Dienstag, 22. Februar 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 4 – 14

m Jungvolk-Lager Quappenteich

Übte die Jugend einfallsreich,

Sich mit Ross und Schilfrohrstiel,

Indes im Reit- und Rohrstock-Spiel.

Beim spielerischen Waffen-Drill

Übten die Quappen wie Achill

Es einst in jungen Jahren tat.

Wie man ein Schwert zu führen hat.

Wie man mit der Lanze sticht,

Wie man mit dem Dolche ficht,

Aber auch, was der Schild bezweckt

Und wie man sich mit diesem deckt.

Alles, was hilfreich ist beim Militär,

Übte man ein, von ungefähr.

Auch wie, falls einmal Not am Mann,

Man seinen Gegner töten kann,

Wurde spielend raffiniert,

Den jungen Fröschen antrainiert.

Die Quappen hatten Spaß daran.

So zog den Nachwuchs man heran.

Das Spiel, das so viel Freud‘ gemacht,

Wurd blutiger Ernst nun über Nacht.

Der Lehrer sprach, „es tut mir leid,

Hier ist für euch der E-Bescheid“:

Dann verteilte er die Briefe:

„Ich wünsche Glück euch, Heil und Sieg,

Kommt gesund heim aus dem Krieg“

Dann tauchte er selbst schnell in die Tiefe,

Denn er wollte sicher sein,

Dass man ihn nicht auch rief ein.

Kolbenfuß, so das Papier,

Weil klug er war, wurd Offizier.

Im E-Bescheid stand klipp und klar,

Dass er der Held der Truppe war.

Weiter dort verzeichnet stand,

Wie man den Weg zum Schlachtfeld fand.

„Auf Männer“, sprach er, „mit Gesang,

Immer schön der Nase lang.

Ich führe euch, ihr kennt mich ja,

In einer Stunde sind wir da.

Das Froschheer sehnt uns schon herbei.

Mit Jubel-und Hurrageschrei,

Voller Sehnsucht und Verlangen

Wird man dankbar uns empfangen“.

So marschierten brustgeschwellt

Im Gleichschritt sie hinaus ins Feld.

Um siebzehn Uhr, die kleine Gruppe,

Überschritt die Hügelkuppe

Um von dort aus das Geschehen

Auf dem Schlachtfelde zu sehen.

Was man sah war grauenhaft.

Das ganze Heer dahingerafft.

Gepfählte Frösche, kaum zu ertragen,

Einer gar ans Kreuz geschlagen.

So hatte Kolbenfuß, der Held,

Den Krieg noch nie sich vorgestellt.

„Da hat man uns betrogen;

Da wurden wir belogen“.

So schoss es ihm durch sein Gehirn.

„Den Mäusen bieten wir die Stirn“

Sprach er dann: „Leute, habet Acht,

Was der Feind hat da gemacht

Ist unerhört. Die Gräueltat,

Das schwör ich hier als Frontsoldat,

Rächen wir; nicht eine Maus

Kommt lebend jemals mehr nach Haus.

Wir ertränken sie im Fluss.

So lang ich heiße Kolbenfuß,

Werd ich nicht eher ruhen mehr,

Bis ausgemerzt das Mäuseheer.

Lasst suchen uns das Lumpenpack.

Tötet jeden Schubiack,

Der euch in die Hände fällt.

Die ganze Lust am Krieg vergällt

Haben mir die grauen plumpen,

Hinterhältigen, feigen Lumpen.

Keine von ihnen soll jemals im Leben

Eine Hand wider einen Frosch erheben.

Drum tötet sie, ich bitt darum,

Bringt möglichst viele davon um“.

Dann gab Befehl er, auszuschwärmen

Und aufzuspüren, ohne zu lärmen,

Den Gegner, um ihn umzubringen.

„Lasst euch nicht vom Feind bezwingen“,

Sprach er zu den Seinen, „Nun,

Lasst, was sein muss, uns auch tun.“

Gesagt, getan wie anbefohlen,

Wollte die Mäus man nun versohlen.

Hepp und Hopp, Kachs in der Mitt‘ ,

Pirschten sie sich mutig an zu dritt.

Sie kürzten ab, quer durch den Teich.

„Den Mäusen zeigen wir es gleich,

Wer hier der Herr im Lande ist,

Dass keine jemals es vergisst“

Sprach Kachs zu Hopp; so schlichen sie

Durchs Wasser: Plötzlich vis-à-vis,

Mit einem Knüppel in der Hand,

Ein Mäusekrieger lauernd stand.

Auch was sah die graue Maus,

Bedrohlich und furchterregend aus.

Die Quappen haben in der Flucht

Schleunigst nun ihr Heil gesucht.

Die Maus wollt ihrem Aug kaum trauen.

Hepp, Hopp und Kachs sind abgehauen.

Sie grinste dabei affektiert

Und dacht „die drei sind desertiert“.

Doch während sie noch dachte so,

Ergriffen zwei sie ziemlich roh,

Von denen, die Ihr ausgewichen

Noch vor ein paar Sekunden waren.

Die hatten erneut sich angeschlichen.

Bevor die Maus sich war im Klaren

Was mit ihr plötzlich geschah,

War sie schon am Schwanz gefasst

Und hochgehievt an einem Ast.

Schrecklich laut hat sie geplärrt.

Als sie so ward hochgezerrt

Und mit dem Kopf nach unten hing,

Verpasste einer Ihr ein Ding,

Dass sie nie wieder würde Recken

Wie Hepp, Kachs oder Hopp erschrecken.

Dann, mit dem Dolche routiniert,

Stach einer zu. Sie ist krepiert!

So mancher noch, an diesem Tag,

Musst sterben, was wohl daran lag,

Dass beide Seiten auf den Sieg

Erpicht waren im Froschmäusekrieg.

Gekämpft wurd nun mit allen Tricks.

Lork Schlammrich blies, zur Abwehr fix,

Den Schallsack auf. Dies war von Nöten,

Weil ihn drei Mäuse wollten töten.

Was sich der Frosch da ausgeheckt,

Hat die Mäuse sehr erschreckt.

Doch der Schrecken hielt nicht lang.

Eine der drei im Überschwang

Der eignen Kraft und Kampfeslust,

Stach ihm ihr Schwänzchen in die Brust.

Was denkt Ihr, was geschah?

Ich weiß es, da ich selbst es sah!

Die Mäuse riss der Druck davon.

Der Frosch mit dumpfer Explosion,

Zu seinem eigenen Entsetzen,

Zerbarst in hunderttausend Fetzen.

Der Stoff aus welchem Frösche sind,

Flog bis zum Olympus mit dem Wind.

Athene hat bis abends spät,

Ein Regencape daraus genäht.

Dies macht uns hier und heute klar,

Dass auch im Olymp, am Götterschrein,

Sehr wechselhaft das Wetter war

Und nicht nur eitel Sonnenschein,

Im Reich der Götter herrschte nur.

Manchmal sank die Temperatur,

Auf Null und wenn Zeus wütend war,

Blitzte und donnerte es gar.

Als Athene später dann,

Den Umhang zog sich erstmals an,

Sprach sie zum Vater Zeus im Scherz:

Die Froschhaut ist ein Friesennerz.

Solch Mode ist der letzte Schrei,

In Aurich, Leer und Norderney.

Während das kleine Zwischenspiel

Den Göttern im Olymp gefiel

Und zur Erheiterung trug dort bei,

Hielt unten an die Schlägerei.

Beim Frosch-Maus-Völker-Rendezvous,

Ging es kein bisschen lustig zu.

Das Gegenteil, Zeus sei‘s geklagt,

War auf dem Schlachtfeld angesagt.

Die Frösche, obgleich es verboten,

Mit einem Giftgas-Angriff nun drohten.

Kochera, der die Nachricht bracht‘,

Wurde gefesselt. Schwer bewacht,

Schleppten ihn gar pöbelhaft,

Die Mäuse in Gefangenschaft.

In Mausulina wurd er später,

Hingerichtet als Verräter.

Dabei hatte er nichts verbrochen,

Sondern nur das ausgesprochen,

Was Pausback ihm, die feige Ratte,

Als Herold aufgetragen hatte.

Dabei, den Göttern sei‘s geklagt,

Hatte die Wahrheit er gesagt.

Nein er hatte nicht gelogen.

Später als Teichhupf ungezogen,

Von einem Maulwurfhügel aus,

Giftgas sprühte auf `ne Maus,

Wurde den Nagern endlich klar,

Dass sie schwebten in Gefahr.

„Gas-Alarm der Stufe drei“,

So erschallte Teichhupfs Schrei.

Die Frösche, all gefasst darauf,

Hatten längst die Masken auf.

Auch die Mäuse , nun spontan,

Legten die Schnüffeltüten an.

Maus Korner hat’s nicht mehr geschafft.

Sie wurde vom Giftgas hingerafft.

Die andern grinsten schadenfroh.

Sie wurden später ebenso,

Als ohne Maske sie getischt,

Noch vom Restgifte erwischt.

Woran man gut erkennen kann,

Dass Giftgas ziemlich lang hält an.

So die Moral aus dem Bericht.

„Glaub Fröschen stets, sie lügen nicht“!

----

Keine Kommentare:

Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.