Samstag, 26. Februar 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 4 – 17


chlingwurz

grinste göttertreu

Als Hermes leise ihm ins Ohr

Flüsterte was zu tun war, vor.

Dann maskierte er sich fix als Leu.

Mit Löwenmaske hat versteckt,

Er die Mäus im Schilf erschreckt.

Zu Tausenden sind sie geflohen,

Vor dem grünen Leu, dem rohen.

Schlingwurz setzte ihnen nach

Und trieb sie all ins Ungemach.

Die Feinde und zwar massenhaft,

Gerieten in Gefangenschaft.

Von den Fröschen scharf bewacht,

Wurden ins Lager sie gebracht.

Dort hat man die stärksten auserkoren,

Zu kämpfen als Gladiatoren.

Wer im Zweikampf Frosch und Maus

Der Sieger war, durfte nach Haus.

Weil die Verpflegung schlecht im Lager,

Hungerten gar sehr die Nager

Und als sie dann später kämpfen mussten,

Sie sich kaum zu wehren wussten.

An Auszehrung, sprich Kachexie,

Litten im Lager alle sie.

Und ohne Mampf,

Kein Sieg im Kampf,

Der alte Spruch gar fürchterlich

Hat hundertfach bestätigt sich.

Wenn eine aber doch gewann,

Musst‘ sie ein zweites Mal noch ran.

Nicht eine Maus ist heimgekommen.

Im Kampf sind alle umgekommen.

Hermes, der noch auf Erden weilte,

Derweil zum nächsten Kriegsfrosch eilte.

Dem gab er flüsternd einen Rat.

Den setzte der gleich um zur Tat.

Im Schafspelz schlich Frosch Moriam

Kurz darauf zu einer Maus.

Als die ihn zu begrüßen kam,

Zog er den Dolch heraus,

Den er in seiner rechten Hand

Trug unterm Schafspelz-Tarn-Gewand.

Damit stach er zweimal zu.

Da drang ein lang gedehntes „Uuuhh“

Röchelnd aus dem Feind heraus.

Und dann starb sie schon die Maus.

Der dreiste Kriegsfrosch aus der Näh‘,

Im Schafspelz machte dazu „määh“.

Hundert Mäus auf diese Tour,

Ohne eigene Blessur,

Hat Moriam danach in der Schlacht,

Ganz mühelos noch umgebracht.

Ein andrer Frosch, der Kvakat hieß,

Am See auf eine Wühlmaus stieß.

Der Frosch und zwar mit voller Wucht

Bewarf die Maus zum Tötungszweck,

Mit Händen voll, von Schlamm und Dreck,

Worauf dem Feind blieb nur die Flucht.

Zeter mordio schreiend riss sie aus,

Die verdammte, feige Maus.

Bevor sie verschwand in ihrem Loch,

Beleidigte sie Kvakat noch,

Indem das gepelzte graue Vieh

Das Folgende im Hasse schrie:

„Du schleimiger Sumpf-und Dreckpatz du,

Taugst nicht einmal für Froschragout.

Und außerdem bist Du strohdumm

Und obendrein fehlt dir der Mumm,

In mein Loch zu folgen mir.

Komm herein dann zeig ich’s dir“.

Das hätte sie besser nicht getan,

Denn der Frosch im Rachewahn,

Sinnierte nach. Nach kurzer Zeit,

Hatte die Lösung er bereit.

Um zu greifen sich den Knaben,

Grub der Frosch fix einen Graben.

Direkt vom Teich, das war nicht schwer,

Bezog er dann das Wasser her.

Entweder würde sie ersaufen,

Oder er würd‘ sie sich kaufen,

So dacht Kvakat, noch immer sauer

Und legte heimlich sich auf Lauer.

Still saß er an der Hintertür.

Er wusste ganz genau wofür.

Als sie dann aus dem Loche kam,

Es schnell ein Ende mit ihr nahm.

Er stieß ihr, schräg von hinten her,

Mitten ins Herz den Binsenspeer.

Nie wieder, soviel ist bekannt,

Hat jemand Dreckpatz ihn genannt.

Frosch Kwacksig, der gern Fliegen aß,

Schoss aus dem dichten Schilf heraus,

Weil schlecht war schon sein Augenmaß,

Einer Maus das Auge aus.

„Oh“, gab er ihr drauf zu verstehen,

„Verzeih, das war wohl ein Versehen,

Ich wollt mir nur die Fliege schließen

Die auf deinem Pelze saß.

Ich wollt dir nicht den Tag verdrießen.

Weil meine Brille ich vergaß,

So ist das bei mir manchmal eben,

Geht ein Zungenkuss daneben“.

Die Maus darauf in ihrer Wut,

Hat verflucht den Tunichtgut.

Sie hat ihn zornig angeschielt

Und gefaucht: „Gleich hast du ausgespielt.

Ich hab ein Aug zwar jetzt nur noch,

Und auf der andern Seit‘ ein Loch,

Doch dich, wart ab, du spürst es gleich,

Schlag ich zu Brei und windelweich.

Da hat Frosch Quacksig umgekehrt,

Sie eines Besseren belehrt.

Er gab ihr einen Backenstreich.

Sie wurd‘ erst wach in Hades Reich.

Im Astralleib eingehüllt,

Die Seele ihren Zweck erfüllt,

Und sühnt seit jener Stunde dort,

Die Sünden ab für immerfort.

Der leere Körper, nun als Leiche,

Verfault derweil im Teiche,

In welchen er ganz offenbar,

Nach Quacksig’s Schlag gefallen war.

Ja, als Frösch und Mäus sich stritten,

Waren ziemlich rau die Sitten.

Gut, dass dereinst der Kriegsberichter,

Aristoquakes, ein grüner Versedichter,

Hat alles genau aufgeschrieben.

So ist erhalten uns geblieben,

Authentisch überliefert als Kopie

Die Batrachomyomachie,

Jenes Werk von Heldentaten,

Das weltweit unter Literaten,

Obgleich es ist nicht sehr bekannt,

Stets vor der Bibel wird genannt.

Wahrlich, das Machwerk ist ein Segen

Für alle Völker hier auf Erden

Und jene die noch kommen werden.

Die Ilias ist reiner Schund dagegen.

Jede Einzelheit bebildert,

Bis zur letzten Kleinigkeit

Hat Aristoquakes darin geschildert

Und festgehalten seinerzeit.

Bei jeder Keilerei,

Ging er ins Detail.

Und er nennt sogar die Namen,

Von Fröschen welche Rache nahmen,

An der bösen Wasserschlange,

Von der einst König Pausback bange,

Samt Krümeldieb auf seinem Rücken,

Sich tauchend wollt verdrücken.

Kräx und Kräck und Kuloklunk.

Die bauten eine Schlangenfalle.

Eichelbiss , ein Maus-Halunk‘

Gut im Futter und schön dralle,

Obwohl es ihm nicht recht gefiel,

Diente als Köder fürs Reptil.

Es dauerte nicht allzulange,

Bis die elendigliche Schlange,

Dieses gottverfluchte Biest,

Hat sich selber aufgespießt.

Die Maus kam mit dem Schreck davon.

Man verlieh ihr `nen Kordon.

Als Kräx ihr dann das Ordensband

Um den Hals legte per Hand,

Machte er nicht lang Tamtam.

Ruckzuck zog er die Schlinge stramm.

Das hatte nun die Maus davon.

Die Leiche zierte der Kordon.

Wir sehen, Frösche sind nicht dumm!

Sie brachten manche Maus noch um.

Den Mäusejunker Würstelprasser

Lockte Quackerplatt ans Wasser

Und sprach: „Komm lass uns Frieden schließen“.

Er reichte freundlich ihm die Hand.

Die Maus, die Freundschaft zu begießen,

Folgte glücklich ihm zum Strand

Zu schöpfen einen kühlen Trunk.

Doch Quackerplatt, der feige Unk,

Zog sie mit sich gar listenreich,

Ganz hinein in seinen Teich

Drei Meter tief sind sie getaucht.

Dann war des Mausers Luft verbraucht.

Der Junker starb in Frosches Hand

In Gott Poseidons heil’gem Land.

Wie Delos auf dem Meersgrund

Befestigt ward. Von dieser Stund‘

War auch die Maus im Wasser-Reiche

Verankert und blieb dort als Leiche.

Erst kürzlich, im nassen Totenbett,

Fand ein Taucher ihr Skelett.

Das wird, so haben wir erfahren,

Nach all den vielen, vielen Jahren,

Die seither in die Lande zogen

Von den namhaftesten Archäologen,

Geborgen, konserviert und ausgestellt

Auf der Akropolis, wo man dann

Den Fahnenjunker sehen kann.

Denn die Griechen brauchen Geld!

Da kommt Würstelprasser grad gelegen,

Und er hat auch nichts dagegen.

Doch das erzählt nur nebenbei.

Weiter geht’s mit andern zwei.

Nach einer Generalstabskarte

Marschierten Haferschmaus und Nageschwarte,

Zwei Maus-Off‘ziere an die Front.

„Dort, gleich hinterm Horizont

Liegt das Schlachtfeld, ja famos,

Gleich sind wir da, gleich geht es los“,

Erklärte der eine klug dem andern.

Und er fügte noch hinzu,

„Komm lass uns etwas schneller wandern,

Dann sind wir eher da, juchuh“.

Später, beim Kartenlesen und studieren,

Sollten beide sie krepieren.

Als man las im Lageplan

Schlich sich der Krieger Quarre an.

Seine Lanze, Nageschwart war platt,

Traf ihn ins Herz, durchs Schulterblatt.

Die Maus starb. Auf ihrem Lageplan,

Notierte Quarre wo und wann.

Genauso ging‘s auch Haferschmaus.

Um achtzehn Uhr war‘s mit ihm aus.

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wird fortgesetzt

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Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.