gefahr,
Wenn der Hades nach der Schlacht,
Birst und auseinanderkracht“.
„Wie gut“, dacht dankbar er darob,
Dass ich meinen Nebenjob,
Im Olymp nicht aufgegeben
Hab, auch Götter müssen leben.
Als Götterbote werde ich
Notfalls dann verdingen mich“.
Und dann sprach er festentschlossen.
„Falls der Hades wird geschlossen,
Weil überfüllt und nichts mehr frei,
Ist mir dies nicht einerlei.
Doch andrerseits, wenn du machst zu“,
Sprach er dem Pluto zugewandt,
„Verlasse ich das Totenland,
Schlüpf in meine Flügelschuh,
Der geflügelte Götterbote Hermes
Und zieh mit meinem Zauberstab,
Den ich von meinem Bruder hab,
Zu Zeus, in den Olymp hinauf.
Dort nehme ich dann Arbeit auf“.
Pluto hob darauf die Hand.
„Mal mich nicht an die Hades-Wand“,
Sprach er, „das ist doch Lug und Trug,
Wir haben Platz hier noch genug.
Ich bitt dich, schnapp dir eine Leiter
Und führ die Mäuseseelen weiter
In den Tartaros hinab,
Wo ich genügend Platz noch hab.
Den Rest werfe den Geiern vor,
Die unten am Erebos-Tor,
Gierig warten, drauf versessen,
Die Mäuseseelen aufzufressen.
Ich bitte dich, ach sei so nett,
Füttere die Geier fett,
Damit wir, wenn ein Fest wir haben,
Sie grillen um uns dran zu laben.
Die Froschseelen, die grünen miesen,
Bring zu den Aspodeloswiesen.
Dort am Pyriphlegethon,
Wartet Persephone schon,
Um an des Feuerstromes Quellen,
Den Seelengarten zu bestellen“.
Gesagt, getan so wurd‘s gemacht.
Die Seelen, die ihr Hermes bracht,
Pflanzte Persephone ein,
Auf ihrem unfruchtbarem Hain.
Als der Acker war bestellt,
Legte sie ein Seelenfeld
Auf dem Grundstück nebenan,
Im Land der Kimerier an.
Die Fläche, tausend Hektar groß,
Eignete sich ganz famos,
Die Seelen dort verborgen,
Fürs Erste zu entsorgen.
Im Hades war die Hölle los.
Der Seelenandrang war so groß,
Dass Pluto seinen Bruder bat,
Um Unterstützung und um Rat.
Dreimal siebeneins spontan
Gewählt schon war der andre dran.
„Zeus, Obergott und grundsolide“,
So meldete sich der Kronide
Im Olymp auf seinem Thron.
Der Bruder via Telefon,
Sprach zu Zeus: „Das Kriegsproblem
Ist mir nicht grad angenehm.
Seit heute Morgen schon Millionen
Neue Seelen, die zum Wohnen,
Sich in meinen Hades zwängen.
Sie drängen sich schon auf den Gängen.
Wenn der Krieg so weitergeht,
Für uns hier die Gefahr besteht,
Dass das gesamte Totenreich
Kollabiert. Wie folgenreich
Das auch für euch da oben wäre,
Ich dir nicht weiter erst erkläre.
Ich bin sicher, dir ist klar,
Die Götterwelt ist in Gefahr.
Ich denk, du solltest endlich nun,
Gegen diesen Krieg was tun.
Ich bitt dich Bruder, mach was, schnell.
Beende dieses Tierduell.
Soll er nicht gegen uns sich wenden,
Musst du diesen Krieg beenden.
Mach Schluss mit dem Martyrium,
Sonst kommen wir noch alle um.
Ich werd hier unten noch verrückt,
Oder von Seelen totgedrückt.
Elf Millioneneinhundertelftausend-
Und einhundertsiebzehn Seelen,
Ich will die Zahl dir nicht verhehlen,
Heut Morgen schon. Das Tagessoll
Liegt bei tausend. Wir sind voll!
Mir scheint, dir ist noch gar nicht klar,
Dass auch der Olymp ist in Gefahr.
Falls die Tiere weitertoben,
Droht Gefahr auch euch da oben.
Wie wollt als Götter ihr bestehen
Wenn eure Völker untergehen?
Am Ende kommt ihr alle um,
Durch Nichtstun noch im Vakuum.
Ich bitt dich Bruder, schreite ein,
Sonst wird es unser Ende sein.
Und ohne uns, auf dieser Welt,
Wär wahrlich es gar schlecht bestellt“!
„Na gut“, sprach Zeus, „jetzt werd ich ruh’n
Und abends was dagegen tun.
Die Finsternis der frühen Nacht,
Wird unterbrechen ihre Schlacht.
Wenn sie verschwunden sind, perdù,
Hast du Zeit bis morgen Früh,
Die ganze Nacht, ohn‘ langes Säumen,
Deinen Hades aufzuräumen.
Pferch alle, die vom Schlachtfeld stammen
Im Hades ordentlich zusammen.
Und wenn’s nicht anders geht, mein Gott,
Dann verbrenn sie, sapperlot!
Morgen Früh, punkt drei vor acht
Geht’s weiter. Die Entscheidungsschlacht
Bringt dir nochmals, es muss sein,
Gut sechs Millionen Seelen ein.
Doch dann, und das versprech‘ ich dir,
Gönn ich ein kleines Päuschen mir,
Denn das hat Kronos mich gelehrt:
Kronos der brutale Vater von Zeus
Die ganzen Kriege sind nichts wert,
Wenn man den Völkern die man liebt,
Nach Kriegen die Möglichkeit nicht gibt,
Das Kriegsgeschehen zu verdauen
Und alles wieder aufzubauen,
Damit der nächste Krieg sich lohnt.
So sind hier oben wir’s gewohnt,
Und weil das so ist, so lang wir leben
Müsst ihr uns folgen unten, eben.
Dann legte er den Hörer auf
Und ergötzte sich am Schlachtverlauf.
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