Mittwoch, 23. Februar 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 4 – 15

aum zu

glauben, aber wahr,

Pogg’s Quappen wären, um ein Haar,

Gestorben beim Kanonenschießen,

Weil sie im schattigen Rohre schiefen.

Als Hauptmann Pogg die Salve löste,

Flogen sie, voran der größte,

Als lebendige Granaten,

Ins Feindesland, leicht angebraten.

Dort schlugen sie wie Bomben ein.

Die Wirkung sollt‘ vernichtend sein.

Rippen, Arme, Bein gebrochen,

So kamen sie zurückgekrochen.

Der Hauptmann schimpfte sie zwar aus,

Doch sie machten sich nichts draus,

Weil ihr Schmerz, was völlig klar,

Größer als sein Vorwurf war.

Doch einen Rat von ihrem Alten,

Haben für immer sie behalten.

„Falls ihr euch wiedermal legt aufs Ohr

Dann nicht in dem Kanonenrohr,

Mit welchem Mausheim wir beschießen.

Nicht unser eignes Blut soll fließen,

Das wäre doch zu viel des Guten.

Allein die Feinde sollen bluten.

Das eigne Volk durch sie zu schonen,

Ist der Kriegssinn von den Kanonen“!

Manches absonderliche Treiben,

Muss ich für euch noch hier beschreiben,

Weil das Detail erst deutlich macht,

Was so geschieht in einer Schlacht.

Dem Quak im Bruch war anbefohlen,

Beim Manntier jenes Ding zu holen,

Von dem die Mäuse mit Respekt,

Behaupten Zeus hätt’s ausgeheckt.

Am Froschteich war es unbekannt.

Der Mensch es Mausefalle nannt‘.

Diese Ding, aus Holz gemacht,

Wurde ins Mäusecamp gebracht.

Dort scharf gemacht und gut getarnt.

Damit der Feind ward nicht gewarnt,

Im Gegenteil mit etwas Speck,

Lockte man diesen ins Versteck.

Maus Speckbacke fiel darauf herein.

Die Falle schnappte, wie gemein,

Zu als die Maus ging auf Distanz.

Dabei erwischte sie’s am Schwanz.

Ihr bestes Stück wurd abgetrennt

Weil ausgelöst das Instrument

Sie hatte als sie wollte gehen,

Mit dem Schwänzchen aus Versehen.

Das war schmerzhaft, weshalb die Maus

War wütend und auf Rache aus.

Sie tat, was klug und angemessen.

Da Frösche gerne Fliegen essen,

Fing sie eine hübsche nette,

Große, leckere und richtig fette.

Mittels Nadel präpariert,

Hat das Tierchen sie platziert.

Und die Falle scharf gemacht.

Dabei hat teuflisch sie gelacht

Und ausgemalt sich, was geschieht,

Wenn ein Frosch die Fliege sieht.

Dann legte sie sich auf die Lauer.

Bereits nach einer kurzen Dauer

Kam angehüpft Frosch Quak im Bruch.

Er sah die Fliege. Beim Versuch

Das hübsche Tier sich einzufangen,

Ist es ihm gar schlecht ergangen.

Die Falle schnappte blitzschnell zu.

Den armen Frosch hat’s voll erwischt.

Als nach der Fliege er gefischt,

Traf es hart ihn auf die Nase.

Die Fliege lag betäubt im Grase

Und beide hatten ihre Ruh.

So die Moral: Der Frosch, der dralle,

Tappte in die eigne Falle.

Dort, wo er hat platziert den Speck,

Lag er nun tot im Fliegendreck.

Womit bewiesen wär, dass Siege,

Von List und Hinterlist im Kriege

Und manchmal auch von Kleinigkeiten,

Abhängig sind auf beiden Seiten.

Und eine, wie ihr alle wisst,

An erster Stell‘ die Dummheit ist.

Ein anderer Fakt, hoch interessant,

Wurd nach dem Kriege erst bekannt.

Maus Reismahlsack, ein wahrer Recke,

Mit Fliegenkäs bracht um die Ecke

Den tapferen Helden Quappenreich.

Angelockt vom nahen Teich,

Geriet er in den Hinterhalt.

Die Fliege, bildschön von Gestalt,

Welche auf dem Käse saß,

Machte dem Frosche sichtlich Spaß.

Als er sie näher hat berochen,

Hat man ihn hinterrücks erstochen.

Von einer andern Hinterlist

Im nächsten Fall die Rede ist.

Damit die Schlacht man nicht verlor,

Gingen die Mäuse taktisch vor.

Um einen Haken, frisch gefunden,

Ward ein Regenwurm gewunden,

Der, das war den Mäusen klar,

Eines Frosches Schicksal war.

Doch es sollte anders kommen,

Als man es sich vorgenommen.

Der kluge Quäk von Krötenstein

Fiel auf so was nicht herein.

Er peilte vorsichtig die Lage,

Die interessant war, keine Frage.

Er peilte mit dem linken Auge,

Ob der Wurm zum Fressen tauge.

Mit Geschick und Sachverstand,

Griff er zu dann, mit der Hand.

Gekonnt und rundum abgeklärt,

Knabberte Quäk geschickt daran

Und hat vom Wurme sich ernährt,

Ohn‘ dass er sich hat wehgetan.

Selbst die Götter mussten lachen.

„Schaut mal, was die Frösche machen

Und wie gewitzt sie sind“, sprach Zeus,

„Die übertreffen noch die Mäus“.

Zu Hera, die gleich bei ihm saß,

Ergänzte er, „Ach macht das Spaß

Diesen Kriegern zuzusehen“.

Was als nächstes ist geschehen,

Das der Frosch sich ausgedacht,

Hat allen Göttern Freud gemacht.

Denn die Geschichte ging noch weiter.

Der Frosch stieg schnell auf eine Leiter

Und hängte an den Haken dann,

Ein Stück Emmentaler an.

Drei Mäuse, die des Weges krochen,

Haben den guten Duft gerochen

Und sich nicht erst lang geziert,

Sondern spontan reagiert.

Doch die Sache hatte einen Haken.

Als sie auf dem Drahte staken,

War es freilich schon zu spät.

Im Schilf indessen aufgebläht

Saß Quäk von Krötenstein

Und grinste satt in sich hinein.

Für solcherlei Gemütlichkeit

Hatte Quax vom Rohre keine Zeit.

Mäuserich Braunpelz, der Bandit,

Drohte ihm mit Dynamit.

Die Stangen, die er mit sich trug,

Bargen Sprengstoff, viel genug,

Um aus der ganzen Froscharmee

Anzurichten Frikassee.

Das Feuerwerk, das er da bracht,

Hatte in der Silvesternacht,

Er in den frühen Morgenstunden,

Des Neujahrtags im Müll gefunden.

Jetzt trieb er damit, samt Gewehr,

Den Quax vom Rohre vor sich her.

Der Froschsoldat, und das mit Recht,

Hatte Angst vor `nem Gefecht

Mit der Maus. Er wusst‘ genau,

Hier droht der Welt der Super-Gau.

Drum sprang der Quax, die Maus wurd blass,

Ins Wasser und spritzte sie nass.

Die Bombenzünder wurden feucht.

So ist die Welt dem Gau entfleucht.

Die Götter klatschten Beifall froh.

„Die Welt bleibt uns erhalten so

Und damit allesamt auch wir,

Können weitermachen hier,

So wie wir es seit Kronos schon

Gewohnt sind auf dem Götterthron.

Das verdanken wir dem Lurch“.

Zeus atmete zufrieden durch

Und fügte an „Quax sei‘s gedankt.

Hätt er sich mit der Maus gezankt,

Dann wären den Olymp wir los

Und zudem alle arbeitslos.

Was uns bleibt ist nur das Hoffen,

Dass die unten, dort auf der Erden

Nicht noch einfallsreicher werden,

Denn sonst könnt es am End‘ geschehen

Dass die Welt mal aus Versehen

Unten so wie auch hier oben

Aus den Angeln wird gehoben“!

Drauf schwiegen alle tief betroffen.

Unten jedoch zur gleichen Zeit

Setzten die Völker fort den Streit.

Der Kampf wurd immer blutiger.

Die Krieger immer mutiger.

Frosch Dendrobates Auratus

Flitzte auf leichtem, schnellem Fuß,

Hinter dem Tennenmauser her.

Der war Soldat im Gegnerheer.

Er wollte nicht gefangen sein

Und zog deshalb sein Schwänzchen ein.

Der Frosch jedoch, mit kühnem Satz,

Ergriff am Schwanze sich den Fratz.

Mit aller Kraft, trotz Mausprotest,

Hielt er sich krampfhaft daran fest.

Die Maus, nur noch auf Flucht versteift,

Hat so zu Tode ihn geschleift.

Erst als sein Herz zum Stillstand kam,

Wurden seine Finger lahm.

Die Kraft schwand ihm und atemlos,

Ließ er das Mäuseschwänzchen los.

Weil er stur war und arg dumm,

Lag er nun auf dem Schlachtfeld rum,

Und konnte selbst nun nicht mehr fassen,

Weshalb er nicht hat losgelassen.

Ohne dass er war bedroht

Starb er. Seitdem ist er tot.

So mancher Frosch und manche Maus,

Kam aus dem Krieg nicht mehr nach Haus.

Das Schlachtfeld war schon jetzt blutrot.

Die besten Kämpfer lang schon tot.

Jene jedoch, die noch lebten

Immer noch nach Taten strebten.

Um Ihren Feldherrn zu gefallen,

Zeigten weiter sie die Krallen

Und kämpften deren dummen Kampf,

Der nichts andres war als Krampf.

Das sahen auch die Götter so,

Doch scheuten die das Risiko,

Wie auch der Chef in ihrer Mitten,

Sich mit den Völkern anzulegen,

Die unten wie Berserker nun stritten,

Die alle Kriegstaktiken kannten

Und weiter in ihr Unheil rannten.

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wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.