Sonntag, 27. Februar 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 4 – 18

ie Mäuse

wurden langsam klug.

Sie hatten noch immer nicht genug.

Jetzt gingen sie gemeinsam vor.

Unten, dicht am Heppenmoor

War Quakerich auf Mückenjagd.

Die Mäuse, gänzlich unverzagt,

Schlichen sich durchs Binsenrohr,

Bis in seine Nähe vor.

Maus Wurzel, mit ganz vorn dabei,

Sprach zu Quakerich „verzeih,

Bist du nicht, ach sag mir schnell,

Jener Schweizer namens Tell,

Der einem tapf‘ren jungen Mann

`Ne Flieg vom Kopfe schießen kann“?

Lork Quakerich, auf Fliegen aus

Erwiderte sofort der Maus:

„Ja, der bin ich, hast du eine“?

Die Maus darauf, „ja eine kleine“,

Die setzte sie sich mit Humor,

Keck auf ihr spitzes Mause-Ohr.

Der Frosch sprach stolz: „Ich zeig es dir“

Und schleuderte die Zung‘ nach ihr.

Die Fliege war sofort hinüber.

„Ich hab noch eine zweite über“,

Piepste die Maus mit Hinterlist,

„Die noch viel leckerer und größer ist,

Als die andere es war“.

Der Frosch, nicht ahnend die Gefahr,

Bemühte seine Schleuderzunge

Zum zweiten Mal mit schnellem Schwunge.

Als diese aus dem Froschmaul schoss,

Biss Wurzel, Eichelnagers Spross,

Mit spitzem Zahn sich darin fest.

Lork Quakerich dacht an Protest

Doch seine Zunge konnt‘ die Worte

Nicht formen weil der Maus-Konsorte,

Sie immer noch im Maule hatte.

Nach kurzer, einsilbiger Debatte,

Schnitt Wurzel, was nicht grad gesund,

Dem Frosch sie ab, aus seinem Mund.

Quakerich, dieweil er dumm,

Und prahlerisch gewesen,

War seit jener Stunde stumm

Und ist nie mehr genesen.

Auch fing er keine Fliegen mehr.

So ist recht bald verhungert er.

Im Krieg schien alles nun erlaubt.

Geplündert wurde und geraubt.

Gebrandschatzt gar und marodiert,

Stibitzt, beschlagnahmt, usurpiert,

Gestohlen, veruntreut und gerafft,

Gefleddert, gemopst und weggeschafft.

Geklaut, entrissen, eingesackt,

Organisiert, verschleppt und abgewrackt,

Entwendet oder abgestaubt.

Tatsächlich alles schien erlaubt.

Vergewaltigt wurde auch,

Wie es in jedem Krieg ist Brauch,

Und zwar auf beiden Seiten.

Ja es waren schlimme Zeiten.

So war’s im Kriege immer schon.

Die Frösche hatten mehr davon.

Die Mäuse wurden immer dreister.

Die Frösche fanden ihre Meister.

Der Wattfrosch von der Waterkant,

Biss ins Gras ganz ungeplant.

Zwei Mäuse, ohne Wenn und Aber,

Mit einer Lanze, Marke Faber,

Ritzten ihm den Schallsack ein.

Er konnte nicht mal „aua“ schrei‘n.

Die Luft zum Quaken , ei der Daus,

Strömte aus dem Sack heraus.

Es zischte nur schlicht monoton.

Die Stimme war jetzt ohne Ton.

Doch das war nun auch egal,

Er brauchte nicht mehr das Fanal

Denn es ging, und zwar im Nu,

Das wusste er, aufs Ende zu.

Als er starb wirkte er traurich.

Er dacht an Schlicktau, nah bei Aurich,

Wo er als Jüngling einst im Mai,

Am Banter Siel im Nordsee-Watt,

Zum ersten Mal gebadet hat.

Doch das ist nun ja auch vorbei

Dachte er mit Recht und Fug,

Bei seinem letzten Atemzug.

Obwohl bereits Spätnachmittag,

Das Schlachtfeld noch im Kampflärm lag.

Mitten drin im Kriegsgeschehen,

Sah man Ridibunda stehen.

Mit einem Otterbackenknochen,

Wollt er die Mäuse unterjochen.

Doch die mit Schwert und Dolch und Pfeil,

Suchten ihrerseits ihr Heil

Rasend vor Wut im Nahkampf jetzt.

Es wurde gemetzelt und gehetzt.

Schwerverletzte überall.

Waffenklirren, Kampfkrawall,

Fluchen, Zetern, Schreien, Stöhnen,

Und Blut; ein Bild zum Abgewöhnen.

Das Schlachtfeld konnt‘ die Leichenmassen

Der gefallenen Helden kaum noch fassen.

„Los Männer“, schrie ein General,

„Es ist besser allemal,

Mit dem Schwerte in der Hand,

Zu sterben für das Vaterland,

Als dem Feind den Rücken zuzukehren.

Kämpft, den Gegner zu verheeren.

Wehrt euch mannhaft, seid nicht feige.

Gleich geht der Arbeitstag zur Neige.

Was ihr heute könnt besorgen,

Das verschiebt nicht erst auf morgen“.

Dem Schreihals wurde beigebracht

Wie man, was er wollte, macht.

„Vielen Dank Herr Offizier,

Das war fürwahr ein guter Rat“!

Schrie ein Soldat und mit Pläsier,

Folgte seinem Wort die Tat.

Der General nie mehr wie eben,

Auch nicht in der größten Not,

Konnte einen Ratschlag geben,

Denn dazu war er nun zu tot.

Die Krieger mit Brachialgewalt

Sind aufeinander nun geprallt.

Maus Nagefix, auf ihrem Ross,

Zur Attacke sich entschloss.

Sie griff den wack‘ren Breckeckecks

Von seitwärts an. Der im Reflex,

Als die Lanze schwirrend kam,

Den Schild noch schnell nach oben nahm.

Doch die Wucht war derart groß,

Dass durch den Schild hindurch der Stoß,

Den Reiter aus dem Sattel warf.

Der Knappe wollt noch helfen zwar,

Da hat die Lanze ihn gestreift.

Sein Herr nicht mehr zu retten war.

Der ward zu Tod vom Ross geschleift.

Die Maus hingegen sattelfest,

Hatte Spaß am Kriegsschlachtfest.

Vom hohen Ross schrie der Filou

All seinen Kameraden zu:

„Attacke, alle Mann nach vorn.

Die Schlacht ist für uns nicht verlor’n.

Die Frösche werden langsam weich;

Drängt sie zurück in ihren Teich“.

Und weiter brüllte er verroht,

„Jagt sie, stecht sie, spießt sie tot“.

Die Frösche hielten zwar dagegen,

Doch die Mäuse höchst verwegen,

Kämpften wie Gott Zeus’ens Ahnen,

Vor langer Zeit mit den Titanen.

Der Kriegsberichter hat notiert,

Auf dass es überliefert wird.

Sein Satz, aus objektiver Sicht,

Steht dick noch heut im Kriegsbericht.

Die Worte sind zwar schon verblichen,

Doch deutlich, zweimal unterstrichen,

Steht was dereinst festgehalten

Von Homer und all den andern alten

Zweifelsohne höchst seriösen,

Attisch antiken Dichtergrößen.

Der Satz vom Delta bis zum Ny,

Bezieht s ausschließlich sich auf sie.

In unsre Sprache übersetzt,

Liest es sich wie folgt in etwa jetzt:

Des Kronos Schlacht Titanomachie,

Kampf der Titanen nach Rubens

Die jener hatte zu bestehen,

Damals, ist objektiv gesehen,

Gegen die Batrachomyomachie,

Ein reines Kinderspiel gewesen

So steht noch heute es zu lesen.

Seh‘n wir die Bilder von der Schlacht

Uns näher an heut‘ mit Bedacht,

Erkennt man, dass weder gelogen

Im Satze wurd‘, noch überzogen.

Doch schnell zurück zu beiden Heeren.

Die Frösche, der Mäus sich zu erwehren,

Stiegen, was sollten sie auch tun,

Zur Abwehr auf die Bäume nun.

Von dort, die besten Bogenschützen,

Sollten das Fußvolk unterstützen.

Doch da, so steht’s im Kriegsbericht,

Dämmerte es, sodass die Sicht

Ward den Schützen jäh genommen.

So ist anders es gekommen,

Als die Frösche es geplant.

Da das Ziel wurd nur erahnt,

Trafen die Pfeile, welch ein Schaden,

Auf der Flucht, die Kameraden.

Tausende starben aus Versehen.

Da griff Zeus ein ins Geschehen.

Exakt genau auf die Sekunde,

Nur eben früher eine Stunde

Als nach altem Ritual,

Im Griechenreich es war normal.

So tauchte er die Welt in Nacht

Und beendete die Schlacht.

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wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.