Sonntag, 6. Februar 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 4 – 1

Im Olymp

m Olympus,

hoch und trocken

Ging ein Ah-und Oh-Frohlocken

Durch die Schaar der Götter, die

Auf den Wolken vis a vis,

Dem Schlachtfelde bereit schon saßen,

Hochangespannt über alle Maßen,

Um unter sich dem Kriegsgeschehen,

Der beiden Völker zuzusehen.

„Endlich“, sprach Gottvater Zeus,

„geht es los. Frösche und Mäus,

Sind es heute, die sich schlagen.

Wer will eine Prognose wagen,

Wer gewinnt, was denkt ihr wohl“?

Ares aufs Geradewohl,

Sprach dem Vater zugewandt:

„Die Schlacht wird heut höchst interessant,

Denn die Soldaten sind vom Fache.

Auch ist im Spiel heut Zorn und Rache,

Und das ist neben Tapferkeit und Mut

Das weiß ich aus eigener Erfahrung, gut“.

„Ach was“, rief da Athene laut:

„Pausback wie ein Argonaut,

Wird mit der Marine kommen.

Ich bin zwar nicht voreingenommen,

Oder für die Frösche gar Partei,

Doch fest steht, bei der Streiterei,

Werden die Frösche heut gewinnen,

Weil bessre Taktik sie ersinnen.

Sie sind, was selbst ein Blinder sieht,

Überlegen auf jeglichem Gebiet.

Im braungrünen Fleckfiebergewand,

Sind bestens sie getarnt im Krieg.

Sie kämpfen im Wasser wie an Land.

Deshalb tippe ich auf ihren Sieg.

Auch sind sie klüger obendrein,

Als ihr Feind, das kann kein Nachteil sein.

Auch schwimmen sie besser als die Mäus,

Denn sie tragen alle Flossen.

Und außerdem sie sie entschlossen

Den guten Ruf sich zu bewahren,

Welchen seit Millionen von Jahren

Sie verteidigen von Tag zu Tag“.

„Ach hör mir auf, mit diesem Quak“,

Erwiderte ihr darauf Zeus:

„Wenn sie ihre Flossen brauchen,

Nicht wieder nur zum Untertauchen“,

So lachte zynisch er zurück,

„Nur dann, und mit ein bisschen Glück,

Könnten sie die graue Meute,

So denk auch ich, besiegen heute“.

„Lass uns wetten, 100 Stater“,

Sprach Apollo da zum Vater.

„Ich setze auf die Mäus, so halt dagegen“.

„Okay“, sprach der, „na meinetwegen;

Wenn du zu viel Mäuse hast,

Dann schlag ein; solcherlei Ballast,

Nehme ich die gerne ab,

Denn ich bin gerad sehr knapp

Weil meine Töchter durch ihr Prassen,

Geplündert haben meine Kassen,

Und meine Söhne mir nichts borgen.

Wer wettet noch ein paar Obolen,

Zu lindern heut noch meine Sorgen“,

Fragte er dann unverhohlen.

Hermes, der an der Lyra saß,

Antwortete: „Na gut zum Spaß

Setz ich, Dir sei‘s eine Lehr‘,

Zehn Minen auf das Mäuseheer.

Doch ich denk, du wirst verlieren.

Die Zähne sind scharf bei diesen Tieren.

Und auch die spitzen, scharfen Krallen,

Werden den Fröschen nicht gefallen.

Sie tragen auch den bessern Schild.

Kurz und gut, die Wette gilt“.

„Das nenn ich Mut“, Sprach Zeus zum Sohn

Und rechnete im Stillen schon

Den Reinverdienst aus, an der Wette.

„Eine Summe, eine nette“,

So dacht bei sich der Obergott.

Zum Bruder Poseidon im Spott,

Stichelte nun weiter er:

„Du bist wohl auch fürs Mäuseheer?

Setz dein Geld, ich wett mit dir;

Die Frösche gewinnen und ich kassier“.

Poseidon, derart animiert

Hat nicht länger sich geziert.

„Zehn Talente lob ich aus

Auf den Sieg der grauen Maus,

Die sich Schinkenklauber nennt

Und die hier jeder Gott schon kennt.

Wie sie zu siegen bin gewillt

Ich ebenfalls, die Wette gilt“.

Dem alten Zeus gar sehr gefiel,

An diesem Tag, das Kriegswettspiel.

„Hera“ rief er, „Was meinst du?

Gib deinen Senf doch auch dazu.

Wer denkst du, wird drunten auf Erden,

Im Kampfe heut, der Sieger werden“?

„Kriege“, sprach darauf sein Weib,

„Sind der Männer Zeitvertreib.

Bei diesem Spiel gibt’s keinen Sieger.

Schade um all die jungen Krieger,

Die im Kampf ihr Leben lassen.

Ich wette, dass bei beiden Rassen,

Ganz sicherlich die Dummheit siegt.

Erst wenn der Held im Blute liegt,

Erkennt er und sieht schmerzlich ein,

Wie unscheinbar er ist und klein“.

„Ach Hera, Du verdirbst mir doch,

Den ganzen Spaß am Kriege noch“,

Hielt Zeus darauf dem Weib entgegen.

„Artemis“, sprach er dann verlegen,

Zu Apollos Schwesterlein;

„Was setzt denn du als Wettpfand ein“?

Die Tochter darauf wohlerzogen:

„Ich geb‘ dir meinen Pfeil samt Bogen,

Wenn die Frösche bis zur Nacht,

Siegreich waren in der Schlacht.

Der Pfeil, weil er unfehlbar ist,

Im Finstern und um Ecken trifft,

Ist wertvoll. Hundert Silberlinge,

Dazu noch meines Schwertes Klinge.

All das ist dein, wenn Du gewinnst.

Gewinne ich, gib unverzinst

Ein Darlehen mir, mit Gottvertrauen,

Denn ich möchte ein Jagdschloss bauen“.

„Gut“, sprach Zeus, so soll es sein.

Er hielt die Hand hin; sie schlug ein.

Hephaistos rief, quer durch den Saal:

„Mir ist, wer heut gewinnt, egal,

Doch da ich wett fürs Leben gern,

Setz auf die Mäus ich, insofern,

Dir als Einsatz zwei Obolen

Genügen: Meine ganzen Kohlen,

Sind, dir ist das ja bekannt,

Futsch, mit der Schmiede abgebrannt,

Als dir von deinem Donnerkeil,

Als du ihn gen Troja warfst,

Abgebrochen ist ein Teil

Und mir die Werkstatt hat zerstört.

Doch was Du jetzt schon wissen darfst.

Falls ich gewinne gegen Dich,

Bau eine neue Schmiede ich.

Zeus hat schon nicht mehr hingehört

Weil des Meisters Gattin Aphrodite

Zu ihm sprach: „Was ich dir biete,

Kannst du dir für Geld nicht kaufen.

Wenn das Mausvolk siegt beim Raufen.

Bekommst du, das verspreche ich,

Liebe pur, verschenkt durch mich.

Siegen die Frösche, dann gibst Du,

Zwanzig Drachmen noch dazu“.

Dementer, ihre Nachbarin,

Erkannte der Rede Hintersinn.

Eifersüchtig sprach sie drauf:

„Du Hure, bietest feil zum Kauf

Dich gar noch deinem eig‘nen Vater

Für ein paar Talente oder Stater.

Schändest mit ihm Götterblut.

Was seid ihr für `ne üble Brut“.

„Pfui Hades“, zeterte sie weiter

Weil sich so was nicht gebührt

Und verließ den Saal über die Leiter,

Die vom Olymp zum Ida führt.

Höhnisch begleitet vom lauten Gejohle

Der andern in der Metropole

Im Zentrum der Macht, im großen Saal

Der olympischen Götter dazumal.

„Ruhe“, brüllte da der Boss

Aus dem oberen Geschoss.

„Bevor es zu dem Inzest kommt,

Es mich zu wetten erst noch frommt.

Als nächster ist der Geißfuß Pan

Mit seinem Wetteinsatze dran“!

„Ja was setzt der Hirtengott“?

Lachte Dionysos im Spott.

„Vermutlich seinen Bocksbeinfuß

Den lüsternen Nymphen zum Verdruss,

Oder sogar seine Flöte.

Wenn er die als Einsatz böte.

Dann könnte Papa Zeus für wahr,

Ohne jegliche Gefahr

Ohne etwas zu verbocken,

Die Weiber all ins Teichschilf locken,

So wie der geile Geißbock Pan

Es mit Pitys und Syrinx getan“.

Schallend lachten da die Götter.

Zeus zugewandt jedoch dem Spötter,

Sprach: „Überleg Dionysos,

Welches Volk wird heute siegen,

Und welches dem andern unterliegen?

Ich wett mit dir um ein Fass Wein,

Die Frösche werden siegreich sein“.

„Ach was“, sprach trotzig da der Sohn,

„Ich wett auf meinen eignen Thron,

Dass diesen tollpatschigen Tieren,

Eines gelingt nur, das Verlieren“!

„Das nenn ich Mut, ja das sind Worte!

Ich wollt‘ ich hätt‘ von deiner Sorte,

Noch ein paar Söhne obendrein“,

Sprach Zeus, „das würde lustig sein“!

Pan kramte indes nach seiner Flöte.

Dass er sie als Einsatz böte,

Ließ er darauf wettbeflissen,

Den Herrn des Himmels zaghaft wissen.

„Wenn die Mäuse“, sprach er, „siegen“,

Sollst du fürwahr die Flöte kriegen.

Der Entschluss fällt mir nicht leicht.

Mit ihr hab ich schon viel erreicht.

Ohne die Flöte, all die Nymphen,

Die ich dank ihr im Schilf genommen,

Werden nicht mehr mit mir kommen,

Sie werden nur die Nase rümpfen,

Und womöglich mich verspotten,

Oder „geiler Bock“ mich nennen

So dreist und frech und hartgesotten,

Wie Dionysos dein versoffener Sohn,

Im Suff es oft mir antat schon.

Alle werden weg mir rennen

Und keine mehr, wie jetzt zu Willen

Mir noch sein um meine Lust zu stillen.

Du siehst, meine Sorge ist sehr groß.

Die halbe Herde wär ich los

Wenn die Wette ich verliere

Bis auf ein paar versprengte Tiere.

Doch sag mir Zeus, was setzt du ein?

Was bekomme ich von dir

Wenn die Armee von Hüpfgetier,

Wie ich wett, sollt Sieger sein“?

Der Göttervater arg verdutzt,

Hat einen Augenblick gestutzt.

Dann sprach er feierlich zu Pan.

„Einen Rock aus Saffian“.

Nochmals sprach der Göttervater:

„Pallas Athene,wie viele Stater,

Darf ich für dich notieren jetzt,

Die Du auf die Frösche setzt“?

Da senkte die das Augenlid.

„Ich bin noch immer nicht liquid“.

„Wie wär’s mit deiner Schuldenlast

Die du noch beim Schneider hast“,

Sprach ihr alter Vater heiter

Zu Pallas seinem Mädchen weiter.

„Gewinnst Du, zahle ich dem Schneider,

Die Schulden und schenk dir zwei Kleider.

Verlierst Du, bekomm ich deinen Schild.

Auf den bin ich schon lange wild.

Er könnte mir hier oben nützen

Um mich vor Hera zu beschützen,

Die immer öfter in letzter Zeit,

Ohne Grund, mit mir sucht Streit“.

„Ach Papa“ sprach die Tochter froh,

„Das Geld für Kleid und Paletot,

All die Schulden, nicht zu fassen,

Willst dem Pfuscher du erlassen?

Den jedes Weib hier oben kennt,

Weil Schneider er sich weiter nennt.

Und dann hat sie froh gelacht:

„Ich wett, Pausback gewinnt die Schlacht.

Ich drück ihm dazu beide Daumen,

Und werde ein Fest ihm anberaumen,

Wenn er siegreich dieser Schlacht

Unten ein gutes Ende macht.

Wenn er für mich den Krieg gewinnt,

Werde allzeit ich ihm wohlgesinnt,

Bis ans Ende meiner Tage sein.

Ich werd ihn küssen diesen Frosch

Und werde glücklich mit ihm sein.

Was stört mich seine breite Gosch.

Vielleicht stimmt ja, was man sagt,

Dass ein Prinz ist, der da quakt.

Vermutlich traf ihn Leto's Fluch,

Als er in Lykien zu Besuch,

bei Jobates dem König weilte

Und sein Schicksal mit den Bauern teilte.

Dem armen Kerl; ganz aus Versehen

Ist Unrecht an jenem Teich geschehen,

Am dem Latona gegen den Willen,

Der Bauern wollt den Durst einst stillen.

Der Prinz, so berichtet es die Sage,

War unterwegs an jenem Tage

Und hielt Rast am Schilfrand wo

Leto Rast hielt ebenso.

Dort hat ihn dann das Wort ereilt,

Dass sie den Bauern mitgeteilt.

Der arme Mann seit jenem Zwist,

In einen Frosch verwandelt ist“.

„Athene“, sprach vertrauensvoll,

Zu ihrem Halbbruder Apoll,

„Du warst dabei, damals am Teich,

Drunten dort im Lykier-Reich

Und auch Artemis hat gesehen,

Was damals ist im Schilf geschehen.

Wer war der Prinz, berichtet mir,

Der heut noch ist ein grünes Tier“?

Apollo auf die Frage sprach:


Apollo

„Ich erinner‘ mich nur schwach,

Es war ein Mann, mit feinen Zügen“

Und weiter sprach er mit Vergnügen:

„Doch richteten unsere Interessen,

Auf Mamas Brust sich zwecks dem Essen.

Artemis links und ich daneben.

Was hatten wir einst für ein Leben,

Als wir, noch klein und unerfahren,

Mit Mutter dort am Froschteich waren.

Den ganzen Tag an ihrer Brust,

Hei was war das für `ne Lust,

Damals am reichen Busen der Natur.

Ich sag euch es war Luxus pur,

Den uns damals Mama bot“.

Latona wurde ein wenig rot,

Während homerisches Gelächter

Erfüllte laut die heiligen Hallen.

Da Götter keine Kostverächter,

Hatte die Rede ihnen sehr gefallen.

Auch hatten sie ihren Spaß daran,

Wie Pallas Athene für den Mann,

Der unten kämpfend nun als Frosch,

Tapfer das Mäuseheer verdrosch,

Sich begann zu interessieren.

Artemis, sie zu schikanieren

Sprach: „Als ich an Mutters Busen lag,

Drang an mein Ohr ein leises Quak.

Es kam mir nicht sehr lykisch vor.

Ich hab den Klang noch heut im Ohr.

Es hörte sich trojanisch an.

Ich denk, es war von dort ein Mann.

Vielleicht Paris, Hektor oder Deiphobos.

Wieder lachten voller Spott

Die Götter und der Obergott.

Pallas, Athene schier von Sinnen,

Dacht bei sich: „Er muss gewinnen“

Wie er das macht ist einerlei.

Am besten ist, ich steh ihm bei!

Dann griff sie ohne jedwedes Gegenwort

Nach ihrer Rüstung und dem Schwert

Und stahl sich leis und heimlich fort.

„Das sind mir neue Kleider wert“,

Schmunzelte sie insgeheim

Als sie mit sich war allein.

„Die Wetten sind nun abgemacht“,

Sprach Zeus und ergänzte seinen Satz,

„Wenden wir uns nun der Schacht,

Alle vom besten Aussichtsplatz

Beobachtend in aller Ruh

Und dem Kriegsgeschehen zu“.

Heimlich indessen und raffiniert

Rechnete er die Wetten durch.

Großzügig zum eigenen Vorteil kalkuliert

Entschied Gott Zeus sich für den Lurch.

König Pausback
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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.