Machwerk R.W. Aristoquakes
Teil 4 – 17
grinste göttertreu
Als Hermes leise ihm ins Ohr
Flüsterte was zu tun war, vor.
Dann maskierte er sich fix als Leu.
Mit Löwenmaske hat versteckt,
Er die Mäus im Schilf erschreckt.
Zu Tausenden sind sie geflohen,
Vor dem grünen Leu, dem rohen.
Schlingwurz setzte ihnen nach
Und trieb sie all ins Ungemach.
Die Feinde und zwar massenhaft,
Gerieten in Gefangenschaft.
Von den Fröschen scharf bewacht,
Wurden ins Lager sie gebracht.
Dort hat man die stärksten auserkoren,
Zu kämpfen als Gladiatoren.
Wer im Zweikampf Frosch und Maus
Der Sieger war, durfte nach Haus.
Weil die Verpflegung schlecht im Lager,
Hungerten gar sehr die Nager
Und als sie dann später kämpfen mussten,
Sie sich kaum zu wehren wussten.
An Auszehrung, sprich Kachexie,
Litten im Lager alle sie.
Und ohne Mampf,
Kein Sieg im Kampf,
Der alte Spruch gar fürchterlich
Hat hundertfach bestätigt sich.
Wenn eine aber doch gewann,
Musst‘ sie ein zweites Mal noch ran.
Nicht eine Maus ist heimgekommen.
Im Kampf sind alle umgekommen.
Hermes, der noch auf Erden weilte,
Derweil zum nächsten Kriegsfrosch eilte.
Dem gab er flüsternd einen Rat.
Den setzte der gleich um zur Tat.
Im Schafspelz schlich Frosch Moriam
Kurz darauf zu einer Maus.
Als die ihn zu begrüßen kam,
Zog er den Dolch heraus,
Den er in seiner rechten Hand
Trug unterm Schafspelz-Tarn-Gewand.
Damit stach er zweimal zu.
Da drang ein lang gedehntes „Uuuhh“
Röchelnd aus dem Feind heraus.
Und dann starb sie schon die Maus.
Der dreiste Kriegsfrosch aus der Näh‘,
Im Schafspelz machte dazu „määh“.
Hundert Mäus auf diese Tour,
Ohne eigene Blessur,
Hat Moriam danach in der Schlacht,
Ganz mühelos noch umgebracht.
Ein andrer Frosch, der Kvakat hieß,
Am See auf eine Wühlmaus stieß.
Der Frosch und zwar mit voller Wucht
Bewarf die Maus zum Tötungszweck,
Mit Händen voll, von Schlamm und Dreck,
Worauf dem Feind blieb nur die Flucht.
Zeter mordio schreiend riss sie aus,
Die verdammte, feige Maus.
Bevor sie verschwand in ihrem Loch,
Beleidigte sie Kvakat noch,
Indem das gepelzte graue Vieh
Das Folgende im Hasse schrie:
„Du schleimiger Sumpf-und Dreckpatz du,
Taugst nicht einmal für Froschragout.
Und außerdem bist Du strohdumm
Und obendrein fehlt dir der Mumm,
In mein Loch zu folgen mir.
Komm herein dann zeig ich’s dir“.
Das hätte sie besser nicht getan,
Denn der Frosch im Rachewahn,
Sinnierte nach. Nach kurzer Zeit,
Hatte die Lösung er bereit.
Um zu greifen sich den Knaben,
Grub der Frosch fix einen Graben.
Direkt vom Teich, das war nicht schwer,
Bezog er dann das Wasser her.
Entweder würde sie ersaufen,
Oder er würd‘ sie sich kaufen,
So dacht Kvakat, noch immer sauer
Und legte heimlich sich auf Lauer.
Still saß er an der Hintertür.
Er wusste ganz genau wofür.
Als sie dann aus dem Loche kam,
Es schnell ein Ende mit ihr nahm.
Er stieß ihr, schräg von hinten her,
Mitten ins Herz den Binsenspeer.
Nie wieder, soviel ist bekannt,
Hat jemand Dreckpatz ihn genannt.
Frosch Kwacksig, der gern Fliegen aß,
Schoss aus dem dichten Schilf heraus,
Weil schlecht war schon sein Augenmaß,
Einer Maus das Auge aus.
„Oh“, gab er ihr drauf zu verstehen,
„Verzeih, das war wohl ein Versehen,
Ich wollt mir nur die Fliege schließen
Die auf deinem Pelze saß.
Ich wollt dir nicht den Tag verdrießen.
Weil meine Brille ich vergaß,
So ist das bei mir manchmal eben,
Geht ein Zungenkuss daneben“.
Die Maus darauf in ihrer Wut,
Hat verflucht den Tunichtgut.
Sie hat ihn zornig angeschielt
Und gefaucht: „Gleich hast du ausgespielt.
Ich hab ein Aug zwar jetzt nur noch,
Und auf der andern Seit‘ ein Loch,
Doch dich, wart ab, du spürst es gleich,
Schlag ich zu Brei und windelweich.
Da hat Frosch Quacksig umgekehrt,
Sie eines Besseren belehrt.
Er gab ihr einen Backenstreich.
Sie wurd‘ erst wach in Hades Reich.
Im Astralleib eingehüllt,
Die Seele ihren Zweck erfüllt,
Und sühnt seit jener Stunde dort,
Die Sünden ab für immerfort.
Der leere Körper, nun als Leiche,
Verfault derweil im Teiche,
In welchen er ganz offenbar,
Nach Quacksig’s Schlag gefallen war.
Ja, als Frösch und Mäus sich stritten,
Waren ziemlich rau die Sitten.
Gut, dass dereinst der Kriegsberichter,
Aristoquakes, ein grüner Versedichter,
Hat alles genau aufgeschrieben.
So ist erhalten uns geblieben,
Authentisch überliefert als Kopie
Die Batrachomyomachie,
Jenes Werk von Heldentaten,
Das weltweit unter Literaten,
Obgleich es ist nicht sehr bekannt,
Stets vor der Bibel wird genannt.
Wahrlich, das Machwerk ist ein Segen
Für alle Völker hier auf Erden
Und jene die noch kommen werden.
Die Ilias ist reiner Schund dagegen.
Jede Einzelheit bebildert,
Bis zur letzten Kleinigkeit
Hat Aristoquakes darin geschildert
Und festgehalten seinerzeit.
Bei jeder Keilerei,
Ging er ins Detail.
Und er nennt sogar die Namen,
Von Fröschen welche Rache nahmen,
An der bösen Wasserschlange,
Von der einst König Pausback bange,
Samt Krümeldieb auf seinem Rücken,
Sich tauchend wollt verdrücken.
Kräx und Kräck und Kuloklunk.
Die bauten eine Schlangenfalle.
Eichelbiss , ein Maus-Halunk‘
Gut im Futter und schön dralle,
Obwohl es ihm nicht recht gefiel,
Diente als Köder fürs Reptil.
Es dauerte nicht allzulange,
Bis die elendigliche Schlange,
Dieses gottverfluchte Biest,
Hat sich selber aufgespießt.
Die Maus kam mit dem Schreck davon.
Man verlieh ihr `nen Kordon.
Als Kräx ihr dann das Ordensband
Um den Hals legte per Hand,
Machte er nicht lang Tamtam.
Ruckzuck zog er die Schlinge stramm.
Das hatte nun die Maus davon.
Die Leiche zierte der Kordon.
Wir sehen, Frösche sind nicht dumm!
Sie brachten manche Maus noch um.
Den Mäusejunker Würstelprasser
Lockte Quackerplatt ans Wasser
Und sprach: „Komm lass uns Frieden schließen“.
Er reichte freundlich ihm die Hand.
Die Maus, die Freundschaft zu begießen,
Folgte glücklich ihm zum Strand
Zu schöpfen einen kühlen Trunk.
Doch Quackerplatt, der feige Unk,
Zog sie mit sich gar listenreich,
Ganz hinein in seinen Teich
Drei Meter tief sind sie getaucht.
Dann war des Mausers Luft verbraucht.
Der Junker starb in Frosches Hand
In Gott Poseidons heil’gem Land.
Wie Delos auf dem Meersgrund
Befestigt ward. Von dieser Stund‘
War auch die Maus im Wasser-Reiche
Verankert und blieb dort als Leiche.
Erst kürzlich, im nassen Totenbett,
Fand ein Taucher ihr Skelett.
Das wird, so haben wir erfahren,
Nach all den vielen, vielen Jahren,
Die seither in die Lande zogen
Von den namhaftesten Archäologen,
Geborgen, konserviert und ausgestellt
Auf der Akropolis, wo man dann
Den Fahnenjunker sehen kann.
Denn die Griechen brauchen Geld!
Da kommt Würstelprasser grad gelegen,
Und er hat auch nichts dagegen.
Doch das erzählt nur nebenbei.
Weiter geht’s mit andern zwei.
Nach einer Generalstabskarte
Marschierten Haferschmaus und Nageschwarte,
Zwei Maus-Off‘ziere an die Front.
„Dort, gleich hinterm Horizont
Liegt das Schlachtfeld, ja famos,
Gleich sind wir da, gleich geht es los“,
Erklärte der eine klug dem andern.
Und er fügte noch hinzu,
„Komm lass uns etwas schneller wandern,
Dann sind wir eher da, juchuh“.
Später, beim Kartenlesen und studieren,
Sollten beide sie krepieren.
Als man las im Lageplan
Schlich sich der Krieger Quarre an.
Seine Lanze, Nageschwart war platt,
Traf ihn ins Herz, durchs Schulterblatt.
Die Maus starb. Auf ihrem Lageplan,
Notierte Quarre wo und wann.
Genauso ging‘s auch Haferschmaus.
Um achtzehn Uhr war‘s mit ihm aus.
----
wird fortgesetzt
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen