Teil 4 – 1
Im Olymp
hoch und trocken
Ging ein Ah-und Oh-Frohlocken
Durch die Schaar der Götter, die
Auf den Wolken vis a vis,
Dem Schlachtfelde bereit schon saßen,
Hochangespannt über alle Maßen,
Um unter sich dem Kriegsgeschehen,
Der beiden Völker zuzusehen.
„Endlich“, sprach Gottvater Zeus,
„geht es los. Frösche und Mäus,
Sind es heute, die sich schlagen.
Wer will eine Prognose wagen,
Wer gewinnt, was denkt ihr wohl“?
Ares aufs Geradewohl,
Sprach dem Vater zugewandt:
„Die Schlacht wird heut höchst interessant,
Denn die Soldaten sind vom Fache.
Auch ist im Spiel heut Zorn und Rache,
Und das ist neben Tapferkeit und Mut
Das weiß ich aus eigener Erfahrung, gut“.
„Ach was“, rief da Athene laut:
„Pausback wie ein Argonaut,
Wird mit der Marine kommen.
Ich bin zwar nicht voreingenommen,
Oder für die Frösche gar Partei,
Doch fest steht, bei der Streiterei,
Werden die Frösche heut gewinnen,
Weil bessre Taktik sie ersinnen.
Sie sind, was selbst ein Blinder sieht,
Überlegen auf jeglichem Gebiet.
Im braungrünen Fleckfiebergewand,
Sind bestens sie getarnt im Krieg.
Sie kämpfen im Wasser wie an Land.
Deshalb tippe ich auf ihren Sieg.
Auch sind sie klüger obendrein,
Als ihr Feind, das kann kein Nachteil sein.
Auch schwimmen sie besser als die Mäus,
Denn sie tragen alle Flossen.
Und außerdem sie sie entschlossen
Den guten Ruf sich zu bewahren,
Welchen seit Millionen von Jahren
Sie verteidigen von Tag zu Tag“.
„Ach hör mir auf, mit diesem Quak“,
Erwiderte ihr darauf Zeus:
„Wenn sie ihre Flossen brauchen,
Nicht wieder nur zum Untertauchen“,
So lachte zynisch er zurück,
„Nur dann, und mit ein bisschen Glück,
Könnten sie die graue Meute,
So denk auch ich, besiegen heute“.
„Lass uns wetten, 100 Stater“,
Sprach Apollo da zum Vater.
„Ich setze auf die Mäus, so halt dagegen“.
„Okay“, sprach der, „na meinetwegen;
Wenn du zu viel Mäuse hast,
Dann schlag ein; solcherlei Ballast,
Nehme ich die gerne ab,
Denn ich bin gerad sehr knapp
Weil meine Töchter durch ihr Prassen,
Geplündert haben meine Kassen,
Und meine Söhne mir nichts borgen.
Wer wettet noch ein paar Obolen,
Zu lindern heut noch meine Sorgen“,
Fragte er dann unverhohlen.
Hermes, der an der Lyra saß,
Antwortete: „Na gut zum Spaß
Setz ich, Dir sei‘s eine Lehr‘,
Zehn Minen auf das Mäuseheer.
Doch ich denk, du wirst verlieren.
Die Zähne sind scharf bei diesen Tieren.
Und auch die spitzen, scharfen Krallen,
Werden den Fröschen nicht gefallen.
Sie tragen auch den bessern Schild.
Kurz und gut, die Wette gilt“.
„Das nenn ich Mut“, Sprach Zeus zum Sohn
Und rechnete im Stillen schon
Den Reinverdienst aus, an der Wette.
„Eine Summe, eine nette“,
So dacht bei sich der Obergott.
Zum Bruder Poseidon im Spott,
Stichelte nun weiter er:
„Du bist wohl auch fürs Mäuseheer?
Setz dein Geld, ich wett mit dir;
Die Frösche gewinnen und ich kassier“.
Poseidon, derart animiert
Hat nicht länger sich geziert.
„Zehn Talente lob ich aus
Auf den Sieg der grauen Maus,
Die sich Schinkenklauber nennt
Und die hier jeder Gott schon kennt.
Wie sie zu siegen bin gewillt
Ich ebenfalls, die Wette gilt“.
Dem alten Zeus gar sehr gefiel,
An diesem Tag, das Kriegswettspiel.
„Hera“ rief er, „Was meinst du?
Gib deinen Senf doch auch dazu.
Wer denkst du, wird drunten auf Erden,
Im Kampfe heut, der Sieger werden“?
„Kriege“, sprach darauf sein Weib,
„Sind der Männer Zeitvertreib.
Bei diesem Spiel gibt’s keinen Sieger.
Schade um all die jungen Krieger,
Die im Kampf ihr Leben lassen.
Ich wette, dass bei beiden Rassen,
Ganz sicherlich die Dummheit siegt.
Erst wenn der Held im Blute liegt,
Erkennt er und sieht schmerzlich ein,
Wie unscheinbar er ist und klein“.
„Ach Hera, Du verdirbst mir doch,
Den ganzen Spaß am Kriege noch“,
Hielt Zeus darauf dem Weib entgegen.
„Artemis“, sprach er dann verlegen,
Zu Apollos Schwesterlein;
„Was setzt denn du als Wettpfand ein“?
Die Tochter darauf wohlerzogen:
„Ich geb‘ dir meinen Pfeil samt Bogen,
Wenn die Frösche bis zur Nacht,
Siegreich waren in der Schlacht.
Der Pfeil, weil er unfehlbar ist,
Im Finstern und um Ecken trifft,
Ist wertvoll. Hundert Silberlinge,
Dazu noch meines Schwertes Klinge.
All das ist dein, wenn Du gewinnst.
Gewinne ich, gib unverzinst
Ein Darlehen mir, mit Gottvertrauen,
Denn ich möchte ein Jagdschloss bauen“.
„Gut“, sprach Zeus, so soll es sein.
Er hielt die Hand hin; sie schlug ein.
Hephaistos rief, quer durch den Saal:
„Mir ist, wer heut gewinnt, egal,
Doch da ich wett fürs Leben gern,
Setz auf die Mäus ich, insofern,
Dir als Einsatz zwei Obolen
Genügen: Meine ganzen Kohlen,
Sind, dir ist das ja bekannt,
Futsch, mit der Schmiede abgebrannt,
Als dir von deinem Donnerkeil,
Als du ihn gen Troja warfst,
Abgebrochen ist ein Teil
Und mir die Werkstatt hat zerstört.
Doch was Du jetzt schon wissen darfst.
Falls ich gewinne gegen Dich,
Bau eine neue Schmiede ich.
Zeus hat schon nicht mehr hingehört
Weil des Meisters Gattin Aphrodite
Zu ihm sprach: „Was ich dir biete,
Kannst du dir für Geld nicht kaufen.
Wenn das Mausvolk siegt beim Raufen.
Bekommst du, das verspreche ich,
Liebe pur, verschenkt durch mich.
Siegen die Frösche, dann gibst Du,
Zwanzig Drachmen noch dazu“.
Dementer, ihre Nachbarin,
Erkannte der Rede Hintersinn.
Eifersüchtig sprach sie drauf:
„Du Hure, bietest feil zum Kauf
Dich gar noch deinem eig‘nen Vater
Für ein paar Talente oder Stater.
Schändest mit ihm Götterblut.
Was seid ihr für `ne üble Brut“.
„Pfui Hades“, zeterte sie weiter
Weil sich so was nicht gebührt
Und verließ den Saal über die Leiter,
Die vom Olymp zum Ida führt.
Höhnisch begleitet vom lauten Gejohle
Der andern in der Metropole
Im Zentrum der Macht, im großen Saal
Der olympischen Götter dazumal.
„Ruhe“, brüllte da der Boss
Aus dem oberen Geschoss.
„Bevor es zu dem Inzest kommt,
Es mich zu wetten erst noch frommt.
Als nächster ist der Geißfuß Pan
Mit seinem Wetteinsatze dran“!
„Ja was setzt der Hirtengott“?
Lachte Dionysos im Spott.
„Vermutlich seinen Bocksbeinfuß
Den lüsternen Nymphen zum Verdruss,
Oder sogar seine Flöte.
Wenn er die als Einsatz böte.
Dann könnte Papa Zeus für wahr,
Ohne jegliche Gefahr
Ohne etwas zu verbocken,
Die Weiber all ins Teichschilf locken,
So wie der geile Geißbock Pan
Es mit Pitys und Syrinx getan“.
Schallend lachten da die Götter.
Zeus zugewandt jedoch dem Spötter,
Sprach: „Überleg Dionysos,
Welches Volk wird heute siegen,
Und welches dem andern unterliegen?
Ich wett mit dir um ein Fass Wein,
Die Frösche werden siegreich sein“.
„Ach was“, sprach trotzig da der Sohn,
„Ich wett auf meinen eignen Thron,
Dass diesen tollpatschigen Tieren,
Eines gelingt nur, das Verlieren“!
„Das nenn ich Mut, ja das sind Worte!
Ich wollt‘ ich hätt‘ von deiner Sorte,
Noch ein paar Söhne obendrein“,
Sprach Zeus, „das würde lustig sein“!
Pan kramte indes nach seiner Flöte.
Dass er sie als Einsatz böte,
Ließ er darauf wettbeflissen,
Den Herrn des Himmels zaghaft wissen.
„Wenn die Mäuse“, sprach er, „siegen“,
Sollst du fürwahr die Flöte kriegen.
Der Entschluss fällt mir nicht leicht.
Mit ihr hab ich schon viel erreicht.
Ohne die Flöte, all die Nymphen,
Die ich dank ihr im Schilf genommen,
Werden nicht mehr mit mir kommen,
Sie werden nur die Nase rümpfen,
Und womöglich mich verspotten,
Oder „geiler Bock“ mich nennen
So dreist und frech und hartgesotten,
Wie Dionysos dein versoffener Sohn,
Im Suff es oft mir antat schon.
Alle werden weg mir rennen
Und keine mehr, wie jetzt zu Willen
Mir noch sein um meine Lust zu stillen.
Du siehst, meine Sorge ist sehr groß.
Die halbe Herde wär ich los
Wenn die Wette ich verliere
Bis auf ein paar versprengte Tiere.
Doch sag mir Zeus, was setzt du ein?
Was bekomme ich von dir
Wenn die Armee von Hüpfgetier,
Wie ich wett, sollt Sieger sein“?
Der Göttervater arg verdutzt,
Hat einen Augenblick gestutzt.
Dann sprach er feierlich zu Pan.
„Einen Rock aus Saffian“.
Nochmals sprach der Göttervater:
„Pallas Athene,wie viele Stater,
Darf ich für dich notieren jetzt,
Die Du auf die Frösche setzt“?
Da senkte die das Augenlid.
„Ich bin noch immer nicht liquid“.
„Wie wär’s mit deiner Schuldenlast
Die du noch beim Schneider hast“,
Sprach ihr alter Vater heiter
Zu Pallas seinem Mädchen weiter.
„Gewinnst Du, zahle ich dem Schneider,
Die Schulden und schenk dir zwei Kleider.
Verlierst Du, bekomm ich deinen Schild.
Auf den bin ich schon lange wild.
Er könnte mir hier oben nützen
Um mich vor Hera zu beschützen,
Die immer öfter in letzter Zeit,
Ohne Grund, mit mir sucht Streit“.
„Ach Papa“ sprach die Tochter froh,
„Das Geld für Kleid und Paletot,
All die Schulden, nicht zu fassen,
Willst dem Pfuscher du erlassen?
Den jedes Weib hier oben kennt,
Weil Schneider er sich weiter nennt.
Und dann hat sie froh gelacht:
„Ich wett, Pausback gewinnt die Schlacht.
Ich drück ihm dazu beide Daumen,
Und werde ein Fest ihm anberaumen,
Wenn er siegreich dieser Schlacht
Unten ein gutes Ende macht.
Wenn er für mich den Krieg gewinnt,
Werde allzeit ich ihm wohlgesinnt,
Bis ans Ende meiner Tage sein.
Ich werd ihn küssen diesen Frosch
Und werde glücklich mit ihm sein.
Was stört mich seine breite Gosch.
Vielleicht stimmt ja, was man sagt,
Dass ein Prinz ist, der da quakt.
Vermutlich traf ihn Leto's Fluch,
Als er in Lykien zu Besuch,
bei Jobates dem König weilte
Und sein Schicksal mit den Bauern teilte.
Dem armen Kerl; ganz aus Versehen
Ist Unrecht an jenem Teich geschehen,
Am dem Latona gegen den Willen,
Der Bauern wollt den Durst einst stillen.
Der Prinz, so berichtet es die Sage,
War unterwegs an jenem Tage
Und hielt Rast am Schilfrand wo
Leto Rast hielt ebenso.
Dort hat ihn dann das Wort ereilt,
Dass sie den Bauern mitgeteilt.
Der arme Mann seit jenem Zwist,
In einen Frosch verwandelt ist“.
„Athene“, sprach vertrauensvoll,
Zu ihrem Halbbruder Apoll,
„Du warst dabei, damals am Teich,
Drunten dort im Lykier-Reich
Und auch Artemis hat gesehen,
Was damals ist im Schilf geschehen.
Wer war der Prinz, berichtet mir,
Der heut noch ist ein grünes Tier“?
Apollo auf die Frage sprach:
Apollo
„Ich erinner‘ mich nur schwach,
Es war ein Mann, mit feinen Zügen“
Und weiter sprach er mit Vergnügen:
„Doch richteten unsere Interessen,
Auf Mamas Brust sich zwecks dem Essen.
Artemis links und ich daneben.
Was hatten wir einst für ein Leben,
Als wir, noch klein und unerfahren,
Mit Mutter dort am Froschteich waren.
Den ganzen Tag an ihrer Brust,
Hei was war das für `ne Lust,
Damals am reichen Busen der Natur.
Ich sag euch es war Luxus pur,
Den uns damals Mama bot“.
Latona wurde ein wenig rot,
Während homerisches Gelächter
Erfüllte laut die heiligen Hallen.
Da Götter keine Kostverächter,
Hatte die Rede ihnen sehr gefallen.
Auch hatten sie ihren Spaß daran,
Wie Pallas Athene für den Mann,
Der unten kämpfend nun als Frosch,
Tapfer das Mäuseheer verdrosch,
Sich begann zu interessieren.
Artemis, sie zu schikanieren
Sprach: „Als ich an Mutters Busen lag,
Drang an mein Ohr ein leises Quak.
Es kam mir nicht sehr lykisch vor.
Ich hab den Klang noch heut im Ohr.
Es hörte sich trojanisch an.
Ich denk, es war von dort ein Mann.
Vielleicht Paris, Hektor oder Deiphobos.
Wieder lachten voller Spott
Die Götter und der Obergott.
Pallas, Athene schier von Sinnen,
Dacht bei sich: „Er muss gewinnen“
Wie er das macht ist einerlei.
Am besten ist, ich steh ihm bei!
Dann griff sie ohne jedwedes Gegenwort
Nach ihrer Rüstung und dem Schwert
Und stahl sich leis und heimlich fort.
„Das sind mir neue Kleider wert“,
Schmunzelte sie insgeheim
Als sie mit sich war allein.
„Die Wetten sind nun abgemacht“,
Sprach Zeus und ergänzte seinen Satz,
„Wenden wir uns nun der Schacht,
Alle vom besten Aussichtsplatz
Beobachtend in aller Ruh
Und dem Kriegsgeschehen zu“.
Heimlich indessen und raffiniert
Rechnete er die Wetten durch.
Großzügig zum eigenen Vorteil kalkuliert
Entschied Gott Zeus sich für den Lurch.
König Pausback-----
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