Mittwoch, 9. Februar 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 4 -4

en lahmen

Mauser Käseklau

Nahm Plantsch, der grüne Schwerenöter,

Aufs Korn. Er zielte haargenau

Auf ihn mit seiner Fliegentöter.

Es rumste mächtig. Nach dem Knall,

Kam der Maussoldat zu Fall.

Es hat ihm nicht mal wehgetan,

Das ist an Feuerwaffen so human!

Bevor er hinschlug war er tot.

Die geballte Ladung Schrot,

Die nun in seinem Pelze stak,

Käsklau weder schmerzte, noch erschrak.

Die Rache folgte auf den Fuß.

Aus dem Hessenland, als Gruß,

Schleuderte ein Söldner unterdessen,

einen Handkäs, der schon angefressen,

Plansch zwecks Vergeltung hinterher.

Da der Käse stank schon sehr,

Fühlte der Frosch sich arg bedroht

Und sprang in den Teich in seiner Not.

Dort, unter Wasser, Gott sei Dank,

War erträglich der Gestank.

Hingegen über Wasser dort,

Ging das Gemetzel weiter fort.

Am Schlachtfeldrand, im Eichenhain,

Wo er mal wollte, Groß und Klein,

Weil der Krieg ihm auf dem Magen

Und auf den Dickdarm war geschlagen,

Traf der Hüne Batrachus,

Auf dem Mauser Kratzefuß.

Der Frosch war just grad aus der Hose

Und wollt sich setzen für das Große,

Da stürmte der graue wild heran.

Wer weiß, was der hätte getan,

Wenn Batrachus nicht reagiert

Und den Angriff hätt‘ pariert.

Flink sprang er ganz aus dem Gewand,

Nahm fix den Muscheldolch zur Hand,

Und stach der Maus, sie war sehr stark,

Von hinten schräg ins Rückenmark.

Da lag sie nun und war hinüber:

Nachdem der Zwischenfall vorüber,

Zog Batrachus sich ganz diskret,

Zurück, was ein jeder wohl versteht,

Der im Feld bei Feindgefahr,

In solch einer Lage schon mal war.

Als er suchte grad nach einem Blatt,

Um die Notdurft zu beenden,

Da traf ein Tritt ihn in die Lenden.

Er fiel in seinen eignen Kot.

Der Mäusekrieger stach ihn tot.

Im Reflex griff der zum Schwanze

Des Gegners, doch da war die Lanze

In seinen Wanst schon eingedrungen.

So ward Frosch Batrachus bezwungen!

Indes im Busche nebenan

Saß ein andrer grüner Mann

Und presste mit verkniff‘ner Mine,

Den Frühstückswurm in die Latrine.

Dabei sah er im Augenspalt,

Durchs Eichenlaub die Mausgestalt,

Die auf dem Lokus um in der Hecke

Den Batrachus bracht um die Ecke.

Nachdem er sein Geschäft beendet,

Hat er der Pflicht sich zugewendet

Der Frosch, sein Name war Kackera.

Wie Odysseus in Ithaka,

Damals in der Freiersache,

Nahm er an dem Freunde Rache.

Er schwang die Keule, schrie „du Schuft.

Ich stoß dich in die Höllengruft“.

Dann warf den Knüppel voller Wut,

Er hinterher dem Tunichtgut.

Er traf die Maus am rechten Knie,

Worauf sie stolperte und schrie.

Schnell griff den Mörder er am Schwanz

Und ohne langen Firlefanz,

Trennte er ihm den Kopf vom Rumpf

Und warf die Teile in den Sumpf.

Er wollte grad, um Luft zu holen,

Sich setzen als auf leisen Sohlen

Troglodytes schlich durchs Schilf sich an

Zu töten ihn, im Rachewahn.

Den hat Kackera wutentbrannt,

Mit einem Degenstich entmannt.

Die Klinge drang von unten aus,

Nach oben, wo sie kam heraus.

Der Maussoldat, derart getroffen,

Legte sein Innenleben offen.

Dickdarm und Milz, als Blutgeschlinge,

Leber, Niere, Drüsen, all die Dinge,

Die mit sich führt solch eine Maus,

Quollen nun aus ihr heraus.

Der Mageninhalt welcher noch,

Nach Nüssen, Speck und Käse roch,

Ergoss sich über ihre Lenden.

„So ist es wenn Soldaten enden“,

Dacht Springering der Mäuseposten

Und zog die Flucht ins Mausloch vor.

Hotfrogger mit dem Binsenspeer,

Tapfer zwar, doch sonst ein Tor,

Lief in das Loch ihr hinterher.

Nach ein paar Metern war es aus.

Festgepfropft im Mäusehaus,

Saß er und konnte nicht zurück.

Weil zu dick sein Mittelstück,

Hing er fest im dunklen Gang.

Unheimlich war das. Ihm wurd bang.

Noch niemals hatte er im Leben,

Solche Angst gehabt wie eben.

Er hat gezappelt und gepresst,

Getreten und sich schlank gemacht.

Doch es half nichts, er saß fest

Im verdammten Mäuseschacht.

Weit vor sich im finstern Rohr,

Rief mit sarkastischem Humor,

Indes zu ihm die dreiste Maus,

„Mach‘s gut, ich gehe hinten raus“.

Das hat dem Frosch den Rest gegeben.

Ein Infarkt beendete sein Leben.

Er starb in Mausheim zehn Uhr drei.

Für ihn war nun der Krieg vorbei.

Draußen sah es nicht besser aus.

Frosch um Frosch und Maus um Maus,

Gab in der Schlacht das Leben hin.

Krotterich, mit Mörderlust im Sinn,

Zog am Schwanz gar listenreich,

Einen Mäuserich zum Teich.

Um der Maus zu schaden,

Ging er mit ihr baden.

Er zog hinab, den Schwanz im Mund,

Den Krieger Graupelz auf den Grund.

Das arme Tier ist schnell ersoffen.

Käsehöhler, zu tiefst betroffen,

Hatte den Mord im Schilf versteckt,

Mit angeseh’n und ausgeheckt,

Wie er rächen könnte sich

Am feigen Mörder Krotterich.

Als der an Land stieg, wenig später,

Schnappte er sich den Übeltäter.

Er zerrte ihn durchs Schilf zum See.

Dort mit gekonntem Griff und Dreh,

Hat er den Lurch, den nackten bloßen,

Erbarmungslos hineingestoßen.

Der Frosch ging unter, mit Effet,

Floh er tauchend durch den See.

„Was sind die Mäus für dumme Tiere“,

Dacht er bei sich im falschen Schluss.

Da traf ihn hart im Schilfreviere,

Das Wurfgeschoss, die Haselnuss,

Die Käshöhler geschleudert hatte.

Besinnungslos, weil hart getroffen,

Denn solch ein Ding ist nicht aus Watte,

Ist schließlich er im See ersoffen.

„Der hat den Gegner unterschätzt“,

Dacht Keckkecksch, der am Ufer saß

Und seinen Mücken-Proviant aß.

Da traf es auch ihn, er war entsetzt.

Ein Schwert ist in den grünen jungen,

Frosch von rücklings eingedrungen,

Welches ein berittener Soldat,

Gezielt auf ihn, geschleudert hat.

Der Kürassier, auf seinem Ross,

Sich zur Attacke nun entschloss.

Über Stock und über Stein,

Drang ins Schilf er sogar ein.

Da tief der Boden war im Sumpf,

Sank sein Reittier bis zum Rumpf,

Plötzlich ein. Der Reiter fiel.

Fürst Mix vom Laich hatt‘ leichtes Spiel,

Denn der Kürassier beim Sturz,

Fiel in eine Ohnmacht kurz.

„Ha“, dachte da Frosch Mix vom Laich,

„Warte nur, das gibt sich gleich“!

Er holte aus, dann schlug er zu.

Die Maus, von ihrer kurzen Ruh,

Das hat des Frosches Schwert vollbracht,

Ist niemals wieder aufgewacht.

Der Fürst, selbst bei der Reiterei,

Rief das graue Ross herbei.

Dann machte er dem Reittier klar,

Dass er der neue Reiter war.

Doch der Gaul, als er drauf hockte,

Wollte nicht recht und er bockte,

Und warf den Reiter schon im Trab,

Störrisch keilend, wieder ab.

Mix vom Laich, ein Frosch von Adel,

Griff zu seiner Nähstopfnadel,

Die unlängst er gefunden,

Trug als Waffe umgebunden.

Dann schwang er in den Sattel sich.

Ein dezenter Nadelstich,

Schon machte auch das Pferdchen mit.

Ab ging es im Husarenritt.

Bis zum Rohr ist er gekommen.

Dort hat ihn Knacks sich vorgenommen.

„Pass auf“, sprach er zum Frösche-Fürst,

„Was du gleich erleben wirst“!

Dann zog den Frosch er an der Flosse,

Herab von seinem hohen Rosse.

Der Mäuse-Krieger ohne Tadel,

Nahm keine Rücksicht auf den Adel.

„Gleich bist du hin“, sprach er zum Lurch

Und stieß das Schwert durch ihn hindurch.

Dann führte er es auf und nieder,

Und zog heraus es blutig wieder.

Der Fürst war tot, das war die Lage.

Er hatte Pech an diesem Tage!

Der Prinz von Quakebrück sodann,

Nahm sich des toten Fürsten an.

Er drückte ihm die Augen dicht.

Dann ging mit Gott er ins Gericht:

Die Hände flehentlich erhoben,

Sprach er zu Ihm: „Ich will Dich loben,

Von nun an und für ewiglich,

Wenn Du jetzt endlich hörst auf mich“.

Dann fiel er auf sein linkes Knie,

Indem nach oben hin er schrie:

Lieber Gott, Du Großer Du,

Hör mir endlich einmal zu.

Verflucht nochmal und sapperlot,

So hilf uns endlich Großer Gott.

Siehst Du denn nicht, welche Not,

Unserm Volk hier unten droht.

Wo liegt in diesem Krieg der Sinn?

Die besten Kumpels sind schon hin.

Mit wem soll ich zum Sumpfen geh’n ?

Willst Du mich denn nicht versteh‘n?

Ich frage Dich als Gentleman,

Auf welcher Seite stehst Du denn?

Du weißt, dass ich vertraue Dir,

Drum sag die Wahrheit endlich mir.

Doch eines sollst du jetzt schon wissen:

Wenn für die Mäus Du bist Partei,

Dann hast für ewig Du verschissen

Bei mir, dann ist es mit der Beterei

Und all dem andern frommen Stuss,

Bei mir für alle Male Schluss“!

„Darum“, sprach er geflissentlich,

„Bitt ich Dich sehr, erhöre mich.

Mach Schluss mit dem verdammten Krieg

Und schenke endlich uns den Sieg.

Wenn Du das tust, mein Himmels-Roi,

Dann bleibe ich Dir weiter treu.

Doch wenn den Sieg Du uns willst rauben,

Kann ich nicht mehr an Dich glauben.

Dann mach ich Schluss, mein Gott mit Dir

Und suche einen andern mir,

Der besser mich als Du versteht

Und reagiert auf mein Gebet.

Der Herr im Himmel schwieg diskret

Und ging nicht ein auf das Gebet.

Doch von seinem Erdenthron,

Schlich heimlich bereits durch das Rohr,

Zum Prinzen sich der Beyßkopf vor.

„Sag mal“, fauchte er bigott,

„Wie sprichst du denn mit unserm Gott,

Bitte nicht in diesem Ton“!

„Du bist“, sprach er, „noch schlimmer gar,

Als es dereinst der Elbmarx war.

Dass ich das nicht dulden kann,

Verstehst du sicher. Sei ein Mann

Und stelle Dich zum Kampfe mir,

Damit ich Antwort jetzt und hier,

Dir geb‘ auf Deine Blasphemie“.

Der Prinz auf die Tiara spie.

„Na gut“, sprach er zum Beyßkopf, „komm,

Du bist mir eh zu schwarz und fromm“.

Schnell zog das Schwert er aus der Scheide

Und dann kämpften alle beide.

Der Beyßkopf, hinter seinem Panzer,

Stritt, als wäre er ein Landser

Nun mit dem Prinz von Quakebrück.

Von oben unterstützt durch Glück,

Weil ihm der Herr war wohlgesonnen,

Nach Strich und Faden er den Frosch,

Für seine Freveltat verdrosch

Und hat den Bruderstreit gewonnen.

Der Sieger, zog zurück nach Rom,

Wo er regiert im Petersdom.

Er sitzt noch heut im Vatikan.

Sein „Hemdchen“ hat er wieder an.

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.