Freitag, 18. Februar 2011

Machwerk R.W. Aristoquakes

Teil 4 – 11

ndessen

auf der andren Seite!!!

Nach kurzem mörderischem Streite,

Zog der tapfere Klunkerleklunk

Heimwärts. Mäusestrunk am Mäusestrunk,

Hing an seinem Lanzen-Schaft.

Gar viele hatte er hingerafft.

Die Schwänze trug er als Beweis

Zum Feldmarschall, der seinen Fleiß

Im Felde und sein tapf’res Morden,

Belohnen würd‘ mit einem Orden.

Mit andern Worten ausgedrückt:

Nach Auszeichnung war der Frosch verrückt.

Was Buntes musste dazu her,

Denn mit `nem Orden ist man wer.

Solch ein Blechstern, ganz enorm,

Hebt den Wert der Uniform.

Ein Kreuz aus Eisen und Email;

Schon lange war er darauf geil.

Die Tapferkeitsmedaille

Wollte die Kanaille.

Denn nur wer so ist dekoriert,

Sich bei der Heimkehr nicht blamiert.

Ein Frosch mit Orden und Plaketten,

Kann sich vor Damen kaum erretten.

Lametta vor der Brust zu tragen,

Und ein Stern am Halsbandkragen,

Ist für Froschkrieger die rechte Zier.

Auch stirbt viel leichter sich‘s mit ihr.

Als mit den Schwänzen in der Hand,

Er vor dem Feldmarschall dann stand,

Sprach der: „Mein Sohn, es tut mir leid,

Die Orden sind sehr knapp zurzeit“,

Und er fügte sogleich an.

„Erst sind die Offiziere dran.

Die sind, um etwas zu erreichen,

Scharf, wie du, auf Ehrenzeichen.

Ich bitte dich, mir’s zu verzeihen.

Ich hab nichts mehr, dir’s zu verleihen.

Nur eine Kiste ist noch voll.

Ich weiß nicht was ich damit soll.

Obwohl begehrt in Friedenszeiten,

Kann niemand Freude ich bereiten;

Niemand, nicht mal die vom Adel,

Wollten ihn, mitsamt der Nadel.

Nicht einen bin ich losgeworden,

Von den Lebensrettungsorden.

Weil keinen Orden er bekam,

Der Spieß ihn kurz beiseite nahm.

„Gib mir dein Soldbuch“, sprach er leis.

„Ich trage ein dir, als Beweis,

Die Zahl der Mäus, die du erschlagen.

Wenn irgendjemand sollt es wagen,

Dich zu hänseln, weil der Orden

Als Nachweis fehlt zu deinen Morden,

Entgegen jeder Anzugordnungsnorm

An deiner Kriegsdienst-Uniform

Dann zeig ihm dieses Dokument.

Als Spieß im ersten Regiment,

Verspreche ich dir, das nächste Mal,

Bekommst Du den Orden deiner Wahl.

Die Lieferung kommt übermorgen.

Ich werd‘ den schönsten dir besorgen.

Wir haben vielerlei Varianten.

Sogar mit Schwertern und Brillanten.

So wie ich mir diesen hab genommen“,

Und er reckte selbstbewusst,

Dabei stolz nach vorn die Brust,

„Kannst du, wenn du willst, bekommen.

Dazu die neue Nahkampfspange.

Die gibt es noch nicht all zu lange.

Wer so viel Mäuse als Soldat,

Wie Du heute, erledigt hat,

Verdient weiß Gott, dass man ihn ehrt.

Der ist sogar das Großkreuz wert,

Das an der Front von Zeit zu Zeit,

Der Generalfeldmarschall verleiht“.

„Ich gönn dir“ fuhr er fort, „den Prunk“,

Doch nun machs gut Klunkerleklunk.

Du wirst gebraucht am Hellespont.

Ich wünsch viel Glück dir an der Front“.

Indessen hüpfte kreuz und quer,

Paul Quapp im Schlachtfelde umher.

Bei den toten Kameraden,

Ohne jemanden zu schaden,

Bediente er sich. Mit den Orden,

Die er den Toten abgenommen,

Ist er später weit gekommen.

Paul Quapp ist Feldmarschall geworden.


Ein andrer bracht es gar noch weiter.

Doch auch der war nicht gescheiter.

Er, dem ein ganzes Volk gehuldigt

Hatte, hat sich grad entschuldigt

Dafür, dass mit fremden Federn sich

Er schmücken wollte wissentlich.

Doch ist es schnöde in der Tat,

Was jener sich geleistet hat

Und peinlich ist es allemal,

Für einen Adeligen der

Befehligt unser Militär,

Wenn nicht gar ein Politskandal.


(So die Moral, hier kurz notiert,

Damit ein jeder es kapiert;

Mehr zu scheinen als zu sein,

Bringt zwar Anerkennung ein,

Und mancher, weil er selbst kein As,

Bracht‘ es auf diese Tour zu was.

Doch Hochmut kommt stets vor dem Fall! )


So ging es auch dem Feldmarchschall,

Wir nehmen dieses hier vorweg.

Er lag am Abend schon im Dreck,

Weil eine ordensgeile Maus,

Sich ihn als Gegner suchte aus.

Paul Quapp ist dabei umgekommen.

Die Orden hat Mysus mitgenommen,

Die mit einem Keulenhieb aufs Maul

Im Kampf erledigt hatte Paul.

Zur gleichen Zeit, an andrem Ort,

Ein General beim Froschrapport.

Breitmaulfrosch Quakus von der Laich

Der Befehlshaber am Teich,

Über die Einsatzgruppe Heer

Der königlichen Frosch-Reichswehr,

Mit dem Marschallstabe in der Hand,

Und reich mit Orden dekoriert,

Musternd vor seiner Truppe stand.

“Männer“, sprach er, „hört gut her,

Auf dass die Schlacht ihr nicht verliert,

Macht euch klar zur Gegenwehr.

Gleich ist die Mittagsruh vorbei.

Pünktlich danach, zwölf Uhr drei,

Das soll ich euch vom König sagen,

Beginnen wir zurückzuschlagen“.

Die Truppe stand in langer Reih.

Vor ihr stolzierte er vorbei,

Zu ermuntern die Soldaten,

Redegewandt zu Heldentaten.

„Gleich beginnt die Offensive,

Dann reiben wir im Sturmschrittlauf,

Die zweite Mäusearmee auf,

Welche lagert hinterm Hang.

Also Männer, seid nicht bang.

Wenn sie kommen aus der Tiefe

Und oben auf dem Kamm erscheinen

Bewerfen mit Dreck wir sie und Steinen,

Dass sie vor Schreck erstarrt nur pfeifen

Und ängstlich all die Flucht ergreifen.

Sollten wider Erwarten ein paar doch,

Sich herunterwagen weiter noch,

Dann packen wir sie unverfroren

Bei ihren grau gepelzten Ohren

Und zerren sie, störrischen Eseln gleich,

Ins Wasser. Dort in unserm Teich

Tauchen wir sie unter dann,

Bis sie tot sind irgendwann.

Auf mein Kommando geht es los.

Die zweite Mausarmee ist groß,

Also strengt euch alle an

Und steht im Kampfe euern Mann“!

Nach diesem Wort, der General,

Zog sich zurück erst noch einmal.

Später ist er ganz verschwunden.

Er verkrümelte sich im Stabe.

Erst in den letzten Abendstunden,

Als vorbei war längst die Schlacht,

Stolz, mit Wichtigtuergabe,

Tauchte er auf, in alter Pracht.

Dann war es so weit! Punkt zwölf Uhr drei

Begann die schlimmste Keilerei

Seit der Alexanderschlacht.

Von Mittag bis zur halben Nacht,

Wüteten die Truppen jetzt,

Bis nur noch wenige zuletzt,

Von den beiden Heeresscharen,

Übrig und lebendig waren.

Wie in Troja einst die Heere

Stritten um die Stadt am Meere,

Stürmten nun in wilder Wut,

Die Frösche vor mit Todesmut.

Sie kesselten die Mäuse ein.

Die waren am End mit dem Latein,

So schien es einen Augenblick.

Doch dann, mit einem klugen Trick,

Nachdem ihr Anführer laut schrie,

Wagten einen Ausbruch sie.

Meridipax, auf seinem Ross,

Zum Gegenangriff sich entschloss.

Wütend in wilder Galoppade,

Fuhr er dem Feind in die Parade

Und das ganze Mäuseheer,

Stürmte tapfer hinterher.

Entschlossen, wie noch nie zuvor,

Stürmten sie durch den Korridor,

Der des Mäusekönigs Land

Mit dem des Froschherrschers verband.

Die Musikkorps auf beiden Seiten,

Intonierten Musikstücke zum Streiten.

Die Mäus‘ mit Trommel und Posaune,

Sorgten im Feld für Kampfeslaune.

Die Frösche, mit Fidel- und Klarinettenklang,

Begleiteten den Marschgesang,

Der grünen Recken, wie es Mode.

Landser um Landser kam zu Tode.

Lautstark wurd‘ des Todesstöhnen

Der Männer, die im Kampe fielen,

Überdeckt nun von Posaunentönen

Die man die Musiker ließ spielen,

Denn mit Musik wird viel erreicht.

Da kämpft sich‘s unbeschwert und leicht.

Militärmusik, das gilt als Fakt,

Sorgt nicht nur für den Salventakt,

Sie hält die Truppe stets in Schwung

Und spielt auch zur Beerdigung.

Doch nicht immer wird der Krieg,

Bestimmt nur durch die Marschmusik,

Viel öfter wird die Kampfmoral

Bestimmt durch Dinge, die aus Stahl

Gefertigt sind und in der Schlacht,

Werden an den Feind gebracht.

Selbst Ratty, der seit vielen Jahren

Soldat schon war und kampferfahren,

Bekam das am eignen Leib zu spüren.

Als er mit Draufgänger-Allüren,

Den andern voraus, nach vorne ging,

Erwischte ihn aus Stahl ein Ding,

Welches Hoppfrogger der feige Lurch,

Urplötzlich stieß durch ihn hindurch.

Die Maus, die einer Ratte glich,

Litt unter Schmerzen, fürchterlich,

Denn die scharfe Klingenschneide

Schnitt ihr entzwei die Eingeweide.

Das ging ihr ziemlich an die Nieren.

„Vorbei ist es mit dem Marschieren“,

Dachte der tapfere Maussoldat

Bei seinem letzten Atemzug,

Wonach er einen Furz noch tat,

Dann hatte er vom Krieg genug.

Das Schicksal welches ihn ereilt,

Hat mancher noch mit ihm geteilt.

Mit einer Fischräte vom Hecht,

Die er in seinem Teiche fand,

Focht Frosch Langbein kriegsgerecht.

Mit sicherem Tritt und festem Stand,

Trieb er aus dem grauen Heer,

Einen Gegner vor sich her.

Doch jener ließ, anstatt zu raufen,

Den Frosch gar dreist ins Leere laufen.

Er duckte sich und machte kehrt

Und blieb deshalb unversehrt.

Der Todesstoß ging fehl, zum Glücke

Traf die Gräte eine Mücke,

Und durchbohrte deren Brust.

Der Vogel, mit starken Blutverlust,

Schrie jammernd zwar, „ich bin neutral“.

Dem wilden Frosch war das egal.

Langbein hat die Mücke dreist,

Als Zwischenmahlzeit schnell verspeist.

Die musste es ertragen.

Sie starb in seinem Magen

Denn auch Frösche müssen leben.

"Wer um die Schlacht macht keinen Bogen

und gibt nich auf sich acht,

Wird schnell in sie hineingezogen",

Hat schmatzend Langbein froh gedacht.

"So ist es nun mal im Kriege, eben".

Während Frosch Langbein noch im Gras

Rast hielt und die Mücke aß,

Traf Batrachites Fliegentöter,

Ein tapferer Soldaten-Kröter,

Am Schlachtfeldrand ein Mäusepaar.

Im Hinterhalt, ganz offenbar,

Lagen sie dort in der Hecke.

Er brachte beide um die Ecke.

Wutentbrannt hat Stich um Stich,

Der beiden er entledigt sich.

Als dann sein Zorn ward abgebaut

Und er nochmal hat hingeschaut,

Wurd es dem dreisten Krieger klar,

Dass beim Schmusen war das Paar.

„Selber schuld“, dacht er im Zorn,

„Was müssen die ohn‘ sich zu zieren,

Während der Schlacht, hier kopulieren.

Dann nahm er die nächsten zwei aufs Korn.

Als diese die Gefahr erkannten,

Beide um ihr Leben rannten.

Sie hatten Glück und sind entkommen.

Im Schilfgrase, noch halb benommen,

Sannen sie danach auf Rache.

„Büßen wird er uns die Sache“,

Sprach die eine zu der andern.

„Weiß du noch, damals in Flandern...",

Und im dichten Gras versteckt,

Hat man den Mordplan ausgeheckt.

Sie wussten es, wie jedes Kind,

Dass Frösche scharf auf Frischfleisch sind.

Drum fingen beide sich `ne Fliege.

„List ist angebracht im Kriege“,

Lachten sie und spießten im Ganzen,

Die Fliegen lebendig auf die Lanzen.

-----

Wird fortgesetzt

Keine Kommentare:

Zur Einstimmung

Bei dem hier unter dem Pseudonym R.W. Aristoquakes virtuell zur Veröffentlichung gebrachten, mehr als einhundertfünfzigtausend Doppelverszeilen umfassenden und mit über 15.000 Zeichnungen versehenen Epos handelt es sich um die umfangreichste Nacherzählung des Homer zugeschriebenen Kriegsberichtes, die jemals niedergeschrieben wurde und nach Auffassung des Autors, um das wichtigste literarische Werk der Neuzeit überhaupt.

Unter dem oben abgedruckten Titel veröffentlicht der noch unbekannte Schriftsteller an dieser Stelle in den nächsten fünf Jahren sein als Fortsetzungeerzählung entstandenes Mammutmachwerk über den antiken Tierkrieg und dessen Folgen für die Menschheit.

Das über zweitausend Jahre alte homerische Epillion, das im Original nur etwa 300 Verszeilen umfasst, wurde von R.W. A., der zehn Jahre lang daran gearbeitet hat, zu einem Mammutwerk aufgebläht, das die Batrachomyomachia mit der Ilias und der Bibel verbindet.

Diese Verknüpfung der drei wichtigsten Werke der abendländischen Literatur, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind, dient dem Autor dazu, seine religionsgeschichtliche These zu untermauern, in der er den Frosch als Ursprungsgottheit darstellt und behauptet, dass die Götter der Neuzeit nichts anderes sind als die konsequente Weiterentwicklung der ägyptischen Froschgötter.